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Top Rezension
die beste Freundin
Misia, in dritte Ehe verheirat mit "José" Sert, einem der führenden spanischen Maler seiner Zeit, war, wie viele ihrer in Paris lebenden russischen Landsleute, (1872) in St. Petersburg gebürtig.
Nicht gerade arm, trat sie bald als Muse, Freundin und Förderin zahlreicher namhafter Künstler in Paris in Erscheinung.
Dieses Spektrum umfasste Maler, Schriftsteller, Sänger und Musiker. Darin ähnelte sie "der Muse von Wien" Alma Schindler, verwitwete Mahler, geschiedene Gropius und zuletzt verehelichte Werfel!
Diese Frauen liebten und förderten grenzüberschreitend!
Besonders aber bleibt sie als beste Freundin von Gabrielle "Coco" Chanel in Erinnerung.
Beide waren viele Jahre miteinander befreundet; mal mehr und mal weniger: Frauenfreundschaften sind bekanntlich nicht so ganz problemlos.
Coco und das Ehepaar Sert verbrachten viele Urlaube gemeinsam; wie oft lagen sie am Lido vor Venedig am Strand und überlegten, wie sie die Abende auf das Unterhaltsamste verbringen könnten.
Misia war es auch, die Coco über die schwere Zeit nach dem Autounfall ihres Geliebten Arthur Edward "Boy" Capel hinweg half.
Nicht, dass sie den Kauf eines Hauses "in memoria" für glücklich hielt: Coco ließ später Frau und Kinder ihres Geliebten Igor Strawinsky kostenlos dort wohnen und zahlte für deren Lebensunterhalt, während der Künstler selbst sich bei ihr aufhielt und sie später durch Selbstmorddrohungen gefügig machen wollte.
Das klappte natürlich nicht: Coco und die Serts gingen auf Reisen - ein wenig war somit die Luft aus dieser Affäre! Nur Strawinsky meinte noch lange Zeit "leiden" zu müssen.
Aber Misia bestärkte Coco in deren Trauer um "Boy" in dem Vorhaben, einen Duft auf den Markt zu bringen. Das war einer ihrer letzten gemeinsamen Gedanken und Pläne gewesen.
Und so stellte sie den Kontakt zu Francois Coty her. Er war damals "Marktführer in Sachen Düfte" und präsentierte Coco daraufhin einige Kompositionen, die einfach nur numeriert waren. Da die "Fünf" ihre Glückzahl war, wählte sie die Phiole mit dieser Nummer - so kam "Chanel No. 5" zur Welt und zu seinem Namen.
Es ist eigentlich eine logische Konsequenz, dass Chanel einen Duft namens "Misia" auf den Markt brachte.
"Misia" hat das Glück vieler Nachgeborerener: sie ist nicht damit belastet, eine Art "Kultduft" zu werden; sie kann sie selbst sein!
Was heißt übrigens "Kultduft"? Ein Parfum, so eindrucks- bzw. ausdrucksvoll es auch immer sein mag, ist ein Begleiter des alltäglichen Lebens und nicht "Kult"!
"Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" passt meiner Meinung nach sehr schlecht dazu.
Aber das nur am Rande.
"Misia" ist in erster Linie charmant; dieser Duft ist weiblich, lady-like und ein kleines bisschen altmodisch.
"Misia" hat einfach Stil!
Iris und deren Wurzel rekrutieren hier elegant ein herrlich dunkles, duftreiches Veilchen; das lässt sich deren Referenz gern gefallen!
Ihre Majestät, die edle türkische, auch "orientalische" Rose, gesellt sich hoheitsvoll zu ihnen: alle gemeinsam bilden ein harmonisches Ganzes!
So ensteht ein Duft, der intensiv blumig und durch und durch feminin ist.
In Erinnerung an Francois Coty, dem Wegbereiter der Chanel-Düfte, wird noch deren europäische Schwester aus dem duftreichen Grasse beigefügt. Dorthin verlegte auch Coty einen Teil seiner Werkstätten.
Zwei Duftrosensorten, die mit ihrer Fülle Geschichte schreiben, bilden eine zauberhafte Gemeinschaft mit Veilchen und Iris!
Das Aroma der Tonkabohne irritiert mich etwas; deren Süße verstärkt allerdings den pudrigen Eindruck: alles wirkt, als wäre es mit feinem Puderzucker überstäubt.
