Welches Parfüm würdet ihr auf einer Beerdigung tragen?

Ich kann aus eigener Betroffenheit schreiben, da ich im letzten Jahr meinen Mann viel zu jung beerdigt habe. Er hat sich nicht für Parfüm oder meine Sammlung interessiert, weder positiv noch negativ.
Ich habe ihm mit den Jahren den Duft als After Shave untergeschoben, den ich gern an ihm gerochen habe: Terre d`Hermes
Ich liebe diese Duftrichtung. Er hat seinen Frieden in einem Ruheforst gefunden, ein wunderbarer Ort, nicht nur für Trauernde, sondern alle Naturverbundenen. Terre d`Hermes als Herrenduft passt dazu.
Ich habe mit großer Selbstverständlichkeit den einzigen Duft getragen, der mir passend erschien:
"De profundis"
Serge Lutens
Ich trage ihn immer noch zu besonderen Gelegenheiten, ein Mosaikstein der Verbundenheit mit meinem Partner über fast 40 Jahre. Es macht mich nicht traurig, ihn zu tragen, sondern ich finde es eher tröstlich.

Ich war erst auf 3 Beerdigungen, wenn ich mich recht erinnere. Bei der ersten war ich in der 3. oder 4. Klasse, da ist die Mama von einer Mitschülerin, die glaube ich in der 2. oder 3. Klasse erst war, ganz plötzlich und völlig unerwartet verstorben. Bei der zweiten, einige Jahre später, ist eine Tante von mir nach sehr schwerer Krankheit verstorben und die letzte war mein Nachbar, welcher auch plötzlich verstorben war. Letztes Jahr ist meine Oma und 2 Monate später mein Vater plötzlich verstorben, da war ich aber nicht mit zur Beerdigung, weil es mir da gar nicht gut ging und ich die Beerdigung wahrscheinlich nicht verkraftet hätte. Der Tag, an dem beide starben und der Tag, an dem beide beerdigt wurden, waren für mich horror! Wäre ich zur Beerdigung gegangen, hätte ich definitiv KEIN Parfüm, Deo o. ä. getragen, nur kurz vorher gründlich geduscht. Ich hatte auch bei den anderen Beerdigungen kein Duft getragen. An solch einem Tag hat man ganz andere Gedanken und Sorgen, ist jenachdem sehr traurig und weint, da hat Parfüm einfach kein Platz. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt schon mal bei einer Beerdigung Parfüm an jenachdem gerochen habe. Das einzige was ich noch weiß: Viele Menschen und die engsten Angehörigen der verstorbenen haben auf dem Weg zum Grab und vor dem Grab bitterlich geweint.

Für mich ist daher Parfüm an solch einem Tag ein NoGo! Bei einer Taufe, Kommunion, Hochzeit, Geburtstag, Geburt oder was auch immer man so alles feiert, finde ich Parfüm nicht verkehrt, aber bei einer Beerdigung gilt für mich persönlich Parfüm als NoGo!

Ich war am Mittwoch auf der Beerdigung meiner Mutter und ich habe cuir beluga von guerlain getragen weil es mich warm umhüllt hat so wie warmherzig meine Mutter auch war. Ich habe ganz bewusst diesen Duft gewählt weil ich mich mit ihm zusammen verabschiedet habe aber ich werde ihn nicht als was schlechtes in Erinnerung behalten ganz im Gegenteil.

Puh ein schwieriges Thema. Ich glaube ob jemand ein Parfum tragen möchte oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe Grundsätzlich kein Interesse ein Parfüm bei einer Beerdigung zu tragen mit einer Ausnahme.

Das war letztes Jahr bei der Beerdigung meiner Oma. Eines meiner ersten Erinnerungen an Sie ist Ihr Parfüm. Sie trug immer das gleiche Parfüm Chanel No.5. Ich verbinde so viele tolle und schöne Momente dass es meinen Geschwistern und mir nicht schwer viel Ihren Duft zu Ihrer Beerdigung zu tragen. Auch heute tragen meine Schwestern den Duft gerne und jedes Mal wenn ich Ihn Rieche denke ich an Sie und die schönen Momente, klar vermissen gehört auch dazu. Parfüm kann also auch ein Teil der Trauer und der Bewältigung sein.

