Berlin im Winter 2014 Extrait de Parfum

Berlin im Winter (Extrait de Parfum) von Baruti
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7.3 / 10 81 Bewertungen
Ein Parfum von Baruti für Damen und Herren, erschienen im Jahr 2014. Der Duft ist harzig-würzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Harzig
Würzig
Fruchtig
Rauchig
Holzig

Duftnoten

PflaumePflaume griechische Rosegriechische Rose Irish CoffeeIrish Coffee omanischer Weihrauchomanischer Weihrauch Schwarze-Johannisbeere-BlattSchwarze-Johannisbeere-Blatt AmberAmber griechischer Lavendelgriechischer Lavendel griechisches Mastixharzgriechisches Mastixharz LederLeder MyrrheMyrrhe OudOud WhiskyWhisky IrisIris

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.381 Bewertungen
Haltbarkeit
8.467 Bewertungen
Sillage
7.569 Bewertungen
Flakon
7.062 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
5.718 Bewertungen
Eingetragen von Franfan20, letzte Aktualisierung am 06.12.2023.

Rezensionen

6 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Landlord

86 Rezensionen
Landlord
Landlord
Top Rezension 55  
Berlin - voll in die Fresse
Okay, ich hab´ vier Winter in Berlin studiert, direkt nach der Wende. Im Osten gewohnt. Ohne Telefon. Ohne warmes Badewasser. Mit Kohle geheizt. Berlins Winterduft hat sich mir tief eingeprägt. Deshalb musste "Berlin im Winter" schon aus nostalgischen Gründen auf die Haut. Und wirklich Unglaubliches entwickelt sich in meinen Poren. Was für eine Story!

Es beginnt mit Benzin, die ersten zehn Minuten lang. Ich stehe an einem kaltfeuchten Wintertag an einer dieser achtspurigen Schneisen, die sich durch Berlin ziehen, und inhaliere tief. Wenige Minuten später steigt mir der Duft alter, nasser Lederschuhe in die Nase, Schuhe, die unendliche Streifzüge durch die Hauptstadt mitgemacht haben. Der Duft hält sich ein Stündchen, um dann sanft zu dem Duft zu mutieren, der den Berliner Winter immer für mich ausgemacht hat: dunkler, beißender Rauch hunderttausender Schornsteine, die mit Kohleöfen befeuert werden, rußig und fett. Das Ganze mit einer unglaublichen Sillage (100%) und irren Haltbarkeit (100%).

Sechs Stunden nach dem Aufsprühen gehen wir ins Bett. Ich muss die Armfessel mit einer Mullbinde umwickeln, um zu verhindern, dass die Landlady ihre Drohung wahrmacht, auf dem Sofa zu übernachten. Aber ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Nach neun Stunden Schlaf kommt mir unter dem Verband irgendwas wie geröstetes Süßholz entgegen, das an fassgelagerten Whiskey erinnert. Ausdünstungen einer durchzechten Nacht. Eine Dusche und ein Abwasch verhindern nicht, dass der süßliche Holzgeruch auch nach 24 Stunden noch wahrnehmbar ist... Wahnsinn!

Ich muss zugeben, dieser Geruch macht seinem Namen alle Ehre! Er erzählt tatsächlich die Geschichte eines kaltfeuchten Berliner Wintertages, der Himmel bleigrau und tief, der nachts im Rausch ertränkt wird. Sillage und Haltbarkeit sind weltmeisterlich. Nur, wann soll man das tragen? Und warum? Vielleicht um in der überfüllten Berliner U-Bahn nicht zerquetscht zu werden? Dieser Duft hält jedenfalls auf Abstand. Oder ist der für den rheinischen Karneval gedacht, wenn man sich als Berliner verkleiden will? Nur mit dem "bützen" wird´s dann definitiv nichts.

Ich mag es sehr, wenn Düfte Geschichten auf meiner Haut erzählen. Allerdings hätte ich diese lieber als Hörbuch genossen und war froh, als sie endlich vorbei war. Ich bin mir sehr sicher, dass Parfumeur Spyros Drosopoulos die bekannte Berlinhomage von Seeed rauf und runter gehört hat:

Dickes B
home an der Spree
im Sommer tust du gut
und im Winter tut´s weh.

Und er hat den Liedtext verdammt ernst genommen.

