
Yatagan
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Vom Mehrwert disruptiver Veränderungen des Duftmarktes
Unkommentierte Düfte No. 193
Man muss Düften wie
Habit Rouge Spirit dankbar für ihre disruptive Veränderung der überkommenen
Habit Rouge Eau de Toilette -DNA sein: Man weiß nun besser, was man an diesem Urvater der orientalisch warmen Herrendüfte hatte.
Das Original,
Habit Rouge Eau de Toilette, begegnete mir in meiner Jugend mit etwa 15 Jahren in den 80ern (ja, ich bin so alt) im gehobenen Hotel meines Onkels und meiner Tante, die dort eine Vitrine einer lokalen Parfümerie unterhielten, in der überwiegend Flakons von Guerlain ausgestellt waren:
Shalimar Eau de Toilette,
Chamade Eau de Parfum,
Mitsouko Eau de Toilette und eben auch
Habit Rouge Eau de Toilette.
Zuvor hatte ich schon Bekanntschaft mit eher kühlen und maskulinen Herrendüften gemacht und war fasziniert von der orientalisch warmen, an Shalimar orientierten metrosexuellen Ausrichtung des Duftes, der gut zu Ideen des New Romanticism in den 80ern passte. Kurze Zeit später wurde er zu meinem Signature-Duft: einem zitrischen (Bergamotte-) Auftakt, der nur kurz präsent war, folgten Töne von Orangenblüte, wahrscheinlich Jasmin, Iris, Patchouli, Tonka und balsamische (weniger harzige) Opoponax-Noten, die stark an die Guerlinade der Guerlain-Damendüften angelehnt war. Dennoch wurde Habit Rouge gelegentlich auch als deutlich maskulin beschrieben, wahrscheinlich wegen der eher herben Tonka-Note, der die marzipanartige Süße mancher heutiger Tonkadüfte abging und in der Fougèrenoten mitschwangen. Luca Turin schrieb zu Habit Rouge in seinem unnachahmlich treffenden Stil: "Eine der unmittelbar und unveränderlich ansprechenden Erfindungen der Parfumgeschichte..."
Gerade bei Habit Rouge mit seinen inzwischen zahllosen Flankern und (mehr oder weniger moderaten) Reformulierungen wurde es zunehmend schwierig, die anfangs subtilen, später markanteren Veränderungen am Original zu verfolgen und einzuordnen. Ich würde mal knapp zusammenfassen wollen: Man erkennt das Original noch ziemlich gut, vor allem weil es seinen ursprünglichen Geist gewahrt hat.
Wie aber ist nun vor der oben beschriebenen Folie "Spirit" einzuordnen? Auch hier nur in aller Kürze ein erster Versuch: Spirit ist klar erkennbar ein Ableger des originalen Habit Rouge (EdT / EdP) und verdient einen gewissen Respekt, weil es die DNA dieses großen Wurfes (s. Luca Turin) für die eher an Nischendüften von Marly geschulten Nasen der post-postmodernen (man ergänze gerne ein weiteres "post", worauf ich der besseren Lesbarkeit wegen verzichte) Generation rettet und weiterträgt.
Sicherlich ist die Liste der aufgeführten Inhaltsstoffe nicht komplett; es fehlen m.E. Iris, Opoponax oder andere balsamische bzw. harzige Noten, vielleicht sogar Bergamotte und / oder Orange und Patchouli oder ein vergleichbares Substitut. Eichenfass - Iris - Vanille klingt klarer, fassbarer und scheint im Zeitalter der Nische selektive Systematisierung zu ermöglichen, um die es hier vielen geht: der Wunsch nach scheinbarer (und vergeblicher) Individualisierung im Zeitalter der Masse. Sei's drum. Das kann ich aushalten.
Im Drydown wird Habit Rouge Spirit dann sogar dem alten roten Jäckchen immer ähnlicher, was mich als Dinosaurier natürlich freut.
Insofern: not bad done Guerlain, ihr habt schon Schlimmeres lanciert in den letzten Jahren.
Man muss Düften wie


