14.09.2015 - 08:54 Uhr
SlyFox1985
26 Rezensionen
SlyFox1985
Hilfreiche Rezension
2
Mit der Lizenz zum Aufsprühen?
Um es vorwegzunehmen, ja. Gerade noch. Eben so. Aber beginnen wir von vorne...
...und damit, wie und warum ich diesen Duft überhaupt besitze. Ich besitze ihn nämlich schon länger - er stammt aus einer Zeit, in der ich wie viele (vielleicht die meisten) andere Käufer von Parfum in ein Geschäft gegangen bin, den Duft der Wahl auf einen Papierstreifen aufgesprüht und die Kopfnote bewertet habe. Meine Kaufentscheidung setzte sich damals zusammen aus: a) sympathische Kopfnote, b) schöner Flakon zu einer tollen Marke und c) einer Preisreduzierung. Irgendwann ist der Duft in der Schublade verschwunden, und mittlerweile hat sich mein Geschmack doch ziemlich weiterentwickelt. Ich kaufe lange nicht mehr alles, ich teste ausführlich, ich mache mir Gedanken, ich nehme Düfte mit der Nase "auseinander". Und dann fiel mir ein, ja, da war doch noch was! Ich habe mir die mäßigen Bewertungen im Forum angeschaut und wollte mir meine eigene Meinung bilden. Also habe ich das hübsche Fläschchen wieder aus dem Schrank geholt, und...
...getestet. Und meine erste Erkenntnis war: es gibt hier nicht viel zu testen. Und das ist keine Abwertung, sondern eine sachliche Aussage. Dieses Wässerchen ist nämlich, hier stimme ich dem ein oder anderen Vorredner zu, alles andere als komplex. Der Duftverlauf lässt sich dementsprechend kurz zusammenfassen: nach dem Aufsprühen ein nicht sonderlich natürlicher Bergamotte-Auftakt mit alkoholischen Anleihen...Herr Bond, wir trinken doch nicht etwa im Dienst? Leider merkt man recht deutlich, dass es sich nicht um die Qualität eines Designer- oder gar Nischenduftes handelt. Die Intensität des Parfums ist von Beginn an nicht berauschend, man muss schon recht kräftig auf die Agententube drücken, um eine akzeptable Sillage zu erzeugen. Und selbst dann hält diese auch nicht sonderlich lange durch. Die Bergamotte winkt uns nach etwa 5-10 Minuten zum Abschied und macht einem zugegeben recht aromatischen Sandelholz mit ganz leichten aquatischen Anleihen Platz. Leder nehme ich persönlich nicht wahr. Damit sind wir am Ende der Beschreibung, der Duft hält etwa drei Stunden auf der Haut bevor er einen sanften sandelholzigen Tod stirbt - James Bond hätte vermutlich nur müde gelächelt.
Und da ich sachlich bleiben möchte, nein, dieser Duft ist nicht schlecht! Er ist unkompliziert, auf seine Weise männlich, und angesichts der preiswerten Inhaltsstoffe günstig zu.... ähm pardon, stopp. Und hier kommen wir zum eigentlichen großen Pferdefuß der Gesamtpräsentation. Dieser Duft ist NICHT günstig, ganz im Gegenteil. Man hat das Pferd eindeutig vom Schwanz her aufgezäumt. Die Intention war in diesem Fall wohl nicht die: wir kreieren einen schönen Duft und verpassen ihm eine ansprechende Präsentation. Stattdessen wird man sich gesagt haben: wir haben die Marke James Bond 007. Ein Parfum unter dieser Marke vertrieben könnte uns gutes Geld einbringen, zumal wir bei einer derart großen Marke den Inhalt getrost vernachlässigen können. Die Wirtschaftsanalysten werden davon ausgegangen sein, dass eine Kaufentscheidung in diesem Fall eben nicht vorrangig durch den Duft herbeigeführt wird, sondern aufgrund der Marke. Welcher Mann wollte nicht als Kind schon mal ein bißchen Geheimagent sein? So ein bißchen Bond-Flair auf meiner Haut! Und der schöne Flakon in meinem Badezimmer! So ein bißchen 007 bin ich dann auch...und hey, das ist nachvollziehbar! Ich kann das auch nachvollziehen! Vom rein wirtschaftlichen Standpunkt hat man den Gewinn dadurch maximiert, dass man eine teure Marke teuer verkauft und den Inhalt möglichst preiswert hält...