Fazit: "Berlin im Winter" ist ein faszinierender, provozierender Duft - der trotzdem nicht noch einmal in die Nähe meiner Haut kommt. So ist das manchmal. Too much is too much. Das ist im eigentlichen Sinn kein Parfum, das ist eine Waffe. 90% gibt´s trotzdem. Für hohe Parfümeurskunst.
18 Antworten
6
Preis
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
NuiWhakakore

96 Rezensionen
NuiWhakakore
NuiWhakakore
Top Rezension 46  
Leider geil
Es tut mir leid, doch ich muss leider gestehen
es gibt Düfte auf der Welt, die sind (leider geil)
Der Sprüher ist aus Plastik, macht die Umwelt kaputt,
aber innen ist es lecker und (leider geil)
Hau mir das große H unter die Nase,
süße Träume sagt das Kind (leider geil)
Erwach´ im Hinterhof auf hartem Beton,
die Party ist vorbei, war wohl (leider geil)
die Musik war gestern laut und pfeift noch im Ohr,
der Morgen ist so friedlich ohne Vogelgeplärr (leider geil)
Die Whiskeyflasche leuchtet im ersten Licht,
Poesie ist ein Schluck zum Frühstück (leider geil)
Die Lederjacke mit Brandloch, müffelt wie ein Tier,
der Dreck geht nicht mehr ab, trotzdem (leider geil)
Steh‘ auf, ist saukalt nach ´ner kurzen Nacht,
Blümchen platt gemacht (super geil)
Ein Affe hat die Texte für Helene Fischer geschrieben,
ist wer wirklich überrascht hier? (lala lala)
Raureif am Arsch, Gewürze in der Hose,
besoffene Freunde dekorieren ist gemein, aber (leider geil)
Nur noch eine Fluppe übrig, Feuer zittert in der Hand,
erst mal tief inhalieren (leider geil)
Der BER ist kacke, da pflanz´ ich lieber ´nen Baum,
Bäume sind Flughäfen für Vögel (leider geil)
Da drüben liegen Pflaumen halbgefrorenen im Matsch
ist gesund, ich ess´ das nicht (leider geil)
Sobald ich wieder steh´n kann gibt’s ´nen Kaffee und ´ne Paracetamol,
und dann auf in die Arbeit, Zombiemode (leider geil)
Meine Mutter sag, werd´ solide, mach sowas nicht
ich halt mich dran, bis die Party beginnt (leider geil)
Du sollst nicht an jedem Röhrchen schnüffeln
Saccharose, Fructose, Psychose (leider geil)
In diesem Text hat sich gar nichts gereimt
Hat niemand gemerkt? (leider geil)

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Berlin im Winter wird hier ja sehr unterschiedlich bewertet. Das kann ich gut verstehen, ist der Duft doch sehr dicht. Ob er einem gefällt oder nicht entscheidet wohl letztlich die Frage, wie stark man die einzelnen Komponenten wahrnimmt. In meinem Fall präsentiert er sich so:

Es startet mit sehr intensiven Harzen, süß, dunkel von der Grundausrichtung und würzig. Hier ist die Myrrhe sehr deutlich. Das hat an sich schon einen likörartigen Charakter und wird durch den Whiskey noch einmal verstärkt. Das könnte aber auch Cognac oder Weinbrand sein, wir trinken hier für die Wirkung und nicht für den Geschmack. Das ganze ist auch leicht dreckig, ledrig und animalisch. Durchaus sexy auf eine leicht versiffte Art. Es kommen dann auch ein paar grüne Noten mit hinzu. Lavendel erkenne ich nicht, es sind eher nur die Stiele der Blumen, die etwas später in Erscheinung treten. Die sind aber sehr dezent. Rose kann durchaus sein, Iris erkenne ich zum Glück nicht. Der Duft wird etwas trockener und ein bisschen rauchig. Fruchtige Noten kommen bei mir erst nach 2-3 Stunden an und dann auch nur eine dezente Pflaume und keine Johannisbeere, auch dafür bin ich sehr dankbar. So klingt der Duft langsam aus und zwar wirklich langsam, 10 Stunden hält er bei mir locker. Die Silage ist in der ersten Stunde heftig, wird dann aber schnell weniger und angenehm.

Ich weiß nicht, ob Berlin im Winter so riecht, habe da aber so meine Zweifel. Der Duft riecht für mich auch nicht unbedingt nach Winter. Es ist für mich ein durchgängig warmer Duft, der damit allerdings recht gut in den Herbst und Winter passt. Zum tragen wäre er mir zu anstrengend. Gäbe es davon aber eine leichtere EdT- oder EdP-Version, die weniger dicht ist, wäre das vielleicht anders.

