03.06.2020 - 16:20 Uhr
Fittleworth
89 Rezensionen
Fittleworth
Top Rezension
30
Mogelpackung
Die Firma Yardley & Co. Ltd. brachte im Jahr 2011 einen Duft auf den Markt, der die angenehme Frische zitrischer Noten mit der dezenten Eleganz edler Hölzer auf eine sehr sympathische, elegante Art vereinte.
Dieses Eau de Toilette wurde von Yardley & Co. Ltd. unter dem ebenso schlichten wie treffenden Namen “Citrus&Wood” vermarktet.
Liebhaber englischer Düfte bescheinigten ihm neben eindeutig klassischen Elementen eine sehr frische, moderat moderne Ausstrahlung, die Noblesse und Understatement verbindet.
Die Haltbarkeit dieses Duftes war enorm.
Selten war die Bezeichnung “zitrisch-holzig” so gerechtfertigt wie bei diesem Eau de Toilette.
Der Übergang von kühler, heller, grünfrischer Zitrik zur wärmeren Opulenz der Holznoten darf als äußerst gut gelungen gelten.
Ein Barbershop-Duft, der in wunderbarer Weise Tradition und Moderne versöhnt.
Die Kopfnote des Duftes von 2011 eröffnet mit eine klaren, hellen Bergamotte, der sich unverzüglich Limette und, sehr verhalten, Grapefruit hinzugesellen. Das ist frisch, das ist angenehm, das ist unsüß und sehr klassisch.
Ein Bukett aus selbstbewusster, grüner Zitrone, einem Hauch Elemiharz und etwas Mandarine sowie Orange runden den Auftakt gekonnt ab.
Der Übergang zur Herznote erfolgt nahezu unmerklich. Der Duft wird ein wenig dunkler, man möchte beinahe sagen: seriöser.
Eine etwas knarzige, aber sehr sympathische Birke führt den Reigen der holzigen Noten an, dezent flankiert von etwas grünem Tee, der den Pfeffer begleitet, ohne ihn zu übertönen.
Kreuzkümmel und Ingwer stützen sehr zurückhaltend die Birken-Pfeffer-Kombination. Die noch immer starke, sehr noble Zitrik kontrastiert dies in wunderbar eleganter Weise.
Die lange und gediegen nachhallende Basis aus Vetiver, Sandelholz, einem Hauch Patchouli und Eichenmoos lässt der Frische der zitrischen Noten auch im Ausklang noch Raum zum Atmen.
Dieser Duft scheint einfach, geradezu simpel zu sein, doch seine Eleganz und seine Stärke lassen nach und nach erahnen, wie fein abgestimmt diese zahlreichen Ingredienzien sein müssen, um ein solches Dufterlebnis zu erzielen.
Ein Meisterwerk des Parfumeurs Christian Provenzano.
Inzwischen ist dieser zitrisch-holzige, dezent würzige Duft bedauerlicherweise kaum noch käuflich zu erwerben. Ganz gleich, welche Seiten ich im Netz auch ansteuere – stets wird mir entweder mitgeteilt, der Duft sei ausverkauft oder “derzeit nicht erhältlich”.
Meist werde ich auf das Eau de Toilette “Gentleman Citrus & Wood” verwiesen.
Offenbar war Yardley India (!) der Meinung, es sei nun an der Zeit, eine massive Reformulierung vorzunehmen. (Ich weise an dieser Stelle vorsichtshalber darauf hin, dass Yardley India nicht identisch ist mit der in England ansässigen Firma Yardley & Co. Ltd.)
Man änderte geringfügig den Namen, indem man ihm den Begriff “Gentleman” voranstellte, und warf einen völlig anderen, reformulierten Duft auf den Markt, der mit der Ursprungsversion nichts mehr gemein hat.
Wie so oft ist auch diese Reformulierung in die sprichwörtliche Hose gegangen.
