07.05.2014 - 04:03 Uhr
Yatagan
396 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
29
Geisterwasser
Unkommentierte Düfte No. 33
Draußen regnet es in Strömen…
„Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd…“
(Johann Wolfgang von Goethe aus: Gesang der Geister über den Wassern)
Eau de Romarin ist ein Geisterwasser. Keiner kannte es bisher so richtig, auf amerikanischen Seiten wurde es zum ersten Mal 2012 erwähnt, hier auf Parfumo tauchte es erst 2014 auf; es gibt bisher keine Kommentare oder verwertbaren Blogeinträge, ob es bei Galimard schon länger produziert und möglicherweise vor Ort bereits verkauft wurde, könnten nur Grasse-Reisende mit Sicherheit beantworten und das Cologne selbst, denn darum handelt es sich eigentlich, ist auch ein wenig durchscheinend, blass, schemenhaft und außerordentlich dezent: ein Geisterwasser.
Dennoch ist die Qualität aus meiner Sicht sehr gut, das Cologne originell und trotz seiner Dezenz wenig stromlinienförmig. Das gelingt nicht jedem Hersteller. Häufig führen derartige Versuche ja eher in die Sackgasse der Beliebigkeit.
Besonders schön finde ich hier, dass bei Eau de Romarin tatsächlich Rosmarin im Zentrum des Duftes steht und dieser Eindruck nicht durch zahlreiche, colognetypische zitrische Komponenten erdrückt wird, sondern schon nach kurzer Zeit das Rosmarin atmen und das hell Krautige wachsen kann.
Dabei entsteht nie der Eindruck eines dunkelgrünen Fougère-Duftes, auch zeigt sich, was einige bedauern werden, keine Piniennote, keine Harznote wie etwa in Pino Silvestre, einem anderen, sehr leichten grünen Wasser. Alles konzentriert sich auf einen Eindruck von hellen, durch eine Zitronennote weiter aufgehellte Kräuter. Die Sillage und Haltbarkeit ist entsprechend geisterhaft, einem Cologne entsprechend.
Auch bei Eau de Romarin finden sich alle Voraussetzungen für die Entwicklung zum Klassiker: allein die blasse, wenig markante Note könnte dafür sorgen, dass es allzu schnell übersehen und links liegen gelassen wird. Vielleicht ist diese Unentschiedenheit des Duftes auch der Grund für die Unentschiedenheit in Bezug auf seine Präsentation beim Hersteller Galimard, der den Duft zwar schon länger zu produzieren scheint, ihn aber erst seit kurzem stärker bewirbt. Zu diesem Verwirrspiel gehört auch die Beschreibung: Einerseits ist von einem Wasser „für die ganze Familie“ die Rede (was für einen Unisex-Duft sprechen würde), andererseits ist dieses Cologne unter den Herrendüften gelistet und wurde von mir daher auch für das Herrensegment vorgeschlagen. Man muss jedoch einräumen, dass sich dieser leichte Duft ebenso gut von Frauen tragen ließe, auch wenn der Ton, den der Duft anschlägt, die meisten Frauen wohl kaum begeistern können wird.
Bei meinen Kommentaren zu Galimard-Düften verweise ich gerne immer noch einmal auf diese Geschichte, diese Tradition, die, im Gegensatz zu vielen neueren Herstellern, die lediglich den Namen einer alten Marke wieder aufleben lassen, deren Duftkompositionen aber in aller Regel neuesten Datums sind, wirklich ungebrochen bis ins Jahr 1747 zurück reicht und Galimard damit zu einem der ältesten Dufthäuser der Welt macht. Wirklich älter sind eigentlich nur wenige Marken, so zum Beispiel Floris of London (1730) und Farina gegenüber (1709). Bei Farina war die Tradition allerdings jüngst ein paar Jahre unterbrochen und alle anderen Hersteller können sich ohnehin nicht auf eine so lange durchgängige Geschichte berufen - oder die belegbaren Hintergründe sind zumindest umstritten wie bei der legendären Officina Profumo Farmaceutica di Santa Maria Novella, die sich auf das Gründungsjahr 1612 bezieht.
Klar ist aber, dass es kaum eine Marke oder eine Manufaktur gibt, die es in Bezug auf die Länge der Tradition mit Galimard aufnehmen kann. Das allein schon sollte diesem Hersteller aus Grasse mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lassen als bisher. Hinzu kommt, dass die Preise bei einer Bestellung direkt beim Hersteller mehr als moderat sind. Da schlägt auch die etwas höhere Versandgebühr kaum noch zu Buche.
Auch der Flakon ist wunderschön schlicht, durchscheinend, geisterhaft, klar, klassisch. So mag ich es!
Besonders empfehlenswerte Herrendüfte der Marke sind aus meiner Sicht Monsieur Galimard, Lem (leider nur noch auf Anfrage erhältlich), Flibustier und Aigues Vives sowie der neuere „1“. Aber auch das Probenset kann ein guter Einstieg in die Düfte der Marke sein.
„Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!“
(Johann Wolfgang von Goethe aus: Gesang der Geister über den Wassern)
Schluss mit Geisterwassern. Die Galimard-Düfte haben mehr Liebhaber verdient!
