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Top Rezension
Sonnenkind
Wir betreten eine erhabene Ebene hier, das Duftelysium der hohen Parfümerie, falls man der Eigenbeschreibung von Henry Jacques Glauben schenkt.
Preislich ist wohl schon so viel darüber geschrieben worden.
Glücklich diejenigen, die sich diese Meisterstücke leisten können.
Den anderen bleibt es, nur kräftig und geduldig dafür zu sparen.
Aber manchmal werden kleine Wunder wahr.
So vor kurzem.
Mit Herzrasen erblickte ich die liebevoll verpackte Probe und wagte es kaum, den kostbaren Duft aufzusprühen.
Dafür, lieber SchatzSucher, danke ich Dir herzlichst.
Nun, wie würde ich kleiner Simpel auf so ein Unikat reagieren?
Ganz untertänigst…
Zisch!
Oh, eine äußerst gehaltvolle und dennoch ausgeglichene Kopfnote.
Obwohl in der Herznote deklariert, begrüßt ein äußerst schön eingefangener Ylang-Ylang mit klaren Aldehyden.
Goldgelb die Schattierungen des Blumigen, alles voller Licht.
Etwas sonderbar ist der Einsatz der Grapefruit. Leicht säuerlich und frisch lenkt sie den Blick in den sonnigen Obstgarten und verabschiedet sich anschließend recht schnell, was zu begrüßen ist.
Denn nun riechen schöne Mirabellen um die Wette.
Dass mir ein fruchtig Floraler gefallen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Und das liegt daran, dass das Obst nicht vulgär synthetisch süßklebrig duftet. Ganz im Gegenteil, hier wehen die Früchte sanft ihr Aroma mit einer frischen Brise in die Nase.
Denn frisch ist der edle Obstgarten auch.
Mir kommen Bilder eines schönen Winzerguts in Rheinhessen oder in der Pfalz in den Sinn.
Umfriedet mit hellem Sandstein inmitten der Weinberge wird im geschützten Bereich Steinobst angebaut.
Barocke Bauten mit ockerfarbenen Fassaden und dunkelgrünen Fensterläden, die Fenster- und Türlaibungen aus rosanem Sandstein, fügen sich friedlich ins Bild.
Dunkelgrün ist auch das Veilchenblatt im Herzen. Endlich hochqualitativ und perfekt moduliert.
Kein Jota zu laut, keine metallgrüne Übersteuerung. Einfach passend als herbes Grün als Kontrapunkt zur golden gelben Stimmung.
Die frische des weißen Moschus zaubert genau jene Wetterlage damals, als ich Wein holen wollte in Rheinhessen.
Es war ein sonniger und dennoch von der Brise angenehmer, frischer Tag.
Der Winzer lächelte, er wolle mir noch ein schöne Überraschung kredenzen.
Doch ihm kam seine kleine Tochter zuvor, strahlte wie ein Sonnenkind nur strahlen kann, und hielt den schönsten Schatz in ihren Händen.
Ein Glas eingemachter Mirabellen, welche nur, und wirklich nur von ihrer Oma zu Gold verarbeitet werden konnten.
Ich durfte eine der Perlen kosten und war wieder kindlich überglücklich.
Der Papa aber schenkte mir von ebenjenen Perlen ein Schlückchen Likör ein.
Was soll ich sagen?
Nicht platt süß, dezent süßlich säuerlich und voller Sonne.
Einmalig und kostbar!
Und genau diese Stimmung habe ich in der ersten Hälfte des Duftverlaufs.
In der zweiten Hälfte übernehmen dann cremige Nuancen, nur ganz leicht vanilliert. Ein Hauch an Holz ist auch zu erahnen, aber nicht wirklich von Bedeutung, gibt aber dennoch den nötigen Halt.
Denn das Cremige wird zwar vom Ylang-Ylang recht blumig dicht, die wässrige Magnolie schafft aber die rettende Auflockerung, immer noch vom weißen Moschus unterstützt.
Hier bin ich erstaunt, mit welcher Präzision Henry Cremona - so heißt der Gründer und die Nase von Henry Jacques - warme und kühle Aspekte modulieren kann.
Auf der einen Seite speichert das Cremige die geballte Sonnenkraft des Ylang-Ylangs und der Mirabellen, auf der andren Seite kühlen das Veilchenblatt und der weiße Moschus.
Wetterkapriolen meisterhaft im Flakon eingefangen!
Warum alles in der Welt habe ich nun nicht die konsequente Höchstwertung vergeben?
Nun, ich hätte mir - und hier ist das Lamentieren dekadent auf ganz hohem Niveau - vielleicht einen dritten Teil des Duftes erhofft, einen Abschluss jener Stimmung beim Winzer.
So verbleibe ich, mächtig verzaubert, im Kreise jener herzensguten Familie und kann mich nicht verabschieden.
Aber vielleicht meint der Duft es ja auch nur gut mit mir.
Denn ganz sachte verabschiedet er sich dann doch, holzig und etwas ambriert. Aber das flüstert er, als wolle er die glückliche Stimmung nicht unterbrechen.
Preislich ist wohl schon so viel darüber geschrieben worden.
Glücklich diejenigen, die sich diese Meisterstücke leisten können.
Den anderen bleibt es, nur kräftig und geduldig dafür zu sparen.
Aber manchmal werden kleine Wunder wahr.
So vor kurzem.