Die Kopfnote des reformulierten Eau de Toilette ist im Vergleich zur Version von 2011 deutlich wässriger, um nicht zu sagen verwaschener. Die zitrische Eröffnung ist schwach, gleichsam eindimensional, geradezu langweilig, und die Bestandteile, aus denen diese Zitrik sich zusammensetzt, werden nicht angegeben. Ich gehe davon aus, dass beileibe nicht so viele Ingredienzien verwendet wurden wir in der Version von 2011.
Ich nehme eine schwache Zitrone wahr, etwas Bergamotte, möglicherweise einen Hauch Mandarine. Die Kopfnote gleitet aber schon nach einigen Sekunden ab in ein undefinierbares synthetisches Etwas, das erfolglos natürliche Zitrusnoten zu imitieren versucht. Das ist nicht sonderlich gut gemacht, es ist schwach komponiert, und es ist vor allen Dingen nicht sehr haltbar.
Die Herznote beginnt mit einem abrupten Bruch, einem geradezu harschen Übergang der künstlichen Zitrusfrüchte zu einer etwas stumpfen, mit einem unangenehmen Zahnpasta-Ton behafteten Minze.
Was diese Minze in einem Duft zu suchen hat, der “Citrus & Wood” heißt, erschließt sich mir nicht, zumal sie weder die Künstlichkeit der Zitrusfürchte mildert noch irgend eine Verbindung zu den alsbald die Basisnote einleitenden Holztönen herzustellen vermag.
Die Minznote steht etwas planlos für sich allein, wirkt fehl am Platze, macht aber dann rasch Platz für holzige Töne, die schlicht seifig wirken.
In der Basisnote kann ich dann weder Vetiver wahrnehmen noch Sandelholz. Allenfalls ein Hauch von Patchouli lässt sich möglichwerweise erahnen, aber vielleicht ist da auch der Wunsch der Vater des Gedankens.
Die Zeder, so sie denn in diesem Duft enthalten sein sollte, hat sich schamvoll versteckt und möchte wohl an diesem Desaster nicht beteilgt sein.
Wahrnehmbar hingegen ist ein seifiger, billig wirkender Moschus, der jedoch glücklicherweise so rasch verfliegt wie das ganze Gebräu.
Dem geneigten Leser, der mir bis hierher gefolgt ist, möchte ich die Gelegenheit geben, die Ingredienzien beider Düfte noch einmal miteinander zu vergleichen.
“Citrus&Wood” (2011) von Yardley & Co. Ltd.:
Kopfnote Bergamotte, Limette, Elemiharz, Grapefruit, Zitrone, Mandarine, Orange
Herznote: Birke, Pfeffer, Kreukümmel, Ingwer, Tee, Karottensamen
Basisnote: Vetiver, Sandelholz, Ambra (Amber), Zeder, Patchouli, Eichenmoos, Tonkabohne
“Gentleman Citrus&Wood” (ohne Jahreszahl) von Yardley India:
Kopfnote: zitrische Noten,
Herznote: Minze
Basisnote: Moschus
Man hat sich bei "Gentleman Citrus&Wood" offenbar nicht einmal mehr die Mühe gemacht, tatsächlich holzige Noten in dieses schwache Wässerchen einzubauen.
Dieses Zeug dennoch unter dem, wenngleich unmerklich geänderten Namen “Citrus&Wood” zu verkaufen, ist dreist.
Erstaunlich finde ich auch, dass man dieses reformulierte Eau de Toilette sowohl bei Ebay als auch bei Amazon scheinbar nur noch über eine Firma mit Sitz in Indien beziehen kann.
Sieht man sich diese Firma genauer an, fällt auf, dass sie sich nicht mehr “Yardley & Co. Ltd.” nennt, sondern “Yardley India”.
Die Homepage der Firma “Yardley &Co Ltd.”, die den Firmensitz nach wie vor mit “London, UK” angibt, listet weder das Eau de Toilette “Citrus&Wood” aus dem Jahr 2011 noch das offenbar neue oder reformulierte “Gentleman Citrus&Wood”, das seit Ende des vergangenen Jahres angeboten wird.
