Private Blend

Tobacco Vanille 2007 Eau de Parfum

Siebenkäs
10.02.2023 - 09:31 Uhr
19
Top Rezension
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

Abenteuer in Amsterdam.

Hallo Leute, bin endlich zurück aus meinem Alm-Urlaub.
Warum der sein musste?
Ihr sollt's erfahren......

Angefangen hat alles im späten November... aber lest einfach
meine Notizen:

28. November '22,
Redaktionskonferenz im "Parfumboten"

"Brauchst' vielleicht noch ein Kissen?"
"Ja, wär ganz gut..."
"Mensch 7-Cheese! Wach auf, du wirst hier nicht fürs
Pennen bezahlt!"
Mist! Bin glatt eingeschlafen mitten in der Montagskonferenz.
War etwas spät gestern...
"Sorry, Chef, hatte nur kurz nachgedacht..."

"Na gut, ich wiederhole noch mal, extra für Herrn 7-Cheese."
(Der Chefredakteur ist zum Glück heute gnädig gestimmt.)
"Also - im Dezember bieten wir den Lesern unserer Online-
Version was besonderes - einen Adventskalender.
Jeden Tag ein Porträt eines winterlichen Dufts.
Nehmt euch aus dem Hut, der rumgeht, einen Zettel,
darauf findet ihr euren zu besprechenden Duft. Abgabe 30.11.
Und noch was - das schönste Porträt bekommt die Ehre,
in der 24 zu erscheinen, mit Bild des Verfassers!"

Schon bin ich wach.
Tolle Chance, mal zu zeigen, wer eigentlich Chefredakteur
sein sollte... da kommt auch schon der Hut... und was
zieh' ich?
Tobacco Vanille.
O.K., nicht grad fordernd, aber da mach' ich was draus...

13. Uhr.
Ich sitze im Cafè mit meiner 10ml. Abfüllung und schnuppere
noch mal ganz genau.
Die dunkel-süße Ouverture zeigt sofort, wo's lang geht.
Würztabak und warme Vanille verschmelzen zu einem absolut
photo-realistischem 3D-Pfeifentabak erster Güte.
Zarte Holztöne (Pfeifenholz?), leicht kakaoartige Noten
und Trockenfrucht-Aromen stützen dezent und so konzept-
dienlich wie Ringo Starr songdienlich Schlagzeug spielt.
Ein dunkel-sensitiv-süßer Duft, dem man eine gewisse
Linearität nicht vorwerfen sollte, denn es handelt sich
hier um ein Meisterstück der Noten-Verblendung, die
diese perfekte Dunkel-Hell/Süß-Balance erzeugt.

So weit, so schön. Aber ich brauche mehr.
Insider-Knowledge, nice-to-know-Fakten, kleine
Enthüllungen, Aha-Erlebnisse...
Aber woher?
Hmm...Pfeifentabak... Dutch Tobacco...wie wäre Amsterdam?
Super-Idee!

29. 11., 12.00
In der Leidsestraat, gleich hinter der Keizersgracht.
Ein kleiner Coffeeshop. Kaffee, was Süßes und noch mal
schnuppern. Das freundliche Meisje bringt mir sogar eine
Schale mit hausgemachten cookies - "bijzonder sterk" sagt sie
mit süßem Lächeln. Schmecken na ja... etwas harzig-kräutrig,
aber ich sprüh etwas Tobacco Vanille auf die Finger und schon
geht's. Ich futtere gleich noch ein paar - bis sie mir fast
erschrocken die Schale wegnimmt.
Dabei zahl' ich doch gern dafür. (bzw. die Redaktion)

Der Duft dröhnt fast in einer satten Harmonie aus Gewürzen,
Tabak, Spezereien und luxuriös-weicher Vanille - im Grunde
ist "Pfeifentabak" nur eine Assoziation. Vergisst man die,
tauchen aus dem Potpourri weitere Bausteine auf -
Muskat, Vanille, ja auch Mandarine, sogar etwas wie Likör.
Aber zack! Schon denk' ich wieder an Pfeifentabak -
man kann's nicht kontrollieren, wie bei einem Vexierbild.
Überhaupt dröhnt alles leicht - ich zahle besser und suche mir
eine Bleibe...

Nebel hüllt die Stadt jetzt in eine Vanille-farbige
Paisley-Nebeldecke. Zum Glück kenn' ich mich aus.
(hatte mal 'ne Phase da war ich sehr oft im Melkweg
in der Lijnbaans-Gracht.)
Ich schwebe die Herengracht runter, rechts zum Singel.
Grachtenwasserduft. Selbst im Winter besonders.
(Idee für einen Duft: Grachtenwasser for Greatness.)

