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Viserons Blog
vor 2 Jahren - 18.01.2022
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Die Macht der Vorstellungskraft oder wenn Glaube Berge versetzt

Ich knüpfe mit diesem Blog an einen Kommentar an, den ich kürzlich zu einem Duft verfasst habe. Es werden sich Dinge doppeln, aber ich wollte noch einige Aspekte erwähnen, die nicht zur Rezension gepasst hättenn.

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Januar. Deutscher Winter. Regen - Kälte - Schnee, irgendwas dazwischen. Grauer Himmel. Dunkelheit, den ganzen Tag. Meine Stimmung? Am Tiefpunkt. Meine Motivation? Nicht vorhanden. Meine Neujahrsvorsätze? Krachend gescheitert. Ein seltsamer Einstieg in einen Kommentar, nicht?

Wer kennt Sie nicht, die gute alte Winderdepression. Ich kann meinen Kalender danach stellen. Mich erwischt sie im Grunde jedes Jahr nach den Feiertagen. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich freue mich immer sehr auf Weihnachten. Zeit mit der Familie verbringen, Leute zu beschenken, Geschenke zu bekommen, mal die Seele baumeln lassen, Essen genießen. Doch diese Zeit ist leider nach einem Wimpernschlag schon wieder vorbei. Dann kommt Silvester. Die nächste Feier. Aber auch die ist schneller vorbei, als sie gekommen ist. Und dann kommt der Winterblues. Meistens spätestens in der ersten Januarwoche. Die Feierlichkeiten vorbei, Neujahrsvorsätze festgehalten, New Year New Me - oder so ähnlich. Keine Angst, ich bekomme den Bogen zum Thema Parfüm noch - hoffentlich.

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Montag, 6:30 Uhr. Der Handywecker klingelt. Das Wochenende viel zu kurz und trotzdem habe ich wenig erlebt. Die Arbeit ruft. Ich merke, wie gut ich es doch habe, da ich nur ein paar Meter in mein Büro brauche. Also drehe ich mich noch ein paar Mal im warmen und gemütlichen Bett um. Meine Augen fallen noch einmal zu, nur um dann nach 10 Minuten Snooze wieder erneut mit einem Schreck aufgerissen zu werden. Ich nehme alle Kraft zusammen, schlüpfe in meine Schlappen, werfe mir den Bademantel über und bewege mich bei Arktistemperaturen durch den Flur und verschwinde im Badezimmer. Nach einer heißen Dusche, die mich allerdings auch nicht so wirklich aufgeweckt hat, gibt es einen großen Kaffee. Hauptsache Koffein, irgendwie muss ich ja aktiv werden.

Mein Büro ist wahlweise das Wohnzimmer, die Küche, das Schlafzimmer, you name it. Wie viele Menschen arbeite ich aktuell zu Hause, im Home Office. Ich kann dieses Wort nicht mehr hören. Home Office. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Menschen scheinbar zu Hause produktiver arbeiten können, als im Büro. Laut Umfragewerten bevorzugt ein Großteil das Home Office - ich gehöre jedenfalls nicht dazu. Es ist ab und zu sicherlich ein Segen, von zu Hause arbeiten zu können, aber ich muss hin und wieder raus aus meinen 4 Wänden. Mir fehlt die menschliche Interaktion. Videocalls, Small Talk und ein kurzes Hallo über den Firmenchat reichen da nicht aus. Ich fühle mich energielos und ausgelaugt. Die ToDo-Liste wird nicht kürzer, aber einen produktiven Arbeitsworkflow bekomme ich heute nicht hin. Zu sehr hänge ich in meinen Gedanken fest - mir fällt es schwer, mich zu konzentrieren.

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Winterdepression. Alleine schon dieses Wort. Ich bin doch nicht krank. Oder? Doch, ich leide an krankhaften Licht- und Motivationsmangel. Stell dich nicht so an, höre ich meine innere Stimme immer wieder zu mir sagen. Anderen geht es deutlich schlechter. Auch irgendwie nicht tröstend. Die Gedanken kreisen ständig, Sorgen machen sich breit: Was mache ich aus meinem Leben? Bin ich glücklich? Was bedeutet glücklich sein eigentlich? Bin ich da, wo ich sein möchte? Um dieses Gedankenkarussell zu unterbrechen und mich wieder in das Hier und Jetzt zurückzuholen, habe ich angefangen, mich mit dem Thema Meditation zu beschäftigen. Ich muss gestehen, ich hatte Vorurteile. Meditation klingt so sehr nach esoterischem Firlefanz. Im Grunde handelt es sich aber eigentlich nur um eine Achtsamkeitsübung. Bedeutet: Eine Übung, um im Moment gegenwärtig zu sein. Alle Gedanken, Sorgen und Ängste, Traurigkeit, schlechte Stimmung und sonstige Dinge einfach ohne sie zu bewerten wahrzunehmen und gehen zu lassen. Das Problem dabei ist allerdings: es ist am Anfang verflucht schwer. Hat man einmal gelernt, sich in Gedankenkreisläufen zu verrennen, dann ist es sehr schwer, das Gehirn „umzuerziehen“. Ich versuche mir morgens vor der Arbeit 10 - 15 Minuten zu nehmen, um meine Gedanken durch Meditation zu sortieren. Manchmal klappt das sehr gut, manchmal ist es schwierig.

