Gestern Abend im Wiener Musikverein
Anlässlich des Nationalfeiertags Rumäniens am 01. Dezember war ich mit meiner Freundin bei einer Aufführung der Staatsphilharmonie Transsilvaniens. Mit dabei waren zwei große Stars, einmal Dirigent Gabriel Bebeşelea und Pianistin Alexandra Dariescu.
Das Konzert war grandios und trotz schlechter Plätze ist die Akustik der Säle im Wiener Musikverein unglaublich. Die Einrichtung und Verzierung des Saales ist hell und einladend, nobel und stilvoll zugleich.
Was mir jedoch als angehender Parfumo aufgefallen ist, war die Vielfalt an Düften, die sich in diesem Saal breitmachten. Es war, als würden die Düfte sich für ihre ganz eigene, parallel laufende Symphonie aufstellen. Selbstverständlich mehrmals vertreten, wie bei einer Philharmonie die Streicher, war "Terre d'Hermès (Eau de Toilette)" mit seiner unverkennbaren Vetiver-Frische. "La nuit de l'homme (Eau de Toilette)" von Yves Saint Laurent habe ich auch deutlich herausriechen können. Wie das Fagott war es eher im Hintergrund, aber bei genauer Aufmerksamkeit unverkennbar. Wie bei einer echten Philharmonie ist es oft schwierig die genauen Elemente aus dem Ensemble herauszupicken. War das ein "Aventus", der gerade an mir vorbeigezogen ist? Ein "Tobacco Vanille (Eau de Parfum)", der im Hintergrund mitschwingt?
Die Duftverteilung war sehr unterschiedlich, da nun einerseits Repräsentanten der rumänischen Botschaft Wiens, unter anderem auch der Botschafter selbst, andererseits aber auch 'ganz normale' rumänische Staatsbürger dabei waren, welche lediglich ihre Herkunft und ihren Nationalfeiertag zelebrieren wollten. Dementsprechend gab es da ganz pompöse und aufdringliche Düfte, aber auch synthetische Geruchscocktails. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der Preis des Parfums hierbei nicht ausschlaggebend ist! Manche der Pelz tragenden Damen hatten so extreme Duftbomben aufgetragen, dass ich beim Vorbeigehen eine kurze Asphyxie erlitt. Und wiederum manche Männer des 'normalen' Bürgertums konnten mit der frischen Aquatik eines nicht so teuren Bvlgari "Aqva pour homme (Eau de Toilette)" überzeugen.
Während der Aufführung waren alle Augen auf die Musiker gerichtet, alle Ohren für die Musik gespitzt. Aber die Nase des Autors allein war es, die den hier anwesenden Düften Aufmerksamkeit geschenkt hat. Dabei war das ja eigentlich der Teil des Konzerts, wo jeder mitmischen konnte. Ein free-for-all, jeder ist willkommen! Meine Freundin und ich haben natürlich auch mitgespielt. Ich war mit meinem "Dior Homme Intense (2011)" anwesend, der in seiner Schwerfälligkeit doch eine gewisse Grazie aufweist. Ein Kontrabass vielleicht? Meine Begleitung trug "So First" von Van Cleef & Arpels, die blumige Süße, welche ich mit einer sorgenlos klingenden Querflöte assoziieren würde.
Fazit? Durch Parfumo ist ein ohnehin schon sehr beeindruckender kultureller Abend um eine Ebene reicher geworden. Applaus für alle Anwesenden!
Quelle des Bildes: musikverein.at