Shalimar Ode à la Vanille - Sur la route du Mexique von Guerlain

Shalimar Ode à la Vanille - Sur la route du Mexique 2013

Serenissima
14.05.2020 - 05:35 Uhr
30
Top Rezension
8.5Duft 9Haltbarkeit 8Sillage 9Flakon

Beethovens X. mit dem Schlusschor "Ode à la Vanille"?

Weshalb es mir bis heute nicht gelungen ist, einen Kommentar zum klassischen "Shalimar Eau de Parfum", das ich zu Beginn der neunziger Jahre kennen- und liebenlernte, zu schreiben, weiß ich nicht.
Vielleicht ist es die Vielzahl der bereits vorhandenen Kommentare, die mich davon abhalten und mich denken lassen: "Auf Deinen kommt es nun wirklich nicht mehr an!"
Vielleicht sind es auch die mein Leben beherrschenden "Nebenwege", die mich immer wieder ablenken und umherspazieren lassen.
Manchmal führt das Testen eines Duftes dazu, dass sich fast umgehend ein Kommentar in meinem Kopf entwickelt, der dann ungeduldig fordert: "Lass mich raus; hau in die Tastatur!"
Wer weiß?

Inzwischen gibt es so viele "Shalimar"-Variationen, dass ich mich fast darin verlaufe - ehrlich: ich habe den Überblick verloren!
Dank Gelis erhielt ich zwei weitere Abfüllungen und fischte nun "Shalimar Ode à la Vanille - Sur la route du Mexique" heraus.
Die "Eisheiligen" lassen mich dieses Jahr frösteln, so ist Vanille eine gute Wärmequelle und wenn schon, denn schon: Schokolade und Karamell - ja, her mit den Kalorien!

Dass ich Vanille, deren erotisierende Wirkung ja bekannt ist, erst im fortgeschrittenen Alter als Duft für mich entdeckte (welche Verschwendung dieses "Lockstoffes"), schrieb ich bereits im Kommentar zu meinem Lieblings-Vanilleduft "Vanille Absolument" von L'Artisan Parfumeur.
Seit dem bin ich ihr nicht mehr abgeneigt und so folge ich ihr auch der "Shalimar"-Route nach Mexico.

Wahrhaftig: "Shalimar" ist in seiner Grundschönheit wahrnehmbar; aber die Vanille überwiegt hier.
Sie erzeugt die Illusion von Sonne und Wärme; wie angenehm!
Die Passage nach Mexiko und zum edlen Kakao/der noch edleren Schokolade führt an einigen Inseln vorbei, auf denen Zuckerrohr angebaut wird. Es ist Erntezeit und zur allgemeinen Freude wird ein Teil des bereits raffinierten Zuckers in großen Pfannen karamellisiert - welch ein Duft entsteigt ihnen! Lecker!
Zusammen mit der sämigen cremeweißen Vanille und der leicht herben Schokolade ergibt sich eine glänzende Mischung, die zum Naschen verlockt: einfach Finger in die Masse gesteckt und abgeschleckt - hm!
Auch hier geht die Tonkabohne zum Glück etwas unter; sie wäre vielleicht ein wenig zu viel des Guten.
Iris wedelt großzügig mit der Puderquaste; ohne Blüten geht es eben nicht!
Wohlduftende rauchige Harze werden auch hier geschickt als Stabilisatoren eingesetzt:
Weihrauch raut alles ein wenig auf und kratzt an den wohlig dahinschwebenden Sinnen, fordert Aufmerksamkeit.
Venus kommt herbeigeschlendert und hinterlässt eine geschmackvoll dosierte Portion Oppoponax.
Damit tut sie diesem "Shalimar"-Geschwisterkind gut; zusammen mit Weihrauch runden beide diese Duftkreation harmonisch ab.

Ob nun diese reiche Palette an "Shalimar"-Verwandtschaft unbedingt nötig ist, sei dahingestellt!
Das sollte jeder für sich entscheiden.
Heute empfinde ich "Shalimar Ode à la Vanille - Sur la route du Mexique" als angenehme Begleiterin.
Warm und schmeichelnd, ähnlich einem leichten Pullover aus edlem feinen Kaschmir, umhüllt mich dieses Duftwesen.

