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Top Rezension
Ein Gartenarbeits-Dokumentations-Duft
Auf L'Ombre dans L'Eau bin ich durch den stimmungsvollen Kommentar von Pluto gestoßen und sie hat mir – vielen Dank dafür! – den Tester überlassen. Mein besonderes Interesse wurde geweckt wegen des offensichtlichen Schwerpunktes Schwarze Johannisbeere.
Seit Monaten eiert meine Frau nämlich um den Pierre de Lune von Armani herum. Der hat eine Johannisbeerblüten-Note im Mittelpunkt, und Mittelpunkt heißt in diesem Fall wirklich Mittelpunkt. Denn speziell die Schwarze Johannisbeere hat von sich aus bereits einen recht starken Geruch, den „schön“ zu nennen eines gewissen Maßes an Idealismus oder Abhärtung bedarf. Wahlweise eines außerordentlich eigenwillig ausgerichteten Geschmacks…in diplomatischer Vermeidung des Begriffs „abartig“. Ich behaupte übrigens, dass jene ohnehin nicht eben zaghafte Note bei Armani zur Wucht-Verstärkung - bis hin zum Teppichschaum-Eindruck bei Überdosierung - mit Narzisse oder Hyazinthe aufgepimpt ist, aber das nur nebenbei. Da die Armani-Privés nicht gerade für ein Taschengeld zu haben sind, lohnte doch der Diptyque einen Test.
Indes: Er ist vollkommen anders. Auf den Punkt bringen könnte man den Unterschied mit der Aussage, bei Pierre de Lune handele es sich um ein Parfüm, und bei L'Ombre dans L'Eau um einen Duft. Ich rieche im Diptyque einen Garten. Einen echten Garten. Die Arbeit darin. Wenig überraschenderweise die an den Johannisbeeren. Konkret: Ich bekomme hier den grün-pflanzensaftigen und im Falle der schwarzen Variante halt durchaus stinkigen Geruch vom Schneiden und allgemeinen Betüteln der Sträucher geliefert. Das ist in der Kopfnote so frisch, so natürlich, so frappierend ungeschönt gelungen, ich bin davon unter handwerklichem Aspekt sehr angetan.
Und es geht unverdrossen weiter: Beim Pflücken der Beeren erwischt man ja zumeist nicht bloß die Frucht, sondern auch Teile des Stängels, mitunter ganze Fruchtstände. Ich kenne das zwar eher von den Roten Johannisbeeren, allerdings wird das wohl in schwarz kaum anders sein. Die müssen hinterher bestimmt gleichermaßen von Hand abgepult werden. Manche schwören auf Zuhilfenahme einer Gabel, freilich bleiben dabei trotzdem derart viele Stippen hängen, dass man im Anschluss stets zusätzlich mit der Fünfzinkigen ran muss. Bei dieser Arbeit entsteht ein Geruch, der sich aus dem angesäuerten Odeur einzelner, geplatzter Beeren und dem Aroma der übrigen, als Beifang abgepflückten Pflanzenteile zusammensetzt. Und das ist wiederum vorzüglich getroffen, ungefähr ab Stunde drei.
Eine großartige Duftentwicklung findet bei mir in der Folge nicht statt. Nachmittags riecht es unverändert nach Johannisbeere rundum, also einschließlich des beteiligten Grüns. Es lässt sich nicht leugnen, dass ich das inzwischen etwas nervig finde. Eine nennenswerte Moschus-Weichheit zeigt sich erst allmählich ab der neunten Stunde. Dazu irgendwas Süßliches, das ich nicht identifizieren kann. Wurde langsam Zeit. Genug gearbeitet mit diesen Johannisbeeren. Und das, wo ich die dämlichen Dinger nicht einmal mag.
Fazit: L'Ombre dans L'Eau ist mir definitiv zu event-mäßig naturalistisch. Ich werde ihn im Sommer erneut probieren, vielleicht ist er bei Hitze tatsächlich erfrischend. Jetzt ist er interessant und so, aber für mich nicht zum Damit-Herumlaufen. Meine Frau konnte ich leider auch nicht überzeugen.
