18.09.2013 - 04:49 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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28
Ein Duft zwischen den Zeiten
Unkommentierte Düfte No. 8
Einen Duft Punjab zu nennen, ist eine ungewöhnliche Entscheidung. Bei Punjab denkt man wahrscheinlich an den ehemaligen Bundesstaat im britischen Kolonialreich Indien und dessen dramatische Teilung bei der Neubegründung des Staates Pakistan und des heutigen Indien, an Bürgerkrieg, an Flüchtlingsströme, an Überschwemmungen in diesem sogenannten Fünfstromland zwischen den Grenzen. Als Assoziationen stellen sich also unweigerlich auch Bilder von Leid und Not ein, kaum aber Gedanken an das geheimnisvolle und schöne Indien oder Pakistan. Mag sein, dass der Hersteller das so nicht im Blick hatte und Sehnsüchte, die sich bei diesem Namen natürlich auch einstellen können, wecken wollte. Mag sein, dass es einfach der schöne Klang war, der dem Duft zu seinem Namen verhalf.
Punjab ist ein Duft von Capucci, der inzwischen nicht mehr ganz einfach zu bekommen ist. Derzeit kann man bei Versteigerungen vor allem Miniaturen erstehen, ein voller Flakon, wenn er denn angeboten wird, überspringt preislich leicht die 100 Euro-Marke. In den 80ern war das noch anders. Der 1979 lancierte Duft war damals zwar in Parfümerien selten anzutreffen, an Flughäfen oder im Ausland dagegen noch jederzeit erhältlich. Vor einiger Zeit hatte ich das Glück, einen Flakon recht preiswert im Ausland bestellen zu können, Glück auch, weil der Inhalt noch nicht gekippt war und mir derzeit noch so erscheint, wie ich mich an den Duft erinnern kann.
Natürlich ist auch dieser Duft ein Kind seiner Zeit. Doch was heißt das, bei einem Ende der 70er-Jahre erschienenen Parfum? Die gesellschaftlich optimistische Aufbruchsstimmung der 70er war in den meisten mitteleuropäischen Ländern vorbei, die 80er-Jahre mit ihrer kühleren und am wirtschaftlichen Erfolg orientierten Mentalität warfen ihre Schatten voraus. Das letzte Jahr des Hippie-Jahrzehnts war in meiner sehr dunklen Erinnerung ein Zwischenjahr, ein Jahr zwischen den Weltanschauungen gestern und morgen.
Punjab gehörte dann auch aus meiner Sicht zu den ersten Powerhouse-Düften, die in den kommenden Jahren den Markt erobern sollten. Betrachtet man sich die Duftpyramide, dann fällt vor allem in der Herz- und Basisnote alles auf, was seinerzeit als gut und wichtig erachtet wurde: von Amber über Weihrauch, von Moschus über Leder, von der Nelke bis hin zur Myrrhe, vom Patchouli bis zum Zedernholz. Eine schier unglaubliche Ansammlung von schweren Tönen und dunkelbunten, strahlenden Farben. Als Gesamteindruck (denn isolieren lassen sich diese Komponenten kaum noch) ergibt das einen exotisch-würzigen Cocktail, der tatsächlich so etwas wie indisches Flair transportiert, der zusammen mit den gleichfalls kräftigen Kräutern und Gewürzen in der Kopfnote gar nicht erst den Gedanken an einen leichten Business-Duft aufkommen lässt. Natürlich war man in diesen Tagen noch nicht so erfahren mit dieser neuen, bald schon alles dominierenden Wucht bei Düften, so dass Punjab ein wenig den Eindruck der Überwürzung erweckt. Die Farbe der Flüssigkeit, ein eher dunkles Gelb, passt gut zum Charakter der Komposition, ebenso der Flakon mit seiner dunkelroten Einfassung. Punjab ist eher ein Duft für den großen Auftritt, für den Abend oder die kühleren Jahreszeiten. Mag sein, dass ich ihn auch deshalb wieder einmal heraus gekramt habe, denn ich sitze derzeit tagsüber in einem Büro, in dem die Heizung ausgefallen ist und behelfe mir notdürftig mit Mantel und Heizlüfter. Da stellen sich ganz von selbst graue Herbstgefühle ein, da muss man nicht erst zum Fenster heraus schauen, um den trüben, regnerischen Himmel zu betrachten.
So zeigt sich mir am eigenen Leib, dass Punjab offenbar doch kein schlechter Name für diesen Duft war. Er weckt Sehnsüchte nach wärmeren Tagen, nach exotischer Ferne mit ihren fremden Gerüchen. Wer in diesen Tagen mal etwas anderes, inzwischen sehr Fremdes und Fernes ausprobieren möchte (die späten 70er sind schließlich auch zeitlich lang entschwunden und mit ihnen eine fast vergessene Mentalität), der kann ja vielleicht einen Versuch mit diesem Exoten machen, der als Miniatur immer noch leicht und zu einigermaßen moderaten Preisen erhältlich ist, um sich nach Punjab oder in eine Zeit zwischen den Zeiten versetzen zu lassen.
