Es war ein äußerst warmer Tag im Frühling, an dem sich ein Mann zu seiner damaligen Liebsten aufmachte. Es war schon lange still um sie, die Liebe schien eingefroren zu sein, doch er erhoffte sich dennoch einen Neuanfang. So ging er betont mit starken Schritten die Straße entlang, wo sie wohnte. Seine Schritte wurden immer leiser und sein Oberkörper schien immer weiter nach vorne zu sacken, je mehr er sich seiner Liebsten näherte. Er hatte ein ungutes Gefühl. Es war so als würden tausende Kieselsteine in seinen Körper fallen und ihm jeglichen Atem rauben, den er brauchen würde, um noch auf dieser Welt zu verbleiben und diese eine Frau zu lieben. Je näher er der Tür kam, umso stärker prasselten die Kieselsteine in seine Gedanken, in seinen Magen, sogar in seine Füße, die immer schwerer wurden. So schwer, dass er glaubte, er sei in einen Sumpf getreten. Zu allem Trotz wurde auch noch das Wetter trüb. Leise wehte der Wind und lies seine grauen Haare durch die Luft fliegen. Der Wind nistete sich in den kahlen Betonwänden der Straße ein und blähte sich immer mehr auf. Seine Haare flogen immer wirrer umher. Alt ist er geworden. Nicht der Körper. Sondern der Geist.
Da stand er nun. Der Schweiß hatte ihn voll im Griff, die Beine schienen in die Erde zu sinken, das Herz klopfte wie verrückt. So doll, dass es schon fast weh tat. Sachte griff er nach der Klinge, drückte sie nieder und trat ein. Der Schweiß verließ ihn prompt, denn er betrat ein kahles, altes und sehr kühles Treppenhaus. Er wischte sich dennoch die letzten Tropfen von der Stirn, atmete auf und ging entschlossen die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf. Lange habe er überlegt, wie er dass machen soll,wie er sich an sie wenden soll. Heute war der Tag gekommen. Da stand er vor ihrer Tür. Die Kieselsteine schienen zu tonnenschweren Brocken geworden zu sein. Seine Lippen vertrockneten in so einer kurzen Zeit, so dass er sich ganz genau bewusst war, dass wenn er vor ihr steht, im kein Wort über sie kommt. Außerdem spannte und zwickte es ihn überall. Sein Mund war ebenso trocken, so dass er sich genauso nach Wasser sehnte, wie nach dieser Frau.
Die Gedanken die er hegte, galoppierten wie wild gewordene Pferde durch seinen Kopf und ließen ihm wieder den Schweiß auf die Haut treiben. Die Anspannung lag förmlich über dieser Straße, über diesen Ort, über dieses Datum, über dieses so verdammte Ereignis, dass er lange bezwingen wollte, aber nicht konnte.
Die Sekunden wurden zu Minuten. Minuten zu Stunden. So erschien es ihm. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, presste seinen Finger gegen die Klingel, trat einen Schritt zurück, schloss die Augen und es ertönte prompt ein lautstarkes "Herein!"
Er spähe durch die Tür und sah direkt ins Wohnzimmer, wo leise klassische Musik ertönte. Langsam trat er herein. Die Luft in dieser Altbauwohnung war geschwängert von so schönen Gewürzen, so dass er sich beflügelt und leicht benebelt fühlte. Das kam ihm gerade Recht. Es war ein beruhigendes, zutrauliches und befriedigendes Gefühl. Die Anspannung war immer noch da, doch etwas dämmte diese ein. Schleichend wurden die Kieselsteine und die tonnenschweren Brocken aus seinem Körper gesprengt, die Beine wurden leichter und auch die Pferde galoppierten nicht mehr.
Da stand sie nun. Mit gestreckten Körper, umwerfenden natürlich rosa bemalten Lippen, umschlungen von einem schwarzen Kimono. Es war so, als würde eine unsichtbare Kraft nach ihm greifen und ihn zu ihr ziehen. Sie machte ihm mit den Augen klar, ihr zu folgen. Eine schöne karamellige Wucht zog sich hinter ihr her. Je länger er ihr folgte, umso mehr schien er mit diesem wunderbaren Karamellduft zu verschmelzen. Leichte Süße von Honig streichte auch noch seine Nase, was ihm Wasser in den Mund treiben lies. Vanille kam ihm in den Sinn, denn der Geruch wurde nicht nur intensiver, sondern auch leicht süßlich. Es verschmolz alles in einem rauchigen Kessel. Diese prächtigen Gewürze, dieser wahrhaft wunderbare Karamellduft, der sich in seine Adern abzusetzen schien, wie eine massive Last von Harzen. Seine Gedanken schienen erstickt worden zu sein. Nur sein Herz pochte unverhofft weiter. Rauchige Schwaden belegten die Wohnung, als er nur eine Armlänge vor ihr stand. Er glaubte zu ersticken, doch sie fasste nach ihm. Sie hielt ihn fest und machte ihm so klar, dass er doch hier verbleiben mag. Das Lächeln in ihrem Gesicht sprach Bände. Der Rauch wurde zwar weniger, doch war er dennoch sehr präsent.
"Ich habe auf dich gewartet. Ewig!", kam es über ihre Lippen. Er drückte seinen Kopf an ihren, zog den Duft ein, den sie trug. Es wurde ein buntes Karussell der Gefühle in seinem Kopf in Bewegung gesetzt, denn diese Duftoffenbarung, diese Wucht,die dieser Duft verströmte, ließen ihn schwach werden.
Die zu tot geglaubte Liebe schien doch auferstanden zu sein. Gefolgt von dramatischer Klassik und von einem Duft, der genau weiß, wie man die Puppen tanzen lässt.
Für mich ist es einer der schönsten und verruchtesten Orientalen, die ich unter der Nase hatte. Zuerst sehr süß, durch die eindeutige Karamell, dann sehr edel durch die schöne und qualitative Vanille und dann noch so präsent durch die wunderbare Verbindung zwischen Tabak und Gewürzen. Das Parfüm haut einem ja um! Lautstark nistet er sich in unsere Köpfe und lässt seine verführerische Note in unser Herz und in unsere Gedanken fließen.
Er ist zwar stark, treibend, wild, verführerisch, dominant und laut, doch ist er auch noch eines: Ein wundervoller Orientale, der sehr geschmeidig an der Haut liegt und dem Träger wunderbare Momente verschafft. Die Sillage ist raumgreifend und die Ausdauer dieses Duftes überwindet längst einen Tag.
Ich danke dir liebe Belle, für einen Duft,der mir sicher lange im Gedächtnis bleiben wird und auch sicher bei mir einzieht. Das nenne ich ne süße, rauchige Wucht! Direkt ins Schwarze.
Direkt in mein Herz!