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Montag, 12:30 Uhr. Die ersten Routine-Meetings sind abgeschlossen, es gibt heute viel zu tun. Das hilft mir, in den Produktivmodus überzugehen. Ich merke, wie mein Geist anfängt, aktiv zu werden und ich aus diesem „Morgenloch“ so langsam herauskomme. Ab und zu scheint ein bisschen Sonne durch mein Fenster und ich merke, wie meine Laune sich hebt. Mein Kalender sieht heute sehr voll aus, ich muss viel vorbereiten. Plötzlich klingelt es - das muss der Paketbote sein. Freude macht sich breit.

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Es ist faszinierend, wozu unser Gehirn und unsere Vorstellungskraft im Stande ist. Der Glaube versetzt Berge ist nicht nur ein altes Sprichwort - nein, es steckt viel mehr dahinter. Stichwort Neuroplastizität. Da ich jetzt keinen Medizinblog schreiben möchte, versuche ich das Thema kurz zu halten. Allerdings ist diese Erkenntnis für mich ein Game Changer. Der Begriff Neuroplastizität beschreibt die Fähigkeit des Gehirns, Neuronen anatomisch und auch funktionell zu regenerieren und neue synaptische Verbindungen herzustellen. Im Klartext bedeutet das: Durch die richtigen Umstände und Übungen sind wir in der Lage, strukturelle und nachweisbare Veränderungen in unserem Gehirn vorzunehmen. Dadurch können wir antrainierte Denkmuster aufbrechen und neue Verbindungen ermöglichen. Das heißt: es können nicht nur mentale Veränderungen stattfinden, sondern diese sind auch organisch am Gehirn nachvollziehbar. Ich finde dieses Thema extrem spannend, denn es löst uns von einer gewissen Abhängigkeit. Meditation hilft dabei, diese Fähigkeit der Neuroplastizität unseres Gehirns in Anspruch zu nehmen und zu trainieren. Regelmäßige Meditation sorgt dafür, dass gewisse Hirnareale stimuliert werden, die wir im Alltag kaum benutzen und dadurch „verkommen“. Da ich aber nun nicht zu ausschweifend werden möchte, kürze ich das Thema hier ab und empfehle allen Interessierten, sich in das Thema einzulesen. Es gibt diverse lesenswerte Studien.

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Montag, 13:00 Uhr. In meiner Pause widme ich mich meinem Paket. Ein Duft natürlich, was auch sonst. Ich habe mir einen Duft erworben, den ich schon lange in meiner Sammlung begrüßen wollte. Und jetzt versuche ich den Bogen zum Thema Duft zu bekommen.

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Mir haben es in letzter Zeit - nicht zuletzt bedingt durch mein Interesse an der Achtsamkeit und Meditation - Düfte mit einem beruhigenden, meditativen Charakter angetan. Ich muss im Home Office aufpassen, was für einen Duft ich trage, da dieser einen in den eigenen vier Wänden ziemlich schnell auf die Nerven gehen kann. Entdeckt habe ich in diesem Zusammenhang Tee-Düfte für mich.

Jetzt kommt mein Paket ins Spiel, denn ich habe mir nach langem Zögern den ImaginationImagination zugelegt. Dieser Duft ist mir in der letzten Zeit unfassbar ans Herz gewachsen und begleitet mich aktuell fast täglich. Der Duft entspannt meinen Geist, lässt mich durchatmen und erzeugt in mir ein Gefühl der Zufriedenheit. Dabei nervt er mich niemals. Spritzige Zitrusfrüchte beleben zunächst und sorgen für ein Kribbeln in der Nase, ehe dann nach einigen Minuten eine tolle Schwarzteenote zu riechen ist, die mich leicht an ein Wellness-Spa erinnert. Im Gegensatz zum Wulong Cha, der für mich aufgrund seiner Natürlichkeit nicht wirklich alltagstauglich ist und eher als Raumduft für mich funktioniert, nimmt dieser Spa-Charakter aber zum Glück nicht Überhand, sondern gibt dem Duft einfach einen meditativen Touch. Ich finde daher den Namen „Imagination“ dabei sehr passend gewählt. Für eine weitere Duftbeschreibung möchte ich diesen Blog nicht nutzen, aber eins sei gesagt: Ich bin wahnsinnig begeistert von dem Duft und habe selten etwas so angenehmes gerochen.

Ein weiterer Duft, den ich für mich entdeckt habe und als äußerst meditativ empfinde ist der Black OudBlack Oud. Auch dieser Duft entspannt mich, aber nicht auf eine Spa Art und Weise. Hierbei stehen Hölzer im Vordergrund, die aber so mit den anderen Noten verlaufen, dass das Gesamtgefüge einfach extrem angenehm ist.

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Montag, 17:00 Uhr. Es ist dunkel, er Tag neigt sich dem Ende. Nach dem Arbeitstag gehe ich in die Küche und brühe mir einen grünen Tee auf. Ich blicke aus dem Fenster und nehme einen äußerst angenehmen Geruch war, der mich in positiven Gedanken versinken lässt. Imagination ist mein Wohlfühlduft schlechthin. Die schlechten Gedanken und Sorgen lösen sich auf, ich kann loslassen. Dabei wird mir klar, dass es völlig okay ist, auch mal niedergeschlagen zu sein. Der Duft zaubert ein Lächeln in mir hervor, spendet Trost und erinnert mich daran, dass am Ende doch alles ganz okay ist.

Und zuletzt die Frage: Wie geht es euch? Kennt ihr das mit der Winterdepression und wirkt das vielleicht auch auf eure Duftempfindung aus? Welche Düfte empfindet ihr als "meditativ" oder beruhigend? Bin sehr gespannt.

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