07.02.2013 - 18:12 Uhr
Angellover
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Angellover
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Die Harem-Tragödie oder Hommage an eine verlorene Liebe
Es ist jetzt sicher 15 Jahre her, dass ich Harem das erste Mal an einer Kollegin roch. Sie war nebenbei LR-Beraterin, wie sich herausstellte. Ich habe nichts gegen Avon und Co., auch die haben zuweilen schöne Düftchen und so hatte ich kein Problem mit der Herkunft dieses Parfums. Dies nur der Vollständigkeit halber.
Harem hat mich umgehauen! Vom ersten Moment an. Die freundliche Kollegin hat ihn mir dann auch sogleich bestellt und seitdem habe ich Harem konsumiert, ich hätte es auch getrunken, wenn es für irgendetwas gut gewesen wäre! Er war jahrelang mein Signaturduft und ich kannte nichts Schöneres. Für diesen Duft habe ich unzählige Komplimente eingeheimst, ich kann mich noch gut erinnern, als ich plaudernderweis mit einem Freund in der Disko stand, als ein junger Mann vorbeischlunste, vor mir halt machte, sich mehr oder weniger an meinen Hals warf, tief inhalierte und ausrief: „Boah, riechst Du gut!“ Egal, wo ich mit diesem Duft auftauchte, einer war immer dabei, der einen tiefen Zug nahm und ein Loblied sang. Wir passten einfach toll zusammen, der Harem und ich. Und so verbrachten wir viele Jahre in Einklang und Harmonie, nichts konnte uns trennen. Natürlich gab es auch andere (Parfums), aber eine Pulle Harem stand immer in meinem Parfumschrank und sobald das Ende in Sicht war, wusste ich ja, wie ich an Nachschub kam, man konnte ja irgendwann sogar als Endkunde bei LR bestellen.
Es muss im Jahre 2010 gewesen sein, mein Harem ging zur Neige und ich bestellte wie gewohnt ein neues. Ich war zwar verwundert ob des neuen Outfits, die Flasche war vorher quadratisch (siehe das schöne Foto von Sonjoschka unten), nun war sie rund, auch die Verpackung war verändert, aber ich dachte mir noch nichts Böses. Dann traf mein neues Harem ein und mit ihm eine böse Überraschung. Ich wollte zunächst meiner Nase nicht trauen, aber der erste Sprüher zeitigte nicht das gewohnte warm-wohlige Harem-Einhüllen, sondern etwas anderes. Ich wollte es nicht wahrhaben – unter Schock reagiert das Gehirn eben nicht so gut bzw. schottet sich nach schlimmen traumatischen Erlebnissen ab – und so habe ich dieses Parfum tapfer benutzt, aber immer mit dem unguten Gefühl, hier stimmt was nicht! Bis ich den Mut hatte, der Wahrheit ins böse Aug zu sehen, verging sicherlich ein Jahr, aber irgendwann begann ich, im Internet zu forschen. Nichts. Nirgendwo stand etwas geschrieben, dass Harem nun anders riechen sollte. Ach, war ich damals naiv … und Parfumforen kannte ich noch nicht.
Bis ich in meiner Verzweiflung eine E-Mail an LR schrieb. Diese Mail habe ich aufgehoben. Wirklich. Hier der Originaltext:
„Hilfe!
Liebe LRler,
ich habe jahrelang begeistert und leidenschaftlich Euer Parfum Harem benutzt, es war mein absolutes Lieblingsparfum! Irgendwann (ich glaube, es war in 2010) wurde es in einem neuen Flakon verkauft - und hatte einen anderen Duft! Ich stöbere seitdem das Internet nach dem alten Duft ab und was mich völlig irritiert - bin ich denn die einzige, die merkt, dass das neue Harem ein anderer Duft ist??? Nirgendwo ist etwas darüber vermerkt!
Könnt Ihr mir etwas darüber sagen bzw. ob es irgendwo noch Restbestände des alten Harem gibt?