Hier noch ein Fundstück aus den Tiefen des Internet, mit einem komplett doofen Text, aber leider geil:
https://www.youtube.com/watch?v=Qm9d3GLueGw
39 Antworten
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Yatagan

396 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 38  
Ent-täuschung
Unkommentierte Düfte No. 57

Berlin im Winter: Mein Gott, was für ein Name für einen Duft. Da stellen sich alle möglichen Assoziationen ein: eine verschneite Reichstagskuppel, Nebelschwaden am Alex, ein zugefrorener Rummelsburger See, Schneeflocken über der Spree, kühle Luft im Großstadtdschungel... Kein Duft für Romantiker, denn Berlin im Winter kann hart sein, hart und mitleidlos wie jede Großstadt, die im Kältepanzer so abweisend wirkt wie grauer Beton vor grauem Himmel.

Dennoch, der Name spricht mich an und genau die oben beschriebenen Bilder stellten sich bei mir bei einer ersten kleinen Gedankenreise ein. Was aber, um Himmels Willen, erwartet dann den gespannten Tester bei solch einem Duft? Kühle, Kälte, betongraue Töne, Synthetisches, Hartes?

Genug der Vorurteile und starren Bilder: gerade damit spielt vielleicht auch Baruti bei diesem Duft, denn nichts von dem, was erwartet werden konnte, stellt sich ein.

Der Duft beginnt stattdessen mit einem Fruchtcocktail, der einen animalischen Unterton hat, fast ein wenig vergoren riecht, dabei aber keineswegs unangenehm oder abstoßend, sondern vielmehr charmant und damit irgendwie frühlingshaft zur derzeitigen Temperatur passend.
Von wegen Winter!

Zur Wärme des Duftes passt auch die deutlich erkennbare Kaffeenote, die an einen Espresso in der Fußgängerzone (oder doch nur an einen Milchkaffee im Take-away-Becher am Ostbahnhof?) denken lässt. Die harzigen Noten, die dem Duft eine sympathische Ähnlichkeit mit dem von mir zuvor besprochenen Voyance der selben Marke verschaffen, geben dem Duft diese rauchige Süße, die ihn nicht so ganz leicht tragbar erscheinen lassen: jedenfalls eher die Wahl für den Abend als für das Büro oder den Alltag. Unbedacht aufgesprüht, könnte er sich als etwas zu prätentiös erweisen, eine komplizierte Diva, die zumindest bei Männern auch verstörend wirken könnte, ohne dabei wirklich schwer zu sein. Meine Umgebung jedenfalls war ein wenig verwirrt, was sie mit diesem Duft anfangen solle.

Da mich Haltbarkeit kaum interessiert, ich im Gegenteil Düfte verabscheue, die den ganzen Tag und die folgende Nacht wie Pech und Schwefel an mir haften, stört es mich wenig, dass der Duft nach wenigen Stunden etwas schwächelt und nach ca. acht Stunden vollkommen verschwunden ist. Auch die Projektion ist weniger wuchtig als man vermuten könnte, was ich ebenfalls positiv verbuchen möchte. Ich will mit Düften nie bewusst auffallen, eher schon unterbewusst in Erinnerung bleiben.

Berlin im Winter (man beachte „im“: ganz deutsch mit m und nicht mit n) mit dem charmanten Namen, der doch ganz offenbar auch einer gewissen Germanophilie (bzw. Berlinophilie) dieser niederländischen Marke (!) geschuldet ist, die derzeit einige Teile der Welt ergriffen zu haben scheint, spielt mit Erwartungen und deren Ent-täuschungen, was mir grundsätzlich ausgesprochen gut gefällt – oder was hätten Früchte, Harze oder Rose (die man wohl eher wahrnimmt, wenn man weiß, dass sie enthalten sein soll) mit winterlichen Großstädten zu tun?