Wer also den Duft von 2011 (nach)kaufen möchte, wird eine herbe Enttäuschung erleben, wenn ihm stattdessen eine völlig anderer, wesentlich schwächerer und schlechter komponierter Duft ins Haus flattert, den er zudem aus Indien beziehen muss …
Ich nenne das eine Mogelpackung.
Dieses Eau de Toilette wurde von Yardley & Co. Ltd. unter dem ebenso schlichten wie treffenden Namen “Citrus&Wood” vermarktet.
Liebhaber englischer Düfte bescheinigten ihm neben eindeutig klassischen Elementen eine sehr frische, moderat moderne Ausstrahlung, die Noblesse und Understatement verbindet.
Die Haltbarkeit dieses Duftes war enorm.
Selten war die Bezeichnung “zitrisch-holzig” so gerechtfertigt wie bei diesem Eau de Toilette.
Der Übergang von kühler, heller, grünfrischer Zitrik zur wärmeren Opulenz der Holznoten darf als äußerst gut gelungen gelten.
Ein Barbershop-Duft, der in wunderbarer Weise Tradition und Moderne versöhnt.
Die Kopfnote des Duftes von 2011 eröffnet mit eine klaren, hellen Bergamotte, der sich unverzüglich Limette und, sehr verhalten, Grapefruit hinzugesellen. Das ist frisch, das ist angenehm, das ist unsüß und sehr klassisch.
Ein Bukett aus selbstbewusster, grüner Zitrone, einem Hauch Elemiharz und etwas Mandarine sowie Orange runden den Auftakt gekonnt ab.
Der Übergang zur Herznote erfolgt nahezu unmerklich. Der Duft wird ein wenig dunkler, man möchte beinahe sagen: seriöser.
Eine etwas knarzige, aber sehr sympathische Birke führt den Reigen der holzigen Noten an, dezent flankiert von etwas grünem Tee, der den Pfeffer begleitet, ohne ihn zu übertönen.
Kreuzkümmel und Ingwer stützen sehr zurückhaltend die Birken-Pfeffer-Kombination. Die noch immer starke, sehr noble Zitrik kontrastiert dies in wunderbar eleganter Weise.
Die lange und gediegen nachhallende Basis aus Vetiver, Sandelholz, einem Hauch Patchouli und Eichenmoos lässt der Frische der zitrischen Noten auch im Ausklang noch Raum zum Atmen.
Dieser Duft scheint einfach, geradezu simpel zu sein, doch seine Eleganz und seine Stärke lassen nach und nach erahnen, wie fein abgestimmt diese zahlreichen Ingredienzien sein müssen, um ein solches Dufterlebnis zu erzielen.
Ein Meisterwerk des Parfumeurs Christian Provenzano.
Inzwischen ist dieser zitrisch-holzige, dezent würzige Duft bedauerlicherweise kaum noch käuflich zu erwerben. Ganz gleich, welche Seiten ich im Netz auch ansteuere – stets wird mir entweder mitgeteilt, der Duft sei ausverkauft oder “derzeit nicht erhältlich”.
Meist werde ich auf das Eau de Toilette “Gentleman Citrus & Wood” verwiesen.
Offenbar war Yardley India (!) der Meinung, es sei nun an der Zeit, eine massive Reformulierung vorzunehmen. (Ich weise an dieser Stelle vorsichtshalber darauf hin, dass Yardley India nicht identisch ist mit der in England ansässigen Firma Yardley & Co. Ltd.)
Man änderte geringfügig den Namen, indem man ihm den Begriff “Gentleman” voranstellte, und warf einen völlig anderen, reformulierten Duft auf den Markt, der mit der Ursprungsversion nichts mehr gemein hat.
Wie so oft ist auch diese Reformulierung in die sprichwörtliche Hose gegangen.
Die Kopfnote des reformulierten Eau de Toilette ist im Vergleich zur Version von 2011 deutlich wässriger, um nicht zu sagen verwaschener. Die zitrische Eröffnung ist schwach, gleichsam eindimensional, geradezu langweilig, und die Bestandteile, aus denen diese Zitrik sich zusammensetzt, werden nicht angegeben. Ich gehe davon aus, dass beileibe nicht so viele Ingredienzien verwendet wurden wir in der Version von 2011.