Ob nun Ludwig van Beethoven diesem Duft eine X. Symphonie gewidmet hätte, wäre er ihm begegnet, weiß man natürlich nicht! Auf diese Idee brachte mich nur dessen Name.
Vielleicht nahm er Düfte länge wahr als Töne; was sicher im Wien seiner Zeit nicht ganz so empfehlenswert war. Dieser "Schmelztiegel der Nationen" müffelte sicher damals nicht gerade vom Feinsten!
Sicher ist aber: hätte Beethoven diese, seine X. Symphonie komponiert, sie hätte eine Menge Anklang gefunden. Applaus! Applaus!
16 Antworten
JasminroedigJasminroedig vor 5 Jahren
Wunderschöne Beschreibung des Duftes, den ich jetzt umso mehr kennenlernen will!
StanzeStanze vor 5 Jahren
Schöner Kommentar. Ich finde diese Flut an Flankern allgemein unnötig, nicht nur bei Shalimar. Sie könnten den neuen Parfums einfach eigenständige Namen geben, dann würde man auch nicht erwarten, dass sie der soundsovielte Klon ihres namengebenden Vorgängers sind. Ich weiß, dass es Leute gibt, die jeden Flanker ihres Lieblingsparfums kaufen, aber das sind doch bestimmt die wenigsten.
SonnenwendeSonnenwende vor 6 Jahren
Applaus nicht nur für diesen schönen Duft, den ich neulich auch kennenlernen konnte, sondern auch für deinen Kommentar. Kaschmirpullover, ja, genau das ist es :-).
TtfortwoTtfortwo vor 6 Jahren
1
Der Duft ist ja an mir komplett vorbeigegangen - als er lanciert wurde und daher noch bezahlbar war, konnte ich mit Vanille noch nicht so gut - inzwischen könnte ich in einer gutgemachten, eher trockenen, warmen, harzig-rauchigen Vanille BADEN - und so bin ich an der Weggabelung zu den Straßen nach Mexiko und Madagaskar vorbeigerauscht. Sehr schade, wie mir Dein Kommentar wieder zeigt.
Can777Can777 vor 6 Jahren
1
Den würde ich wohl auch tragen wollen. Und Mrs.Can sowieso gleich mit!
MeggiMeggi vor 6 Jahren
1
Den muss ich meinem Sohn mal zeigen.
Melisse2Melisse2 vor 6 Jahren
Deinen Kommentar habe ich gerne gelesen. Bei mir ist es umgekehrt: Ich mochte Vanille von Anfang an - und inzwischen habe ich sie ein bisschen zu oft gerochen.
TablaTabla vor 6 Jahren
Applaus für Deinen Kommentar.
Ja, wahrhaftig, eine Ode an Vanille, von niemand geringeren als aus dem Haus Guerlain. Höchste Parfüm Kunst.
Das Mutterhaus meiner Initiation, was hochkarätigste Düfte für mich, Zeit meines Lebens im Weiteren bereithielt, mich prägten, vor ever. Seit meinem siebzehnten Lebensjahr, nach Chamade - mein Initialparfüm, als sehr junge Frau, landete ich irgendwann bei Shalimar und allen seinen weiteren Variationen...
SchatzSucherSchatzSucher vor 6 Jahren
2
Ich kenne mittlerweile einige Mitglieder der Shalimar-Familie und alle haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen. So auch dieser, den ich kürzlich kennen- und schätzen lernen durfte. Unverkennbar ein Shalimar, aber in einem anderen Gewand. Und dieses Gewand hast mit deinem Kommentar bestens verziert.
FvSpeeFvSpee vor 6 Jahren
2
Ja, manchmal denkt man sich, soll ich denn NOCH einen Kommentar schreiben zu einem Duft der schon so viele hat. Aber dann lohnt es sich doch, wie bei diesem. Ludwig-in-Mexiko-Pokal!
GelisGelis vor 6 Jahren
1
Der hier gefällt mir von den vanilligen Ablegern am Besten. Ist aber wohl nicht mehr erhaltbar und wenn (ebay) nur zu einem horrenden Preis, den ich eh nicht bezahlen würde. Also schwelge ich in meiner Erinnerung an diesen Duft und geniesse weiter das Original.
FittleworthFittleworth vor 6 Jahren
Wieder ein sehr schöner, vergnüglich zu lesender Kommentar. Danke dafür!
PollitaPollita vor 6 Jahren
1
Kenne ich auch noch nicht und ich mags bei Düften ja gern mal kalorienreich. Schöner Kommentar.
CatwomanCatwoman vor 6 Jahren
1
Noch ein Kommentar zu Shalimar, warum denn nicht, gefällt mir gut.
Diesen Shalimar habe ich auch, jedoch die Vintages der 80er 90er, welche nicht so gefällig und mainstreamartig aufgebrezelt sind, mag ich sehr viel lieber.
ScentinaScentina vor 6 Jahren
Schön beschrieben, ich wünschte, er hätte sich bei mir schmeichlerisch-vanillig entwickelt. Ich bekomme bei allen Shalimars stets vorrangig diese animalisch-dreckige Note ab, die irgendwann verschwindet, aber ich hab echt Angst, dass Menschen denken, ich sei in einen Hundehaufen getreten :-))
RosaviolaRosaviola vor 6 Jahren
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Diesen hier kenne ich noch nicht, aber hört sich gut an. Das klassische Shalimar liebe ich ja sehr.