Pollita
Top Rezension
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Ein Gourmand für Chypre-Fans und vice versa
Die Zutatenliste von Aninanobile gefällt mir überhaupt nicht. Susans Beschreibung dafür umso mehr. Schon allein deshalb musste ich ihn testen.
Mit Neroli und süßen Noten in Kombination habe ich bislang keine allzu guten Erfahrungen gemacht. Zunächst kommt mir Love don't be Shy Eau Fraiche von Kilian in den Sinn, den ich eigentlich gemocht hätte mit seiner filigranen und dennoch gourmandigen Ausstrahlung. Neroli jedoch brachte hier Unruhe rein. Es entstand eine Notenkombination, als würde man am 4711-Brunnen ein Vanilleeis schlecken. Schmeckt das? Für mich ein bisschen so wie Thunfisch mit Marmelade. Daher bin ich zunächst einmal skeptisch, wenn ich Neroli und Gourmandiges im Zusammenspiel vorfinde.
Animanobile ist nichts von alledem. Denn Neroli riecht hier nicht wie Neroli. Die Zitrik in diesem Duft wirkt dunkelgrün. Ich denke an Galbanum oder Labdanum. Wüsste ich es nicht, würde ich nicht glauben, dass wir es hier mit einer Nerolinote zu tun haben.
Animanobile balanciert zwischen zwei Duftfamilien, nämlich Chypre und Gourmand. Auf der einen Seite diese herb-grünen Noten, die fast ein bisschen spaßbefreit wirken. Auf der anderen Seite diese süße und sinnliche Vanille, die einen zärtlich umarmt. Als würde Fräulein Rottenmeier für Heidi Pfannkuchen mit Vanillesauce zubereiten und dabei strahlend lächeln.
Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas funktionieren kann, aber Omnia Profumi beweist, dass das sogar wunderbar klappt. Animanobile ist ein Gourmand, der auch einen Chypreliebhaber überzeugen könnte. Jetzt ist mir auch klar, weshalb Susan ihn ebenso gut bewertet hat, wie ich es tue. Gleichzeitig kann dieser Duft das Herz eines Gourmandfans für Chypre-Noten öffnen. Eine wirklich schöne und dabei ungewöhnliche Komposition. Mich persönlich würde jetzt Cosmic von Solange Azagury-Partridge mehr faszinieren mit seinen süßen Harzen, wollte ich mich in Chypre-Gefilde hineinwagen, auch deshalb, da diese Vanille hier nicht ganz meine ist, aber das ist ein Duft von ähnlicher Qualität und mit einem ganz tollen Überraschungseffekt. Unbedingt probieren, wenn man mal etwas anderes schnuppern möchte.
Mit SLs Douce Amère hat er für mich allerdings nicht viel gemeinsam. Dafür fehlt ihm auch wieder die harzige Komponente.
Herzlichen Dank an Susan für die Testmöglichkeit.