PS: Da steht noch „Damaszener-Rose“. Hier passiert, was sie im Beet gar nicht mag: Unter ferner liefen sein, zugedeckt von fremdem Blattwerk. Allenfalls am hinteren Ende ein bisschen Luft schnappen, sich ein wenig hervortun dürfen. Tut mir leid, meine Liebe, heute nicht. Das – ist – kein – Rosenduft. Nimm‘ es einfach hin.
Seit Monaten eiert meine Frau nämlich um den Pierre de Lune von Armani herum. Der hat eine Johannisbeerblüten-Note im Mittelpunkt, und Mittelpunkt heißt in diesem Fall wirklich Mittelpunkt. Denn speziell die Schwarze Johannisbeere hat von sich aus bereits einen recht starken Geruch, den „schön“ zu nennen eines gewissen Maßes an Idealismus oder Abhärtung bedarf. Wahlweise eines außerordentlich eigenwillig ausgerichteten Geschmacks…in diplomatischer Vermeidung des Begriffs „abartig“. Ich behaupte übrigens, dass jene ohnehin nicht eben zaghafte Note bei Armani zur Wucht-Verstärkung - bis hin zum Teppichschaum-Eindruck bei Überdosierung - mit Narzisse oder Hyazinthe aufgepimpt ist, aber das nur nebenbei. Da die Armani-Privés nicht gerade für ein Taschengeld zu haben sind, lohnte doch der Diptyque einen Test.
Indes: Er ist vollkommen anders. Auf den Punkt bringen könnte man den Unterschied mit der Aussage, bei Pierre de Lune handele es sich um ein Parfüm, und bei L'Ombre dans L'Eau um einen Duft. Ich rieche im Diptyque einen Garten. Einen echten Garten. Die Arbeit darin. Wenig überraschenderweise die an den Johannisbeeren. Konkret: Ich bekomme hier den grün-pflanzensaftigen und im Falle der schwarzen Variante halt durchaus stinkigen Geruch vom Schneiden und allgemeinen Betüteln der Sträucher geliefert. Das ist in der Kopfnote so frisch, so natürlich, so frappierend ungeschönt gelungen, ich bin davon unter handwerklichem Aspekt sehr angetan.
Und es geht unverdrossen weiter: Beim Pflücken der Beeren erwischt man ja zumeist nicht bloß die Frucht, sondern auch Teile des Stängels, mitunter ganze Fruchtstände. Ich kenne das zwar eher von den Roten Johannisbeeren, allerdings wird das wohl in schwarz kaum anders sein. Die müssen hinterher bestimmt gleichermaßen von Hand abgepult werden. Manche schwören auf Zuhilfenahme einer Gabel, freilich bleiben dabei trotzdem derart viele Stippen hängen, dass man im Anschluss stets zusätzlich mit der Fünfzinkigen ran muss. Bei dieser Arbeit entsteht ein Geruch, der sich aus dem angesäuerten Odeur einzelner, geplatzter Beeren und dem Aroma der übrigen, als Beifang abgepflückten Pflanzenteile zusammensetzt. Und das ist wiederum vorzüglich getroffen, ungefähr ab Stunde drei.
Eine großartige Duftentwicklung findet bei mir in der Folge nicht statt. Nachmittags riecht es unverändert nach Johannisbeere rundum, also einschließlich des beteiligten Grüns. Es lässt sich nicht leugnen, dass ich das inzwischen etwas nervig finde. Eine nennenswerte Moschus-Weichheit zeigt sich erst allmählich ab der neunten Stunde. Dazu irgendwas Süßliches, das ich nicht identifizieren kann. Wurde langsam Zeit. Genug gearbeitet mit diesen Johannisbeeren. Und das, wo ich die dämlichen Dinger nicht einmal mag.
Fazit: L'Ombre dans L'Eau ist mir definitiv zu event-mäßig naturalistisch. Ich werde ihn im Sommer erneut probieren, vielleicht ist er bei Hitze tatsächlich erfrischend. Jetzt ist er interessant und so, aber für mich nicht zum Damit-Herumlaufen. Meine Frau konnte ich leider auch nicht überzeugen.
PS: Da steht noch „Damaszener-Rose“. Hier passiert, was sie im Beet gar nicht mag: Unter ferner liefen sein, zugedeckt von fremdem Blattwerk. Allenfalls am hinteren Ende ein bisschen Luft schnappen, sich ein wenig hervortun dürfen. Tut mir leid, meine Liebe, heute nicht. Das – ist – kein – Rosenduft. Nimm‘ es einfach hin.