Das Original,





Zuvor hatte ich schon Bekanntschaft mit eher kühlen und maskulinen Herrendüften gemacht und war fasziniert von der orientalisch warmen, an Shalimar orientierten metrosexuellen Ausrichtung des Duftes, der gut zu Ideen des New Romanticism in den 80ern passte. Kurze Zeit später wurde er zu meinem Signature-Duft: einem zitrischen (Bergamotte-) Auftakt, der nur kurz präsent war, folgten Töne von Orangenblüte, wahrscheinlich Jasmin, Iris, Patchouli, Tonka und balsamische (weniger harzige) Opoponax-Noten, die stark an die Guerlinade der Guerlain-Damendüften angelehnt war. Dennoch wurde Habit Rouge gelegentlich auch als deutlich maskulin beschrieben, wahrscheinlich wegen der eher herben Tonka-Note, der die marzipanartige Süße mancher heutiger Tonkadüfte abging und in der Fougèrenoten mitschwangen. Luca Turin schrieb zu Habit Rouge in seinem unnachahmlich treffenden Stil: "Eine der unmittelbar und unveränderlich ansprechenden Erfindungen der Parfumgeschichte..."
Gerade bei Habit Rouge mit seinen inzwischen zahllosen Flankern und (mehr oder weniger moderaten) Reformulierungen wurde es zunehmend schwierig, die anfangs subtilen, später markanteren Veränderungen am Original zu verfolgen und einzuordnen. Ich würde mal knapp zusammenfassen wollen: Man erkennt das Original noch ziemlich gut, vor allem weil es seinen ursprünglichen Geist gewahrt hat.
Wie aber ist nun vor der oben beschriebenen Folie "Spirit" einzuordnen? Auch hier nur in aller Kürze ein erster Versuch: Spirit ist klar erkennbar ein Ableger des originalen Habit Rouge (EdT / EdP) und verdient einen gewissen Respekt, weil es die DNA dieses großen Wurfes (s. Luca Turin) für die eher an Nischendüften von Marly geschulten Nasen der post-postmodernen (man ergänze gerne ein weiteres "post", worauf ich der besseren Lesbarkeit wegen verzichte) Generation rettet und weiterträgt.
Sicherlich ist die Liste der aufgeführten Inhaltsstoffe nicht komplett; es fehlen m.E. Iris, Opoponax oder andere balsamische bzw. harzige Noten, vielleicht sogar Bergamotte und / oder Orange und Patchouli oder ein vergleichbares Substitut. Eichenfass - Iris - Vanille klingt klarer, fassbarer und scheint im Zeitalter der Nische selektive Systematisierung zu ermöglichen, um die es hier vielen geht: der Wunsch nach scheinbarer (und vergeblicher) Individualisierung im Zeitalter der Masse. Sei's drum. Das kann ich aushalten.
Im Drydown wird Habit Rouge Spirit dann sogar dem alten roten Jäckchen immer ähnlicher, was mich als Dinosaurier natürlich freut.
Insofern: not bad done Guerlain, ihr habt schon Schlimmeres lanciert in den letzten Jahren.
78 Antworten
Über das Sammeln von Heidelbeeren auf Island
Unkommentierte Düfte No. 192
Wir sammeln also Heidelbeeren auf Island mit Andrea Maack - und wie das so ist mit Beeren in Düften: In aller Regel sind das Duftkomponenten, die aus Ester, Aldehyden und verschiedenen Alkoholverbindungen zusammengesetzt sind. Wer also damit rechnet, dass hier Blaubeeren durchs Sieb gepresst und gefiltert werden, dürfte enttäuscht werden. An sich macht das aber prinzipiell nichts, denn Synthetik in Parfum muss nicht schlecht sein: im Gegenteil! Gut verbaute Künstlichkeit schafft erst das, was Duft wirklich zu Kunst macht (man denke an Düfte wie
