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JacSi9s Blog
vor 6 Jahren - 01.05.2018
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Allein im orientalischen Männerpuff

In diesem Post werde ich mit einer Frage beschäftigen, die wahrscheinlich gröbster Bullshit ist. Eine Frage, die mich, je nachdem wie die Sterne heute stehen, in der Gunst dieser Community mitunter auf die Höhe vom olfaktorischen „Boris Becker“ (einfach mal die Flop-Liste durchstöbern) schmettern wird. Aber es ist eine Frage, die plötzlich da war und sich täuschend echt als Gedanke ausgab. Irgendwoher muss sie ja gekommen sein. Das muss ich respektieren. Das Parfumthema scheint durch meine Nasenhöhlen gekrabbelt zu sein und beschäftigt jetzt sogar schon meine Gedankenwelt, wenn ich nichts rieche. Ziemlich verrücktes Konzept. Also - Denken. Bin ja ein Mann. Bisschen was für die Mario Barth Fans unter uns. Es ist an alle gedacht.

Aber genug gelabert. Einige Parfumos riechen sicher schon den Duft der Weißglut. Ich mach jetzt mal schneller. Zur sagenumwobenen Frage: Kann es sein, dass das Parfumhobby und die intensive Auseinandersetzung mit Düften in der Theorie und das zeitversetzte Aufeinandertreffen mit eben jenen Düften in der Praxis das persönliche Einschätzungsvermögen auch für andere Lebensbereiche schult? Und kann man Sätze eigentlich noch komplizierter aufbauen? Machen uns Parfums am Ende des Tages etwa zu ... besseren Menschen?

Ich bin mir, wie gesagt, darüber im Klaren, dass das weiter hergeholt klingt. Aber so ist das mit meinen bisherigen Blogeinträgen. Mir fällt etwas an mir und meinem Erleben auf und anschließend reflektiere ich das dann schonungslos öffentlich mit Buchstaben und so.

Wie oft wurde ich enttäuscht! Also nicht vom Leben, also das auch, aber ich meine explizit von Duftproben. Der riecht bestimmt edel, erhaben, sexy, mit fein verwobenen Oud und einer markanten Holzkante aus dem Nahen Osten. Der Duft eines Königs! Probe da, ausgepackt, aufgesprüht.

BOOOOM!

Orientalischer Männerpuff. Auf meiner Haut. Ein Traum, schneller geplatzt als Kondome in sozial schwachen Vierteln. Scheiße, habe ich mir jetzt automatisch auch unten rum was eingefangen? Hilfe, wo war nochmal mein Badezimmer. Ich brauche Wasser!

Woran hat es gelegen? Ja, das fragt man sich dann immer. Woran hat et jelejen.

Erstmal Parfumo öffnen, aufmerksam und gefasst die Duftpyramide rauf und runter studieren, sich über irreführende Statements aufregen und zu einem möglichen Ergebnis kommen. Ah stimmt, da stand ja sogar „Hundeexkremente“ in der Duftpyramide. Ich Doofi.

Mal so ganz anschaulich und etwas vereinfacht dargestellt. Ich weiß nicht, wie es bei Euch so ist. Primär, weil ich euch nicht überwache. (Außer Sara aus Berlin. Dein Mann hat ‘ne andere und Deine Wäsche ist seit 30 Minuten fertig, Himmelherrgott). Aber ich musste wirklich lernen, im Vorfeld aufmerksam die Kommentare und Duftpyramiden zu lesen und mir ins Bewusstsein zu rufen, wie die einzelnen Komponenten riechen und das Zusammenspiel aussehen könnte. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut. Aber meine Enttäuschungen konzentrieren sich langsam, aber sicher wieder ausschließlich auf alle anderen Lebensbereiche. Toll!

Es ist ja so: Man stellt sich etwas vor, dass man noch nicht gerochen hat, ohne dass die Nase in diesem Moment helfen könnte. Man befindet sich also im Abstrakten, nur mithilfe der Fantasie ansatzweise Greifbaren. Dabei bleibt es aber nicht. Der Geruchssinn liefert einen brutalen Vorher-Nachher-Vergleich dieser Fantasie. Und da viele von uns Menschen mit einem Gehirn ausgestattet sind, kann man eben nach den Gründen suchen und feinjustieren und das Ergebnis kalkulierbarer machen. Oder vielleicht auch nicht?

Wenn sich der Blick beim Thema x schärft, behält er den Fokus dann bei, wenn sich der Kopf in Richtung anderer Themen neigt? Oder wird alles wieder zurückgesetzt?

Bisschen geschwollen das Thema. Man kann es auch übertreiben. Vielleicht passiert sowas im Subtilen, ganz unmerklich. Who cares. Ja, es ist ziemlich egal. Es ist auch nicht so, dass sich mein Leben großartig verändert hätte. Ich soll zwar derzeit für die UN die Lage in Kriegsgebieten einschätzen und wurde für ‘nen Nobelpreis vorgeschlagen, aber das hätte auch vorher alles so passieren können.

Ob es die hypothetische Transferleistung gibt, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Was ich sagen kann, ist, dass sich mein orientalisches Männerpuff-Trauma in etwas Wertvolles verwandelt hat. Ich weiß jetzt, dass ich nächstes Mal den Champager selbst mitbringe bei den Preisen. Äh, dass sich meine quasi-olfaktorischen Sinne im Abstrakten geschärft haben. Ich bin zwar nach wie vor ein blutiger Anfänger, doch es kann zumindest nicht schaden, sein Einschätzungsvermögen realistischer einschätzen zu können.

Und wer weiß, vielleicht kommt jemand von uns eines Tages in die Situation, das Schicksal der Menschheit mit nur einer Entscheidungsfrage in der Hand zu halten. Wäre es dann nicht gut, wenn man sich olfaktorisch schon im ein oder anderen Männerpuff verirrt und fürs Leben gelernt hat?

Meine Schlussfolgerung: Wir haben das richtige Hobby und magische Sinne! Wir sollten alle noch mehr Düfte testen und niemals damit aufhören. Es könnten Menschenleben davon abhängen.

Alles Bullshit? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Zumindest mit der Einschätzung liege ich richtig.

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