21.10.2019 - 01:45 Uhr
Chimo
7 Rezensionen
Chimo
Top Rezension
33
Vierzehn sein
Meine Tochter ist 14, und sie bricht in die Welt auf. Manchmal helfen ihr ihre Freundinnen dabei, manchmal Billie Eilish und manchmal ihre drei Meerschweinchen Wuschel, Keks und Krümel. Es ist ja ein eigenartiges Alter. Mal strahlen 1000 helle Leuchter in den Nachthimmel, und mal findet man den Lichtschalter nicht, wenn nachts die Angst kommt. Eigentlich ist nichts an der richtigen Stelle. Oder man ist zwischen den Dingen. Aber man weiß, dass dahinter was kommt.
Als ich ihr diesen Duft gekauft habe, war das ganz spontan in einem Drogeriemarkt. Dort stehen ja immer eine ganze Menge Abverkäufe rum, die man mal so mitnimmt. Aber hier war es anders. Denn es sollte irgendwie das erste Parfum sein. Und seitdem hat sich in der Luft etwas verändert, wenn meine Tochter aus dem Haus geht. Eine Geste des Aufbruchs, die sich einfügt in eine ganze Menge anderer Gesten der Welteroberung. Denn Parfum, das ist was für Erwachsene (und nur Kinder benutzen die überzuckerten Duschshampoos der YouTuberin Bibi).
„Lilly of the valley“ ist keine große Sache. Wir riechen weiße Blüher, irgendetwas exotisch Fruchtiges und schwebend süße Maiglöckchen, und alles geschieht ohne großen Aufhebens. Und selbstverständlich ist es kein großes Parfumhandwerk, und nach den aromatischen Bourgeonal-Aldehyden des Maiglöckchens wird man vergeblich suchen. Dieser Duft ist im Labor entstanden, weshalb die Duftpyramide auch schlicht „exotische Noten“ lautet. Aber wen interessiert das schon? Rosenöle oder Elemiharz sind was für Snobs. Oder besser gesagt für Lauche. Auf ehrenhaft.
Besonders toll ist natürlich, dass das Parfum cooler daher kommt als alles, was bei Papa im Regal steht. Die Box ist spielerisch designt und macht auf Bio-Chic, die Typo ist smart und setzt ein bisschen Serifen-Ästhetik dagegen, und wenn im Text steht, dass es hier um unbeschwerte Leichtigkeit geht, mit der man im Sonnenaufgang tanzt, dann ist das ein Versprechen, das man sich gönnen kann.
Was dagegen bei Papa im Schrank rumsteht, ist viel zu viel Gestaltungswille. Formstrenge Flakons, ernste OVP, Erwachsenenzeug. Und ganz gewiss ist kein einziger Duft seiner Sammlung vegan, und das verfluchte Ethylhexyl Methoxycinnamate und all die anderen Zusatzstoffe sprüht er sich literweise auf seine Haut.
Die Welt retten, das müssen halt andere machen. Auch bei den Parfums. Das könnte also ein guter Anfang sein. Aber jetzt geht es erstmal darum, gut zu duften. Denn die Welt soll wissen: hier bin ich, und ich bin genau so, und es ist keine große Sache. Aber es ist wahnsinnig toll.
Als ich ihr diesen Duft gekauft habe, war das ganz spontan in einem Drogeriemarkt. Dort stehen ja immer eine ganze Menge Abverkäufe rum, die man mal so mitnimmt. Aber hier war es anders. Denn es sollte irgendwie das erste Parfum sein. Und seitdem hat sich in der Luft etwas verändert, wenn meine Tochter aus dem Haus geht. Eine Geste des Aufbruchs, die sich einfügt in eine ganze Menge anderer Gesten der Welteroberung. Denn Parfum, das ist was für Erwachsene (und nur Kinder benutzen die überzuckerten Duschshampoos der YouTuberin Bibi).
„Lilly of the valley“ ist keine große Sache. Wir riechen weiße Blüher, irgendetwas exotisch Fruchtiges und schwebend süße Maiglöckchen, und alles geschieht ohne großen Aufhebens. Und selbstverständlich ist es kein großes Parfumhandwerk, und nach den aromatischen Bourgeonal-Aldehyden des Maiglöckchens wird man vergeblich suchen. Dieser Duft ist im Labor entstanden, weshalb die Duftpyramide auch schlicht „exotische Noten“ lautet. Aber wen interessiert das schon? Rosenöle oder Elemiharz sind was für Snobs. Oder besser gesagt für Lauche. Auf ehrenhaft.
Besonders toll ist natürlich, dass das Parfum cooler daher kommt als alles, was bei Papa im Regal steht. Die Box ist spielerisch designt und macht auf Bio-Chic, die Typo ist smart und setzt ein bisschen Serifen-Ästhetik dagegen, und wenn im Text steht, dass es hier um unbeschwerte Leichtigkeit geht, mit der man im Sonnenaufgang tanzt, dann ist das ein Versprechen, das man sich gönnen kann.
Was dagegen bei Papa im Schrank rumsteht, ist viel zu viel Gestaltungswille. Formstrenge Flakons, ernste OVP, Erwachsenenzeug. Und ganz gewiss ist kein einziger Duft seiner Sammlung vegan, und das verfluchte Ethylhexyl Methoxycinnamate und all die anderen Zusatzstoffe sprüht er sich literweise auf seine Haut.
Die Welt retten, das müssen halt andere machen. Auch bei den Parfums. Das könnte also ein guter Anfang sein. Aber jetzt geht es erstmal darum, gut zu duften. Denn die Welt soll wissen: hier bin ich, und ich bin genau so, und es ist keine große Sache. Aber es ist wahnsinnig toll.
12 Antworten