Daphne Comme des Garçons 2009
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Top Rezension
Sirenengesang
Vertraue meinem safransanften Lächeln. Es ist so lieblich, wie es scheint. Keine Hintergedanken. Komm, denn meine Haut ist zart wie Blütenblätter. Betörend wie Jasmin. Du zögerst? Gut. Sie haben dich gelehrt, dem Fleisch der Tuberose zu misstrauen. Doch spürst du meine Wärme nicht? Labe dich daran in meinen Armen, leg deinen Kopf auf meine weich gewölbte Brust. Ein Schritt nur und du bist bei mir. Sie sagen, wer die Süße einst gekostet, der wird nie mehr derselbe sein. Doch willst du das? Meine Hand ist ausgestreckt zu irissamtener Berührung. Mein dunkler Herzschlag ruft und ruft und ruft nach dir. Du fragst, welch zarte Fäden so sanft dich nun in Silberfesseln schlagen. Sei unbesorgt, nichts andres ist’s als Schall und Rauch. Die Würze dunkler Hölzer schwelt in einer Räucherschale, Weihrauchharze glimmen heilig und profan. Du musst sie nicht beachten. Lausche meiner Stimme. Folge dem Glühen meiner Balsamaugen.
Bald bist du bei mir.
***
Comme des Garçons‘ Daphne interessiert mich schon seit vielen Jahren, deshalb war ich auch darauf vorbereitet, dass dieser Duft nicht viel mit dem gewohnten urbanen Minimalismus des Hauses zu tun hat. Allerdings frage ich mich jetzt, wo ich den Duft trage, schon ein bisschen, ob man überhaupt auf Daphne vorbereitet sein kann. Was ich hier rieche, erinnert mich sofort an die üppigen, kurvigen 80er-Jahre-Florientalen wie Poison, die mich mit ihrer Wucht normalerweise das Fürchten lehren.
Eine sämig-süße Tuberose dominiert den Duft von Beginn an und wird von nicht gerade zurückhaltendem Jasmin begleitet. Immer wieder schlängeln sich zarte, kühle Weihrauchfäden durch die safranbesprenkelte Blütenpracht, bevor ein dunkles, minimal-rauchig-ledriges Labdanumherz zu schlagen beginnt.
Im Verlauf nimmt der Anteil des Räucherwerks zu, immer deutlicher treten räucherstäbchenartige Sandelholz- und vor allem Patchouli-Nuancen in den Vordergrund, haben der blumigen Süße aber nur bedingt viel entgegenzusetzen. Die betörenden Blüten laden dazu ein näherzukommen, Harze und Hölzer ziehen in eine warme, dunkle Umarmung und die rauchigen Noten weben ein Gespinst, das dafür sorgt, dass man diese Umarmung nicht mehr so schnell verlässt. Gerade die dunkleren Facetten, die wie ein beruhigender Bass im Hintergrund pulsieren, machen den Duft trotz seiner süßen Schwere erstaunlich gut tragbar, auch wenn man kein erklärter Fan der Richtung ist.
Von den avantgardistischen Tendenzen der Marke fehlt hier jede Spur. Aber ist vielleicht gerade das die Provokation in diesem Duft, einfach nur schön, verlockend feminin und ein bisschen retro zu sein? Vielleicht ist genau das der Weg für Comme des Garçons, mit unseren Erwartungshaltungen zu spielen und den Blickwinkel auf das Haus neu zu justieren. Da Daphne zwischenzeitlich eingestellt war, könnte es natürlich sein, dass der Effekt ein wenig überstrapaziert wurde.
Ein bisschen bezirzt mich Daphnes Sirenengesang ja schon und ich fühle mich auch nicht unwohl in meiner lüsternen Dunkelblumenwolke, dummerweise erinnert mich dieser spezielle Jasmin mit diesem speziellen Patchouli ein wenig an den Duft, der in den Fußgängerzonen aus den Lush-Läden herausweht. Nicht vordergründig und ich habe eine ganze Weile daran herumgerätselt, was es ist, das mich stört, aber seit ich es identifiziert habe, kann ich leider nicht mehr daran vorbeiriechen. Daphne wird wohl noch ein wenig weiterlocken müssen, wenn sie auf meiner Wunschliste landen will.