18 Antworten
Zauber600 vor 10 Jahren
Ich habe gerade das EDP getestet .. wunderbar verwoben Johannesbeere mit deutlich wahrnehmbarer Rose und Grün .. allerdings ob das was für Männer ist? Sollte das EdT mal testen.
Seerose vor 11 Jahren
Grad habe ich hiervon das EdP getestet und kommentiert. Und es ist viel eher das, was man einen Duft nennen kann. Also man sollte den, will man Schw-JoHa-Duft unbedingt, vor einem Kauf auch testen.
Mandelmaus vor 11 Jahren
Hmm scheint nicht das gelbe vom Ei zu sein. Oriens hat eine sehr schöne Johannisbeernote, und das durchgehend.
Dobbs vor 11 Jahren
Schwarze Johannisbeeren können in Natura ganz schön müffeln. Diesen hier schreibe ich mir für den Sommer aber trotzdem mal auf die Liste.
MisterE vor 11 Jahren
Na dann mal ab in´s Beet!. Von den Diptyque Düften konnte mich bisher keiner wirklich soweit überzeugen, dass ich ihn haben wollte. Allesamt nicht schlecht gemacht, aber auch kein wirklicher Kracher dabei....
Pluto vor 11 Jahren
Die Rose konnte ich auch nicht wahrnehmen, begraben unter Erde und Natur :o) Aber so gefiel es mir, Rosendüfte gibt es genug andere schöne.
Zora vor 11 Jahren
Mit meiner Haut vertragen sich die Joh.beeren auch nicht besonders, da würde ich die Rose doch vorziehen, auch im Sommer.
Kleopatra vor 11 Jahren
Räucher-Meggi kommt mal ohne Qualm aus! :D Schwarze Johannisbeeren mag ich essen, aber danach riechen möchte ich nicht. Wieder keiner für die Merkliste... ;)
Gaukeleya vor 11 Jahren
Am Strauch erinnern mich schw. Johannisbeeren immer an unbeschwerte Kindersommer (wir hatten den Garten voll davon). Auf meiner Haut entwickeln sie sich leider fast immer unschön bitter und verwesig :-S Vergessliste! ;-)
DOCBE vor 11 Jahren
Gibt offenkundig bei den Diptyque's noch einiges zu entdecken. Meine Favoriten sind ja Veytverio und Philosykos. Danke dir für den Tip und den gewohnt informativen Kommentar!
MarWic vor 11 Jahren
Es früchtelt und die Rose findet nicht statt---das ist wieder so ein Liebmich-oder-Hassmich-Duft....
Palonera vor 11 Jahren
Ich lieb' ihn, lieb' ihn, lieb' ihn - aber gut, mein Geschmack ist sowieso abartig, ;-))). Und im Ernst: Das ist ein Sommerduft. Definitiv, absolut und ausschließlich. Bei Sturm und Regen wirkt der nicht, dann würde ich ihn niemals tragen.
Yara vor 11 Jahren
Der ist jetzt im tiefen Winterschlaf, ganz hinten im Schrank - definitiv ein Sommerduft
Yatagan vor 11 Jahren
Ist wohl wirklich eher ein Sommer-Duft, dann aber großartig und singulär. Ein Duft ohne Vergleich.
Vanita vor 11 Jahren
L'Ombre dans L'Eau muss man bei schönem warmen Wetter tragen, dann wirkt er toll und immer noch außergewöhlich.
Ergoproxy vor 11 Jahren
Ich finde den mehr als toll, gerade im Sommer. Übrigens, ich finde den nicht wirklich fruchtig, sondern eher blättrig.
Ormeli vor 11 Jahren
Frauen eiern doch nicht – die umschwirren ;-)
Seerose vor 11 Jahren
Echter Schw-Jo-ha-Duft? Igitti! Mir stinken die total. Auch als "Konfitüre", bäh! Ich als Fruchtbanausin gebe dir mal einen Vin-blanc-cassis-Pokal. in dieser Form mochte ich Schw-Joh-ha - ganz früher. Ein bisschen Sirup davon mit Weißwein aufgefüllt

