Florin
31.05.2011 - 18:38 Uhr
42
Top Rezension
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Ich möchte Weltenbürger sein, überall zu Hause und überall unterwegs.*

Zunächst einmal danke ich Ergoproxy noch einmal herzlich für die Überlassung dieser Probe. Das war ein Volltreffer.

Wenn man sich auf der Homepage von Humiecki & Graef nach dem Bosque umschaut, bekommt man die Bilder zweier Menschen gezeigt. Beide nicht wunderschön, beide aber in keinem Falle hässlich. Und beide sind, bis auf die reizendsten Stellen (hier prangt weißes Bettleinen) splitterfasernackt, eben wie Gott (hier in Gestalt des Photographen) sie schuf.

Aber wie schöne, frische, blütenreine Bettwäsche riecht Bosque nicht. In dieser lieblichen Mischung versteckt sich ein wenig mehr:
Man hat den ganzen Tag schon am Strand verbracht. Hat sich freilich artig mit Sonnenmilch eingecremt. Irgendwann aber, am späteren Mittag, da wird es auch in der Sonne zu heiß, also zieht man sich mit seiner Liege unter den Sonnenschirm zurück, prüft skeptisch die eigene, noch kaum vorhandene Bräune und sieht ein wenig sehnsüchtig hinaus aufs Meer. Man hört die Wellen branden, man riecht die subtile Salznote in der Brise, die das Meer mit sich trägt. Schließlich setzt man sich auf seiner Liege auf, vergräbt noch ein wenig die Zehen im feinen Sand. Ein paar Seiten des mitgebrachten Buches werden noch gelesen, aber eher halbherzig. Bald reicht es auch, es zieht auf das Zimmer zurück. Ungeduscht, ein wenig sandig, verschwitzt und platt vom süßen Nichtstun wirft man sich auf das Bett, zappt noch ein wenig umher und döst schließlich ein, nur ein halbes Stündchen. Vielleicht ein ganzes.

Schließlich ergibt man sich doch der Notwendigkeit zu duschen, After Sun zu nutzen, sich ans Buffet und schließlich ins Nachtleben zu stürzen.

Ganz plötzlich, am nächsten Morgen, ganz fein und flüchtig nur, so wenig greifbar wie das Kätzchen am Napf mit Rahm, findet man plötzlich den Duft von Bosque. Nur dann, wenn die Sonne es schafft, einen wach zu kitzeln, wenn die Vorfreude auf frisch gepressten Orangensaft, süße Ananas uns saftige Wassermelone zum Frühstück einen viel früher als im Alltag aus dem Bett lockt, dann zeigt er sich. Dann vereinen sich der Geruch der noch frischen, weißen, gestärkten Bettwäsche, die Meeresluft, die Reste der Sonnenmilch und Schweiß, die man am Tag zuvor beim Dösen selbst mitbrachte, die flüchtigen Reste vom Parfum der Nacht zu dieser süßen, weichen, cremigen Melange, die in diesem Duft eingefangen wurde.

Ausgesprochen schön ist das, aber aufregend? Erotisch? Nein. Es sei denn, man entdeckt auf einmal ein noch nicht ganz vertrautes Gesicht im Lakengewühl neben sich. Ach ja...gestern am Abend, an der Strandbar, da hatte einen ja plötzlich der blondgelockte Surferbengel/die Yoga-Trainerin mit den langen, schwarzen Haaren gefragt, was für einen unverschämt schönen Duft man da eigentlich trägt. Oh, das Frühstück muss noch einen Moment warten...

*Erasmus von Rotterdam
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