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vor 2 Monaten - 13.03.2024
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Ein Parfumtablett für Helena Bonham Carter

Ein Parfumtablett für Helena Bonham Carter

Gestern auf YouTube entdeckt: Leena Norms, eine kluge, junge Engländerin, kreiert eine Kapselgarderobe im Zeichen von Helena Bonham Carter. Das Ziel: 31 Tage lang aussehen wie das modische Vorbild, nachhaltig und exzentrisch. Dazu analysiert sie akribisch Helenas Kleidungsstil, wählt einige Stücke aus ihrem Schrank und ergänzt sie um Funde aus zweiter Hand. Auf dieser Basis plant sie Outfits für einen ganzen Monat und hat sichtlich Spaß daran.
Mir gefällt die Idee. Helena Bonham Carter habe ich als großartige Schauspielerin und intelligente wie humorvolle Persönlichkeit kennengelernt. Und einen guten Stil hat sie sowieso. Leenas Projekt selbst nachzuahmen ist mit meinen minimalistischen Jungsklamotten aber unmöglich. Die Duftgarderobe gibt da schon mehr her. Deshalb nun das Parfumo-Äquivalent einer Capsule-Wardrobe – das Parfumtablett. Eine kleine Auswahl, nur ein Bruchteil des gesamten Sammelsuriums, drapiert auf einem Rosalinglasteller vom Flohmarkt. Eine schöne Möglichkeit, um verkrustete Gewohnheiten aufzubrechen. Solche Tabletts stelle ich regelmäßig zusammen. Über “Worauf habe ich Lust und wie wird das Wetter?” gehen die Kriterien dazu jedoch selten hinaus. Deshalb ist es eine schöne Herausforderung, dem ganzen einen roten Faden zu verpassen. Oder, im Fall von Helena Bonham Carter, einen schwarzen Faden.

Wenn man Fotos von ihr ergoogelt, fällt schnell auf, in welcher Farbpalette sie sich zuhause fühlt. Es ist eine limitierte Auswahl, was die Kombination ihrer Kleidungsstücke vereinfachen dürfte. Man sieht, dass sie manche Teile über Jahrzehnte hinweg trägt, immer in neuen Arrangements. Sogar auf dem Roten Teppich. Besonders ihre Vorliebe für Schwarz sticht ins Auge. Auch erkennt man einen fast punkigen Einfluss, der an die Piratenlooks von Vivienne Westwood erinnert. Zu alldem fallen mir zwei Düfte aus meiner Sammlung ein: CambouisCambouis von Gagliewski und Nuit de Noël (Parfum)Nuit de Noël Parfum von Caron. CambouisCambouis trägt nicht nur ein schwarzes Etikett, nein, er riecht auch sehr kokelig nach Cade-Holz. Dieser kleine Schmurgler ist mir im Urlaub begegnet, als wir in Grasse im Laden von Parfumeur Didier Gagliewski höchstpersönlich beraten wurden.
Bei Nuit de Noël (Parfum)Nuit de Noël Parfum ist es hauptsächlich das Äußere, das zu Helena passt. Schwarz wie die Seele von Bellatrix Lestrange steht er da, der kleine Art-Deco-Flakon, und beherbergt eine todernste Nelken-Rosen-Kombination.
Bellatrix selbst, so sie denn Parfum trägt, dürfte sich in der Finsternis von Lancômes Magie Noire (Eau de Toilette)Magie Noire Eau de Toilette suhlen. Doch auch wir Nicht-Todesserinnen und -Todesser können dieses würzige Wunderwerk gut tragen. Meinen Flakon muss ich leider schonen, da er vermutlich aus den 90ern stammt und in dieser perfekten Formulierung kaum mehr erhältlich ist.
Den nächsten Duft hatte ich eigentlich aussortiert, ein vintage Mini von Poison (Esprit de Parfum)Poison Esprit de Parfum. Für Helenas Tablett darf er nochmal aus der Spendenkiste, denn zu ihren ungezählten Hexen-Rollen passt das kleine Giftäpfelchen einfach zu gut.

Ihr Sohn soll sie einmal vor einem Dreh gefragt haben, ob sie heute die Hexe oder die Königin spielen würde. Damit hatte er ihre Karriere ziemlich genau auf den Punkt gebracht.
Widmen wir uns der royalen Hälfte ihres Repertoires. In The King’s Speech mochte ich sie sehr als zupackende Queen Mum. Und die trug, wenn man dem Internet Glauben schenken darf, L'Heure Bleue (Extrait)L'Heure Bleue Extrait von Guerlain. Sehr praktisch, denn das besitze ich auch und es wandert direkt als Nummer fünf auf das Dufttablett. Princess Margret, die sie in The Crown mimt, könnte das Parfum ihrer Mutter auch ab und an getragen haben.
Allgemein spielt Helena überwiegend historische Rollen, was ihrem persönlichen Kleidungsstil enorm entgegenkommt. Irgendein Element ihrer Erscheinung erinnert nämlich immer an das viktorianische Zeitalter, seien es Korsetts, weit ausladende Röcke oder die Klimt-haft aufgetürmte Lockenpracht.
Leena Norms fasst ihre Ästhetik treffend als “Sexy viktorianisches Milchmädchen” und “Edwardianische Wirtin mit politischer Agenda” zusammen. Wenn man dann noch ihre viktorianischen Rollen wie die der blutrünstigen Mrs. Lovett bedenkt, muss der letzte Duft einfach aus dieser Epoche stammen. Und davon habe ich genau einen, nämlich Jicky (Extrait)Jicky Extrait aus den späten 1880ern. Würzig wie die Pasteten in Sweeney Todd kommt er daher und versprüht seine morbide Eleganz wie eh und je.

Wie ist es bei euch, stellt ihr euch auch manchmal eine kleine Duftauswahl zusammen? Wie würde euer Helena-Tablett aussehen?

Aktualisiert am 14.03.2024 - 05:11 Uhr
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