03.05.2017 - 05:08 Uhr
Kellner
30 Rezensionen
Kellner
Hilfreiche Rezension
9
Separates the women from the girls
Sie war schon ein wenig aufgeregt. Heute traf sie sich mit ihrem Onkel zum Shoppen. In ein paar Wochen würde er heiraten. Dafür brauchte sie ein Kleid. Als sie sich vor einigen Tagen am Telefon verabredet hatten, sagte er schon, was er sich vorstellt. Etwas Einfaches, etwas Figurbetontes, ein Etuikleid vielleicht, etwas worin Audrey Hepburn gut aussehen würde.
Jetzt waren sie schon eine Weile unterwegs. Zuerst in einem Café, zur Stärkung und um den Shopping-Schlachtplan festzulegen. Dann in einer Parfumerie. Jetzt standen sie in dieser großen Boutique, in der sie normalerweise nur mit ihren Freundinnen auftauchte. Er war auf dieser riesigen Verkaufsfläche der einzige Mann. Aber das war nicht unpassend. Er hatte sich ein paar Kleider über den Arm gelegt und stöberte die Kleiderständer mit einem Ernst durch, als würde er etwas für sich selbst aussuchen. Der Besuch in der Parfumerie war merkwürdig gewesen. Sie verstand nicht, was das sollte. Er besprühte Teststreifen mit Parfum, ließ sie mehrfach daran riechen. Sie kannte nichts von dem Zeug. Aber schließlich bat der die Bedienung um einen konkreten Duft. Und damit hat sie sich dann eingesprüht. In der ganzen Zeit haben sie sich Gedanken gemacht zu ihrem Kleid. Er wollte nicht, dass sie etwas kurzes anzieht, wie zum Abiball. "Jedes Mädchen, egal wie dünn es ist, hat in diesen kurzen Minikleidern dicke Schenkel. Diese Minis sind nicht sexy, sondern billig," hatte er gesagt. "Stell´ Dir vor, die Fotos von Deinem Abiball werden irgendwann Deine Kinder sehen. Möchtest Du dann billig aussehen? Sollen Dir die Fotos peinlich sein?" Mit solchen Sprüchen hatte sie nicht gerechnet. Da hätte sie auch gleich mit ihrer Mutter einkaufen können. "Schatzi," hatte er gesagt, "der Geschmack von kleinen Mädchen ist oft billig und sexy. Du bist auf dem Weg zur jungen Frau."
Jetzt stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich. Sie hatte kein Kleid an. Sie trug eine Hose. Bodenlang. So lang, dass sie hohe Pumps tragen musste, damit die Hose nicht am Boden schleift. Eine Marlene-Dietrich-Hose, sollte das sein. Was immer das ist. In dunkelblau. Und dazu eine dünne elfenbeinfarbene Bluse. Das hätte sie sich nie selbst aus dem Regal genommen. Aber sie war verblüfft. Und ein verblüfftes Spiegelbild schaute ihr entgegen. Sie sah so elegant aus. Und verführerisch. Ihr BH blitzte durch den dünnen Stoff der Bluse, nur ganz wenig. Die Hosenbeine waren weit geschnitten. Der leichte weiche dunkle Stoff schwang um ihre Beine. Mit den Schuhen und der Hose sah sie wesentlich langbeiniger aus. Das war nicht sexy, das war verführerisch. Sie bewegte sich vor dem Spiegel. Das sah so gut aus. Sie ging ein bisschen auf und ab. Sie bewegte sich wie ein Topmodell auf dem Laufsteg bei Heidi Klum. Und das wirkte authentisch, nicht gestelzt. Sie ging ein Stück vom Spiegel weg und drehte sich. Da traf sie die Erkenntnis wie ein Hammer. Dieses Helioirgendwaszeug kam ihr in die Nase. Das war der Unterschied.
Es ging nicht um Girliekram. Es geht nicht darum, sich mit Freundinnen in einem Drogeriemarkt mit süßer Vanille einzusprühen und zu kichern und dabei wie ein Vanillekipferl zu riechen. Sie ist erwachsen. Und sie entscheidet, welchen Weg sie gehen will, wer sie sein möchte. Der Weg fängt mit der Entscheidung an, welche Kleider sie tragen möchte. Und der Duft ist das Statement dazu, der Duft gehört untrennbar dazu.
Vielen Dank an die liebe Irini, die mir einige Proben zum Testen gab. Ich habe mir zuerst diese herausgepickt, weil mir der Name am wenigsten sagte. Heliotrop ist für mich ein Stein. Riechen Steine? Ich war neugierig. Mein erster Eindruck von Crown Heliotrop war, dass es sich um etwas hochwertiges und klassisches handelt. Der Duft ist pudrig und irgendwie krautig, er erinnert mich entfernt an Pflanzenstängel. Nach ein paar Minuten kommt Vanille durch. Und so bleibt es. Pudrig, Vanille, aber nicht süß. Dezent und sehr elegant. Dieser Duft ist eindeutig ein Damenduft. Und er unterscheidet Mädchen von Frauen. Der Duft ist recht einfach, unaufgeregt, es gibt keine große Entwicklung. Das ist aber das Schöne daran: er ist unprätentiös und stilvoll. Ich würde mir ein bisschen mehr Sillage und längere Haltbarkeit wünschen. Andererseits ist das vielleicht genau gewollt: eine selbstbewußte Frau schleift keine Duftwolke hinter sich her. Sie duftet nur für sich.
