Pluto
Plutos Blog
vor 9 Jahren - 13.08.2015
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Chypre – immer wieder

Als Teenager war ich nicht parfümverrückt, aber den Duft einer lieben Nachbarin habe ich geliebt. Ihr habe ich in meiner Parfumo-Anfangszeit einen Kommi gewidmet, als ich mir sicher war, sie trug Madame Rochas.

Zu Schulzeiten trug ich keinen Chypre, sondern einen Duft von Nerval „Crazy Love“, Charlie war zwar in, aber den mochte ich nicht, man roch ihn obendrein an jeder Ecke. Später in der Ausbildung teilte ich mir die Bank in der Berufsschule mit einem Mädel aus gutem (reichen) Haus, sie roch einfach göttlich. Unbedarft wie ich war, wollte ich wissen, welchen Duft sie trägt. Chanel, die 19 natürlich, sagte sie mit hochgezogener Augenbraue und diesem Blick „deristdochvielzuteuerfürdich“. Sie war sehr hübsch, super modisch gekleidet, fuhr mit dem eigenen Auto zur Schule, war hochnäsig, sehr eitel und dadurch auch langweilig. Ich war zu „schlicht“ für sie, trug keine Nobelmarke, aber als sie merkte, dass ich einige Männer kannte, die sie stark interessierten, wollte sie sich abends sehr gerne mit mir zum Billard treffen – übrigens ohne Erfolg bei den angesagten Typen – hübsches Aussehen ist nicht alles :o)

Die No 19 hab ich mir eine Weile gemerkt, konnte sie mir ja nicht leisten und dann lief mir Aromatics Elixir über den Weg, der Beginn einer langen Beziehung. Heute bin ich ganz sicher, dass meine Liebe zu Chypredüften durch Madame Rochas und die No 19 geprägt wurde. Einige Jahre später bekam ich ein Pröbchen Chanel No 19, sofort war die Erinnerung an die Klassenkameradin da. Aber, Chanel No 19 roch an mir schrecklich, bitter und säuerlich. Das Pröbchen flog in den Müll, ich war kuriert, vorerst. Durch eine Kollegin lernte ich Cabochard kennen, heute auch in meiner Sammlung. Und in den zwei Jahren, die ich nun hier bin, folgten unzählige weitere. Gem, Chamade und Phul-Nana, wundervolle Düfte, die ich aber eher selten trage, weil sie für mich in der orientalischen und üppigen Chypre-Fraktion verwurzelt sind und ich sie bei Kälte bevorzuge. Coriandre, Miss Dior, Private Collection und natürlich Scherrer, für mich die frischere Fraktion, fast immer einsetzbar – maßvoll dosiert. Famagusta, den ich sehr schätze, der mir aber an manchen Tagen schon fast zu kraftvoll und intensiv ist. Und nun doch noch die No 19. Ich hab sie im Kaufhaus im Vorbeigehen aufgesprüht und wow, das war es! Keine Spur von starker Bitternis und Säure mehr. Ein grün-spritziger Auftakt, flankiert von einem üppigen Blumenbukett, das warm-würzige Ende in einem Bad mit Eichenmoos….. herrlich! Frisch und warm zugleich, elegant aber auch kraftvoll.

Bis vor ein paar Jahren wusste nicht einmal, was ein Chypre ist, dachte nur an die Insel, aber die Chypres liefen mir einfach zu. So ist es bis heute geblieben. Durch Parfumo habe ich auch ganz viele andere Duftrichtungen schätzen und lieben gelernt, spontan fallen mir Cuir de Lancome, Assenzio, Tauer 02, L’Agent, Après L‘Ondée und Roma Imperiale ein. Aber letztendlich läuft es auf eins hinaus: Back to the (my) roots, back to Chypre.

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