Schön Stöffchen PART I: Chimäre Labdanum
Über die letzten Jahre meiner Leidenschaft bin ich über viele Duftstoffe gestolpert, die mir mal gut gefallen haben, andere wiederum weniger. Ich konnte mir einen tollen Korb zusammenstellen an Geruchsnoten, die mir und meiner Haut liegen und die das – für mich – beste aus der angegebenen Duftpyramide herausholen. Nun möchte ich mit dieser Reihe Duftstoffe würdigen und vorstellen, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind und die mich und meine Ansicht auf Düfte nachhaltig geprägt haben.
Anfangen möchte ich hierbei mit Zistrose und Labdanum. Nur zur Erklärung, Zistrose ist die Pflanze selbst, Labdanum das Harz, welches aus der Pflanze austritt. Kein anderer Stoff begleitet mich momentan so sehr wie diese beiden. Oftmals eine Hassliebe, da ich zusehends das Gefühl bekomme, dass bestimmte Labdanum-Sorten abstoßend für meine Nase sind, beziehungsweise diese falsch von meiner Haut projiziert werden. Eventuell eine falsche Wahrnehmung ?
Meine ersten spürbaren Erfahrungen mit Zistrose hatte ich mit Attaquer Le Soleil - Marquis de Sade , der ein wahrer Traum in meiner Nase war. Da hier nur Zistrose als Note angegeben ist, scheint es umso erstaunlicher, wie facettenreich dieser Duftstoff ist. Es war eine wellenförmige Bewegung im Duftverlauf, welche zwischen Leichtigkeit, Intensität, leichter Animalik und honigähnlichen Gerüchen wechselte. Ein toller Duft, der aber ähnlich zu Moleküldüften von jedem anders interpretiert wird. Allerdings zeigte er mir wie komplex Düfte sein können, ohne eine riesige Duftpyramide aufweisen zu müssen.
Je mehr ich mich durch die verschiedensten Marken testete, umso mehr merkte ich wie auch durch meine Änderung in den Duftvorlieben die Härte des Labdanums zunahm. Waren es vor allem die Honig- und Ambertöne die die getesteten Düfte aufweisten, so bin ich aktuell bei den harten, trockenen, eher dunkel-rauchigen Labdanum-Sorten angekommen. Besonders in Fetish pour Homme Parfum und
Le Lion de Chanel sind die sehr knarzig-dunklen Sorten drin, die mehr in Richtung dunkles Leder, Animalik oder Rauch tendieren.
Ich bin aber mittlerweile an einen Punkt gekommen, dass mir bestimmte Düfte mit einer dominanten Labdanum-Note zu viel werden. Häufiger empfinde ich das Ganze als nervig, zu dominant oder generell recht unausgewogen. Meine AHA-Erlebnisse waren hierzu die „Parfums de la Nuit“-Reihe von Roja und vor allem mein wiederholter Einblick in Grand Soir . Letzteren hatte ich viel lieblicher in Erinnerung, war auf der Haut und in meiner Nase so knarzig voll dunklen Labdanum, dass ich die Amber-Noten nicht mehr genießen konnte. Die PDLN-Reihe war insgesamt auch sehr gut, auch deutlich ausgewogener, da jeder Duft andere „Härtegrade“ von Labdanum einsetzte, dennoch war Labdanum im Rückblick recht stark wahrnehmbar.
Überraschenderweise war der härteste der Rubrik Le Lion de Chanel weniger störend in meiner Nase, da der restliche Duft einfach so aufgebaut war, dass er fast als animalischer Duft durchging und damit eine klarere Struktur hatte. Es wirkte im Konstrukt einfach passend, während es beim Grand Soir zu aufgesetzt wirkte, was mich nach so langer Zeit etwas überraschte.
die Düfte die ich weiterhin ohne schlechtes Gewissen mit einer spürbaren Labdanum/Zistrosen-Note empfehlen kann, sind:
Attaquer Le Soleil - Marquis de Sade
"Promise | Editions de Parfums Frédéric Malle"



