DerDefcon

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Rezensionen
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Des Azubis erste Wochen auf Arbeit
Im September diesen Jahres ist es sechs Jahre her, dass ich meine kombinierte Aus- und Weiterbildung begann. Vielleicht wird der ein oder andere meinen Gedankengang, der mir zu diesem außergewöhnlichen Duft in den Sinn kam, bekloppt oder gar hirnrissig finden, aber ich kann einfach nicht anders, ich muss ihn digital zu Papier bringen.

Fangen wir mal ganz von vorne an. Am 01.09.2013 begann ich meine kombinierte Aus- und Weiterbildung. Jeder von euch, auch ich, wird sich an seinen ersten Arbeitstag, die auf diesen folgenden Tage und Wochen, eine Zeit mit vielen Eindrücken, erinnern - zumindest ein bisschen. Ich lernte meine Kolleginnen alle kennen. Freundlich und herzlich wurde ich aufgenommen. Die ersten Tage waren nicht ohne. Der Einzelhandel - gerade in der Möbelbranche - fordert so einiges. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich begann, waren jedoch nicht alle Kollginnen anwesend. Eine Kollegin hatte zweiwöchigen Urlaub. Ich war gespannt, wer da noch kommen sollte. Die anderen Kolleginnen grinsten mich leicht naiven, noch etwas kindlichen 18jährigen, der sein Abitur vor nur einigen Monaten hinter sich brachte, mit einem verschmitzen Grinsen an und sagten: "Du wirst sie schon noch kennenlernen.", War das jetzt gut oder schlecht?

Die vierzehn Tage Urlaub waren vorüber und die Kollegin betrat ein paar Minuten, nachdem ich in der Filiale eintraf, den Aufenthaltsraum. Sie war klein, doch strahlte sie ein unglaubliches Selbstbewusstsein aus. Ihr Kleidungsstil war lässig, offensiv, doch trotz ihres Alters von fast fünzig Jahren genau auf sie zugeschnitten. Eine Jeans, die das ein oder andere Loch hatte, eine schwarze Lederjacke, eine Uhr mit rot leuchtendem Ziffernblatt, Totenkopfohringe und eine lässige Kurzhaarfrisur. Mein erster Eindruck: Eine gestandene, offensiv und vorallem selbstbewusst auftretende Frau, deren Blicke einen durchbohrten. Sie war, wie mir gegenüber bereits angekündigt, der Trumpf, wenn man bei schwierigen Kunden nicht mehr wusste, wie man verfahren sollte. Ihre Aura fraß sich durch den gesamten Raum und ehe ich mich der Situation anpassen konnte, gab es gleich zu Beginn erstmal eine ordentliche Rüge bezüglich meiner Arbeitskleidung, die keinesfalls schreiend, aber laut, selbstsicher und bestimmend erfolgte. Diese Bestimmtheit mit der selbstsicheren, lauten, aber keinesfalls hysterischen Stimmlage war einfach nur einschüchternd. Aber wieso werde ich gerade von einer Kollegin, die mit Totenköpfen in den Ohren, schrillem Uhrenschmuck oder zerrissenen Hosen herumrennt, zur Sau gemacht? Ganz einfach: Sie kann es, sie macht es und es interessiert sie nicht, was andere über sie denken. Sie steht über diesen Dingen. Betritt sie den Raum und zieht automatisch alle Blicke auf sich, ist ihr dies keineswegs unangenehm, denn nun weiß sie, dass sie Situationen lenken und beeinflussen kann und so wird sie doch glatt noch einen ganzen Kopf größer.