...was mich aber daran am Ende ärgert ist, dass diese Präsentation ebender Marke James Bond einfach nicht gerecht wird. Man hätte hier ein richtig schönes, edles, männliches Dufterlebnis schaffen können. Ich stelle mir die Frische von englischer Minze im Auftakt vor, unterlegt mit herber Männlichkeit, vielleicht von Oud oder hochwertigem Moschus...ein galanter, männlicher Duft, veredelt durch einen schönen Flakon aus hochwertigen Materialien. Ja ich weiß, der Flakon ist hier durchaus nett, aber wenn ich näher hinschaue und das Ganze dann in Beziehung setze zu meiner Vorstellung eines James-Bond-Parfums, wird dieser Duft zum Spielzeug.
Ich habe gerade noch im Laufe meiner Schreibbemühungen abgewertet. Dem Duft selbst gebe ich gute runde 50%. Ein Allrounder, für dezente Männlichkeit, um einfach kurz mal gut zu riechen, passt er eigentlich in einen schlichten Drogerieflakon für 5-10 € und ist für die dortigen Einkäufer durchaus zu empfehlen. Die Präsentation und die Art und Weise, wie die traditionsreiche Marke James Bond 007 hier dem schnellen Geld zum Opfer gefallen ist, ärgert mich aber doch so, dass ich insgesamt auf 40% abwerte. In dem Fall mit Abzug für Etikettenschwindel. Apropos Abzug - wenn Herr Bond persönlich mitbekommen hätte, was man hier mit seinem guten Namen gemacht hat, hätte er jenen sicherlich auch zügig betätigt. Wer dabei sein Ziel geworden wäre, ist unserer Phantasie überlassen.
Fazit: Duft für Fans von 007, die gerne ein Parfum ihres Lieblings ins Badezimmer stellen möchten und den Wert der Marke über das Dufterlebnis stellen. In dem Fall: empfehlenswert. Kauf wegen des schönen Duftes: eher nicht, denn dafür ist er zu teuer. Wer einen kurzlebigen Allround-Duft mit dezenter Männlichkeit sucht, wird im Drogeriemarkt günstiger bekommen, was er haben möchte. Duft mit der Lizenz zum Aufsprühen? Ja. Gerade noch. Eben so.
...und damit, wie und warum ich diesen Duft überhaupt besitze. Ich besitze ihn nämlich schon länger - er stammt aus einer Zeit, in der ich wie viele (vielleicht die meisten) andere Käufer von Parfum in ein Geschäft gegangen bin, den Duft der Wahl auf einen Papierstreifen aufgesprüht und die Kopfnote bewertet habe. Meine Kaufentscheidung setzte sich damals zusammen aus: a) sympathische Kopfnote, b) schöner Flakon zu einer tollen Marke und c) einer Preisreduzierung. Irgendwann ist der Duft in der Schublade verschwunden, und mittlerweile hat sich mein Geschmack doch ziemlich weiterentwickelt. Ich kaufe lange nicht mehr alles, ich teste ausführlich, ich mache mir Gedanken, ich nehme Düfte mit der Nase "auseinander". Und dann fiel mir ein, ja, da war doch noch was! Ich habe mir die mäßigen Bewertungen im Forum angeschaut und wollte mir meine eigene Meinung bilden. Also habe ich das hübsche Fläschchen wieder aus dem Schrank geholt, und...
...getestet. Und meine erste Erkenntnis war: es gibt hier nicht viel zu testen. Und das ist keine Abwertung, sondern eine sachliche Aussage. Dieses Wässerchen ist nämlich, hier stimme ich dem ein oder anderen Vorredner zu, alles andere als komplex. Der Duftverlauf lässt sich dementsprechend kurz zusammenfassen: nach dem Aufsprühen ein nicht sonderlich natürlicher Bergamotte-Auftakt mit alkoholischen Anleihen...Herr Bond, wir trinken doch nicht etwa im Dienst? Leider merkt man recht deutlich, dass es sich nicht um die Qualität eines Designer- oder gar Nischenduftes handelt. Die Intensität des Parfums ist von Beginn an nicht berauschend, man muss schon recht kräftig auf die Agententube drücken, um eine akzeptable Sillage zu erzeugen. Und selbst dann hält diese auch nicht sonderlich lange durch. Die Bergamotte winkt uns nach etwa 5-10 Minuten zum Abschied und macht einem zugegeben recht aromatischen Sandelholz mit ganz leichten aquatischen Anleihen Platz. Leder nehme ich persönlich nicht wahr. Damit sind wir am Ende der Beschreibung, der Duft hält etwa drei Stunden auf der Haut bevor er einen sanften sandelholzigen Tod stirbt - James Bond hätte vermutlich nur müde gelächelt.