Jicky Eau de Toilette ,
N°5 Parfum ,
Eau Sauvage Eau de Toilette oder
Mitsouko Eau de Toilette. Reine Naturdüfte können sehr schön sein, riechen aber öfters auch wie ein Mix aus Bioladen und Duftlampe.
Dass ich trotzdem mit den Düften von Andrea Maack selten so richtig Freundschaft schließen kann, liegt wahrscheinlich an ihrem Zugriff auf Duft: klar, schlicht, isländisch plain. Das ist mir zu wenig artifiziell, wenn ich noch mal den Vergleich mit Mitsouko bemühen darf. Wenn man das aber mag, könnte auch
Flux eine interessante Option sein.
Heidelbeeren resp. Blaubeeren in Düften sind ja gerade ein kleiner, seit etwa 2000 stabil verlaufender Trend (471 erhältliche Düfte zählt die Parfumo-Suche mit "Heidelbeeren") und wer das mag, wird gut bedient: Die kleinen blauen Kugeln wurden mit authentischem Aroma von Anfang bis Ende gut verarbeitet (leider kenne ich die genaue Ester-Aldehyd-Alkohol-Verbindung hier nicht), und das bedeutet, dass die Haftung und die Aura dieser Molekülverbindung ziemlich kräftig, aber nie unangenehm derb ist. Was mich allenfalls etwas stört, ist eine dezente Süße, die mir schon etwas zu künstlich dünkt.
Daneben lassen sich vor allem grüne Töne identifizieren, ohne dass man die angegebenen Inhaltsstoffe wirklich einwandfrei differenzieren könnte, aber sowohl Krautiges also auch Ätherisches und hell Harziges ist dabei.
Flux behält auch im Drydown seine Heidelbeerennote, während sich das Grün in holzige Akzente verwandelt und mutmaßlich die angegebene Kaschmirnote (auch hier natürlich Synthetik) erscheint. Jedenfalls kann man das plausibel, muss es aber nicht unbedingt gut finden.
Neulich hatte ich einen Duft von Alkemia getestet, der mir recht ähnlich schien:
Baccante . Auch hier stehen Heidelbeeren konsequent im Zentrum.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Duft eher positiv oder weniger positiv bewerten soll, aber irgendwie ist er mir letztlich doch sympathisch. Wahrscheinlich weil ich Heidelbeeren mag (darum eine 7: heißt gut, aber ich muss ihn weder tragen noch kaufen). Vorwerfen könnte man ihm vor allem die ziemlich monothematische Konzentration auf Heidelbeeren. Sowas ist mir dann oft zu straigth und zu wenig parfümig.
Wir sammeln also Heidelbeeren auf Island mit Andrea Maack - und wie das so ist mit Beeren in Düften: In aller Regel sind das Duftkomponenten, die aus Ester, Aldehyden und verschiedenen Alkoholverbindungen zusammengesetzt sind. Wer also damit rechnet, dass hier Blaubeeren durchs Sieb gepresst und gefiltert werden, dürfte enttäuscht werden. An sich macht das aber prinzipiell nichts, denn Synthetik in Parfum muss nicht schlecht sein: im Gegenteil! Gut verbaute Künstlichkeit schafft erst das, was Duft wirklich zu Kunst macht (man denke an Düfte wie