Hier reckt also die Iriswurzel noch einmal den Kopf: Ich bin da, seht Ihr mich!?
Diese Blumigkeit, dieser exquisite Blütenstrauß benötigt aber abschließend eine feste Basis.
Diese heißt hier Benzoe: dessen großartig harzige Würze verleiht "Misia" Stabilität und rundet diese Duftkomposition raffiniert ab.
So entsteht ein nicht gerade schlankes, aber doch sehr sinnliches Duftwesen, das seinem Namen alle Ehre macht!
"Misia" passt hervorragend ins Haus Chanel!
Hier zeigt sich, dass Freundschaft wirklich Zeit und Raum überbrücken kann: Coco und Misia - zwei Frauen, die unvergeßlich und miteinander verbunden sind!
Mich begleitet diese vollmundige Haltbarkeit des Duftes über einige Stunden; der Verlauf wechselt dabei von anfangs blumig-pudrig zu blumig-harzig würzig: absolut rund und ganz ohne Ecken und Kanten!
Nun bin ich "Fischblut" bekanntlich kein Standard für Duftentwicklungen und Haltbarkeit; aber mir gefällt's.
"Misia" ist mir sehr viel sympathischer als "Chanel No. 5": dieser Duft erscheint mir lebendiger, nicht so "statuettenhaft" wie die bekannte und so berühmte"Schwester".
(Uij, jetzt werde ich sicher wieder gehauen - sei's drum!)
Nicht so klassisch wie fest-gespraytes Haar und das Chanel-Kostüm; eher ein bisschen legerer, wenn auch nicht nachlässig.
Es scheint wirklich so, als wäre "Misia" frei von der Last des "großen Namens" und kann ganz die "beste Freundin" sein, die aber nebenbei noch ein eigenes Leben führt.
So kann ich mir vorstellen, "Misia" als Freundin einen Platz in meinem Leben einzuräumen. Das kann ich bekanntlich weder bei "Chanel No. 5" noch bei "Coco".
Die Bekanntschaft mit diesem Duft ist somit ein Gewinn für mich.
Wir werden sehen, wie weit uns der gemeinsame Weg führt, bis die Abfüllung leer ist.
Alles ist möglich!
Nicht gerade arm, trat sie bald als Muse, Freundin und Förderin zahlreicher namhafter Künstler in Paris in Erscheinung.
Dieses Spektrum umfasste Maler, Schriftsteller, Sänger und Musiker. Darin ähnelte sie "der Muse von Wien" Alma Schindler, verwitwete Mahler, geschiedene Gropius und zuletzt verehelichte Werfel!
Diese Frauen liebten und förderten grenzüberschreitend!
Besonders aber bleibt sie als beste Freundin von Gabrielle "Coco" Chanel in Erinnerung.
Beide waren viele Jahre miteinander befreundet; mal mehr und mal weniger: Frauenfreundschaften sind bekanntlich nicht so ganz problemlos.
Coco und das Ehepaar Sert verbrachten viele Urlaube gemeinsam; wie oft lagen sie am Lido vor Venedig am Strand und überlegten, wie sie die Abende auf das Unterhaltsamste verbringen könnten.
Misia war es auch, die Coco über die schwere Zeit nach dem Autounfall ihres Geliebten Arthur Edward "Boy" Capel hinweg half.
Nicht, dass sie den Kauf eines Hauses "in memoria" für glücklich hielt: Coco ließ später Frau und Kinder ihres Geliebten Igor Strawinsky kostenlos dort wohnen und zahlte für deren Lebensunterhalt, während der Künstler selbst sich bei ihr aufhielt und sie später durch Selbstmorddrohungen gefügig machen wollte.
Das klappte natürlich nicht: Coco und die Serts gingen auf Reisen - ein wenig war somit die Luft aus dieser Affäre! Nur Strawinsky meinte noch lange Zeit "leiden" zu müssen.
Aber Misia bestärkte Coco in deren Trauer um "Boy" in dem Vorhaben, einen Duft auf den Markt zu bringen. Das war einer ihrer letzten gemeinsamen Gedanken und Pläne gewesen.
Und so stellte sie den Kontakt zu Francois Coty her. Er war damals "Marktführer in Sachen Düfte" und präsentierte Coco daraufhin einige Kompositionen, die einfach nur numeriert waren. Da die "Fünf" ihre Glückzahl war, wählte sie die Phiole mit dieser Nummer - so kam "Chanel No. 5" zur Welt und zu seinem Namen.
