28.04.2012 - 03:38 Uhr

MariellaMmmh
215 Rezensionen

MariellaMmmh
Top Rezension
26
Umgetopft und neu verwurzelt
Erinnert Ihr Euch an das kleine Mädchen aus Polen, von dem ich Euch erzählte? Nun, heute verrate ich Euch, wie die Geschichte weiter ging.
Wenige Jahre später bekam das nun etwas größere kleine Mädchen mit, dass die Eltern das Land verlassen wollten. Sie verstand nicht so recht warum. Denn sie war glücklich dort, wo sie war. Aus ihren Kinderaugen betrachtet lebte sie an dem schönsten Fleckchen Erde, das es gab. Mama und Papa hatten Arbeit. Sie lebten in einer Eigentumswohnung. Sogar ein Auto konnten die Eltern kaufen, und sogar eins, das täglich angesprungen ist.
Sie lebten umgeben von Freunden, die ihr wichtig waren. Das Leben war schön, und sie konnte sich nicht vorstellen, was besser sein könnte.
Nachts, wenn sie an sich schlafen sollte, schliech sie sich oft raus und lauschte den Gesprächen der Erwachsenen. Sie wusste, dass sie das nicht durfte, aber sie wollte erfahren, wie es weiter gehen sollte. Auf Nachfragen wie es in diesem Deutschland werden würde bekam sie nur abwehrende Antworten, und sie sah die Sorge und Furcht in den Augen ihrer Mutter, und das machte ihr Angst. Das Mädchen war traurig, denn sie wollte nicht alles hinter sich lassen. Sie würde ihre Freunde, ihre Schule und ihre Sachen vermissen. Denn, das hatte sie bei einem ihrer nächtlichen Lauschangriffe mitbekommen, sie müssten fast alles zurücklassen.
Am 21. Dezember im Jahr 1989 war es soweit. Das kleine Auto bis zum Dach vollbepackt, verließ das kleine Mädchen mit einem Stich im Herzen und Tränen im Gesicht ihre Heimat. Ihre Freunde weinten auch, und sie hatte Angst, sie nie wieder zu sehen.
Sie fuhren lange, ganz lange, und sie dachte schon, sie würden ans Ende der Welt fahren. Eine gefühlte Ewigkeit später schlief sie ein, und schloss ihre kleine Schwester schützend in die Arme.
Irgendwann wurde sie nachts wach. Sie hörte Stimmen, es war kalt. Sie waren an der Grenze. Das Auto war kaputt. Papa versuchte, es wieder in Gang zu bekommen, Mama weinte leise vor sich hin. Sie drükcte ihre kleine Schwester noch doller an sich, denn auch diese fing an, im Schlaf zu schluchzen.
Als sie morgens aufwachte, waren sie immer noch unterwegs. Alles war neblig. Mama und Papa strahlten sie angestrengt an. Sie kannte diesen Blick und wusste, dass sie wollten, dass sie keine Angst hatte. Sie lächelte ihre Eltern an, so wie sie es immer tat, denn sie wurde von Mama immer ihr "kleiner Sonnenschein" genannt. Sie fing an zu singen, und die Eltern schienen erleichtert.
Nun schaute sich das Mädchen etwas genauer um. Das ist also das so tolle Deutschland, wo alles besser ist. Hm. Sie konnte keinen großen Unterschied feststellen.
Irgendwann kamen sie an. Oma und Opa waren ihnen ein halbes Jahr zuvor vorausgefahren. Sie konnten deutsch, was das kleine Mädchen und ihre Familie noch nicht konnten. Das Mädchen fand die Sprache eigenartig und hässlich, und konnte sich nicht vorstellen, je so sprechen zu können.
Die darauf folgende Zeit war sehr schwierig für alle. Die Eltern hatten so ziemlich alles verkauft, was sich zu Geld machen ließ. Nicht mal ihren Teddy Bobo konnte sie mitnehmen. So konnte er sie nachts nicht trösten, als sie vor Kummer und Heimweh ins Kissen weinte.