Dass ich trotzdem mit den Düften von Andrea Maack selten so richtig Freundschaft schließen kann, liegt wahrscheinlich an ihrem Zugriff auf Duft: klar, schlicht, isländisch plain. Das ist mir zu wenig artifiziell, wenn ich noch mal den Vergleich mit Mitsouko bemühen darf. Wenn man das aber mag, könnte auch

Heidelbeeren resp. Blaubeeren in Düften sind ja gerade ein kleiner, seit etwa 2000 stabil verlaufender Trend (471 erhältliche Düfte zählt die Parfumo-Suche mit "Heidelbeeren") und wer das mag, wird gut bedient: Die kleinen blauen Kugeln wurden mit authentischem Aroma von Anfang bis Ende gut verarbeitet (leider kenne ich die genaue Ester-Aldehyd-Alkohol-Verbindung hier nicht), und das bedeutet, dass die Haftung und die Aura dieser Molekülverbindung ziemlich kräftig, aber nie unangenehm derb ist. Was mich allenfalls etwas stört, ist eine dezente Süße, die mir schon etwas zu künstlich dünkt.
Daneben lassen sich vor allem grüne Töne identifizieren, ohne dass man die angegebenen Inhaltsstoffe wirklich einwandfrei differenzieren könnte, aber sowohl Krautiges also auch Ätherisches und hell Harziges ist dabei.

Neulich hatte ich einen Duft von Alkemia getestet, der mir recht ähnlich schien:

Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Duft eher positiv oder weniger positiv bewerten soll, aber irgendwie ist er mir letztlich doch sympathisch. Wahrscheinlich weil ich Heidelbeeren mag (darum eine 7: heißt gut, aber ich muss ihn weder tragen noch kaufen). Vorwerfen könnte man ihm vor allem die ziemlich monothematische Konzentration auf Heidelbeeren. Sowas ist mir dann oft zu straigth und zu wenig parfümig.
60 Antworten
Mehr als die Summe seiner Teile
Unkommentierte Düfte No. 191
Ella and Lil Eau de Parfum enthält etliche Inhaltsstoffe, die ich eigentlich nicht ausgesprochen bevorzuge (Ambrettesamen, Kaffee, Kakao, Kardamom und Leder), aber welche Überraschung: Der Duft hat mich schnell mit seiner Aura gefangen und fasziniert. Oft ist eben das Ganze mehr als die Summe seiner Teile.
Wie kommt das? Versuch einer Dekonstruktion:
Geht man vom Ergebnis aus, fallen zunächst pudrig trockene Akzente, ein weniger warmer als erhabener Klang aus süß würzigen Nuancen auf: Kaffee und Kakao sind plausibel, aber nicht einzeln dechiffrierbar, Kardamom ist deutlich erkennbar, ebenso wie die bis zum Schluss spürbare Gewürznelke. Die Ledernote verstehe ich hier im traditionellen Sinne (es riecht eher minimal ambriert oder dezent harzig, keinesfalls nach den penetranten postmodernen Wildledernoten, die einer Marke wie Kamila Aubre so fern lägen wie der Mond).
Ursprünglich interessiert hatte mich der Duft natürlich wegen der eigenwilligen Steinpilznote, die bei Kamila Aubre mehrfach auftaucht, etwa bei
Soliloquy Eau de Parfum oder bei
Gloire de Dijon Eau de Parfum, und die Kamilas Düften eine hauchfein erdige und animalische, aber distinguiert exquisite Note verleiht. Ich habe schon mehrfach betont, dass Pilznoten in Düften nicht nach einer Pilzpfanne riechen, sondern eher den erdigen und körperlichen Noten von Patchouli vergleichbar sind, auch wenn sie natürlich nicht wirklich ähnlich riechen. Sie dominieren Düfte nicht, sondern bleiben eigentlich immer im Hintergrund, hinterlassen aber ein feines Aroma nach Waldboden: mehr unbewusst geträumt als bewusst bemerkt.
Lektüre: Ludwig Tieck: "Der blonde Eckbert" oder "Der Runenberg"
Musik: The Cure: "A Forest" oder Antonin Dvořák: "From the Bohemian Forest"
Genuss: Schokolade mit getrockneten Steinpilzen
Auf Kommentare, dass Pilze nur in die Pfanne und nicht in Düfte gehören, bitte ich zu verzichten, solange dieser Duft nicht getestet wurde.

