Dezember Erik Kormann 2013
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Top Rezension
Heute. Morgen. Jederzeit.
Nein – ich habe mich nicht im Kalender verblättert, bin nicht aus Versehen in eine Zeitmaschine gestiegen und im falschen Monat wieder heraus.
Ich habe keine plötzliche Weihnachtssehnsucht entwickelt und auch keine Nasenertaubung zu beklagen.
Meine Geisteskräfte funktionieren noch, soweit ich das als Parfumista behaupten kann, und ich fühle mich nicht zwingend dem Anderssein verpflichtet.
Warum also trage ich an diesen ersten Junitagen, wenn mein Thermometer Tag um Tag neue Höhenrekorde aufstellt und die Nächte noch immer kürzer werden, einen Duft mit dem zutiefst winterlichen Namen "Dezember"?
Vielleicht, weil Namen Schall und Rauch sind.
Vielleicht, weil nirgendwo geschrieben steht, daß ein Duft mit diesem Namen ausschließlich in einem bestimmten Monat, zu einer bestimmten Jahreszeit getragen werden kann, soll oder darf.
Vielleicht, weil ich mir die Begegnung mit Erik Kormanns letztem Monat bis hierher aufgehoben habe, neugierig, ob es ihm womöglich gelänge, mich aus meiner liebsten Jahreszeit herauszulösen und in die dunklen, kalten, kurzen Tage des zu Ende gehenden Jahres zu versetzen.
Drei Tage lang hat "Dezember" mich begleitet, hat mit mir am Schreibtisch gesessen, im Auto und in der Bahn, hat mir in schwierigen Sitzungen den Rücken gestärkt und mir im Unterricht Komplimente beschert, hat eine kleine Kindernase an meinem Hals vergraben und des Liebsten Augen zum Leuchten gebracht.
Wo immer wir waren, was immer wir taten, der "Dezember" und ich: Stets hielt er sich wahrnehmbar und doch dezent im Hintergrund, niemals plärrte er vorlaut dazwischen, nahm mir den Atem oder die Sicht auf jeweils wichtige Dinge.
Und doch war ich mir seiner stets bewußt, seit ich mir am Morgen die letzten Schwaden der Nacht aus dem Gehirn fegen ließ von seinem pfeffrig-würzigen Auftakt, der im Verbund mit authentisch-unscharfer Frucht meine Mundwinkel in Richtung Ohrläppchen zog.
Sehr bald schon traten auf meiner Haut warm-golden-harzige Akzente hinzu und ließen mich einmal mehr an jenen wunderbaren Weihrauch denken, der meine allererste Begegnung mit einem Kormann-Duft so sehr geprägt hat.
Würzigwarm und weich ist der "Dezember", doch nicht mollig warm, nicht kaminfeuerwarm, nicht kuschelsocken-strickpulloverwarm – er läßt mich weder an Glühwein denken noch an Gänsebraten, weder an Lebkuchen noch an Schneeballschlachten.
Seine Wärme ist hell und sanft wie die Frühsommersonne, luftig und zart wie ein Kaschmirplaid, das kaum die Haut berührt.
Licht findet sich und Dunkelheit, trockener Zimt an mildscharfen Gewürzen, dunkle Erde und immer wieder jene süßsaftige Limette, die lichtgelbgrüne Seidenfäden durch das leuchtende Bernsteingold zieht.
Ich weiß: Ich werde "Dezember" auch morgen tragen.
Und im Juli, im September, im März und im Mai.
Vielleicht sogar im Dezember.
Ich habe keine plötzliche Weihnachtssehnsucht entwickelt und auch keine Nasenertaubung zu beklagen.
Meine Geisteskräfte funktionieren noch, soweit ich das als Parfumista behaupten kann, und ich fühle mich nicht zwingend dem Anderssein verpflichtet.
Warum also trage ich an diesen ersten Junitagen, wenn mein Thermometer Tag um Tag neue Höhenrekorde aufstellt und die Nächte noch immer kürzer werden, einen Duft mit dem zutiefst winterlichen Namen "Dezember"?
Vielleicht, weil Namen Schall und Rauch sind.
Vielleicht, weil nirgendwo geschrieben steht, daß ein Duft mit diesem Namen ausschließlich in einem bestimmten Monat, zu einer bestimmten Jahreszeit getragen werden kann, soll oder darf.
Vielleicht, weil ich mir die Begegnung mit Erik Kormanns letztem Monat bis hierher aufgehoben habe, neugierig, ob es ihm womöglich gelänge, mich aus meiner liebsten Jahreszeit herauszulösen und in die dunklen, kalten, kurzen Tage des zu Ende gehenden Jahres zu versetzen.
Drei Tage lang hat "Dezember" mich begleitet, hat mit mir am Schreibtisch gesessen, im Auto und in der Bahn, hat mir in schwierigen Sitzungen den Rücken gestärkt und mir im Unterricht Komplimente beschert, hat eine kleine Kindernase an meinem Hals vergraben und des Liebsten Augen zum Leuchten gebracht.
Wo immer wir waren, was immer wir taten, der "Dezember" und ich: Stets hielt er sich wahrnehmbar und doch dezent im Hintergrund, niemals plärrte er vorlaut dazwischen, nahm mir den Atem oder die Sicht auf jeweils wichtige Dinge.
Und doch war ich mir seiner stets bewußt, seit ich mir am Morgen die letzten Schwaden der Nacht aus dem Gehirn fegen ließ von seinem pfeffrig-würzigen Auftakt, der im Verbund mit authentisch-unscharfer Frucht meine Mundwinkel in Richtung Ohrläppchen zog.
Sehr bald schon traten auf meiner Haut warm-golden-harzige Akzente hinzu und ließen mich einmal mehr an jenen wunderbaren Weihrauch denken, der meine allererste Begegnung mit einem Kormann-Duft so sehr geprägt hat.
Würzigwarm und weich ist der "Dezember", doch nicht mollig warm, nicht kaminfeuerwarm, nicht kuschelsocken-strickpulloverwarm – er läßt mich weder an Glühwein denken noch an Gänsebraten, weder an Lebkuchen noch an Schneeballschlachten.
Seine Wärme ist hell und sanft wie die Frühsommersonne, luftig und zart wie ein Kaschmirplaid, das kaum die Haut berührt.
Licht findet sich und Dunkelheit, trockener Zimt an mildscharfen Gewürzen, dunkle Erde und immer wieder jene süßsaftige Limette, die lichtgelbgrüne Seidenfäden durch das leuchtende Bernsteingold zieht.
Ich weiß: Ich werde "Dezember" auch morgen tragen.
Und im Juli, im September, im März und im Mai.
Vielleicht sogar im Dezember.
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