23.04.2013 - 07:11 Uhr
Gaukeleya
109 Rezensionen
Gaukeleya
Sehr hilfreiche Rezension
15
Shades of Night
Alle Düfte betteln darum, etwas in uns auszulösen. Eine Phantasie, ein Gefühl, etwas Schönes vor allem. Nicht viele schaffen das. Wenn ein an sich vielleicht eher als belanglos empfundener Duft eine Assoziation an etwas Wunderbares auflädt, dann ist ihm das gelungen, trotz seiner Belanglosigkeit. Dann hat er Glück gehabt.
Es gibt aber auch eine andere Kategorie. Nämlich die der Düfte, die noch "leer" sind, mit denen nichts konkret Aufregendes und/oder Schönes verknüpft ist, und sie dennoch exquisite Bilder und Gefühle hervorrufen. Sozusagen eine Assoziation an etwas, was so (noch) gar nicht stattgefunden hat. Solch ein Duft hat nicht Glück gehabt, er ist glücklich, er ist nicht the lucky one, sondern the happy one.
Bronnley Original ist so ein "Happy One". Für mich jedenfalls: denn freilich, diese Subjektivität eines Duftes kann niemals allgemeingeltend sein.
Unprätentiös, minimalistisch, zurückhaltend, so betritt Bronnley Original bescheiden auch schon allein durch seine puristische Namensgebung die Bühne, die Optik des Originalflakons ist mir nicht bekannt. Ein englisches Traditionshaus lässt auch nicht unbedingt auf phantasieanregende Duftkreationen schliessen, eher auf konservative, diskrete Eleganz und Zurückhaltung. Nichts, was auffiele und einen echten Gentleman seine hintergründige Noblesse jemals vergessen liesse.
Welch eine Überraschung also, als Bronnley Original meine Haut betritt. Es kommt zu einer sofortigen assoziativen Explosion in mir, obwohl dieser Duft, wie oben schon erwähnt, noch "leer" ist. Eine geballte fruchtig-zitrische Frische umfängt mich, doch nicht so, wie ich es schon unzählige Male gerochen habe, sowohl aus dem Damen- als auch dem Herrensektor. Es liegt sofort etwas darin, etwas "Anderes", etwas "dahinter", eine Art Versprechen. Eine *noch* gezügelte Sinnlichkeit, die hinter der kühlen, beherrschten Fassade des Gentlemans bereits jetzt zu erahnen ist. Die maskuline Kraft ist sofort präsent. Ich wittere Souveränität und Dominanz, doch auch Wärme, viel tiefe Wärme. Für mich ist das: hocherotisch. Kein Duft, den ich als Frau tragen möchte, nein, ich möchte diesen Duft an einem Mann wahrnehmen, denn dort gehört er hin, trotz aller Ablehnung der Geschlechterzuweisung von Düften -- dieser hier möchte definitiv einem Mann zugewiesen werden. Und zwar einem erwachsenen Mann, keinem jungen Mann.
Die fruchtige Frische verströmt eine erste Süsse, gewiss schon dem Amber geschuldet, obwohl ich ihn in diesem Stadium - es hält sicher die erste halbe Stunde an, erscheint recht linear zunächst - noch nicht konkret wahrnehme. Es ist eine Unternote von männlichem Schweiss darin, Sommerschweiss: abends, wenn nach der abendlichen Dusche sich nach ein, zwei Stunden wieder frischer Schweiss gebildet hat ob der Wärme des Sommerabends, in jenem Zeitfenster, wenn die trockene Hitze sich legt und die Feuchte des Abends einen Hauch Schwüle mit sich bringt, bevor der Nachtwind wieder Bewegung in die Luft hineinwirbelt. Die üppig blühenden Büsche des grossen, verwinkelten englischen Gartens werden im Dämmerschein immer verwaschener und schattiger, das Grillenzirpen lauter, die Stimmung prickelnder, knisternd lädt sich eine erotische Spannung auf.
Und ER, der Bronnley Original trägt, verlässt immer mehr den Pfad der Unverbindlichkeit, denn die sinnliche Stimmung trägt uns immer weiter weg, die aufkommende Dunkelheit gibt Schutz, hüllt uns ein, ich bin gefangen und gebe mich dem Versprechen hin - und nicht nur dem... Die Süsse des Ambers straft dem kühlen Understatement Lügen. Ich bin gefangen und bin es gern. Wie macht er das nur??? Die Ambernote ist nun deutlich, aber niemals verlässt sie zugunsten der Süsse das Flair von Männlichkeit, und zwar einer unschmierigen Männlichkeit. Hier wirkt alles "hochwertig". Die Noblesse kämpft einen Kampf gegen das Animalische, und keiner von beiden gewinnt -- und keiner von beiden verliert. Sind es die Hölzer, die Gewürze, die die Gefahr von Plumpheit in Schach halten? Ich kann es nicht sagen, denn bewusst nehme ich nichts Holziges wahr, und das Würzige ist von Anfang an mit dabei, diskret und harmonisch sich einblendend in die fruchtigfrische Note, in die Wärme des Ambers.
Später. Der Abend ist nun Nacht. Der konsequente Schritt ist getan, und so schaue ich nun von drinnen nach draussen in den Garten, durch das weit geöffnete Fenster, durch die der weiche Nachtwind leise an mir vorbei in den Raum streicht und mich wohlig abkühlt. Die zarten Vorhänge heben sich lautlos in diesem Wind, um dann wieder leise zurückzufallen. Und während ich auf dem Laken liege und vergeblich eine Ordnung ins Sternensystem bringen möchte, habe ich noch seinen salzigen Geschmack auf meiner Zunge, fühle seine warme, feuchte Haut an meiner, und ich rieche immer noch sein Bronnley Original. Und spätestens jetzt ist der Duft nicht mehr leer.