Ich finde, dass es bei Menschen die man mit einem Parfüm stark assoziiert passen kann. Aber auch hier kommt es individuell auf darauf an, wie man trauert. Wenn man jedoch Parfüm bei einer Trauerfeier verwendet ist Weniger mehr, da man ja die anderen Trauergäste nicht stören möchte.

Ich war leider gestern erst auf einer Beerdigung und ich trug eigentlich gar keinen Duft.

Nur das war ich für mich als gepflegt empfand und wo ich mich mit wohl fühle. Also Deo und so was, das in Richtung Nivea geht.

Düfte auf Beerdigungen finde ich persönlich aus mehreren Gründen sehr unpassend. Zwar hat man zur Zeit seinen Abstand zu den anderen Trauergästen, aber da kann schon eine spezielle Duftnote, einem schwer zusetzten. Ein Vetter meiner Schwiegermutter badete vor ihrer Beerdigung in einem penetranten Duft von Lagerfeld, der mehr als aufdringlich war und nicht nur bei mir Übelkeit hervorrief. Zum anderen wird ein spezieller Duft bei mir immer Erinnerungen den Tag hervorrufen. Dann wandert bei mir leider der ansonsten vielleicht schöne Duft aus der Sammlung.

In den letzten Jahren habe ich viele Beerdigungen und Trauerfeiern erlebt und teils sogar selbst organisisiert.

Im Mittelpunkt stand immer das Andenken an den verstorbenen Menschen und die Trauer der Hinterbliebenen. Da sollte jeder soviel Pietät besitzen und sich mit seinem Auftreten zurücknehmen. Parfum finde ich da absolut deplatziert und ist mir bei diesen Anlässen bisher auch nicht untergekommen.

Muss man sich eigentlich immer und zu jedem Anlass „eindieseln“?!

Naja mit Parfüm geht es ja nicht immer nur darum sich in Szene zu setzen. In diesem Thread findest du mittlerweile sehr viele berührende und intime Beispiele dafür. Das muss keine Sache sein mit der man sich in den Fokus stellt.

Als ich die Frage las, fühlte ich mich auch erst mal schockiert. Denn wenn man trauert, hat man wirklich keinen Kopf für, in diesem Fall, Nebensächlichkeiten. Trotzdem habe ich mir alle Antworten hier durchgelesen und muss sagen... ja - Trauer ist wirklich sehr individuell und sehr persönlich. Wenn man einen Duft trägt, der einen an den Verstorbenen erinnert und es einem in diesem Moment und in der Zeit danach Kraft gibt und dieser Duft mit einem positiven Gefühl zurück bleibt, dann ist es in meinen Augen angebracht und sogar gut und tröstend. Gerade wenn man unmittelbar betroffen ist und ein naher Angehöriger stirbt, dann hat man alles recht der Welt dazu. Ich persönlich weiss nicht, was ich machen würde. Ich musste leider auch schon allzu oft auf Beerdigungen gehen. Die früheste und prägendste Beerdigung war bereits in meiner frühen Kindheit. Das heisst, dieses Thema begleitet mich schon mein ganzes Leben, da Verlust und Tot einfach ein Teil meines Lebens ist. Wenn ich in Zukunft auf eine Beerdigung gehen müsste, dann würde ich meine Emotionen in diesem Moment entscheiden lassen. Vielleicht steht mir dann auch nicht der Sinn danach... aber ich finde, keiner kann hier Menschen verurteilen. Das ist genauso mit der Trauerzeit. Manche trauern ein paar Wochen - und manche ein ganzes Leben. Hier gibt es kein Richtig und kein Falsch. Ich weiss wie gesagt nicht, ob ich einen Duft tragen würde. Aber wer wäre ich denn, anderen Leuten Pietät abzuschreiben, wenn sie selbst einen Duft tragen möchten? Vielleicht hilft ein schöner Duft manchen Menschen auch, einen Funken Licht in diese schreckliche Situation zu bringen und sie dadurch besser zu ertragen, bzw. durchzustehen.