Auch Mamas tolles Parfum wurde verkauft. Denn da bekam man ordentlich Geld für, wie die Eltern sagten. Papa verkaufte seine tolle Schallplattensammlung. Sogar die Beatlesschallplatte, die er so liebte.
Die Zeit verging und das Mädchen lernte zügig die Sprache zu sprechen. Nach und nach wurde alles besser. Papa fand schnell Arbeit, Mama machte eine Umschulung und arbeitete auch. Sie haben von vorn angefangen, haben sich alles wieder neu aufgebaut. Ohne fremde Hilfe oder Bettelei beim Amt. Die Eltern betonten stets, wie wichtig es wäre, die Sprache perfekt zu sprechen und sich hier anzupassen. Das Mädchen gab sich so sehr Mühe, um akzentfrei sprechen zu können, und sie lauschte ganz genau, wenn jemand sprach.
Papa kam eines Tages mit einem Geschenk für Mama nach Hause. Es war mit dem kleinen Mädchen einkaufen gewesen. Zusammen suchten sie ein Parfum aus, das die Mama trösten würde, denn ihre Familie war noch in Polen, ganz weit weg. Die Wahl fiel auf Première. Es wurde jahrelang Mamas Lieblingsduft, den sie sogar lieber mochte als Coco von Chanel. Der Duft roch holzig und warm, blumig, aber auch herb-frisch. Das kleine Mädchen liebte diesen wohligen Geruch. Und wenn Mama nachts zu ihr kam, um sie zu trösten, saugte sie den Duft in sich hinein. An diesen erinnert sie sich nun, wenn sie an die Anfänge in dem mitterweile gar nicht fremden Land zurückdenkt. Eine Zeit voller Entbehrungen, Beschimpfungen und Schmerz. Aber auch eine Zeit voller Hoffnung und Freude, Zusammenhalt und Kampf. Eine Zeit in der sie gelernt hat, niemals aufzugeben, egal was kommen mag.
Leider gibt es den Duft nicht mehr. Aber das Mädchen konnte eine kleine Flasche erstehen, und ist gespannt, was ihre Mama am Muttertag dazu sagen wird...
Wenige Jahre später bekam das nun etwas größere kleine Mädchen mit, dass die Eltern das Land verlassen wollten. Sie verstand nicht so recht warum. Denn sie war glücklich dort, wo sie war. Aus ihren Kinderaugen betrachtet lebte sie an dem schönsten Fleckchen Erde, das es gab. Mama und Papa hatten Arbeit. Sie lebten in einer Eigentumswohnung. Sogar ein Auto konnten die Eltern kaufen, und sogar eins, das täglich angesprungen ist.
Sie lebten umgeben von Freunden, die ihr wichtig waren. Das Leben war schön, und sie konnte sich nicht vorstellen, was besser sein könnte.
Nachts, wenn sie an sich schlafen sollte, schliech sie sich oft raus und lauschte den Gesprächen der Erwachsenen. Sie wusste, dass sie das nicht durfte, aber sie wollte erfahren, wie es weiter gehen sollte. Auf Nachfragen wie es in diesem Deutschland werden würde bekam sie nur abwehrende Antworten, und sie sah die Sorge und Furcht in den Augen ihrer Mutter, und das machte ihr Angst. Das Mädchen war traurig, denn sie wollte nicht alles hinter sich lassen. Sie würde ihre Freunde, ihre Schule und ihre Sachen vermissen. Denn, das hatte sie bei einem ihrer nächtlichen Lauschangriffe mitbekommen, sie müssten fast alles zurücklassen.
Am 21. Dezember im Jahr 1989 war es soweit. Das kleine Auto bis zum Dach vollbepackt, verließ das kleine Mädchen mit einem Stich im Herzen und Tränen im Gesicht ihre Heimat. Ihre Freunde weinten auch, und sie hatte Angst, sie nie wieder zu sehen.