Wie kommt das? Versuch einer Dekonstruktion:
Geht man vom Ergebnis aus, fallen zunächst pudrig trockene Akzente, ein weniger warmer als erhabener Klang aus süß würzigen Nuancen auf: Kaffee und Kakao sind plausibel, aber nicht einzeln dechiffrierbar, Kardamom ist deutlich erkennbar, ebenso wie die bis zum Schluss spürbare Gewürznelke. Die Ledernote verstehe ich hier im traditionellen Sinne (es riecht eher minimal ambriert oder dezent harzig, keinesfalls nach den penetranten postmodernen Wildledernoten, die einer Marke wie Kamila Aubre so fern lägen wie der Mond).
Ursprünglich interessiert hatte mich der Duft natürlich wegen der eigenwilligen Steinpilznote, die bei Kamila Aubre mehrfach auftaucht, etwa bei


Lektüre: Ludwig Tieck: "Der blonde Eckbert" oder "Der Runenberg"
Musik: The Cure: "A Forest" oder Antonin Dvořák: "From the Bohemian Forest"
Genuss: Schokolade mit getrockneten Steinpilzen
Auf Kommentare, dass Pilze nur in die Pfanne und nicht in Düfte gehören, bitte ich zu verzichten, solange dieser Duft nicht getestet wurde.
64 Antworten
Warum Du diesen Duft an Silvester tragen solltest!
Achtung: Enthält ein bisschen Ironie!
Du planst aktuell deine Silvester-Party und willst es so richtig krachen lassen? Dann kann ich dir leider auch keinen Rat geben, weil ich das selbst nicht vorhabe, aber einen guten Tipp hätte ich doch für dich:
Du solltest an Silvester
Saffira tragen, weil...
... dieser Duft riecht wie "Erba Pura | XerJoff", den deine neureichen Freunde an Silvester fast alle tragen und Du mit Saffira gar nicht auffällst, weil er fast genauso synthetisch riecht.
... dieser Duft schlappe 170 Euro billiger ist als Erba Pura und Du dir dafür weitere 20 bis 25 La Rive-Düfte leisten könntest - und so schlecht sind die wirklich nicht, oft sogar besser als die Originale, weil nicht so penetrant haltbar, nicht so intensiv und nicht so grell.
... dieser Duft im Original seit etwa 11 Jahren von nahezu jedem Influencer in die Kamera gehalten wird und Du damit auch im 12. Jahr einfach nicht falsch liegen kannst.
... dieser Duft im Original bereits mehr als 300 Rezensionen auf Parfumo zählt und täglich mehrere neue dazu kommen und somit ganz offenbar immer noch nicht alles über diesen Duft gesagt wurde. So viele User:innen können nicht irren, wie es immer heißt!
... im Souk aktuell fast 70 Angebote zu finden sind, was nur für die Qualität des Duftes sprechen kann: Ganz viele User:innen möchten dich selbstlos an dieser Duft-Challenge teilhaben lassen! Also kauf schon!
Spaß beiseite: So schlecht ist Erba Pura nun auch wieder nicht, eher durchschnittlich, finde ich, aber mich fragt ja keiner. La Rives
Saffira habe ich mit 6 Punkten (durchschnittlich) bewertet, weil ich ihn recht gut an anderen ertrage (sog. Nervfaktor) und das ist ja ein Maßstab für eine gewisse Güte: er stört nicht. Und das könnte dann wirklich ein guter Tipp für Silvester sein: Wer mag schon 30 Gäste auf seiner Party, bei denen jede:r penetranter riecht als der andere.
Ich wünsche euch einen schönen, vielleicht sogar ruhigen Altjahrsabend und ein gutes und gesundes Jahr 2025!
Mein Motto: Read more and party less!
Yatagan
Du planst aktuell deine Silvester-Party und willst es so richtig krachen lassen? Dann kann ich dir leider auch keinen Rat geben, weil ich das selbst nicht vorhabe, aber einen guten Tipp hätte ich doch für dich:
Du solltest an Silvester