Ich nehme eine schwache Zitrone wahr, etwas Bergamotte, möglicherweise einen Hauch Mandarine. Die Kopfnote gleitet aber schon nach einigen Sekunden ab in ein undefinierbares synthetisches Etwas, das erfolglos natürliche Zitrusnoten zu imitieren versucht. Das ist nicht sonderlich gut gemacht, es ist schwach komponiert, und es ist vor allen Dingen nicht sehr haltbar.
Die Herznote beginnt mit einem abrupten Bruch, einem geradezu harschen Übergang der künstlichen Zitrusfrüchte zu einer etwas stumpfen, mit einem unangenehmen Zahnpasta-Ton behafteten Minze.
Was diese Minze in einem Duft zu suchen hat, der “Citrus & Wood” heißt, erschließt sich mir nicht, zumal sie weder die Künstlichkeit der Zitrusfürchte mildert noch irgend eine Verbindung zu den alsbald die Basisnote einleitenden Holztönen herzustellen vermag.
Die Minznote steht etwas planlos für sich allein, wirkt fehl am Platze, macht aber dann rasch Platz für holzige Töne, die schlicht seifig wirken.
In der Basisnote kann ich dann weder Vetiver wahrnehmen noch Sandelholz. Allenfalls ein Hauch von Patchouli lässt sich möglichwerweise erahnen, aber vielleicht ist da auch der Wunsch der Vater des Gedankens.
Die Zeder, so sie denn in diesem Duft enthalten sein sollte, hat sich schamvoll versteckt und möchte wohl an diesem Desaster nicht beteilgt sein.
Wahrnehmbar hingegen ist ein seifiger, billig wirkender Moschus, der jedoch glücklicherweise so rasch verfliegt wie das ganze Gebräu.
Dem geneigten Leser, der mir bis hierher gefolgt ist, möchte ich die Gelegenheit geben, die Ingredienzien beider Düfte noch einmal miteinander zu vergleichen.
“Citrus&Wood” (2011) von Yardley & Co. Ltd.:
Kopfnote Bergamotte, Limette, Elemiharz, Grapefruit, Zitrone, Mandarine, Orange
Herznote: Birke, Pfeffer, Kreukümmel, Ingwer, Tee, Karottensamen
Basisnote: Vetiver, Sandelholz, Ambra (Amber), Zeder, Patchouli, Eichenmoos, Tonkabohne
“Gentleman Citrus&Wood” (ohne Jahreszahl) von Yardley India:
Kopfnote: zitrische Noten,
Herznote: Minze
Basisnote: Moschus
Man hat sich bei "Gentleman Citrus&Wood" offenbar nicht einmal mehr die Mühe gemacht, tatsächlich holzige Noten in dieses schwache Wässerchen einzubauen.
Dieses Zeug dennoch unter dem, wenngleich unmerklich geänderten Namen “Citrus&Wood” zu verkaufen, ist dreist.
Erstaunlich finde ich auch, dass man dieses reformulierte Eau de Toilette sowohl bei Ebay als auch bei Amazon scheinbar nur noch über eine Firma mit Sitz in Indien beziehen kann.
Sieht man sich diese Firma genauer an, fällt auf, dass sie sich nicht mehr “Yardley & Co. Ltd.” nennt, sondern “Yardley India”.
Die Homepage der Firma “Yardley &Co Ltd.”, die den Firmensitz nach wie vor mit “London, UK” angibt, listet weder das Eau de Toilette “Citrus&Wood” aus dem Jahr 2011 noch das offenbar neue oder reformulierte “Gentleman Citrus&Wood”, das seit Ende des vergangenen Jahres angeboten wird.
Wer also den Duft von 2011 (nach)kaufen möchte, wird eine herbe Enttäuschung erleben, wenn ihm stattdessen eine völlig anderer, wesentlich schwächerer und schlechter komponierter Duft ins Haus flattert, den er zudem aus Indien beziehen muss …
Ich nenne das eine Mogelpackung.
21 Antworten