03.08.2017 - 05:50 Uhr
Ergreifend
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Hilfreiche Rezension
5
Verblasste Erotik im schimmernden Licht
Man möge sich das so vorstellen:
Ein Duft, der edel und stark wirken will - Die Frau eng in ihrem schwarzen Kleid hält, um noch mehr Kurven zur Schau zu tragen. Ein Raum, gefüllt von schwülstiger Luft, dezenten Rauch und Blicken, die sich in alle Richtungen kreuzen. Dabei ein dumpfes Licht, welches kein Gesicht zu erkennen gibt. Musik, die sich leise durch die Reihen zieht und so melancholisch dahin schmilzt, so dass man nur noch in leicht deprimierte Phasen fällt und sich einfach treiben lässt. Der Gedanke an sich ist schön und man vermutet beim Ansatz dieses Duftes, das er dorthin will. So fängt er an. Vielversprechend. Weiblich. Sinnlich. Verführerisch. Eine liebliche Note von schwarzer Orchidee, dazu ein seichter Ton von Rauch und Pflaume. Im Hintergrund eine leichte Tonkabohne, die sich lieblich an die Vanille hält. Es wirkt alles fein cremig. Eine schöne Auffassung, die ich mir aus dem Duft holen konnte. Ein kurzer, aber starker Genuss. Doch all dies verschmilzt aber viel zu schnell in ein unerkenntliches Werk, was äußerst schade ist.
Der Duft kommt zwar dorthin, in diese Gedankengelüste - doch ist er einfach viel zu schwach, um den Anfang bis zum Schluss zu halten. Die Erotik erscheint mit der Zeit eher billig und aufgesetzt. Der dezente Rauch wird bald geschluckt. Ein leichtes Flimmern ist zu vernehmen - leichte, seifige Note, die sich durch den Duft durchquetscht und alles zu Nichte macht. Dabei ein fahler Holzbeigeschmack, der auch nicht zur Aufmachung passen will. Wild durch gewürfelt würde man meinen? Ja, das ist es auch. Und das nach nicht mal 15-20 Minuten. So schnell kann man enttäuscht werden. So schnell kann ein Duft eine andere Richtung einschlagen und sich ganz anders geben, als er sich vorgestellt hat.
Das Kino, was der Duft bei der ersten Berührung verursacht hat, war schnell beendet. Die verblasste Erotik im schimmernden Licht war schön anzusehen. Es war nichts anrüchiges, dreckiges dabei. Es war einfach nur angenehm zu spüren, zu tasten. Gedanklich. Sinnlich. Intim. Doch der tiefe Fall kam bald. Der Duft hatte nichts mehr von diesem nächtlichen Glamour, was er uns suggerieren will.
Der Eindruck hält sich nicht nur bei mir, sondern auch bei anderen - dass der Duft nicht gut durchdacht wurde. Es fehlt ihm eine Stütze, der dieses Schöne zu halten bedarf. Es fehlt ihm an gewissen Anreizen, an Drang und Bestand. So wirkt er nach nur wenigen Minuten, wie an die Wand gefahren. Alles oder Nichts. Ich denke, das Parfüm wurde sicherlich ohne jeglichen Gedankenansatz kreiert, um einfach mal was raus zu hauen, um etwas für die Nacht zu haben. Mehr nicht. Anders, kann ich mir das nicht erklären. Schade, denn der Anfang war ja überhaupt nicht schlecht.
Was die Haltbarkeit und Sillage anbelangt, so sehe ich diese in der Mitte. Für einen Duft, wo man nicht gerade tief in die Tasche greifen muss, hat er eine zufriedenstellende Haltbarkeit. Der Flakon hingegen wirkt äußerst banal. Da hätte man sich auch mehr Mühe geben sollen. Vor allem wenn man dem Duft so einen Namen gibt.
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