18.02.2018 - 14:40 Uhr
Meggi
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Mancherlei Nachhilfe
Seltsam - ausgerechnet bei der Beschäftigung mit einem Natur-Duft denke ich an eine Anekdote zum Thema Chemie. Aber von vorne: Allzu „precious“ wirkt es zunächst nicht, ich rieche eine Art bitter-pilziges Holz mit einer Spur Süße. Dazu ein pritzeliger Hauch wie von Hallenbad-Chlor, der mich an meiner Nase zweifeln lässt.
Bis sich eine Andeutung von abgestandenem Pipi zeigt und damit womöglich die Assoziation gewissermaßen durch die Hintertür legitimiert. Schließlich ist angeblich (das ist zumindest gelegentlich zu lesen) der gern als „Chlor“-Geruch bezeichnete Hallenbad-Mief gar nicht das Chlor an sich, sondern ein Zerfallsprodukt aus dessen Reaktion mit Pipi. Das war für mich eine Örks-Nachhilfe in Sachen Chemie. Bah! Mir fällt noch ein etwas rustikalerer, freilich ähnlich unerfreulicher Hinweis ein, der da lautet: „Von allem, was Du riechst, hast Du kleine Teilchen in der Nase.“
Doch schieben wir unangenehme Ideen beiseite, denn der Duft rechtfertigt sie eigentlich nicht. Die animalische Note, vermutlich labdanum-basiert, entpuppt sich als zwar gut spürbar, allerdings keineswegs überbordend. Kern ist ganz offensichtlich Sandelholz. Wenngleich jenes für mich eine weitere (nettere!) Lehrstunde bereithält: Cremig, wie ich erwartet hätte, ist hier nämlich nichts; es bleibt vielmehr durchweg bitter. Außerdem lerne ich, dass auch natürliche Sandelholz-Noten Plastik-Anwandlungen hervorbringen können.
Dies der Eindruck nahe der Haut. Mit ein wenig Abstand wirkt es demgegenüber in den ersten Stunden verblüffend frisch, fast wie ein Anflug von Husten-Bonbon. Vielleicht der Salbei, den ein Blick in die Angaben nahelegt. Der „Chlor“-Gedanke ist im Laufe des Vormittags irgendwann aus dem Rennen; das Gepritzele ging wohl auf Citral oder so zurück, jedenfalls eine der haltbaren Zitrus-Geschichten, die in Richtung Brausepulver weisen und eine Frische ausdauernd zu stützen vermögen.
Nun wird es aber langsam mal Zeit für die kostbaren Hölzer. Und tatsächlich: In dem Maße, in dem sich unser Labdanum-Pipi allmählich auf die Haut zurückzieht, erscheint neben dem Sandel eine Gemengelage dunklen, kompakt-eingedickten Holzes, angeriechts derer ich bei anderen Herstellern sicherlich sogar auf einen Beitrag von Cashmeran getippt hätte. Gar ledrige Aspekte lassen sich phantasieren. Offenbar rufen die pyramidal Genannten ihr gesamtes Potential ab und das ist rundweg positiv gemeint.
Nachmittags nähern sich die Komponenten einander an, indem der Sandel-Part sich weiter verfinstert und sozusagen von innen heraus komplett verholzt, während der Labdanum-Stink seine finalen Atemzüge tut. Der letzte größere Akkord besteht aus Holz, Holz, Holz und hält sich bis in die siebente, achte Stunde hinein. Danach verabschiedet sich der Duft in einen bitteren, mahagoni-finsteren Rest, der erst abends in einem kratzigen Lüftchen vergeht. Edel. Oder eben „precious“.
Fazit: Eine gelungene Variation von Sandel- und allem möglichen anderen Holz, die ihren Namen zu Recht trägt.
Ich bedanke mich bei Serenissima für die Probe.
Bis sich eine Andeutung von abgestandenem Pipi zeigt und damit womöglich die Assoziation gewissermaßen durch die Hintertür legitimiert. Schließlich ist angeblich (das ist zumindest gelegentlich zu lesen) der gern als „Chlor“-Geruch bezeichnete Hallenbad-Mief gar nicht das Chlor an sich, sondern ein Zerfallsprodukt aus dessen Reaktion mit Pipi. Das war für mich eine Örks-Nachhilfe in Sachen Chemie. Bah! Mir fällt noch ein etwas rustikalerer, freilich ähnlich unerfreulicher Hinweis ein, der da lautet: „Von allem, was Du riechst, hast Du kleine Teilchen in der Nase.“
Doch schieben wir unangenehme Ideen beiseite, denn der Duft rechtfertigt sie eigentlich nicht. Die animalische Note, vermutlich labdanum-basiert, entpuppt sich als zwar gut spürbar, allerdings keineswegs überbordend. Kern ist ganz offensichtlich Sandelholz. Wenngleich jenes für mich eine weitere (nettere!) Lehrstunde bereithält: Cremig, wie ich erwartet hätte, ist hier nämlich nichts; es bleibt vielmehr durchweg bitter. Außerdem lerne ich, dass auch natürliche Sandelholz-Noten Plastik-Anwandlungen hervorbringen können.
Dies der Eindruck nahe der Haut. Mit ein wenig Abstand wirkt es demgegenüber in den ersten Stunden verblüffend frisch, fast wie ein Anflug von Husten-Bonbon. Vielleicht der Salbei, den ein Blick in die Angaben nahelegt. Der „Chlor“-Gedanke ist im Laufe des Vormittags irgendwann aus dem Rennen; das Gepritzele ging wohl auf Citral oder so zurück, jedenfalls eine der haltbaren Zitrus-Geschichten, die in Richtung Brausepulver weisen und eine Frische ausdauernd zu stützen vermögen.
Nun wird es aber langsam mal Zeit für die kostbaren Hölzer. Und tatsächlich: In dem Maße, in dem sich unser Labdanum-Pipi allmählich auf die Haut zurückzieht, erscheint neben dem Sandel eine Gemengelage dunklen, kompakt-eingedickten Holzes, angeriechts derer ich bei anderen Herstellern sicherlich sogar auf einen Beitrag von Cashmeran getippt hätte. Gar ledrige Aspekte lassen sich phantasieren. Offenbar rufen die pyramidal Genannten ihr gesamtes Potential ab und das ist rundweg positiv gemeint.
Nachmittags nähern sich die Komponenten einander an, indem der Sandel-Part sich weiter verfinstert und sozusagen von innen heraus komplett verholzt, während der Labdanum-Stink seine finalen Atemzüge tut. Der letzte größere Akkord besteht aus Holz, Holz, Holz und hält sich bis in die siebente, achte Stunde hinein. Danach verabschiedet sich der Duft in einen bitteren, mahagoni-finsteren Rest, der erst abends in einem kratzigen Lüftchen vergeht. Edel. Oder eben „precious“.
Fazit: Eine gelungene Variation von Sandel- und allem möglichen anderen Holz, die ihren Namen zu Recht trägt.
Ich bedanke mich bei Serenissima für die Probe.
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