Mit Herzrasen erblickte ich die liebevoll verpackte Probe und wagte es kaum, den kostbaren Duft aufzusprühen.
Dafür, lieber SchatzSucher, danke ich Dir herzlichst.
Nun, wie würde ich kleiner Simpel auf so ein Unikat reagieren?
Ganz untertänigst…
Zisch!
Oh, eine äußerst gehaltvolle und dennoch ausgeglichene Kopfnote.
Obwohl in der Herznote deklariert, begrüßt ein äußerst schön eingefangener Ylang-Ylang mit klaren Aldehyden.
Goldgelb die Schattierungen des Blumigen, alles voller Licht.
Etwas sonderbar ist der Einsatz der Grapefruit. Leicht säuerlich und frisch lenkt sie den Blick in den sonnigen Obstgarten und verabschiedet sich anschließend recht schnell, was zu begrüßen ist.
Denn nun riechen schöne Mirabellen um die Wette.
Dass mir ein fruchtig Floraler gefallen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Und das liegt daran, dass das Obst nicht vulgär synthetisch süßklebrig duftet. Ganz im Gegenteil, hier wehen die Früchte sanft ihr Aroma mit einer frischen Brise in die Nase.
Denn frisch ist der edle Obstgarten auch.
Mir kommen Bilder eines schönen Winzerguts in Rheinhessen oder in der Pfalz in den Sinn.
Umfriedet mit hellem Sandstein inmitten der Weinberge wird im geschützten Bereich Steinobst angebaut.
Barocke Bauten mit ockerfarbenen Fassaden und dunkelgrünen Fensterläden, die Fenster- und Türlaibungen aus rosanem Sandstein, fügen sich friedlich ins Bild.
Dunkelgrün ist auch das Veilchenblatt im Herzen. Endlich hochqualitativ und perfekt moduliert.
Kein Jota zu laut, keine metallgrüne Übersteuerung. Einfach passend als herbes Grün als Kontrapunkt zur golden gelben Stimmung.
Die frische des weißen Moschus zaubert genau jene Wetterlage damals, als ich Wein holen wollte in Rheinhessen.
Es war ein sonniger und dennoch von der Brise angenehmer, frischer Tag.
Der Winzer lächelte, er wolle mir noch ein schöne Überraschung kredenzen.
Doch ihm kam seine kleine Tochter zuvor, strahlte wie ein Sonnenkind nur strahlen kann, und hielt den schönsten Schatz in ihren Händen.
Ein Glas eingemachter Mirabellen, welche nur, und wirklich nur von ihrer Oma zu Gold verarbeitet werden konnten.
Ich durfte eine der Perlen kosten und war wieder kindlich überglücklich.
Der Papa aber schenkte mir von ebenjenen Perlen ein Schlückchen Likör ein.
Was soll ich sagen?
Nicht platt süß, dezent süßlich säuerlich und voller Sonne.
Einmalig und kostbar!
Und genau diese Stimmung habe ich in der ersten Hälfte des Duftverlaufs.
In der zweiten Hälfte übernehmen dann cremige Nuancen, nur ganz leicht vanilliert. Ein Hauch an Holz ist auch zu erahnen, aber nicht wirklich von Bedeutung, gibt aber dennoch den nötigen Halt.
Denn das Cremige wird zwar vom Ylang-Ylang recht blumig dicht, die wässrige Magnolie schafft aber die rettende Auflockerung, immer noch vom weißen Moschus unterstützt.
Hier bin ich erstaunt, mit welcher Präzision Henry Cremona - so heißt der Gründer und die Nase von Henry Jacques - warme und kühle Aspekte modulieren kann.
Auf der einen Seite speichert das Cremige die geballte Sonnenkraft des Ylang-Ylangs und der Mirabellen, auf der andren Seite kühlen das Veilchenblatt und der weiße Moschus.
Wetterkapriolen meisterhaft im Flakon eingefangen!
Warum alles in der Welt habe ich nun nicht die konsequente Höchstwertung vergeben?
Nun, ich hätte mir - und hier ist das Lamentieren dekadent auf ganz hohem Niveau - vielleicht einen dritten Teil des Duftes erhofft, einen Abschluss jener Stimmung beim Winzer.
So verbleibe ich, mächtig verzaubert, im Kreise jener herzensguten Familie und kann mich nicht verabschieden.
Aber vielleicht meint der Duft es ja auch nur gut mit mir.
Denn ganz sachte verabschiedet er sich dann doch, holzig und etwas ambriert. Aber das flüstert er, als wolle er die glückliche Stimmung nicht unterbrechen.
32 Antworten


Wieder sehr gerne gelesen bei dir !
🏆
ebenfalls öfter genossen.
Na ja, es bleibt in der Familie.
Beim Duft sind wir uns ja einig, blumig-fruchtig in sehr schön. Und was die Nichtvergabe der Höchstwertung betrifft, so war es bei mir dann das unspektakuläre Auftreten.
Aber es freut mich, daß der Duft bei Dir so gut angekommen ist. Haben muß man ja nicht alles was gefällt. Oft reicht auch ein Kennenlernen aus.
Darauf einen Mirabellenbrand 😀
Dank Dir ist es gelungen!
Und darauf wirklich mit einem schönen Tropfen samt Spritzer Miabellenlikör anstoßen!
Prösterchen! 🥂
Sehr gerne wieder gelesen.
Danke Dir! ☺️