Mich hat der Duft ganz schnell an "Pour un homme de Caron" erinnert (an die zweite Hälfte, in der sich die Vanille entwickelt). Crown Heliotrope passt gut in unseren Alltag, ein Wohlfühlduft der nichts beweisen muss.
Wieder etwas dazu gelernt: die Pflanze Heliotrop kannte ich bisher nur unter dem Namen "peruanische Vanille".
Jetzt waren sie schon eine Weile unterwegs. Zuerst in einem Café, zur Stärkung und um den Shopping-Schlachtplan festzulegen. Dann in einer Parfumerie. Jetzt standen sie in dieser großen Boutique, in der sie normalerweise nur mit ihren Freundinnen auftauchte. Er war auf dieser riesigen Verkaufsfläche der einzige Mann. Aber das war nicht unpassend. Er hatte sich ein paar Kleider über den Arm gelegt und stöberte die Kleiderständer mit einem Ernst durch, als würde er etwas für sich selbst aussuchen. Der Besuch in der Parfumerie war merkwürdig gewesen. Sie verstand nicht, was das sollte. Er besprühte Teststreifen mit Parfum, ließ sie mehrfach daran riechen. Sie kannte nichts von dem Zeug. Aber schließlich bat der die Bedienung um einen konkreten Duft. Und damit hat sie sich dann eingesprüht. In der ganzen Zeit haben sie sich Gedanken gemacht zu ihrem Kleid. Er wollte nicht, dass sie etwas kurzes anzieht, wie zum Abiball. "Jedes Mädchen, egal wie dünn es ist, hat in diesen kurzen Minikleidern dicke Schenkel. Diese Minis sind nicht sexy, sondern billig," hatte er gesagt. "Stell´ Dir vor, die Fotos von Deinem Abiball werden irgendwann Deine Kinder sehen. Möchtest Du dann billig aussehen? Sollen Dir die Fotos peinlich sein?" Mit solchen Sprüchen hatte sie nicht gerechnet. Da hätte sie auch gleich mit ihrer Mutter einkaufen können. "Schatzi," hatte er gesagt, "der Geschmack von kleinen Mädchen ist oft billig und sexy. Du bist auf dem Weg zur jungen Frau."
Jetzt stand sie vor dem Spiegel und betrachtete sich. Sie hatte kein Kleid an. Sie trug eine Hose. Bodenlang. So lang, dass sie hohe Pumps tragen musste, damit die Hose nicht am Boden schleift. Eine Marlene-Dietrich-Hose, sollte das sein. Was immer das ist. In dunkelblau. Und dazu eine dünne elfenbeinfarbene Bluse. Das hätte sie sich nie selbst aus dem Regal genommen. Aber sie war verblüfft. Und ein verblüfftes Spiegelbild schaute ihr entgegen. Sie sah so elegant aus. Und verführerisch. Ihr BH blitzte durch den dünnen Stoff der Bluse, nur ganz wenig. Die Hosenbeine waren weit geschnitten. Der leichte weiche dunkle Stoff schwang um ihre Beine. Mit den Schuhen und der Hose sah sie wesentlich langbeiniger aus. Das war nicht sexy, das war verführerisch. Sie bewegte sich vor dem Spiegel. Das sah so gut aus. Sie ging ein bisschen auf und ab. Sie bewegte sich wie ein Topmodell auf dem Laufsteg bei Heidi Klum. Und das wirkte authentisch, nicht gestelzt. Sie ging ein Stück vom Spiegel weg und drehte sich. Da traf sie die Erkenntnis wie ein Hammer. Dieses Helioirgendwaszeug kam ihr in die Nase. Das war der Unterschied.
Es ging nicht um Girliekram. Es geht nicht darum, sich mit Freundinnen in einem Drogeriemarkt mit süßer Vanille einzusprühen und zu kichern und dabei wie ein Vanillekipferl zu riechen. Sie ist erwachsen. Und sie entscheidet, welchen Weg sie gehen will, wer sie sein möchte. Der Weg fängt mit der Entscheidung an, welche Kleider sie tragen möchte. Und der Duft ist das Statement dazu, der Duft gehört untrennbar dazu.
Vielen Dank an die liebe Irini, die mir einige Proben zum Testen gab. Ich habe mir zuerst diese herausgepickt, weil mir der Name am wenigsten sagte. Heliotrop ist für mich ein Stein. Riechen Steine? Ich war neugierig. Mein erster Eindruck von Crown Heliotrop war, dass es sich um etwas hochwertiges und klassisches handelt. Der Duft ist pudrig und irgendwie krautig, er erinnert mich entfernt an Pflanzenstängel. Nach ein paar Minuten kommt Vanille durch. Und so bleibt es. Pudrig, Vanille, aber nicht süß. Dezent und sehr elegant. Dieser Duft ist eindeutig ein Damenduft. Und er unterscheidet Mädchen von Frauen. Der Duft ist recht einfach, unaufgeregt, es gibt keine große Entwicklung. Das ist aber das Schöne daran: er ist unprätentiös und stilvoll. Ich würde mir ein bisschen mehr Sillage und längere Haltbarkeit wünschen. Andererseits ist das vielleicht genau gewollt: eine selbstbewußte Frau schleift keine Duftwolke hinter sich her. Sie duftet nur für sich.
Mich hat der Duft ganz schnell an "Pour un homme de Caron" erinnert (an die zweite Hälfte, in der sich die Vanille entwickelt). Crown Heliotrope passt gut in unseren Alltag, ein Wohlfühlduft der nichts beweisen muss.
Wieder etwas dazu gelernt: die Pflanze Heliotrop kannte ich bisher nur unter dem Namen "peruanische Vanille".
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