10 Jahre Parfumo - die Suchtakte der MarieLaVie

"Hallo, mein Name ist Marie und ich bin seit über 10 Jahren süchtig nach Parfum." ich stelle mir jetzt vor, wie ein Stuhlkreis mit weiteren Duftverrückten um mich herum ist und alle anerkennend nicken. Ich fühle mich verstanden.

So lange ist es also schon her. Ungefähr 2010 fing es an: erst vorsichtige Neugier, dann regelmäßige Freude und schließlich eine kleine, feine Obsession. 2012 dann die Anmeldung auf Parfumo, quasi meine eigene Einweisung. Und hier bin ich nun seitdem und ich glaube, ich werde nie entlassen werden.

Ein Stirnrunzelm macht sich auf manchen Gesichtern breit. Was für düster anmutende Worte zu meinem Jubiläum. Es ist doch alles einfach nur Spaß und eigentlich gar kein Problem. Wir sind hier doch unter Freunden. Ist es nicht nur ein ungewöhnliches, aber schönes Hobby? Sollte ich mich nicht fröhlich zur Feier des Tages mit Parfum besprühen? - Natürlich sollte ich das! Ich überlege mehrmals am Tag, welchen Duft ich auflegen soll, da höre ich doch nicht ausgerechnet an meinem Jahrestag damit auf! Wahrscheinlich wird es Epic Woman, der mich seit fast von Beginn an begleitet und immer wieder in seinen Bann zieht. Oder Iris Poudre, mein silber-blauer Liebling? 

In Gedanken bin ich jetzt schon wieder bei meiner Sammlung, den Abfüllungen und Proben. Stolz erfüllt mich und ein warmes, inneres Lächeln. So fühlen andere wahrscheinlich, wenn sie an ihre Enkelkinder oder ihr inzwischen erfolgreiches Unternehmen denken. Bei mir ist es eben duftende Flüssigkeit in schönen Flaschen. Ach, das hört sich wieder so plump an. Es ist doch so viel mehr! Es ist Kunst, vergleichbar mit Gemälden, mit gutem Wein, mit Musikkompositionen. Und es ist gleichzeitig Wissenschaft: Das Erforschen, Analysieren, Vergleichen und Protokollieren der verschiedensten Düfte ist doch das, was es so spannend macht. Sozusagen ein Nischenbereich der angewandten Kulturwissenschaft. Und wir sind alle Teil davon und tragen zu dieser wundervollen Bewegung bei! 

Alle Duftverrückten im Stuhlkreis klatschen und nicken begeistert, wir beglückwünschen uns gegenseitig. Genau!, wie viel ärmer wäre diese Welt ohne uns und unser Parfum? An wie viele Momente würden wir uns schlechter erinnern, weil zu dem Moment kein Duft getragen wurde? Wie viele von uns würden sich nur als halbe Person fühlen und könnten ihre Stimmung und Persönlichkeit nicht völlig zum Ausdruck bringen? Ist Parfum nicht eigentlich das Sinnbild für die Spitze der Maslowschen Bedürfnispyramide? #selbstverwirklichung!

Ja, von all dem bin ich fest überzeugt. Ich bin die Erste, die anderen mit einem Leuchten in den Augen von der Welt der Parfum Community berichtet. Von den Trends der letzten Jahre, neuen und alten Marken, der ernüchternden Preispolitik und so manchem (un)gerechtfertigtem Duft-Hype. Von dem Gefühl der Verbundenheit und den Tauscherfahrungen. Und doch blicke ich auf die letzten Jahre - ich glaube, man merkt es - mit einem lachenden und einem kritischen Auge zurück. Ja, ich habe hier unzählige Stunden verbracht: So viele meiner Gedanken drehen sich um Duft, dass es in meinem Kopf wie ein einziges schönes Karussell ist.

In den letzten Tagen wurde ich jedoch unfreiwillig von der Kirmes geholt und mit ein paar wichtigen Themen konfrontiert. Ich war überrascht, wie viele andere Dinge ich an einem Tag unter bekomme, wenn ich bewusst bei Parfumo und anderen Seiten kürzer trete. Es hat mich bisher nie gestört, ich habe auch nicht das Gefühl, bisher mein Umfeld vernachlässigt zu haben. Und es hat mir wahrscheinlich auch nicht maßgeblich geschadet (hier lasse ich ein verstörtes Kichern erklingen); Aber ich möchte bewusst mehr Platz für andere Themen schaffen.

Alle im Stuhlkreis schauen mich an, ich stehe auf: "ich möchte von meinem Recht des regelmäßigen Freigangs Gebrauch machen." Spätestens jetzt halten mich wirklich alle für verrückt. 

Aber das bin ich ja schon gewohnt nach all den Jahren in meiner geliebten Parfumo Tagesklinik. ❤️