Andererseits hört man ja, dass in Berlin nichts unmöglich sei.
Und die Marke sollte man sich merken.
21 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 19  
Immergrüner Strauch
Meine Eltern haben lange in Berlin gelebt; und obwohl sie aus beruflichem Grund bald nach meiner Geburt wegzogen, blieb stets eine Verbindung, für mich vor allem zu meiner – es lässt sich nicht anders sagen – SEN-SA-TIO-NEL-LEN Patentante, die, selbst kinderlos, schon immer Lust und enormes Talent hatte, sich mit dem Nachwuchs der Verwandten und Bekannten in der großen Stadt herumzutreiben. Mindestens einmal im Jahr habe ich sie besucht. Tja, und heute bespaßt sie meine Kinder, wenn wir dort sind. Eine Duft-Hommage an Berlin musste ich also testen. Zudem waren die vorzüglichen Vor-Kommentare wahrlich durch die Bank geeignet, Neugier zu wecken. Daher war ich erfreut, aus einer Angelliese-Wundertüte (vielen Dank!) eine Probe ‚Berlin im Winter‘ hervorziehen zu dürfen.

Ich habe in letzter Zeit zufällig einige Düfte getestet, die die Schwarze Johannisbeere in allen Facetten in den Mittelpunkt stellen: Si Intense und Pierre de Lune von Armani sowie L'Ombre dans L'Eau von Diptyque; Si Intense steht für den eher fruchtbetonten, Pierre de Lune für den strikt strauchbetonten Weg und der Diptyque hält sich wie ein Johannisbeer-Rundumschlag dokumentarischen Charakters in der Mitte und zeigt beides mit großer, gnadenloser Wonne. ‚Berlin im Winter‘ ist zwar auch dazwischen, gleichwohl ist der Duft nicht derart zugespitzt.

Dies offenbart sich freilich nicht sofort. Ich bin mithin ziemlich sicher, dass eben dieser Strauch den von meinem Vorredner diagnostizierten ‚Benzingeruch‘ bietet. Meine Frau benutzt Pierre de Lune von Armani und sagt dazu selbst an manchen Tagen ‚Teppichschaum‘, mir kam neulich ‚Vorwasch-Spray‘ in den Sinn; gilt natürlich nur direkt auf der Haut. Der Strauch der Schwarzen Johannisbeere ist nun mal ein unglaublicher Stinker, wie jeder Gärtner bestätigen wird, und wo beißende Reinigungsmittel assoziiert werden, ist ‚Benzin‘ keineswegs‘ neben der Spur.

Doch ‚Berlin im Winter‘ stellt der Johannisbeere alsbald eine Dörrobst-Anmutung zur Seite, ältlich gewordene, schon leicht klebrige Trockenfrüchte, ließe sich etwas boshafter präzisieren. Ein Eindruck, der vermutlich aus einer Kombination von Rose und Amber entsteht, welche sich in inniger Umarmung befinden.

Nach drei, vier Stunden bilde ich mir ein, eine bittere Myrrhe-Note wahrzunehmen. Die passt so gut zum strengen Johannisbeer-Grün, dass sie zunächst kaum eigenständig zu erkennen ist. Im Gegenzug geht der strauchige Anteil der Johannisbeere ein wenig zurück.

Freigelegt wird ein rosig-fruchtiges Harz. Weich ist es, von intensiv verdichtetem Geruch. Keinerlei Staubigkeit oder Luftigkeit. Aber vollends schräg wird schließlich die (bereits erwähnte) torfige Whisky-Note nach fünf Stunden. Ich bin kein Whisky-Trinker und mir wird von dem Geruch immer latent anfänger-übel. Uiuiui. Zum Glück kehrt der Duft im Laufe des Nachmittags wieder in Richtung Rose und Trockenobst zurück. Leicht beschwipst ist die Frucht jetzt allerdings und erinnert im weiteren Verlauf konsequent an den Ausflug ins Hochprozentige.

Außerdem ist während des gesamten (und durchaus üppigen) Duftverlaufs die pieksige Note vom Strauch der Johannisbeere präsent – also offensichtlich eine wintergrüne Variante. Die geht mir im Laufe der Zeit zunehmend auf die Nerven. Andernorts, etwa bei L'Ombre dans L'Eau, bezahlt man mit dieser Note gewissermaßen den Preis für den gleichzeitig mitgelieferten Gartenfrisch-Charakter, den man dem Strauch zugestehen muss, obwohl womöglich widerwillig. Hier nicht, es verbleibt einfach der pieksig-stinkerige Part. Er ist es, der mir ‚Berlin im Winter‘- bei allem verrückten Reiz, den der Duft zweifellos entfaltet – schlussendlich ein bisschen vergällt. Schade.
14 Antworten
8
Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 21  
Ein kontroverser Duft?
Die so gegensätzlichen Einschätzungen meiner Vorredner deuten es an: Berlin im Winter fällt aus dem Rahmen des Üblichen heraus. Wer sich vor allem an den Nischenlinien orientiert, wird vielleicht schon durch den Aufbau des Duftes irritiert sein.