... dieser Duft riecht wie "Erba Pura | XerJoff", den deine neureichen Freunde an Silvester fast alle tragen und Du mit Saffira gar nicht auffällst, weil er fast genauso synthetisch riecht.
... dieser Duft schlappe 170 Euro billiger ist als Erba Pura und Du dir dafür weitere 20 bis 25 La Rive-Düfte leisten könntest - und so schlecht sind die wirklich nicht, oft sogar besser als die Originale, weil nicht so penetrant haltbar, nicht so intensiv und nicht so grell.
... dieser Duft im Original seit etwa 11 Jahren von nahezu jedem Influencer in die Kamera gehalten wird und Du damit auch im 12. Jahr einfach nicht falsch liegen kannst.
... dieser Duft im Original bereits mehr als 300 Rezensionen auf Parfumo zählt und täglich mehrere neue dazu kommen und somit ganz offenbar immer noch nicht alles über diesen Duft gesagt wurde. So viele User:innen können nicht irren, wie es immer heißt!
... im Souk aktuell fast 70 Angebote zu finden sind, was nur für die Qualität des Duftes sprechen kann: Ganz viele User:innen möchten dich selbstlos an dieser Duft-Challenge teilhaben lassen! Also kauf schon!
Spaß beiseite: So schlecht ist Erba Pura nun auch wieder nicht, eher durchschnittlich, finde ich, aber mich fragt ja keiner. La Rives