Die ersten Tage mit ihr waren anstrengend. Gefühlt war sie überall. Lief ich doppelte Wege, weil ich mal wieder vergaß, Müll oder sonstige Dinge auf dem Weg ins Lager automatisch mitzunehmen und meine Wege so effizient wie nur möglich zu gestalten, bekam sie dies mit, stand schon hinter der nächsten Ecke, hinter der nächsten Tür, hinter dem nächsten Warenträger, um mir wieder bestimmend und vorallem deutlich zu erklären, was falsch lief. Dies geschieht jedoch immer mit Stil, immer im richtigen Augenblick, also nie vor Kunden, und niemals ausfallend. Ganz ehrlich ... ich wollte dort nicht mehr arbeiten. Ich hatte einfach Angst vor dieser Frau. Sobald sie in meiner Nähe war, lief es einfach nicht mehr. Geld fiel mir runter, ich vergaß einen Teil meiner Aufgaben, beim Zusammenbauen von Möbeln brach ich Schrauben ab und sobald sie in meiner Nähe war, verlangten die Kunden die mitunter kompliziertesten Dinge von mir, damit sie es auch ja mitbekam, wie ich die Situation nicht eigenständig löste. Ich machte drei Kreuze im Kalender, als es für zwei Wochen, diesmal für mich, in den Urlaub ging.

Zwei Wochen waren aber dann auch wieder schnell vorbei. Erstaunt war ich, als ich feststellte, dass meine Angstkollegin an diesem Tag nicht arbeiten war. Was freute ich mich. Doch dann, in der Mittagspause, öffnete sich die Tür zum Aufenthaltsraum. Wer diesen betrat, kann sich sicher jeder von euch denken. Schweißperlen liefen mir die Stirn runter, denn schon war der Raum von einer Aura getränkt, die ich keinesfalls vermisste. Doch anders als sonst, folgten keine Rügen, keine Verbesserungen und keine Ermahnungen. Es entwickelt sich ein Gespräch, das sehr angenehm war. So angenehm es auch war, spürte man noch immer ihre so offensive Präsens, die Blicke, die einen maßgeblich durchbohrten. Diesmal war das jedoch alles auf einem erträglichen Niveau - zwar vorhanden, aber angenehm dosiert. Ich merkte, dass ich es mit einer sehr erfahrenen Frau zu tun hatte, die gar nicht mal so schlimm ist, jedoch mit allen Wassern gewaschen war und niemals Schwäche zeigte. Man konnte sich viele Tipps von ihr holen, sich ihr anvertrauen und selbst über sehr intime Dinge, mit denen man als junger Erwachsener eher weniger gern mit seinen Eltern reden würde, sprechen. Meist war es sogar so, dass sie einem direkt ansah, wo der Schuh drückt, ohne, dass man es aussprechen musste. Sie thematisierte es und entschied einfach, worüber man jetzt spricht. So brauchte es ein paar Wochen, wenn nicht ein paar Monate, um zu erkennen, dass von der an sich so strengen, offensiven, sich von Angst umgebenen Frau eine unglaubliche Vertrautheit ausgehen konnte, der sich jeder gerne annahm - nicht nur ich, sondern auch Kunden, die man das erste Mal sah und die bereitwillig ihre Geheimnisse ausplauderten. Ich bin an eine manipulative Arbeitskollegin geraten, die der Kennenlernphase zwischen dir und ihr eine bedrohliche Atmosphäre verleihen wird - wenn du ihr denn begegnest - die irgendwie überall ist und keinen Raum für Fehler lässt, denn jeder dieser wird auf der Stelle bemerkt. Es dauert ein bisschen, bis sie dir ihre sinnliche, charmante, verständnisvolle, hilfsbereite Seite zeigt. Sie gewinnt deine Symphatie, dein Vertrauen, doch ist dir immer einen Schritt voraus. Sie hat dich in der Hand, auch wenn sie nett und lieb zu dir ist. Das glaubst du nicht? Tja, ab und an kommt neben ihrer Herzlichkeit doch wieder das in ihr hervor, was mir während unserer ersten Begegnung so viel Angst und Respekt einjagte. Diese Momente der Angst sind nun aber kein Dauerzustand mehr. Sie sind kurz, verlieren dadurch aber auf gar keinen Fall ihre Wirkung, sondern holen dich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, sobald du glaubst, mit ihr auf einerWellenlänge zu sein, denn das tust du nicht - wirklich.