Denn es gibt fast keine Duftentwicklung: wir reisen nicht, wir bleiben in unserem Kiez! Zumindest darin könnte man einen Berlin-Bezug erkennen. Von Anfang bis Ende geht es vor allem um eine Note: die schwarze Johannisbeere. Beliebt ist die ja, das zugehörige Aromachemical ist in den letzten Jahren in unzähligen Parfums verbaut worden – jedoch zumeist als Appetithäppchen, in der Kopfnote, und selten so, dass das einem Duft den Stempel aufdrückte.

Doch Berlin im Winter gibt sich ganz dieser Note hin. Es ist ein köstlicher Cassis-Likör, der uns da in die Nase steigt. Damit das nicht auf Dauer zu süß und klebrig wird, sind strenge, dunkle Töne eingearbeitet. Besonders der Weihrauch wäre zu nennen. Er tritt von hinten an die Cassis-Note heran, begrenzt diese, spendet in bewährter Weise Tiefe und eine schlanke Struktur. Alles weitere habe ich beim Testen – ohne die Kenntnis der Notenangaben – nicht gesondert heraus riechen können.

Mir gefällt sehr die direkte Art, mit der die schwarze Johannisbeere hier behandelt wird. In dieser Form ist das neu, und so ein Duft müsste auch gut ankommen. Besonders in Deutschland, besonders in Berlin. Denn auf einer Veranstaltung über Dufttrends habe ich gelernt: Deutschland ist das Land der fruchtigen Noten, und die Verkaufszahlen belegen es. Gerade weil hier alles immer so schwierig sei, uns die Leichtigkeit fehle, umgeben wir uns bei den schönen Düften gerne mit dem Optimismus und dem positiven Lebensgefühl, welche wir mit Fruchtigkeit verbinden. Wer häufiger mit dem ruppigen Berliner Charme in Kontakt kommt, wird sich somit vielleicht unbewusst von einem Duft wie Berlin im Winter ansprechen lassen.

Zur Qualität von Berlin im Winter möchte ich noch sagen: wenn wir über einzelne Noten sprechen, die gar ein ganzes Parfum bestimmen, dann haben wir immer bestimmte Bilder vor uns. Für mich sind das im Fall von Früchten Süße, Zucker, Klebrigkeit. Bei Berlin im Winter sind diese Anteile durch eine gekonnte Komposition aber gut abgedeckt worden. Wir können hier einen weitgehend unsüßen Cassis-Likör oder Johannisbeerwein genießen, dessen bittere Seite Geheimnisse hat, die sich auch einer vielleicht etwas geübteren Nase nicht ohne weiteres erschließen.

Wenn ich mal wieder im Winter in Berlin bin, werde ich mir dieses Parfum kaufen. Zur Sicherheit.
3 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

27 kurze Meinungen zum Parfum
NuiWhakakoreNuiWhakakore vor 2 Jahren
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Dickes H begräbt
leere Flaschen und kleine Tiere
scheue Blüten aus Rissen im Beton
Rauch von alten Kippen
der Dreck der Zivilisation
23 Antworten
GoldGold vor 3 Jahren
4
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
2
Duft
Grau, staubig, kalt. Berliner Asphalt. Kir Royal angetrocknet im Polster der U-Bahn.Träume von Spreewaldgurken. Gegenteil von Wohlgeruch.
19 Antworten
BastianBastian vor 2 Jahren
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7.5
Duft
Penetrant Provokant
Harzigsüß, alt verrucht
Seltsamer Duftverlauf
Ein Berliner Hinterhof im Winter
Hier wird alles mögliche getrieben
*#*
23 Antworten
FvSpeeFvSpee vor 3 Jahren
7
Sillage
8
Duft
Tief drinnen einfach Rose und Leder. Dreckige Großstadtgöre. Schillernder Heiligenschein aus Kaffee, Asche und Diesel. Fast schön.
15 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 6 Monaten
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Den Namen lass ich mal außen vor. Der Duft startet fruchtig, dann übernehmen recht schnell die harzigen Noten. Oud bleibt im Hintergrund und
36 Antworten
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Torten Radar

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