Ich wünsche euch einen schönen, vielleicht sogar ruhigen Altjahrsabend und ein gutes und gesundes Jahr 2025!
Mein Motto: Read more and party less!
Yatagan
72 Antworten
Auf der Suche nach der Zukunft von Duft
Unkommentierte Düfte No. 190
Landet man früher oder später auf Parfumo, beginnt die Suche nach dem nächsten großen Hype, dem nächsten Kick und der nächsten Überraschung. Nach fast 13.000 getesteten Düften kann ich ziemlich sicher konstatieren, dass das häufig nur eine Schimäre ist. Enttäuschungen überwiegen, die Ernüchterung bei Blindbuys, bei Sharings und bei Abfüllungen dominiert - mehr und mehr. Merkwürdigerweise hat mich das nicht in die Resignation geführt. Ich bin immer noch neugierig.
2024 gab es für mich als Belohnung nach vielem Belanglosen immerhin doch noch eine charmante Entdeckung im Bereich der Artisandüfte, von denen ich mich 2018 zunächst enttäuscht abgewendet hatte, um mich ihnen in den 2020er Jahren erneut zuzuwenden: Kamila Aubre. Eine kleine belgische Marke, ein One-Woman-Project der gleichnamigen Parfümeurin, das mir in jeder Hinsicht gut gefällt: der Ansatz natürliche Inhaltsstoffe zu bevorzugen, die Auswahl der Duftstoffe, die schlichten Flakons, der ästhetische Internetauftritt überzeugen durchweg. Zudem bieten einige Düfte tatsächlich Neues, auch wenn mir natürlich nicht alles gleichermaßen zusagt:
- der eigenwillige und doch schlichte Wiesenduft
Dark Meadow Eau de Parfum
- die Neuerfindung eines aquatischen Duftes durch
Shell 1927 Eau de Cologne
- die dunkeldichte Melange aus Kaffee, Kakao und Pilzen in
Ella and Lil Eau de Parfum
- die körperliche Iris-Tee-Pilz-Mischung in
Gloire de Dijon Eau de Parfum
- der betörende Salz-Heu-Lavendel- und Wacholderbeeren-Sud
Tir a'Mhurain Eau de Parfum
Und nun also
Soliloquy Eau de Parfum: das Selbstgespräch der Parfümeurin - weitab von gängigem Geschwätz über Nische, Mainstream und Hypes.
Ambra heißt hier nicht Amber, Ambrox(an) oder Cetalox, sondern offenbar wirklich noch Pottwal mit Nachnamen. Zusammen mit den erdig würzigen und dezent animalisch riechenden Steinpilzen sowie den Gerbstoffen von Tee entsteht ein aromatisch bitterer, etwas mattierter und rau mineralischer Geruch, der von weiteren herben Grüntönen betont wird. Säuerliche Bergamotte nehme ich im Grunde nicht wahr, vielleicht spielen auch hier die Bitterstoffe eine bedeutsamere Rolle.
Ob das alles noch Parfum, Duft oder Geruch ist, muss man natürlich nach einem Test selbst entscheiden. Für mich ist
Soliloquy Eau de Parfum sowohl Wohlgeruch als auch alltagstauglich tragbarer Duft wie auch meditative Selbsterfahrung: Das Selbstgespräch spricht leise, etwas schüchtern, aber vernehmlich und klar mit mir.
Ich glaube, dass Kamila Aubre generell in diese Richtung zielt und dabei einige schöne Preziosen geschaffen hat.
Frohe Weihnachten allen Leser:innen!
Landet man früher oder später auf Parfumo, beginnt die Suche nach dem nächsten großen Hype, dem nächsten Kick und der nächsten Überraschung. Nach fast 13.000 getesteten Düften kann ich ziemlich sicher konstatieren, dass das häufig nur eine Schimäre ist. Enttäuschungen überwiegen, die Ernüchterung bei Blindbuys, bei Sharings und bei Abfüllungen dominiert - mehr und mehr. Merkwürdigerweise hat mich das nicht in die Resignation geführt. Ich bin immer noch neugierig.
2024 gab es für mich als Belohnung nach vielem Belanglosen immerhin doch noch eine charmante Entdeckung im Bereich der Artisandüfte, von denen ich mich 2018 zunächst enttäuscht abgewendet hatte, um mich ihnen in den 2020er Jahren erneut zuzuwenden: Kamila Aubre. Eine kleine belgische Marke, ein One-Woman-Project der gleichnamigen Parfümeurin, das mir in jeder Hinsicht gut gefällt: der Ansatz natürliche Inhaltsstoffe zu bevorzugen, die Auswahl der Duftstoffe, die schlichten Flakons, der ästhetische Internetauftritt überzeugen durchweg. Zudem bieten einige Düfte tatsächlich Neues, auch wenn mir natürlich nicht alles gleichermaßen zusagt:
- der eigenwillige und doch schlichte Wiesenduft

- die Neuerfindung eines aquatischen Duftes durch

- die dunkeldichte Melange aus Kaffee, Kakao und Pilzen in

- die körperliche Iris-Tee-Pilz-Mischung in

- der betörende Salz-Heu-Lavendel- und Wacholderbeeren-Sud

Und nun also

Ambra heißt hier nicht Amber, Ambrox(an) oder Cetalox, sondern offenbar wirklich noch Pottwal mit Nachnamen. Zusammen mit den erdig würzigen und dezent animalisch riechenden Steinpilzen sowie den Gerbstoffen von Tee entsteht ein aromatisch bitterer, etwas mattierter und rau mineralischer Geruch, der von weiteren herben Grüntönen betont wird. Säuerliche Bergamotte nehme ich im Grunde nicht wahr, vielleicht spielen auch hier die Bitterstoffe eine bedeutsamere Rolle.
Ob das alles noch Parfum, Duft oder Geruch ist, muss man natürlich nach einem Test selbst entscheiden. Für mich ist

Ich glaube, dass Kamila Aubre generell in diese Richtung zielt und dabei einige schöne Preziosen geschaffen hat.
Frohe Weihnachten allen Leser:innen!
68 Antworten