Ich kann am Ende, immerhin sind wir ja ein Forum für Parfümbegeisterte, nur sagen, dass diese Kollegin das Parfüm "Black Orchid" von Tom Ford niemals nötig hätte. Warum sie das nicht sollte? Es ist ganz einfach. She is the black orchid.
1 Antwort
Ein süß-würziger Duft, der zu schnell verfliegt.
Auf der Suche nach einem Duft für die kalte Jahreszeit ist es beinahe unmöglich, nicht an diesem Flakon, der durch rote Akzente besonders auffällt, vorbeizugehen. Es muss nicht immer eine Handgranate sein, womit wohl jeder hier im Forum etwas anzufangen weiß und es muss auch nicht immer eine extravagante Flakonform vorhanden sein, die mehr auf Schein als Sein setzt. Schließlich wird auch oft nur auf das Äußere geachtet, wenn es um den Kauf eines neuen Produktes geht. Spicebomb Extreme von Viktor&Rolf ist hier wohl ein gutes Beispiel. Der Duft ist interessant und hat somit auch eine gewisse Kaufberechtigung, aber gerade der Flakon ist wohl bei vielen eher weniger Parfümbegeisterten das, was zur finalen Entscheidungsfindung beiträgt.

So, das war jetzt allein zum Flakon schon eine ganze Menge und das, obwohl dieser ja an sich nicht für den Duft und dessen Verlauf verantwortlich ist. Gehen wir also zu dem über, was wohl am interessantesten für uns alle ist.

Aufgesprüht auf das Armgelenk fällt eine vorerst starke Frische auf, die durch die Bergamotte in der Kopfnote hervorgerufen wird. Sehr schnell ist von dieser jedoch nichts mehr großartig wahrzunehmen und Zimt sowie Muskat setzen ein. Der Duft wird wärmer, weicher und automatisch auch würziger, was definitiv an der sehr präsenten Zimtnote liegt. Das ähnelt eine gewisse Zeit lang dem Gebräu, was übrigens keineswegs verächtlich gemeint sein soll, welches in der orange-schwarzen Handgranate vorfindbar ist. Doch auch diese Parallelen sind bald nicht mehr zu vernehmen, da nun Sandelholz und Vanille für etwas mehr Sinnlichkeit und Süße sorgen, was die zimtige Würzigkeit ein wenig eindämmt und perfekt mit dieser harmoniert. Spicebomb Extreme ist hier, wohl dem Namen nach, nochmals etwas radikaler, wenn es um die Kontrastierung der Süße mittels Pfeffer und Tabak geht.
Wir können festhalten, dass der Duft von Givenchy eine tolle Harmonie inne hat, die sinnlich warm ist und deren Süße mit einer traumhaften Würze untermalt wird. Das ist der Duft für die, denen Spicebomb Extreme zu extrem, zu stark, zu prollig ist. Es ist ein Duft, der perfekt auf den Weihnachtsmarkt passt, der auch mal zu Heiligabend, wenn man vor dem Kamin sitzt, die Familie zu Besuch hat und sich in einen kuscheligen Pullover wickelt, getragen werden kann. Für mich ist das einfach ein Weihnachtsduft, was dem Zimt, der Vanille und dem Muskat zu verdanken ist. Für den Herbst ist er in meinen Augen einfach unpassend.

Was hier aber definitiv nicht passt, sind Haltbarkeit und Sillage, denn hier erwarte ich von einem solch schweren Duft einfach mehr.
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Ja Moin, Bittermandel! Du bist nicht zu überriechen.
Bevor ich auf die Dufteigenschaften und meine Wertung diesbezüglich zu sprechen komme, möchte ich bereits im Voraus mitteilen, dass dieser Duft unglaublich gut in alle Himmelsrichtungen ausstrahlt und auch lange wahrnehmbar ist.

