V37

V37

Rezensionen
V37 vor 9 Tagen 3 1
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8
Duft
Mehr fruity als crystal
Frischer, scharfer Ingwer und prickelnder Pfeffer schneiden durch einen seichten, süßlich unterlegten Weihrauch Schleier. Kräftige, natürliche zitrik begleitet dieses Feuerwerk zunächst und schafft einen wahnsinnig gefälligen Duft, von dem ich wünschte, er würde verweilen.

Leider hält sich das Opening aber nur erwartbar kurz bevor der Pfeffer und die Zitrik verfliegen, der Ingwer in den Hintergrund tritt und sich der namensgebende Weihrauch zum Hauptdarsteller mimt.

Dank des Ingwers behält der Duft noch eine ganze Weile einen eher kühlen Charakter, allerdings weit entfernt von kristalliner Kälte. Auch klar sein will der Duft nicht, das verhindert vor allem eine gut wahrnehmbare, aber nicht wirklich dominante Grapefruit, welche eher fruchtig als spritzig daher kommt und durch die süßlichen Aspekte des Weihrauchs wie mit Zucker besprenkelt anmutet.

Im Hintergrund ergänzen sich Holz und Kardamom zu einem leicht würzigen Bett, welches verhindert, das der Duft zu sehr ins seichte abdriftet, ohne aber ansonsten die vordergründige Charakteristik des Duftes merklich zu beeinflussen.

Insgesamt bleibt ein ganz angenehmer Weihrauchduft, der durch die süßliche Grapefruit zwar einen interessanten Begleiter erhält, aber das Rad nicht neu erfinden mag. Auch Haltbarkeit und Sillage setzen keine neuen Maßstäbe, was aber immerhin erlaubt, beim Nachsprühen das großartige Opening erneut zu genießen.
1 Antwort
V37 vor 28 Tagen 8 2
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Whisky am Morgen
Hätte Jean-Baptiste Grenouille aus Lemmy Kilmister ein Parfüm gebraut, so ungefähr würde ich es mir vorstellen.

Zumindest im Opening, denn das kommt fast schon so brachial und unapologetisch maskulin daher, wie sich Lemmy zu besten Zeiten musikalisch inszenierte:

Whisky, Leder und scharfer, rauchiger Torf.

Ein Duft, der keine Angst hat, Kanten zu zeigen, der es nicht nötig hat zu gefallen und es eben deshalb doch tut.

Wer jetzt allerdings davon ausgeht, einen stickigen, düsteren Duft zu bekommen, irrt. Die dominante Trias wird ergänzt durch allerlei hellere und weichere Noten, welche den Duft ausbalancieren und im Verlauf freundlicher, heller wirken lassen.

Tabak liegt schnell mit in der Luft, gibt dem Duft eine unaufdringliche Süße, die von Davana unterstützt und leicht fruchtig unterlegt wird. Wenn sich Whiskey und Torf etwas beruhigen, nimmt dieser helle Tabak in der Herznote immer mehr Platz ein, bis er nach hinten immer mehr von der Vanille-Moschus Basis abgelöst wird.

So wandelt sich der Duft kontinuierlich mehr ins Gefällige, verliert aber nie völlig seine Kanten, seine Seele und damit mein Interesse.
2 Antworten
V37 vor 1 Monat 7 4
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Sommer, Sonne, Sonnencreme
Schon der erste Sprüher holt mich ab, um mit mir an den Strand zu verschwinden.

Der Duft legt sich dicht und cremig auf die Haut, aber nicht nur diese Konsistenz erinnert mich an Sonnencreme: Auch die Kombination von einer auf weißen Blüten gebetteten Kokosnuss, begleitet von einer leichten Würze, erinnert sehr an den täglichen Begleiter im Strandurlaub.

Diesen grundlegenden Charakter behält der Duft auch jenseits des Openings bei, wenn die Kokos Note etwas an Intensität verliert und Platz für die Tuberose macht.

Hinter diesen deutlichen Duftnoten verbinden sich heller Tabak, Davana und ein gänzlich unbeschwipster Rum zu einer cremigen, dezent süßen Basis.

Koriander und Pfeffer verhindern ein zu starkes Abdriften des Duftes in Richtung Teenage Girl und verhelfen ihm zu einem etwas erwachseneren, würzigeren Eindruck. Freilich ohne ihn wirklich erwachsen oder gar alt zu machen.

Müsste ich ihn irgendwie einordnen, dann wäre er wohl eher jung als alt, vielleicht im klassischen Sinne auch eher feminin als männlich. Aber seien wir ehrlich: Sonnencreme kennt weder Alter noch Geschlecht.
4 Antworten
V37 vor 2 Monaten 3
7
Sillage
7
Haltbarkeit
6.5
Duft
Der falsche König
Für gewöhnlich ruht auf dem Haupte des Monarchen eine Krone.
Nicht allerdings in diesem Falle, denn die goldene Krone sitzt wortwörtlich auf dem Haupte des klaren Vorbildes: "Original Collection - X: The Masculine Perfume of the Perfect Pair / X for Men | Clive Christian"

Stolze 16 Jahre liegen zwischen dem Release des Clive Christian und dieser Neuinterpretation seiner DNA aus dem Hause Vertus. Genug Zeit also, um sich Gedanken zu machen, Experimente zu wagen und zu verwerfen, neu zu denken und etwas Großartiges zu schaffen?

