NuiWhakakore
Top Rezension
46
Ein ganz normaler Tag auf der Bright Star
Mein Name ist Bob Frugge und ich bin, zumindest nominell, der Kommandant der Bright Star. Wir haben hier eine flache Hierarchie, wie man so sagt. Ein Euphemismus für: es interessiert kein Schwein, was ich sage. Das Schwein heißt Lucius Weasley III. Mehr Mannschaft habe ich nicht und manchmal wäre ich froh, ich hätte gar keine. Er nennt sich Eight. Ich habe auch keine Ahnung warum. Für die Menschheit hoffe ich allerdings, dass es nie einen Lucius Weasley VIII geben wird. Das wäre für alle ein Gewinn.
Die Bright Star heiß eigentlich auch NGC 891, aber das klingt nicht. Wir sind seit 136 Tagen unterwegs im Kuipergürtel. Wir lenken die Flugbahn von geeigneten Objekten so um, dass sie nahe Saturn eingefangen und verwertet werden können. Asteroiden schubsen, nennt man das. Und das klingt spannender als es ist. Zumal mit so einem wie Eight als Kollegen.
Es riecht mal wieder nach Limette. Es ist also Dienstag. Wochentage spielen hier draußen natürlich keine Rolle. Es ist der Geruch, den der Reinigungsroboter verströmt, wenn er die Böden wischt. Hierfür wird jeden Wochentag ein anderes Mittel verwendet. Es hat wohl jemand gemeint, es würde Abwechslung in die Routine bringen. Blödsinnige Idee, nach 136 Tagen nervt es nur noch. Morgen ist der Sandelholztag, gestern waren Gewürze dran, am Samstag immer Patchouli. Natürlich alles synthetisch.
Ich schlurfe gerade über den mit Laminat belegten Boden zur Brücke. Das Laminat soll wohl auch die Stimmung heben. Ich glaube eher, es war die billigst Art, den Boden zu isolieren. Vielleicht bin ich heute aber auch nur mies drauf. Auf der Brücke zwänge ich mich in meinen Kunstledersessel und starre vor mich hin. Eight sitzt neben mir und starrt auch. Alles wie immer.
„Kursänderung in 10 Minuten. Manuelle Bestätigung erforderlich.“
Oh Mist, auch das noch. Das war Elvi, unser Bordcomputer. Eigentlich ElVI, für ELecronic Virual Inteligence. Wenn wir etwas weniger leiden können als uns gegenseitig, so ist es Elvi. Wir sind beider der Meinung, daß man das „i“ getrost streichen könnte.
„Du bis dran, Three“ sage ich zu Eight. Das bringt ihn zuverlässig auf 180.
„Kannst Du vergessen, ich war das letzte mal, BLOB!“ erwidert er.
An dieser Stelle möchte ich einwerfen, dass die Sportmöglichkeiten auf der Bright Star eingeschränkt sind und ich damit etwas von meinem Idealgewicht abgewichen bin, aber ich bin kein BLOB!
„Du pseudoadeliger Fatzke, deine Eltern sind Bauern auf Io!“ zische ich zurück.
„Terrraformer!“
Ein Hauch seines Aftershaves weht herüber, Lavendel, ich könnte kotzen. So geht das noch eine Weile, bis ein Lämpchen rot zu blinken anfängt. Elvi sagt wohl schon länger was, haben wir komplett überhört.
„Noch eine Minute bis Kursänderung. Manuelle Bestätigung erforderlich. Sollte keiner von euch Knallköpfen den roten Knopf drücken, werden wir auf lx5-671 zerschellen. Es wäre schön, wenn einer von euch sich mal etwas bewegt.“
Der rote Knopf ist eine Armlänge von mir entfernt. Von Eight aber auch.
„Du hast es gehört, nun mach schon“ sage ich.
„Ich habe das letzte mal und auch das mal zuvor!“
„Jetzt mach, das ist ein Befehl!“
„Pffft.“
„Noch 10 Sekunden bis zur erforderlichen Kursänderung. Danke für die Beachtung aller Sicherheitsmaßnahmen.
10...
9...
8...
7...“
Flache Hierarchien sind in der Raumfahrt eine ganz schlechte Idee, finde ich. Heute ist wieder so ein Tag.
---------------
Der Egypt startet dezent frisch mit etwas süßlicher Limette und deutlicheren Gewürzen, Kardamom vor Muskat, das ganze aber eher gedämpft und muffig. Dann kommt ein bisschen krautiges Lavendel und etwas Moos. Das macht es besser und vertreibt den Muff etwas. Die Gewürze sind im Vergleich zu den grünen Noten aber deutlich in der Oberhand. In der Basis dann cremiges Sandelholz (das finde ich noch das Beste am ganzen Duft) und Kunstleder. Patch ist mehr ein Spurenelement.
Der Eight & Bob hat mit Ägypten in etwa so viel zu tun, wie mit dem Kuipergürtel. Aufgrund seiner konsequenten Synthetik vielleicht aber sogar eher mehr mit dem Kuipergürtel. Die Synthetik finde ich dabei prinzipiell gar nicht so schlimm, das kann man schon machen, auch wenn es nicht mein Fall ist. Nur ganz so deutlich merken sollte man es nicht. Es ist auch nicht eine Note, sondern alle. In jeder Phase des Dufts denke ich mir: nett, aber schon arg künstlich. Das machen andere deutlich besser. Der Preis steht für mich auch in keiner Relation zur Leistung. Ich würde ihn allerdings auch für 30 Euro beim Discounter nicht kaufen. Wer rein synthetischen Düften aufgeschlossen gegenüber steht, kann ihn vielleicht ganz anders empfinden.
Die Haltbarkeit ist auch nicht besonders, was in diesem Fall aber vielleicht sogar ein Vorteil ist.
Sollte die Bright Star auf dem Asteroiden zerschellen, ist es zumindest um die Reinigungsmittel nicht allzu schade.
Danke an Toppine, ich bleibe lieber bei Meister Proper!