Das Opening:

Das Opening ist in meinen Augen sehr frisch, aber auch laut - sehr laut. Die Bergamotte macht hier einen guten Job und kann selbst zu manch ungemütlicher Uhrzeit nochmal richtig wach machen. Kurze Zeit später gesellt sich der Begleiter bzw. die Begleiterin dazu, die dafür verantwortlich ist, dass der Duft nicht ganz so mein Fall ist. Wir reden hier, wie der Titel es schon vermuten lässt, von der Bittermandel und ja ... die macht ihrem Namen alle Ehre. Mir ist das einfach too much und in Kombination mit der noch immer stark projezierenden Bergamotte zu unangenehm. Ich kann den einen oder anderen daher verstehen, der hier von einem - bitte ein Blick in die Statements - Duft für Chemiker spricht. Inständig hoffte ich, dass sich an dem Geruchsbild noch etwas ändert und zum Glück tat es das. Die Basisnote setzt ein und die Vanille sorgt nun endlich mal für etwas Wärme und Geborgenheit, doch leider kommt sie gegen die Macht der Bittermandel dann doch nicht an. Diese drängt sich noch immer stark in den Vordergrund und sorgt für das "metallische" Geruchsbild, von dem der ein oder andere hier spricht. Für mich ist dieses Geruchsbild jedoch eher von synthetischer Natur, was die an sich gut gelungene Vanille leider mit runterzieht.

Fazit: Mich kann Pegasus nicht überzeugen. Haltbarkeit und Sillage sind absolut top, aber die stark stechende Note, hervorgerufen durch die Bittermandel, ist etwas, was mir nicht zusagt.


Update:

Nachdem ich nach ein paar Tagen die Abfüllung mal wieder anrührte und mich dazu entschloss, den Duft mal zu tragen, muss ich sagen, dass er mir doch ganz gut gefiel. Haltbarkeit und Sillage bleiben sehr gut und über den Tag hat sich der Duft dann doch sehr nett entwickelt. Von der ehemaligen 5,0 gehe ich somit hoch auf 7,5, also ein "Gut". Dieses "Gut" trifft es in meinen Augen total richtig, denn für ein "Segr gut" reicht es angesichts dieses hohen Preise bei mir nicht, denn dafür haut mich der Duft nicht um.
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Ein Opening, das für freie Nasen sorgt
Auf die Marke "Comme des Garcons" bin ich an sich nur zufällig gestoßen, als es auf die Suche nach einem Duft ging, den ich mir zu Weihnachten schenken lasse. Naja, und ist man erstmal in einer Parfümerie, verbringt man da, sofern man nicht belästigt wird - nein, ich rede teils auch von Kunden und ihren Unsitten - recht viel Zeit.

So stieß ich auf den Duft und sprühte ein bisschen was auf den Teststreifen, um hinterher beinahe einen Niesanfall zu bekommen. Hossa ... was für ein authentischer Pfeffer. Hier ist der Name Programm, aber sowas von. Bleibt der etwa die ganze Zeit so? Nein ... zum Glück nicht. Man ist ja schließlich als jemand, der diesen Duft tragen soll, kein mariniertes Steak, das gleich auf den Grill geworfen wird.

Wie geht es weiter?

Nach ca, einer halben Stunden lässt der Pfeffer etwas nach, doch bleibt er immer präsent. Die Art, wie er das macht, ist nun jedoch eine deutlich angenehmere. Es dauert ca. zwei Stunden, um zu registrieren, wie warm der Duft werden kann. Das Zedernholz sorgt für Sinnlichkeit, die durch die Tonkabohne und den Moschus unterstrichen wird. Keinesfalls wird es zu süß oder zu laut. Der Pfeffer ist noch immer vorhanden, jedoch nicht mehr allzu stark, aber noch immer merklich.