Es ist eigentlich eine logische Konsequenz, dass Chanel einen Duft namens "Misia" auf den Markt brachte.
"Misia" hat das Glück vieler Nachgeborerener: sie ist nicht damit belastet, eine Art "Kultduft" zu werden; sie kann sie selbst sein!
Was heißt übrigens "Kultduft"? Ein Parfum, so eindrucks- bzw. ausdrucksvoll es auch immer sein mag, ist ein Begleiter des alltäglichen Lebens und nicht "Kult"!
"Ich bin ein Star - holt mich hier raus!" passt meiner Meinung nach sehr schlecht dazu.
Aber das nur am Rande.
"Misia" ist in erster Linie charmant; dieser Duft ist weiblich, lady-like und ein kleines bisschen altmodisch.
"Misia" hat einfach Stil!
Iris und deren Wurzel rekrutieren hier elegant ein herrlich dunkles, duftreiches Veilchen; das lässt sich deren Referenz gern gefallen!
Ihre Majestät, die edle türkische, auch "orientalische" Rose, gesellt sich hoheitsvoll zu ihnen: alle gemeinsam bilden ein harmonisches Ganzes!
So ensteht ein Duft, der intensiv blumig und durch und durch feminin ist.
In Erinnerung an Francois Coty, dem Wegbereiter der Chanel-Düfte, wird noch deren europäische Schwester aus dem duftreichen Grasse beigefügt. Dorthin verlegte auch Coty einen Teil seiner Werkstätten.
Zwei Duftrosensorten, die mit ihrer Fülle Geschichte schreiben, bilden eine zauberhafte Gemeinschaft mit Veilchen und Iris!
Das Aroma der Tonkabohne irritiert mich etwas; deren Süße verstärkt allerdings den pudrigen Eindruck: alles wirkt, als wäre es mit feinem Puderzucker überstäubt.
Hier reckt also die Iriswurzel noch einmal den Kopf: Ich bin da, seht Ihr mich!?
Diese Blumigkeit, dieser exquisite Blütenstrauß benötigt aber abschließend eine feste Basis.
Diese heißt hier Benzoe: dessen großartig harzige Würze verleiht "Misia" Stabilität und rundet diese Duftkomposition raffiniert ab.
So entsteht ein nicht gerade schlankes, aber doch sehr sinnliches Duftwesen, das seinem Namen alle Ehre macht!
"Misia" passt hervorragend ins Haus Chanel!
Hier zeigt sich, dass Freundschaft wirklich Zeit und Raum überbrücken kann: Coco und Misia - zwei Frauen, die unvergeßlich und miteinander verbunden sind!
Mich begleitet diese vollmundige Haltbarkeit des Duftes über einige Stunden; der Verlauf wechselt dabei von anfangs blumig-pudrig zu blumig-harzig würzig: absolut rund und ganz ohne Ecken und Kanten!
Nun bin ich "Fischblut" bekanntlich kein Standard für Duftentwicklungen und Haltbarkeit; aber mir gefällt's.
"Misia" ist mir sehr viel sympathischer als "Chanel No. 5": dieser Duft erscheint mir lebendiger, nicht so "statuettenhaft" wie die bekannte und so berühmte"Schwester".
(Uij, jetzt werde ich sicher wieder gehauen - sei's drum!)
Nicht so klassisch wie fest-gespraytes Haar und das Chanel-Kostüm; eher ein bisschen legerer, wenn auch nicht nachlässig.
Es scheint wirklich so, als wäre "Misia" frei von der Last des "großen Namens" und kann ganz die "beste Freundin" sein, die aber nebenbei noch ein eigenes Leben führt.
So kann ich mir vorstellen, "Misia" als Freundin einen Platz in meinem Leben einzuräumen. Das kann ich bekanntlich weder bei "Chanel No. 5" noch bei "Coco".
Die Bekanntschaft mit diesem Duft ist somit ein Gewinn für mich.
Wir werden sehen, wie weit uns der gemeinsame Weg führt, bis die Abfüllung leer ist.
Alles ist möglich!
18 Antworten


Herzlichsten Dank und dicken Pokal
Und bei Misia und Dir könnte ich mir das sehr gut vorstellen.
Ich lasse Euch beiden Damen mal alleine und stell mal nur einen Pokal ab!
Danke für diese schöne Frauenfreundschaft.