Sie fuhren lange, ganz lange, und sie dachte schon, sie würden ans Ende der Welt fahren. Eine gefühlte Ewigkeit später schlief sie ein, und schloss ihre kleine Schwester schützend in die Arme.
Irgendwann wurde sie nachts wach. Sie hörte Stimmen, es war kalt. Sie waren an der Grenze. Das Auto war kaputt. Papa versuchte, es wieder in Gang zu bekommen, Mama weinte leise vor sich hin. Sie drükcte ihre kleine Schwester noch doller an sich, denn auch diese fing an, im Schlaf zu schluchzen.
Als sie morgens aufwachte, waren sie immer noch unterwegs. Alles war neblig. Mama und Papa strahlten sie angestrengt an. Sie kannte diesen Blick und wusste, dass sie wollten, dass sie keine Angst hatte. Sie lächelte ihre Eltern an, so wie sie es immer tat, denn sie wurde von Mama immer ihr "kleiner Sonnenschein" genannt. Sie fing an zu singen, und die Eltern schienen erleichtert.
Nun schaute sich das Mädchen etwas genauer um. Das ist also das so tolle Deutschland, wo alles besser ist. Hm. Sie konnte keinen großen Unterschied feststellen.
Irgendwann kamen sie an. Oma und Opa waren ihnen ein halbes Jahr zuvor vorausgefahren. Sie konnten deutsch, was das kleine Mädchen und ihre Familie noch nicht konnten. Das Mädchen fand die Sprache eigenartig und hässlich, und konnte sich nicht vorstellen, je so sprechen zu können.
Die darauf folgende Zeit war sehr schwierig für alle. Die Eltern hatten so ziemlich alles verkauft, was sich zu Geld machen ließ. Nicht mal ihren Teddy Bobo konnte sie mitnehmen. So konnte er sie nachts nicht trösten, als sie vor Kummer und Heimweh ins Kissen weinte.
Auch Mamas tolles Parfum wurde verkauft. Denn da bekam man ordentlich Geld für, wie die Eltern sagten. Papa verkaufte seine tolle Schallplattensammlung. Sogar die Beatlesschallplatte, die er so liebte.
Die Zeit verging und das Mädchen lernte zügig die Sprache zu sprechen. Nach und nach wurde alles besser. Papa fand schnell Arbeit, Mama machte eine Umschulung und arbeitete auch. Sie haben von vorn angefangen, haben sich alles wieder neu aufgebaut. Ohne fremde Hilfe oder Bettelei beim Amt. Die Eltern betonten stets, wie wichtig es wäre, die Sprache perfekt zu sprechen und sich hier anzupassen. Das Mädchen gab sich so sehr Mühe, um akzentfrei sprechen zu können, und sie lauschte ganz genau, wenn jemand sprach.
Papa kam eines Tages mit einem Geschenk für Mama nach Hause. Es war mit dem kleinen Mädchen einkaufen gewesen. Zusammen suchten sie ein Parfum aus, das die Mama trösten würde, denn ihre Familie war noch in Polen, ganz weit weg. Die Wahl fiel auf Première. Es wurde jahrelang Mamas Lieblingsduft, den sie sogar lieber mochte als Coco von Chanel. Der Duft roch holzig und warm, blumig, aber auch herb-frisch. Das kleine Mädchen liebte diesen wohligen Geruch. Und wenn Mama nachts zu ihr kam, um sie zu trösten, saugte sie den Duft in sich hinein. An diesen erinnert sie sich nun, wenn sie an die Anfänge in dem mitterweile gar nicht fremden Land zurückdenkt. Eine Zeit voller Entbehrungen, Beschimpfungen und Schmerz. Aber auch eine Zeit voller Hoffnung und Freude, Zusammenhalt und Kampf. Eine Zeit in der sie gelernt hat, niemals aufzugeben, egal was kommen mag.
Leider gibt es den Duft nicht mehr. Aber das Mädchen konnte eine kleine Flasche erstehen, und ist gespannt, was ihre Mama am Muttertag dazu sagen wird...
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