Wenn ein Sohn bei der Trauerfeier für seinen Vater dessen Signaturduft trägt, ist das sicher eine andere Sache.

Ich habe im letzten Jahr auch einige liebe Menschen verloren , unter anderem meine geliebte Mutter. Bei ihrer Beerdigung habe ich ihren Lieblingsduft Chanel No 5 getragen als Hommage an sie und um mich mit ihrer Duftaura einzuhüllen. Es gab mir das Gefühl das sie mir trotzdem nahe ist. Bei den anderen Beerdigungen trug ich ihn ebenfalls, weil es liebe nahe Verwandte waren und sie so mit dabei war.

Ich finde es ist jedem selbst überlassen, ob er einen Duft zu solchen Anlässen trägt viel wichtiger ist die Dosierung. Dezent und nicht raumfüllend ist hier m.M. nach angesagt

Wie interessant! Erst durch das Lesen dieses Threads ist mir eingefallen, dass ich bei der Trauerfeier meiner zu früh gestorbenen Mutter im Jahr 2011 L'Heure Bleue trug. Ich hatte damals eine Abfüllung (von einer vorherigen Reise) im Gepäck und trug morgens einen mini Hauch davon auf.

Was daran so interessant ist? Obwohl ich diesen Duft sehr mag, stimmt er mich soooo traurig, dass ich ihn kaum noch trage. Mir war überhaupt nicht bewusst, warum das so ist, doch nun bin ich ziemlich sicher, dass ich den Duft unbewusst mit diesem Ereignis verknüpfe.

Bei der Urnenbeisetzung in einem Friedwald etwas später, trug ich übrigens kein Parfum. Ich wollte den Wald pur erleben, so wie meine Mutter ihn liebte.

Liebe Grüße

Harielle

Um an diesem sonnigen Tag ein wenig Leichtigkeit in dieses schwere Thema zu bringen:

Ich habe meiner Oma (90) letztens Diors Forever and ever geschickt und gefragt, ob sie ihren geliebten Freesienduft bereits getragen hat. "Ja, zur Corona-Impfung wollte ich für meinen jungen Arzt besonders gut duften. Habe es mir unter die Achseln gesprüht." Und wenn es irgendwann mal so weit ist, werde ich das gleiche tun. In der Hoffnung, dass mich die kleine Erheiterung kurzweilig ablenkt von der tonnenschweren Trauer, die mich sonst zu Boden reißen wird.

Ich weiß nicht mehr was ich trug, als der Vater meiner Kinder vor drei Jahren beerdigt wurde, aber ich wollte mich mit dem Duft stärken/ trösten.

"Oud Shamash" ploppt gerade gedanklich auf. Eventuell war es der...

Für meinen ExPartner und langjährigen Freund hätte ich mich nicht beduften müssen. Er war es, der mich früher eher beschimpft denn gelobt hat bezüglich meines Duftgeschmacks.

Da ich mich eh dezent parfümiere, ist es Anwesenden nicht weiter aufgefallen.

Wohltuend ist mir noch der Duft der beweihräucherten Kirche in Erinnerung, obwohl ich Kirchenweihrauch a la Avignon oder Messe de Minuit verabscheue.

Im Grunde tun wir so etwas doch eigentlich für uns selbst mmn. Den Verblichenen kann es herzlich egal sein, was nach dem Ableben geschieht.

Yep! So war das bei mir

Damals ist meine verschlafene Duftleidenschaft erneut entflammt und ich heilfroh, daß ich mich mit Schönheit, sprich Duftkunst, von der gröbsten Trauer ablenken konnte.

Die meisten meiner Familienmitglieder wurden auch schon beerdigt und ich weiß nicht mehr welche Düfte ich damals trug. Außer beim letzten Mal, da war es mein Signaturduft.

Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass die Parfumfrage prinzipiell unpassend wäre und mir wäre auch nie in den Sinn gekommen, dass ich diesen Duft nach der Beerdigung nie mehr tragen wollen würde.