Draußen regnet es noch immer. Noch stärker.
Draußen regnet es in Strömen…
„Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd…“
(Johann Wolfgang von Goethe aus: Gesang der Geister über den Wassern)
Eau de Romarin ist ein Geisterwasser. Keiner kannte es bisher so richtig, auf amerikanischen Seiten wurde es zum ersten Mal 2012 erwähnt, hier auf Parfumo tauchte es erst 2014 auf; es gibt bisher keine Kommentare oder verwertbaren Blogeinträge, ob es bei Galimard schon länger produziert und möglicherweise vor Ort bereits verkauft wurde, könnten nur Grasse-Reisende mit Sicherheit beantworten und das Cologne selbst, denn darum handelt es sich eigentlich, ist auch ein wenig durchscheinend, blass, schemenhaft und außerordentlich dezent: ein Geisterwasser.
Dennoch ist die Qualität aus meiner Sicht sehr gut, das Cologne originell und trotz seiner Dezenz wenig stromlinienförmig. Das gelingt nicht jedem Hersteller. Häufig führen derartige Versuche ja eher in die Sackgasse der Beliebigkeit.
Besonders schön finde ich hier, dass bei Eau de Romarin tatsächlich Rosmarin im Zentrum des Duftes steht und dieser Eindruck nicht durch zahlreiche, colognetypische zitrische Komponenten erdrückt wird, sondern schon nach kurzer Zeit das Rosmarin atmen und das hell Krautige wachsen kann.
Dabei entsteht nie der Eindruck eines dunkelgrünen Fougère-Duftes, auch zeigt sich, was einige bedauern werden, keine Piniennote, keine Harznote wie etwa in Pino Silvestre, einem anderen, sehr leichten grünen Wasser. Alles konzentriert sich auf einen Eindruck von hellen, durch eine Zitronennote weiter aufgehellte Kräuter. Die Sillage und Haltbarkeit ist entsprechend geisterhaft, einem Cologne entsprechend.
Auch bei Eau de Romarin finden sich alle Voraussetzungen für die Entwicklung zum Klassiker: allein die blasse, wenig markante Note könnte dafür sorgen, dass es allzu schnell übersehen und links liegen gelassen wird. Vielleicht ist diese Unentschiedenheit des Duftes auch der Grund für die Unentschiedenheit in Bezug auf seine Präsentation beim Hersteller Galimard, der den Duft zwar schon länger zu produzieren scheint, ihn aber erst seit kurzem stärker bewirbt. Zu diesem Verwirrspiel gehört auch die Beschreibung: Einerseits ist von einem Wasser „für die ganze Familie“ die Rede (was für einen Unisex-Duft sprechen würde), andererseits ist dieses Cologne unter den Herrendüften gelistet und wurde von mir daher auch für das Herrensegment vorgeschlagen. Man muss jedoch einräumen, dass sich dieser leichte Duft ebenso gut von Frauen tragen ließe, auch wenn der Ton, den der Duft anschlägt, die meisten Frauen wohl kaum begeistern können wird.
Bei meinen Kommentaren zu Galimard-Düften verweise ich gerne immer noch einmal auf diese Geschichte, diese Tradition, die, im Gegensatz zu vielen neueren Herstellern, die lediglich den Namen einer alten Marke wieder aufleben lassen, deren Duftkompositionen aber in aller Regel neuesten Datums sind, wirklich ungebrochen bis ins Jahr 1747 zurück reicht und Galimard damit zu einem der ältesten Dufthäuser der Welt macht. Wirklich älter sind eigentlich nur wenige Marken, so zum Beispiel Floris of London (1730) und Farina gegenüber (1709). Bei Farina war die Tradition allerdings jüngst ein paar Jahre unterbrochen und alle anderen Hersteller können sich ohnehin nicht auf eine so lange durchgängige Geschichte berufen - oder die belegbaren Hintergründe sind zumindest umstritten wie bei der legendären Officina Profumo Farmaceutica di Santa Maria Novella, die sich auf das Gründungsjahr 1612 bezieht.
Klar ist aber, dass es kaum eine Marke oder eine Manufaktur gibt, die es in Bezug auf die Länge der Tradition mit Galimard aufnehmen kann. Das allein schon sollte diesem Hersteller aus Grasse mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lassen als bisher. Hinzu kommt, dass die Preise bei einer Bestellung direkt beim Hersteller mehr als moderat sind. Da schlägt auch die etwas höhere Versandgebühr kaum noch zu Buche.
Auch der Flakon ist wunderschön schlicht, durchscheinend, geisterhaft, klar, klassisch. So mag ich es!
Besonders empfehlenswerte Herrendüfte der Marke sind aus meiner Sicht Monsieur Galimard, Lem (leider nur noch auf Anfrage erhältlich), Flibustier und Aigues Vives sowie der neuere „1“. Aber auch das Probenset kann ein guter Einstieg in die Düfte der Marke sein.
„Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!“
(Johann Wolfgang von Goethe aus: Gesang der Geister über den Wassern)
Schluss mit Geisterwassern. Die Galimard-Düfte haben mehr Liebhaber verdient!
Draußen regnet es noch immer. Noch stärker.
21 Antworten