Wir haben einen Duft, der einem zuerst einen ordentlichen Schrecken einjagt, nur um wenig später eine sinnlich-warme Süße zu erlangen, die mit einer leicht pfeffrigen Würzigkeit untermalt wird - ein toller Duft für den Herbst, wenn da nicht die Haltbarkeit wäre. Jene dürfte, ebenso wie Sillage, etwas stärker ausfallen, aber das scheint ein allgemeines Problem bei "Comme des Garcons" zu sein.
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Sei nett, aber keinesfalls zu sehr!
Hallo, mein Lieblingsenkel. Du siehst ja heute richtig gut aus. Aus dir ist ja ein richtig toller, hübscher, junger Mann geworden. Ich freue mich, dass du mich endlich mal wieder besuchen kommst. Aber hättest du nicht Bescheid geben können? Jetzt ist der Kühlschrank leer und irgendetwas muss ich dir doch anbieten. Setz dich doch erstmal in die Wohnstube, während ich mal schaue, was der Kühlschrank und mein kleines Kämmerchen noch hergeben.

Das Engelchen auf meiner linken Schulter, die übrigens links von meinem Halsansatz liegt, auf welchen ich mir wenige Stunden zuvor "Tom Ford Noir Extreme" auftrug, nickte mir freundlich und mit einem sehr warmen Lächeln zu. Es meinte, diese Bravheit stehe mir ausgezeichnet und entzücke mein Umfeld außerordentlich.
Nun kam Omi aus der Küche. Natürlich fand sie noch etwas Essbares. Was freute ich mich über die Vanilleplätzchen, die so warm, so vanillig lecker rochen und am Ende auch vorzüglich schmeckten. Irgendwie passte heute alles und selbst das warm lächelnde Engelchen auf meiner Schulter war außer sich vor Freude, kam das Vanilleplätzchen doch dem so nahe, was nur wenige Zentimeter neben ihm am Halsansatz des braven Enkels zu vernehmen war und was den so lieb zusprechenden Engel erst heraufbeschwor. Und da saß der Enkel nun, Hemd, dunkle Jeans und braune Schnürschuhe tragend, alles fein herausgeputzt und gebügelt, die Haare ordentlich zur Seite gescheitelt und stets vom Engel ermahnt werdend, der lieben alten Frau gegenüber schön zuzuhören, ihr gut zuzusprechen. "Sei brav, sei zuvorkommend, sei artig.", waren die Worte des mittlerweile nervig moralisierenden Schwätzers da auf meiner Schulter. Morgen muss ich wieder in die Uni. Ganz sicher werde ich ihn da nicht mitnehmen.

