03.03.2020 - 08:39 Uhr
Yatagan
395 Rezensionen
Yatagan
Top Rezension
53
Das Phantom
Unkommentierte Düfte No. 144
Auch in diesem Fall begebe ich mich wieder auf eine Spur, die Luca Turin gelegt hat. In seinem Kompendium "Perfumes. The A-Z guide" (2008) gehörte Missoni (1981) zu den wenigen Düften, die ich noch nicht kennen lernen konnte - und die quasi verschollen zu sein scheinen. Das zeigt sich auch hier auf Parfumo an den fehlenden Kommentaren bzw. den fehlenden Statements, und zwar sowohl beim Parfum als auch beim EdP. Beim Parfum finden sich gerade einmal sechs Bewertungen und ebenso viele Besitzer, beim EdP fehlen sämtliche Hinweise. Gleichwohl widmet Luca Turin dem Duft eine ausführliche Rezension und resümiert, es beschleiche einen "das unheimliche Gefühl, dass das Parfum lebt und sich nach und nach gleichsam selbst komponiert. Die meisten Parfums sind rasch verbleichende Fotos, dieses hingegen ist ein Film" (Zitat LT).
Seit Jahren hatte ich immer wieder einmal Ausschau nach dem Duft, auf den Maurice Roucel besonders stolz gewesen sein soll, gehalten, seit einigen Monaten geradezu systematisch danach gesucht, bis ich endlich auf eine bezahlbare Miniatur mit Parfum (!) stieß. Natürlich merkt man einem Duft aus den 80ern, der offensichtlich schon eine Weile vom Markt verschwunden und gleichsam ein Phantom der Duftkultur ist, sein Alter deutlich an, und ich verweise auch hier wieder darauf, dass er frisch aus der Produktion anders gerochen haben wird. Dennoch sind aus meiner Sicht die meisten angegebenen Komponenten gut identifizierbar und ist Missoni (1981) ein Juwel aus den 80er Jahren, vorausgesetzt, man hat ein Herz und eine offene Nase für Blütendüfte.
Das Parfum ist rund um eine Chypretextur komponiert (Bergamotte, Rose, Jasmin, Moos, auch etwas Patchouli), wird allerdings zunächst von süßen, schweren Blumennoten dominiert, denen aber die Penetranz mancher Weißblüher-Kompositionen fehlt. Dafür ist der Duft zu üppig auch mit Rose, Rosengeranie und anderen Blüten bestückt, so dass sich eher eine recht süße Harmonie einstellt. Auch harzige und fruchtige Töne sorgen für einen runden Gesamteindruck, bei dem sich erst nach einer Weile die Aldehyde bemerkbar machen. Sie tauchen also - anders als in vielen anderen Düften - nicht schon in der Kopfnote auf, sondern müssen sich erst gegen die Übermacht süßer Blüten behaupten. Das Prickeln der Aldehyde (oft kann ich sie mit diesem Eindruck am besten beschreiben) sorgt aber, ebenso wie die moosigen und animalischen Töne, für eine minimale Disharmonie, die dem Duft Spannung verleiht.
Bemerkenswert ist übrigens, dass Missoni im Laufe seiner Entwicklung schnell an Wucht verliert, unkomplizierter und tragbarer wird und fast eine grüne Frische entwickelt. Luca Turin spricht von einer Minznote. Das mag man so empfinden.
Tatsächlich macht der Duft eine Metamorphose von purer Harmonie (Blüten, Fruchttöne), über eine dezente Dissonanz (Animalik, Moos) bis hin zur meditativer Ruhe (Holz, Harz, Grünton) durch, weshalb der oben zitierte Eindruck von Luca Turin, das Parfum lebe und schaffe sich selbst, nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Ein Duft mit Eigenleben, mit Entwicklung, mit Eigenwillen: 1981, those were the days my friend.
Auch in diesem Fall begebe ich mich wieder auf eine Spur, die Luca Turin gelegt hat. In seinem Kompendium "Perfumes. The A-Z guide" (2008) gehörte Missoni (1981) zu den wenigen Düften, die ich noch nicht kennen lernen konnte - und die quasi verschollen zu sein scheinen. Das zeigt sich auch hier auf Parfumo an den fehlenden Kommentaren bzw. den fehlenden Statements, und zwar sowohl beim Parfum als auch beim EdP. Beim Parfum finden sich gerade einmal sechs Bewertungen und ebenso viele Besitzer, beim EdP fehlen sämtliche Hinweise. Gleichwohl widmet Luca Turin dem Duft eine ausführliche Rezension und resümiert, es beschleiche einen "das unheimliche Gefühl, dass das Parfum lebt und sich nach und nach gleichsam selbst komponiert. Die meisten Parfums sind rasch verbleichende Fotos, dieses hingegen ist ein Film" (Zitat LT).
Seit Jahren hatte ich immer wieder einmal Ausschau nach dem Duft, auf den Maurice Roucel besonders stolz gewesen sein soll, gehalten, seit einigen Monaten geradezu systematisch danach gesucht, bis ich endlich auf eine bezahlbare Miniatur mit Parfum (!) stieß. Natürlich merkt man einem Duft aus den 80ern, der offensichtlich schon eine Weile vom Markt verschwunden und gleichsam ein Phantom der Duftkultur ist, sein Alter deutlich an, und ich verweise auch hier wieder darauf, dass er frisch aus der Produktion anders gerochen haben wird. Dennoch sind aus meiner Sicht die meisten angegebenen Komponenten gut identifizierbar und ist Missoni (1981) ein Juwel aus den 80er Jahren, vorausgesetzt, man hat ein Herz und eine offene Nase für Blütendüfte.
Das Parfum ist rund um eine Chypretextur komponiert (Bergamotte, Rose, Jasmin, Moos, auch etwas Patchouli), wird allerdings zunächst von süßen, schweren Blumennoten dominiert, denen aber die Penetranz mancher Weißblüher-Kompositionen fehlt. Dafür ist der Duft zu üppig auch mit Rose, Rosengeranie und anderen Blüten bestückt, so dass sich eher eine recht süße Harmonie einstellt. Auch harzige und fruchtige Töne sorgen für einen runden Gesamteindruck, bei dem sich erst nach einer Weile die Aldehyde bemerkbar machen. Sie tauchen also - anders als in vielen anderen Düften - nicht schon in der Kopfnote auf, sondern müssen sich erst gegen die Übermacht süßer Blüten behaupten. Das Prickeln der Aldehyde (oft kann ich sie mit diesem Eindruck am besten beschreiben) sorgt aber, ebenso wie die moosigen und animalischen Töne, für eine minimale Disharmonie, die dem Duft Spannung verleiht.
Bemerkenswert ist übrigens, dass Missoni im Laufe seiner Entwicklung schnell an Wucht verliert, unkomplizierter und tragbarer wird und fast eine grüne Frische entwickelt. Luca Turin spricht von einer Minznote. Das mag man so empfinden.
Tatsächlich macht der Duft eine Metamorphose von purer Harmonie (Blüten, Fruchttöne), über eine dezente Dissonanz (Animalik, Moos) bis hin zur meditativer Ruhe (Holz, Harz, Grünton) durch, weshalb der oben zitierte Eindruck von Luca Turin, das Parfum lebe und schaffe sich selbst, nicht ganz von der Hand zu weisen ist.
Ein Duft mit Eigenleben, mit Entwicklung, mit Eigenwillen: 1981, those were the days my friend.
34 Antworten