Im Gegenteil, das Parfum war wie ein guter, altbekannter Freund, der mir an diesem Tag zur Seite stand. 🙂

So empfand ich es auch immer, Birdee.

Schönes und bewegendes Thema! Ich sehe darin nichts Verwerfliches, wenn man sich Gedanken zu dem Thema macht und die Verstorbenen auf seine eigene, schräge Parfumoweise huldigt.

Als meine Oma vor einem Jahr gestorben ist, war es irgendwie selbstverständlich für mich, 4711 Kölnisch Wasser zu tragen. Es war das einzige Parfum, das sie über mehrere Jahrzehnte hinweg konstant getragen hat mit sehr wenigen Ausnahmen (Tosca EdC und ein Yves Rocher). Außerdem war ihr leerer Flakon davon mit Ballonzerstäuber aus den 80ern mein erster richtiger Flakon. Der Duft hat mich bei der Beerdigung natürlich an sie erinnert und tut es auch weiterhin, weshalb er seither sogar öfter zum Einsatz kommt.

Auf der Beerdigung meines viel zu früh verstorbenen Onkels, Anfang Januar, die nur im engsten Familienkreis stattfand und auf einem Waldfriedhof, habe ich Obsession getragen. Meine Mama hat den Duft in den 80ern getragen. Auf der Beerdigung war es war kalt und traurig und er hat für mich etwas wohlig, warmes, tröstliches.

Ich denke eine Beerdigungsduft ist etwas sehr persönliches, das kann man schwer pauschalisieren. In einer stickigen Kirche hätte ich den Duft sicher niemals getragen. Aber da im Wald hat er mir durch diese wohlige Wärme die er ausstrahlt, ein bisschen geholfen die Trauer zu tragen.

03.Apr.1968 von Rundholz habe ich auf der Beerdigung meiner Mutter getragen, sie liebte den Duft.

Ich mag ihn nicht so, aber sie ist immer bei mir, wenn ich ihn trage....

Ich würde hier nur sicherstellen, dass ich keinen sehr starkes Duft trage. Alles andere ist meiner Meinung nach hier sehr subjektiv. Jemand will vielleicht einen dunkleren Duft tragen, der/die Andere will vielleicht einen "glücklicheren" Duft tragen aufgrund der Beziehung zur verstorbenen Person. Vielleicht will man zu diesem Anlass auch gar keinen Duft tragen, da man beispielsweise keinen Duft mit dieser Erinnerung assoziieren will.

Bisher auf allen Beerdigungen, an die ich mich bewusst erinnere, habe ich einen Hauch Casmir getragen. Ganz für mich selbst, so gering dosiert, dass der Duft bei mir und ohne Duftaura blieb. Er hat mich eingehüllt, wie eine warme Umarmung, gestützt, wie eine Freundin.

Ich kann den Duft nicht mehr im Alltag tragen, aber wenn ich still für mich trauer, trage ich den Duft auf, und erinnere mich an die Menschen, die an einem anderen Ort warten.

Für mich ist es nicht abwegig, einen Duft auf einer Beerdigung zu tragen - die Frage ist das "Wie".

Die Dosis macht das Gift.

"black gemstone"

Auf der letzten Beerdigung, auf der ich war, trug ich "Paisley" und fand das sehr passend, dezent und irgendwie würdevoll. Es war die Beerdigung der Mutter einer Freundin, die ich zwar gut und lange kannte, die aber keine direkte Angehörige war.

So sehe ich das auch. Ich selbst würde, wenn es eine sehr nahestehende Person ist, vermutlich gar keinen Duft aus meiner Sammlung tragen wollen, damit ich ihn später nicht mit diesem traurigen Erlebnis verbinden würde. Vllt. ein Pröbchen, dezent und meiner Stimmung entsprechend. Vllt. wäre mir Parfum in dem Moment aber auch ganz egal.

Bei einer Beerdigung, die mich pers. nicht so sehr trifft, würde ich wohl etwas sanftes, sauberes und dezentes aus meiner Sammlung wählen.