HolyBamboly
Hilfreiche Rezension
3
Fruchtiges Sorbet
Zu allererst ist der Flakon an Putzigkeit kaum zu übertreffen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll: beim fluffigen Federpuschel mit der Rose plus Satinschleife, dem irisierenden Glas, das aussieht wie purer Glitzerzuckerguss oder dem (diesmal etwas anderen) JC-Emblem, das in blassrosa Emaille und mit kleinen, rosafarbenen Strasssteinchen die Vorderseite ziert?
Der Flakon hat was - trotz (oder gerade wegen) Barbie-eskem Overkill.
Der Duft brilliert in altbewährter Juicy-Manier mit fruchtigen Kopfnoten. Er hat in der Kopf- und auch in der Herznote absolut was von Fruchtsorbet, was ich toll finde, denn auf den Dessert-Zug springe ich als klassische Naschkatze jederzeit gerne auf.
Es kann sein, dass ich das Thema dieses Duftes nicht hundertprozentig durchblicke. Geht es hier nun um Eiscreme, Sorbet, Zuckerglasur oder ist Glacé einfach eine wilde Fusion von allem? Denn beim Blick ins englisch-deutsche Wörterbuch bedeutet glacé (mit französischer Schreibweise) so viel wie „kandiert“ oder „mit Zuckerguss“, wohingegen glacé auf Französisch „gefroren“ heißt.
Ich tendiere mehr zur süßen Kaltspeise als zum Zuckerguss. Durch die später eintreffende Vanille hat er in der Tat ein bisschen was von einem Dessert. Außerdem ist er noch etwas süßer als der Original Viva La Juicy und durch die reduzierten floralen Komponenten, die beim Original viel mehr vertreten waren, geht er beinahe in die gourmandige Richtung… Aber nur fast. Im Drydown hat er etwas leicht Herbes, was einen schönen Kontrast bildet zu den ganzen süßen Komponenten.
Der Duft ist schön und gut, wenn da nicht die relativ schwache Haltbarkeit wäre. Der Duft verfliegt nach ca. 2 Stunden komplett. Diese Performance wäre für ein Eau de Toilette gerade noch so hinnehmbar, aber nicht für ein Eau de Parfum! Im Gegensatz zum kühlen Thema des Duftes ist diese Entwicklung definitiv nicht cool. Wenn ich etwas länger Anhaltendes möchte, greife ich eher zum Original, Gold Couture oder Noir.
Ich sehe diese Version des Viva La Juicy als süßere, geeiste Version des Originals. Irgendwie ist „sie“ für mich die quirlige, kleine Schwester, die zwar niedlich ist, sich aber im Alltag nicht sehr verbindlich zeigt und auch Ecken und Kanten hat. (Oh, ich habe das duftgewordene Äquivalent zu meiner eigenen Person ausfindig gemacht, wie schräg ist das denn?)
Meiner Meinung nach ist dieser einer der interessantesten Flanker der Viva-La-Juicy-Reihe. Ich verzeihe die schwache Performance, weil mir der Duft so gut gefällt. Ist ok, dann muss eben öfter mal nachgelegt werden.
Ich weiß schon jetzt , dass Glacé einer meiner Lieblinge für den Frühling sein wird.