09.04.2017 - 14:10 Uhr

Meggi
1019 Rezensionen

Meggi
Top Rezension
29
Seltsam, schmeichelnd, stilvoll
Was für ein seltsamer Duft!
Allererster Eindruck (Sekunden): Kurz was Weiß-Rauchiges
Erster Eindruck (Minute eins bis zehn): Erd-Nuss. Der Bindestrich ist wichtig
Zwischen-Eindruck eins (na so nebenher halt): Dr. Oetker Tuberosencreme
Zweiter Eindruck (Minute elf bis zwanzig): Erdnussbutter. Der fehlende Bindestrich ist wichtig.
Zwischen-Eindruck zwei (na so nebenher halt): Tipp-Ex-Elemi
Dritter Eindruck (nach ca. 20 Minuten): Hansaplast, frisch
Was innerhalb der ersten halben Stunde entstanden ist, ließe sich als nussig-cremiges Heftpflaster-Vetiver bezeichnen. Die darauf verstrichene Tuberose ist so unfloral, wie’s gerade geht. Sie gibt lediglich einen zwar deutlichen Tupfer an Besonderheit in den Duft, ohne indes in den Vordergrund zu rücken. Das ist einerseits extravagant, andererseits auch nicht im Ansatz überdreht. Ein schmaler Grat, mit Bravour bewältigt. Im weiteren Verlauf der Auftakt-Stunde legt sich eine wächsern-weißblüherhaft-hellharzige Schicht noch enger um den Duft, floral: ja, blumig: nein.
Kaum merklich, derart langsam geht es vonstatten, wird Voyance dunkler, holziger, bitterer. Selbst das dankenswerterweise komplett H-Sahne-freie Guajak-Karamell, ohnehin bloß als Andeutung wahrzunehmen, ist ernsthaft und unsüß. Am späten Vormittag versucht sich der Duft in kantig, aber stets wird sein demonstrativ herbes Getue milde-nachsichtig und verhalten lächelnd kontrastiert von besagter unfloral-wächserner Tuberose. Sie rundet ab, bedeckt allzu kratzige Passagen. Tuberose als schmeichelnder Ausgleicher, das hat per se Art. An dieser Glättung dürfte das Guajak bereits stärker beteiligt sein, als zunächst spürbar wird. Die Eindrücke des Nachmittags sprechen dafür, siehe unten.
Durchweg bleibt das Vetiver wunderbar nussig, an der Grenze zum Essbaren. Das fügt sich charakterlich vermutlich am besten zur Tuberose.
Am frühen Nachmittag verschiebt sich der Schwerpunkt. Ich denke nun mehr in Richtung Harz (mit Creme-Tuberose, versteht sich). Im Fortgang erschnuppere ich jene Angebrannte-Milch-Holznote, die Guajak unter den mir bekannten Düften am prominentesten in Palo Santo von Carner Barcelona einnimmt. Hier ist sie freilich nicht cremig-süßspeisig, sondern ins Luftig-Helle verschoben. Ein würdiger Ausklang, der bis zum späten Nachmittag verhindert, dass die finale Holznote synthetisch wirkt. Letzteres gelingt ihr erst ab der achten, neunten Stunde. Das geht als Haltbarkeit doch in Ordnung.
Zum Schluss möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein Detail lenken, das oben schon angesprochen wurde. Weite Teile des Duftes umgibt eine nussige Aura. Das ließ mich unvermittelt an Blask von Humiecki & Graef denken. Ich kann überhaupt nicht sagen, warum, denn der ist keineswegs ein Duft-Zwilling, riecht völlig anders „nussig“. Aber irgendeine unbewusste Verbindung ist „durch die Nuss gerochen“ offenbar da. An Originalität schenken sich die beiden jedenfalls nichts, Voyance ist allerdings vom Start weg besser tragbar.
Fazit: Der spontane Seltsam-Gedanke bleibt einem alsbald in den Gehirnwindungen stecken. Bei aller vordergründigen Extravaganz der Komposition ist wegen der klugen Zurückhaltung beim Einsatz der Tuberose nämlich ein geradezu eleganter und stilvoller Duft gelungen. Ich fühle mich wohl damit.