Es gibt immerhin jene, die behaupten, dass der frischere Bruder des "Original Collection - X: The Masculine Perfume of the Perfect Pair / X for Men | Clive Christian" , der "1872 for Men | Clive Christian" einst Vorbild stand für einen wahren Giganten: Neun Jahre nach dem Release traute sich ein anderes Haus an diese grün frische DNA mit der fruchtigen Ananas und verpasste ihr einen modernen, fast jugendlichen, aber auf jeden Fall gefälligen Anstrich. Das Ergebnis ist bis heute für viele das Nonplusultra in der Parfümwelt, reden wir doch von keinem geringeren als dem "Aventus | Creed"

Hat Vertus es nun also Creed gleich getan und aus der typisch klassischen, fast etwas betagten DNA von Clive Christian einen massentauglichen Hit zu produzieren? Die Antwort fällt ernüchternd aus: Nein. Es wurde nichts gewagt und doch verloren.

Im Herzen bleibt die DNA des Monarchen erstaunlich nah am Vorbild, so nah, das man eine Verwandtschaft nicht erahnen muss, sie springt einem ins Gesicht. Böse Zungen würden fast behaupten, er sei nicht mehr als eine billige Kopie. Und: Fast würde man sich das wünschen, nur günstig ist er nicht. Nicht einmal günstiger, denn der "Original Collection - X: The Masculine Perfume of the Perfect Pair / X for Men | Clive Christian" erreicht im Sale denselben Preis.

Wo liegen nun die Unterschiede? Am deutlichsten wird dies noch im Opening, wenn eine pfeffrig unterlegte Zitrone grell und laut ihren Platz neben der eigentllichen Duftkomposition fordert, aber es nie schafft, harmonisch mit der DNA zu verschmelzen. So schnell wie sie kommt, ist die Zitrusnote aber auch wieder verflogen und wird ersetzt vom kühlen Wacholder, welcher für den restlichen Verlauf die DNA etwas leichter macht. Leichter, aber nicht anders lässt sich auch der übrige Duft bezeichnen: Er lässt das Volumen, die Dichte und Kraft des Originals vermissen.

Für mich bleibt dieser Monarch ein gescheiterter Usurpator, ein falscher König, eine verlorene Hoffnung.
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V37 vor 4 Monaten 15 4
9
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Grau ist der Elefant, Grau ist auch die Langeweile.
Und du, Mr. Thompson?

Ich habe mich so sehr darauf gefreut, dich kennenzulernen. Und dann das:
Du wirkst beinahe belanglos, so simpel und einfach bist du gestrickt. So schrecklich unaufregend und leise, fast verschmilzt du mit dem Hintergrund.
Man könnte dich fast vergessen.
Fast.

Aber das habe ich nicht, konnte ich nicht.
Wie von selbst hat meine Hand dich immer wieder gesucht, die viel zu kleine Abfüllung viel zu schnell geleert.
Aber wieso? Weil du gar nicht so unaufregend bist, du bist unaufgeregt. Du bist nicht leise, sondern ruhig. Nicht einfach, sondern aufgeräumt, ordentlich. Fast schon clean auf deine eigentümliche Art.

Es ist die Einfachheit der Duftpyramide und die Harmonie der einzelnen Noten, welche diese ruhige, beruhigende Wirkung erzeugen. Die ewig pudrige Iris wird von einer wärmenden, aber nicht besonders süßen Vanille begleitet, welche wiederum eine gewisse Cremigkeit ins Spiel bringt. So weit, so bekannt, so oft schon gerochen. Den Twist aber verspricht der süßlich warme Sesam, welcher von Beginn an prominent dabei ist und dem man so authentisch tatsächlich selten begegnet. Irgendwo im Hintergrund schwingt ein Hauch von Lavendel, der gerade so noch wahrnehmbar seinen Teil zum Gesamtbild beiträgt. Das Opening begleitet Rosa Pfeffer und in der Basis verstecken sich dezent nicht näher zu greifende Hölzer.

Insgesamt bleibt ein Duft, welcher die Butler Thematik, denn dies ist die Rolle, welche Penhaligons Marketing Mr. Thompson zudenkt, durchaus passend umsetzt.
Laute, grelle Noten, die sich und den Duft in den Vordergrund bringen, sucht man vergebens und wären auch fehl am Platze. Das schafft Raum für ruhige Sauberkeit, begleitet von Wärme und einer dezenten Süße, die freundlich, aber nie aufdringlich wird.
4 Antworten