Danke an Fischlandmen für das Pröbchen!
Es gibt aber auch eine andere Kategorie. Nämlich die der Düfte, die noch "leer" sind, mit denen nichts konkret Aufregendes und/oder Schönes verknüpft ist, und sie dennoch exquisite Bilder und Gefühle hervorrufen. Sozusagen eine Assoziation an etwas, was so (noch) gar nicht stattgefunden hat. Solch ein Duft hat nicht Glück gehabt, er ist glücklich, er ist nicht the lucky one, sondern the happy one.
Bronnley Original ist so ein "Happy One". Für mich jedenfalls: denn freilich, diese Subjektivität eines Duftes kann niemals allgemeingeltend sein.
Unprätentiös, minimalistisch, zurückhaltend, so betritt Bronnley Original bescheiden auch schon allein durch seine puristische Namensgebung die Bühne, die Optik des Originalflakons ist mir nicht bekannt. Ein englisches Traditionshaus lässt auch nicht unbedingt auf phantasieanregende Duftkreationen schliessen, eher auf konservative, diskrete Eleganz und Zurückhaltung. Nichts, was auffiele und einen echten Gentleman seine hintergründige Noblesse jemals vergessen liesse.
Welch eine Überraschung also, als Bronnley Original meine Haut betritt. Es kommt zu einer sofortigen assoziativen Explosion in mir, obwohl dieser Duft, wie oben schon erwähnt, noch "leer" ist. Eine geballte fruchtig-zitrische Frische umfängt mich, doch nicht so, wie ich es schon unzählige Male gerochen habe, sowohl aus dem Damen- als auch dem Herrensektor. Es liegt sofort etwas darin, etwas "Anderes", etwas "dahinter", eine Art Versprechen. Eine *noch* gezügelte Sinnlichkeit, die hinter der kühlen, beherrschten Fassade des Gentlemans bereits jetzt zu erahnen ist. Die maskuline Kraft ist sofort präsent. Ich wittere Souveränität und Dominanz, doch auch Wärme, viel tiefe Wärme. Für mich ist das: hocherotisch. Kein Duft, den ich als Frau tragen möchte, nein, ich möchte diesen Duft an einem Mann wahrnehmen, denn dort gehört er hin, trotz aller Ablehnung der Geschlechterzuweisung von Düften -- dieser hier möchte definitiv einem Mann zugewiesen werden. Und zwar einem erwachsenen Mann, keinem jungen Mann.
Die fruchtige Frische verströmt eine erste Süsse, gewiss schon dem Amber geschuldet, obwohl ich ihn in diesem Stadium - es hält sicher die erste halbe Stunde an, erscheint recht linear zunächst - noch nicht konkret wahrnehme. Es ist eine Unternote von männlichem Schweiss darin, Sommerschweiss: abends, wenn nach der abendlichen Dusche sich nach ein, zwei Stunden wieder frischer Schweiss gebildet hat ob der Wärme des Sommerabends, in jenem Zeitfenster, wenn die trockene Hitze sich legt und die Feuchte des Abends einen Hauch Schwüle mit sich bringt, bevor der Nachtwind wieder Bewegung in die Luft hineinwirbelt. Die üppig blühenden Büsche des grossen, verwinkelten englischen Gartens werden im Dämmerschein immer verwaschener und schattiger, das Grillenzirpen lauter, die Stimmung prickelnder, knisternd lädt sich eine erotische Spannung auf.
Und ER, der Bronnley Original trägt, verlässt immer mehr den Pfad der Unverbindlichkeit, denn die sinnliche Stimmung trägt uns immer weiter weg, die aufkommende Dunkelheit gibt Schutz, hüllt uns ein, ich bin gefangen und gebe mich dem Versprechen hin - und nicht nur dem... Die Süsse des Ambers straft dem kühlen Understatement Lügen. Ich bin gefangen und bin es gern. Wie macht er das nur??? Die Ambernote ist nun deutlich, aber niemals verlässt sie zugunsten der Süsse das Flair von Männlichkeit, und zwar einer unschmierigen Männlichkeit. Hier wirkt alles "hochwertig". Die Noblesse kämpft einen Kampf gegen das Animalische, und keiner von beiden gewinnt -- und keiner von beiden verliert. Sind es die Hölzer, die Gewürze, die die Gefahr von Plumpheit in Schach halten? Ich kann es nicht sagen, denn bewusst nehme ich nichts Holziges wahr, und das Würzige ist von Anfang an mit dabei, diskret und harmonisch sich einblendend in die fruchtigfrische Note, in die Wärme des Ambers.
Später. Der Abend ist nun Nacht. Der konsequente Schritt ist getan, und so schaue ich nun von drinnen nach draussen in den Garten, durch das weit geöffnete Fenster, durch die der weiche Nachtwind leise an mir vorbei in den Raum streicht und mich wohlig abkühlt. Die zarten Vorhänge heben sich lautlos in diesem Wind, um dann wieder leise zurückzufallen. Und während ich auf dem Laken liege und vergeblich eine Ordnung ins Sternensystem bringen möchte, habe ich noch seinen salzigen Geschmack auf meiner Zunge, fühle seine warme, feuchte Haut an meiner, und ich rieche immer noch sein Bronnley Original. Und spätestens jetzt ist der Duft nicht mehr leer.
Danke an Fischlandmen für das Pröbchen!
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