Allererster Eindruck (Sekunden): Kurz was Weiß-Rauchiges
Erster Eindruck (Minute eins bis zehn): Erd-Nuss. Der Bindestrich ist wichtig
Zwischen-Eindruck eins (na so nebenher halt): Dr. Oetker Tuberosencreme
Zweiter Eindruck (Minute elf bis zwanzig): Erdnussbutter. Der fehlende Bindestrich ist wichtig.
Zwischen-Eindruck zwei (na so nebenher halt): Tipp-Ex-Elemi
Dritter Eindruck (nach ca. 20 Minuten): Hansaplast, frisch
Was innerhalb der ersten halben Stunde entstanden ist, ließe sich als nussig-cremiges Heftpflaster-Vetiver bezeichnen. Die darauf verstrichene Tuberose ist so unfloral, wie’s gerade geht. Sie gibt lediglich einen zwar deutlichen Tupfer an Besonderheit in den Duft, ohne indes in den Vordergrund zu rücken. Das ist einerseits extravagant, andererseits auch nicht im Ansatz überdreht. Ein schmaler Grat, mit Bravour bewältigt. Im weiteren Verlauf der Auftakt-Stunde legt sich eine wächsern-weißblüherhaft-hellharzige Schicht noch enger um den Duft, floral: ja, blumig: nein.
Kaum merklich, derart langsam geht es vonstatten, wird Voyance dunkler, holziger, bitterer. Selbst das dankenswerterweise komplett H-Sahne-freie Guajak-Karamell, ohnehin bloß als Andeutung wahrzunehmen, ist ernsthaft und unsüß. Am späten Vormittag versucht sich der Duft in kantig, aber stets wird sein demonstrativ herbes Getue milde-nachsichtig und verhalten lächelnd kontrastiert von besagter unfloral-wächserner Tuberose. Sie rundet ab, bedeckt allzu kratzige Passagen. Tuberose als schmeichelnder Ausgleicher, das hat per se Art. An dieser Glättung dürfte das Guajak bereits stärker beteiligt sein, als zunächst spürbar wird. Die Eindrücke des Nachmittags sprechen dafür, siehe unten.
Durchweg bleibt das Vetiver wunderbar nussig, an der Grenze zum Essbaren. Das fügt sich charakterlich vermutlich am besten zur Tuberose.
Am frühen Nachmittag verschiebt sich der Schwerpunkt. Ich denke nun mehr in Richtung Harz (mit Creme-Tuberose, versteht sich). Im Fortgang erschnuppere ich jene Angebrannte-Milch-Holznote, die Guajak unter den mir bekannten Düften am prominentesten in Palo Santo von Carner Barcelona einnimmt. Hier ist sie freilich nicht cremig-süßspeisig, sondern ins Luftig-Helle verschoben. Ein würdiger Ausklang, der bis zum späten Nachmittag verhindert, dass die finale Holznote synthetisch wirkt. Letzteres gelingt ihr erst ab der achten, neunten Stunde. Das geht als Haltbarkeit doch in Ordnung.
Zum Schluss möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein Detail lenken, das oben schon angesprochen wurde. Weite Teile des Duftes umgibt eine nussige Aura. Das ließ mich unvermittelt an Blask von Humiecki & Graef denken. Ich kann überhaupt nicht sagen, warum, denn der ist keineswegs ein Duft-Zwilling, riecht völlig anders „nussig“. Aber irgendeine unbewusste Verbindung ist „durch die Nuss gerochen“ offenbar da. An Originalität schenken sich die beiden jedenfalls nichts, Voyance ist allerdings vom Start weg besser tragbar.
Fazit: Der spontane Seltsam-Gedanke bleibt einem alsbald in den Gehirnwindungen stecken. Bei aller vordergründigen Extravaganz der Komposition ist wegen der klugen Zurückhaltung beim Einsatz der Tuberose nämlich ein geradezu eleganter und stilvoller Duft gelungen. Ich fühle mich wohl damit.
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