Vielen Dank für das Pröbchen, liebe Polly! Scheinbar ist die Hippiegöre auf dem Weg von dir zu mir erwachsen geworden ;)
Bald bist du bei mir.
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Comme des Garçons‘ Daphne interessiert mich schon seit vielen Jahren, deshalb war ich auch darauf vorbereitet, dass dieser Duft nicht viel mit dem gewohnten urbanen Minimalismus des Hauses zu tun hat. Allerdings frage ich mich jetzt, wo ich den Duft trage, schon ein bisschen, ob man überhaupt auf Daphne vorbereitet sein kann. Was ich hier rieche, erinnert mich sofort an die üppigen, kurvigen 80er-Jahre-Florientalen wie Poison, die mich mit ihrer Wucht normalerweise das Fürchten lehren.
Eine sämig-süße Tuberose dominiert den Duft von Beginn an und wird von nicht gerade zurückhaltendem Jasmin begleitet. Immer wieder schlängeln sich zarte, kühle Weihrauchfäden durch die safranbesprenkelte Blütenpracht, bevor ein dunkles, minimal-rauchig-ledriges Labdanumherz zu schlagen beginnt.
Im Verlauf nimmt der Anteil des Räucherwerks zu, immer deutlicher treten räucherstäbchenartige Sandelholz- und vor allem Patchouli-Nuancen in den Vordergrund, haben der blumigen Süße aber nur bedingt viel entgegenzusetzen. Die betörenden Blüten laden dazu ein näherzukommen, Harze und Hölzer ziehen in eine warme, dunkle Umarmung und die rauchigen Noten weben ein Gespinst, das dafür sorgt, dass man diese Umarmung nicht mehr so schnell verlässt. Gerade die dunkleren Facetten, die wie ein beruhigender Bass im Hintergrund pulsieren, machen den Duft trotz seiner süßen Schwere erstaunlich gut tragbar, auch wenn man kein erklärter Fan der Richtung ist.
Von den avantgardistischen Tendenzen der Marke fehlt hier jede Spur. Aber ist vielleicht gerade das die Provokation in diesem Duft, einfach nur schön, verlockend feminin und ein bisschen retro zu sein? Vielleicht ist genau das der Weg für Comme des Garçons, mit unseren Erwartungshaltungen zu spielen und den Blickwinkel auf das Haus neu zu justieren. Da Daphne zwischenzeitlich eingestellt war, könnte es natürlich sein, dass der Effekt ein wenig überstrapaziert wurde.
Ein bisschen bezirzt mich Daphnes Sirenengesang ja schon und ich fühle mich auch nicht unwohl in meiner lüsternen Dunkelblumenwolke, dummerweise erinnert mich dieser spezielle Jasmin mit diesem speziellen Patchouli ein wenig an den Duft, der in den Fußgängerzonen aus den Lush-Läden herausweht. Nicht vordergründig und ich habe eine ganze Weile daran herumgerätselt, was es ist, das mich stört, aber seit ich es identifiziert habe, kann ich leider nicht mehr daran vorbeiriechen. Daphne wird wohl noch ein wenig weiterlocken müssen, wenn sie auf meiner Wunschliste landen will.
Vielen Dank für das Pröbchen, liebe Polly! Scheinbar ist die Hippiegöre auf dem Weg von dir zu mir erwachsen geworden ;)
33 Antworten


liest sich fein
Deine Rezension ist ein Genuss!!!
Eher nicht....
Betörend beschrieben 🙏
Manchmal erkennen wir etwas an einem Duft, was unser Bild des Duftes doch zu sehr beeinflusst.
Vielleicht wandelt es sich noch über Zeit, manche Düfte werden erst beim zweiten oder dritten Mal zu unseren Düften.
Wundervolle Ambivalenz in Deinem Text, der seine Gedanken schon auf die anschließende Beschreibung vorauswirft. Klasse!
Ich hatte mir mal den Duft Versace oud oriental bestellt.
Irgendwie war er für mich untragbar Aber trotzdem musste ich ständig an dem Flakon schnuppern, fast wie eine kleine Sucht.
Zuletzt habe ich ihn weg gegeben. Aber als er weg war, hab ich ihn sofort schmerzlich vermisst...