Einen Duft Punjab zu nennen, ist eine ungewöhnliche Entscheidung. Bei Punjab denkt man wahrscheinlich an den ehemaligen Bundesstaat im britischen Kolonialreich Indien und dessen dramatische Teilung bei der Neubegründung des Staates Pakistan und des heutigen Indien, an Bürgerkrieg, an Flüchtlingsströme, an Überschwemmungen in diesem sogenannten Fünfstromland zwischen den Grenzen. Als Assoziationen stellen sich also unweigerlich auch Bilder von Leid und Not ein, kaum aber Gedanken an das geheimnisvolle und schöne Indien oder Pakistan. Mag sein, dass der Hersteller das so nicht im Blick hatte und Sehnsüchte, die sich bei diesem Namen natürlich auch einstellen können, wecken wollte. Mag sein, dass es einfach der schöne Klang war, der dem Duft zu seinem Namen verhalf.
Punjab ist ein Duft von Capucci, der inzwischen nicht mehr ganz einfach zu bekommen ist. Derzeit kann man bei Versteigerungen vor allem Miniaturen erstehen, ein voller Flakon, wenn er denn angeboten wird, überspringt preislich leicht die 100 Euro-Marke. In den 80ern war das noch anders. Der 1979 lancierte Duft war damals zwar in Parfümerien selten anzutreffen, an Flughäfen oder im Ausland dagegen noch jederzeit erhältlich. Vor einiger Zeit hatte ich das Glück, einen Flakon recht preiswert im Ausland bestellen zu können, Glück auch, weil der Inhalt noch nicht gekippt war und mir derzeit noch so erscheint, wie ich mich an den Duft erinnern kann.
Natürlich ist auch dieser Duft ein Kind seiner Zeit. Doch was heißt das, bei einem Ende der 70er-Jahre erschienenen Parfum? Die gesellschaftlich optimistische Aufbruchsstimmung der 70er war in den meisten mitteleuropäischen Ländern vorbei, die 80er-Jahre mit ihrer kühleren und am wirtschaftlichen Erfolg orientierten Mentalität warfen ihre Schatten voraus. Das letzte Jahr des Hippie-Jahrzehnts war in meiner sehr dunklen Erinnerung ein Zwischenjahr, ein Jahr zwischen den Weltanschauungen gestern und morgen.
Punjab gehörte dann auch aus meiner Sicht zu den ersten Powerhouse-Düften, die in den kommenden Jahren den Markt erobern sollten. Betrachtet man sich die Duftpyramide, dann fällt vor allem in der Herz- und Basisnote alles auf, was seinerzeit als gut und wichtig erachtet wurde: von Amber über Weihrauch, von Moschus über Leder, von der Nelke bis hin zur Myrrhe, vom Patchouli bis zum Zedernholz. Eine schier unglaubliche Ansammlung von schweren Tönen und dunkelbunten, strahlenden Farben. Als Gesamteindruck (denn isolieren lassen sich diese Komponenten kaum noch) ergibt das einen exotisch-würzigen Cocktail, der tatsächlich so etwas wie indisches Flair transportiert, der zusammen mit den gleichfalls kräftigen Kräutern und Gewürzen in der Kopfnote gar nicht erst den Gedanken an einen leichten Business-Duft aufkommen lässt. Natürlich war man in diesen Tagen noch nicht so erfahren mit dieser neuen, bald schon alles dominierenden Wucht bei Düften, so dass Punjab ein wenig den Eindruck der Überwürzung erweckt. Die Farbe der Flüssigkeit, ein eher dunkles Gelb, passt gut zum Charakter der Komposition, ebenso der Flakon mit seiner dunkelroten Einfassung. Punjab ist eher ein Duft für den großen Auftritt, für den Abend oder die kühleren Jahreszeiten. Mag sein, dass ich ihn auch deshalb wieder einmal heraus gekramt habe, denn ich sitze derzeit tagsüber in einem Büro, in dem die Heizung ausgefallen ist und behelfe mir notdürftig mit Mantel und Heizlüfter. Da stellen sich ganz von selbst graue Herbstgefühle ein, da muss man nicht erst zum Fenster heraus schauen, um den trüben, regnerischen Himmel zu betrachten.
So zeigt sich mir am eigenen Leib, dass Punjab offenbar doch kein schlechter Name für diesen Duft war. Er weckt Sehnsüchte nach wärmeren Tagen, nach exotischer Ferne mit ihren fremden Gerüchen. Wer in diesen Tagen mal etwas anderes, inzwischen sehr Fremdes und Fernes ausprobieren möchte (die späten 70er sind schließlich auch zeitlich lang entschwunden und mit ihnen eine fast vergessene Mentalität), der kann ja vielleicht einen Versuch mit diesem Exoten machen, der als Miniatur immer noch leicht und zu einigermaßen moderaten Preisen erhältlich ist, um sich nach Punjab oder in eine Zeit zwischen den Zeiten versetzen zu lassen.
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