Und da ich sachlich bleiben möchte, nein, dieser Duft ist nicht schlecht! Er ist unkompliziert, auf seine Weise männlich, und angesichts der preiswerten Inhaltsstoffe günstig zu.... ähm pardon, stopp. Und hier kommen wir zum eigentlichen großen Pferdefuß der Gesamtpräsentation. Dieser Duft ist NICHT günstig, ganz im Gegenteil. Man hat das Pferd eindeutig vom Schwanz her aufgezäumt. Die Intention war in diesem Fall wohl nicht die: wir kreieren einen schönen Duft und verpassen ihm eine ansprechende Präsentation. Stattdessen wird man sich gesagt haben: wir haben die Marke James Bond 007. Ein Parfum unter dieser Marke vertrieben könnte uns gutes Geld einbringen, zumal wir bei einer derart großen Marke den Inhalt getrost vernachlässigen können. Die Wirtschaftsanalysten werden davon ausgegangen sein, dass eine Kaufentscheidung in diesem Fall eben nicht vorrangig durch den Duft herbeigeführt wird, sondern aufgrund der Marke. Welcher Mann wollte nicht als Kind schon mal ein bißchen Geheimagent sein? So ein bißchen Bond-Flair auf meiner Haut! Und der schöne Flakon in meinem Badezimmer! So ein bißchen 007 bin ich dann auch...und hey, das ist nachvollziehbar! Ich kann das auch nachvollziehen! Vom rein wirtschaftlichen Standpunkt hat man den Gewinn dadurch maximiert, dass man eine teure Marke teuer verkauft und den Inhalt möglichst preiswert hält...
...was mich aber daran am Ende ärgert ist, dass diese Präsentation ebender Marke James Bond einfach nicht gerecht wird. Man hätte hier ein richtig schönes, edles, männliches Dufterlebnis schaffen können. Ich stelle mir die Frische von englischer Minze im Auftakt vor, unterlegt mit herber Männlichkeit, vielleicht von Oud oder hochwertigem Moschus...ein galanter, männlicher Duft, veredelt durch einen schönen Flakon aus hochwertigen Materialien. Ja ich weiß, der Flakon ist hier durchaus nett, aber wenn ich näher hinschaue und das Ganze dann in Beziehung setze zu meiner Vorstellung eines James-Bond-Parfums, wird dieser Duft zum Spielzeug.
Ich habe gerade noch im Laufe meiner Schreibbemühungen abgewertet. Dem Duft selbst gebe ich gute runde 50%. Ein Allrounder, für dezente Männlichkeit, um einfach kurz mal gut zu riechen, passt er eigentlich in einen schlichten Drogerieflakon für 5-10 € und ist für die dortigen Einkäufer durchaus zu empfehlen. Die Präsentation und die Art und Weise, wie die traditionsreiche Marke James Bond 007 hier dem schnellen Geld zum Opfer gefallen ist, ärgert mich aber doch so, dass ich insgesamt auf 40% abwerte. In dem Fall mit Abzug für Etikettenschwindel. Apropos Abzug - wenn Herr Bond persönlich mitbekommen hätte, was man hier mit seinem guten Namen gemacht hat, hätte er jenen sicherlich auch zügig betätigt. Wer dabei sein Ziel geworden wäre, ist unserer Phantasie überlassen.
Fazit: Duft für Fans von 007, die gerne ein Parfum ihres Lieblings ins Badezimmer stellen möchten und den Wert der Marke über das Dufterlebnis stellen. In dem Fall: empfehlenswert. Kauf wegen des schönen Duftes: eher nicht, denn dafür ist er zu teuer. Wer einen kurzlebigen Allround-Duft mit dezenter Männlichkeit sucht, wird im Drogeriemarkt günstiger bekommen, was er haben möchte. Duft mit der Lizenz zum Aufsprühen? Ja. Gerade noch. Eben so.