Jetzt den Rokin runter zum Dam.
Hotel Krasnapolsky.
Gute Adresse, hier haben John und Yoko ihr Peace Bed-In
veranstaltet.
Ich frage nach genau dieser Suite - und bekomme sie.
Noch eine Idee.
Ich werde hier ein Sniff-in mit dem Ford-Duft machen,
einen Tag lang, und alle soll es erfahren.
Ich rufe gleich beim Telegraaf an, morgen sollen sie
jemand schicken.
Ich muss die 24 schaffen - immerhin bin ich 7-Cheese.
DER 7-Cheese, von dem schon Luca Turin sagte:
"7-Cheese? Kenn ich nicht!"
Ich knabbere noch ein paar Cookies, die ich mir vorhin
eingesteckt habe und schnuppere.
Ziemlich stark umnebelt mich diese cosy-dunkle,
herb-süße Aura, jetzt riech' ich noch einen Cherry-Vibe
darin, ein englischer Club erscheint vor mir, spleenig
und traditionell zugleich.
"Haben Sie noch einen Wunsch, Sir?"
Und dann eine Vision - ich sehe plötzlich, wie der Duft
produziert wird, jeden Schritt!
Ich notiere:
Pfeifentabak nicht in den Flakon... (ließe sich schlecht
sprühen.) Einfach 4/5 Tobak in eine Thermoskanne,
1/5 heißes Grachtenwasser drauf. Über Nacht stehen lassen.
(die haben natürlich Dutzende Thermoskannen).
Morgens Alkohol dazu (nur das Beste, Chantré oder
Asbach Uralt). Ziehen lassen.
Tom verwendet verkettete hohle Wasserstoffmoleküle,
NIE Atome - die müssen draußen blieben, alles bleibt bio...
Nein, sogar mehr - Demeter (der Unterschied: da haben die
Kühe sogar Vornamen und dürfen ihre Kälbchen behalten).
Der Flakon ist schwarz wie alle seine Flakons, weil man
sonst die Tabakkrümel sehen würde.
(bei anderen z.B. Oudbrocken, schwarze Orchideen-
scheiben oder verlorene Kirschstückchen)

Froh das Geheimnis fixiert zu heben, schlafe ich ein.
(ich trage übrigens meinen Biene-Maja-Schlafanzug, falls es
wen interessiert.)

Die Nacht ist ein Traum. (Im Club legen Jeeves und Angela
Merkel, die Pfeife raucht, auf. Gruppo Sportivo. Und die Nits.
Tobacco Vanille zeigt jetzt auch Pflaumen-Aspekte, riechen
wie die eingemachten meiner Oma.)

Dann läutet Big Ben. Übergehend in Big Biep.
Die Krasnapolsky-Stimme sagt:
"Zij wilde ontwaakt worden."

30.11., 9.35
Er sitzt mir vor meinem Bett - der Graaf vom Telegraaf.
(Er ist echt einer.)
Graaf Hasso von Hanebüchen.
"Goed idee met de Sniff-in!"

Ich schnuppere fotogen. (Heute riech' ich etwas pudriges,
fast nussiges im Parfum)
Er schießt ein paar Fotos, hat nicht viel Zeit.
(das Beste mailt er mir gleich)
Wirkt abgeklärt, fast weise, der Graaf.
Ob er... ich versuch's.
"Ik häw ä Vrage..."
"Sprich ruhig deutsch..."
"Gibt es ein Tabaks-Geheimnis?"
"Hinter allem steckt ein Geheimnis."
"Hab' was von Reifung gelesen..."
"Onzin!"
"Ich muss aber was finden..."
"Im Grunde suchst du was, was du nicht finden kannst,
weil's in deiner eigenen Tasche steckt."
"Du meinst meine Kindheit?"
Auch, aber... Du weißt es doch, oder?
"Ähm..."
Dann sag' ich's dir noch mal - das Glück besteht darin,
nicht unglücklich zu sein."
"Genau!"
(Wenn ich drüber nachdenke, entwickelt der Satz einen
Tiefensog, wie... wie Pfeifentabak, der nach und nach seine
weiche, vanillige Seele enthüllt)

Ich notiere alles im ipad und maile es an die Redaktions-
Praktikantin.

1.12., 10.45 Redaktionskonferenz.
(ich mach's kurz)
"Heute beginnt unser Online-Adventskalender," verkündet
theatralisch der Chefredakteur, "und zwar mit... Layton.
PdM haben ja ordentlich Anzeigen geschaltet. Und für die 24...
da nehmen wir den lustigsten Beitrag. Denn "Der Parfumbote"
kann auch schräg..."
Er guckt in die Runde.
Ich werde immer nervöser...

"Tja, the winner is..."

Ich klammere mich unauffällig an die Tischkante...

"Tatatadaaa... 7-Cheese!"

Beifall, Gratulationen, Tränen, Händedrücken...
Schulterklopfen... (Neid?)
Den Rest des Tages verbringe ich in einer rosa Paisley-Wolke.

24. 12., 11.19
Ich gehe auf Parfumbote-Online.
Zum Adventskalender.
Die 24.
Ich drücke ÖFFNEN.
Da! Mein Artikel.
Und daneben mein Bild.
Frisur o.k.
Aber...
Sehr deutlich zu sehen.
Ich bin im Biene Maja-Schlafanzug!!!

Ich gehe auf "EINÖD-Urlaub-Sofort".
Entlegene Almhütte in 1900m Höhe.
21 Kühe, 8 Ziegen.
Viel Ruhe. Weitblick inklusive.

Ich drücke auf "Jetzt buchen".
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