Na dann. Wecker klingelt, der vermeintlich brave Enkel steht auf, frühstückt, macht sich fertig und sprintet wieder einmal zur Straßenbahn, obwohl diese doch eh alle drei Minuten fährt. Auf meiner rechten Schulter hat sich diesmal wieder so ein Engelchen breit gemacht. Der sieht ja genauso brav aus wie der andere. Na das kann ja was werden. Warum hat der eigentlich ständig seinen Spiegel in der Hand und pudert sich das Gesicht? Ganz ehrlich, ich will den anderen wieder zurück. Dieser hier ist so abweisend und auf seine eigene Art und Weise irgendwie penetrant.
Eingestiegen in die Straßenbahn bekam ich wieder gute Laune. Der Verkehr war, trotz Berufsverkehr, fließend und die Straßenbahn kam gut durch. Umgestiegen in der Greifswalder Straße fragte das Engelchen mich, ob es sich anders verhalten solle, ob ich irgendetwas an ihm auszusetzen habe. Ich antwortete, dass dies nicht nötig sei und dass ich mich bereits halbwegs an seine Eigenheiten gewöhnt habe. Die Penetranz war ein bisschen verschwunden und nun schien auch er mal ein bisschen aufzutauen, wärmer und freundlicher zu werden.
Die Fahrt dauerte über eine Stunde und an der Uni angekommen, musste ich feststellen, dass das Seminar, auf welches ich mich wegen des Themas wirklich freute, ausfiel. Hätte man keine Mail an mich und meine Kommilitonen schreiben können? Was ist daran so schwer? Meine Laune war im Keller und auch das Antlitz meines Begleiters hatte sich verdunkelt, was mir bereits während der letzten Viertelstunde im Gesindelcontainer auffiel, in welchen ich nun wieder stieg.
Keine Ahnung, was jetzt auf dem Nachhauseweg wieder los war. Nichts lief rund. Erst verspätete sich die S-Bahn. Jene, in welche ich dann einstieg, war brechend voll. So standen wir alle eng beieinander. Zum Glück konnte nur ich das Engelchen sehen, gerade weil es den anderen Fahrgästen ständig Grimassen zuwarf. Die Bahn wurde noch voller, die Menschen gereizter und so passierte es. Ein Herr mittleren Alters bat mich ziemlich unfreundlich, doch noch weiter aufzurücken, damit er sich an der nächstbesten Gelegenheit festhalten könne. Ich erwiderte, dass dies nicht möglich sei, da auch ich mich hier nicht bewegen könne. Es war einfach zu voll. Es begann ein Schimpfkonzert: "Du bist doch zu blöde, um logisch zu denken. Rück doch einfach auf, wenn man dich darum bittet. Die Leute hier in den Öffentlichen sind einfach nur noch zum Kotzen." Engelchen auf meiner Schulter sprang auf und ab vor Wut, schrie mich an, ich solle mir sowas nicht gefallen lassen. Was hatte Engelchen nur für eine finstere Mine. Teufelchen wäre wohl der passendere Ausdruck gewesen. Auf jeden Fall war er irgendwas dazwischen - eine Hybridversion aus Engel und Teufel. Ich entgegnete dem S-Bahn-Proleten, dass er doch auch einfach sein Auto nehmen könne, wenn er von allen hier so genervt sei. Die Gestalt auf meiner Schulter, halb Engel, halb Teufel, sagt, ich solle ihm dafür noch zusätzlich eine verpassen. Doch gleichzeitig revidiert mein Schulterbesucher seine Aussage und meint, dass dies vielleicht doch etwas übertrieben sei und dass es reichen würde, noch eine gepfefferte Aussage dem Proleten entgegen zu werfen. Der S-Bahn-Prolet wollte gerade zum Gegenangriff ansetzen, um der von mir zuvor getätigten Aussage zu begegnen, doch ich kam ihm zuvor. Zynisch schlug ich ihm vor, lieber doch nicht das Auto zu nehmen, denn wer schon mit dem Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel überfordert sei, solle sich nicht noch komplexeren Aufgaben, wie dem Autofahren, annehmen. Teufelchen auf meiner Schulter tobte und fragte, weshalb ich nicht noch schmutziger reagiert habe, nur um ein paar Sekunden später wieder ein wärmeres Lächeln an den Tag zu legen, zustimmend zu nicken und zu sagen, dass es so, wie ich reagierte, schon richtig war und dass er manchmal etwas zu böse sei, zu sehr übertreibe.



Kurzes Fazit für die Nicht-Mitglieder bei Parfumo, die einfach nur durch Zufall auf diese Seite gelangt sind, um sich Testberichte für "Valentino Uomo Intense" anzuschauen und bis zum Ende meiner kleinen Geschichte durchhielten:


Die Kopfnote, mit der Uomo Intense eröffnet, ist für den einen erfrischend, für den anderen penetrant, stechend und unangenehm, aber schon nach kurzer Zeit wird der Duft wärmer, vanilliger. Dieses Warme, dieses Freundliche, dieses Helle wird aber schon im Anschluss durch Schmutzigkeit, durch Dunkelheit, eben durch schwarzes Leder ergänzt und perfekt kontrastiert. Dieser Duft ist eine Komposition, die etwas Böses an sich hat, welches stets durch das Artige, nämlich die Vanille, zurückgehalten wird. Gleichzeitig sorgt das Böse, das Schmutzige, also das Leder, dafür, dass die vollkommene Nettigkeit, wie wir sie bei "Noir Extreme" vorfinden, nicht zu sehr überwiegt. Wer diesen Duft trägt, hat auf der einen Schulter den Engel, auf der anderen den Teufel und somit das perfekte Gleichgewicht, nämlich nicht zu lieb, aber auch nicht zu unartig.
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