Verzweifelte Grüße,
Meine Unterschrift“
Heute muss ich schmunzeln, wenn ich diesen Text lese, aber ich war wirklich verzweifelt. Und ob man’s glaubt oder nicht – LR hat geantwortet:
„Hallo Frau (mein Name),
der Duft wurde 2009 leicht geändert. Die meisten Leute erkennen den leichten unterschied nicht. Sie haben bestimmt eine Gute Nase ! Wenn Sie den Duft auf ein Duftstreife sprühen wurde und eine Moment liegen lassen, dann merken Sie auch kein großen unterschied.
Vermutlich weil es Ihre Lieblingsduft ist merken Sie das.
Wir haben auch keine Restbestand.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift des LR-Mitarbeiters)“
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – „kein großen Unterschied“ … Und ob das ein Unterschied ist. Aber dazu komme ich noch.
Dies war der Zeitpunkt, dass ich so böse Worte wie „Reformulierung“ kennenlernte – ich hatte all die Jahre ja keine Ahnung, was in der Parfumindustrie vor sich ging.
Heute sage ich aus dem Brustton der Überzeugung: mir mein Harem wegzunehmen, war Körperverletzung. Einen Duft verschwinden zu lassen, ist schon grob und brutal, aber einen Duft zu verändern und ihn unter demselben Namen weiterzuverkaufen, ist perfide und gemein.
Wer bis jetzt durchgehalten hat, möge auch noch etwas zum Duft erfahren. Harem war göttlich! Ein Schmeichler, ein Verführer, ein immergehender treuer Begleiter zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich wusste damals nichts von Thierrys Angels, erst Jahre später ist Angel mir an einer Freundin begegnet und ich nahm sofort die Ähnlichkeit wahr. Dennoch konnte ich, die ich quasi mit Harem „gelebt“ habe, den Unterschied deutlich wahrnehmen. Harem hatte nicht den bitter-süßen Auftakt wie Angel, sondern war sofort warm-süß-sanft-betörend-sinnlich-verführerisch. Eine Duftentwicklung gab es nicht, was ich sehr begrüßt habe, dieser Duft kam so aus der Flasche, wie er Stunden später noch roch. Er war vollmundig, präsent und authentisch, aber nie aufdringlich. Mit einzelnen Duftnoten habe ich mich bei Harem nicht beschäftigt, denn dieser Duft war für mich eine wunderschöne, harmonische Komposition, die durch ihre Gesamtheit bestochen hat. Die Haltbarkeit war traumhaft, Sillage - wie schon beschrieben - einnehmend.
Nach langem Zaudern habe ich mich irgendwann Angel zugewandt und es schließlich auch lieben gelernt. Aber wie es so ist mit der großen Liebe, es können andere kommen, aber es wird nie mehr so sein, wie mit ihr. Daher dürfte ich eigentlich nicht Angellover, sondern müsste Haremlover heißen, aber wie sieht denn das aus!
Und hier kommt endlich die Auflösung des Rätsels: das neue Harem riecht wie Wish! Duffdä!
Wer mir jetzt weismachen will, dass Angel und Wish doch sehr ähnlich riechen … sagt doch mal zu einem L’Heure Bleue-Fan: „Das riecht ja wie Bogner Woman, das ist doch auch würzig und hat so eine schöne pudrige Note …“
Harem hat mich umgehauen! Vom ersten Moment an. Die freundliche Kollegin hat ihn mir dann auch sogleich bestellt und seitdem habe ich Harem konsumiert, ich hätte es auch getrunken, wenn es für irgendetwas gut gewesen wäre! Er war jahrelang mein Signaturduft und ich kannte nichts Schöneres. Für diesen Duft habe ich unzählige Komplimente eingeheimst, ich kann mich noch gut erinnern, als ich plaudernderweis mit einem Freund in der Disko stand, als ein junger Mann vorbeischlunste, vor mir halt machte, sich mehr oder weniger an meinen Hals warf, tief inhalierte und ausrief: „Boah, riechst Du gut!“ Egal, wo ich mit diesem Duft auftauchte, einer war immer dabei, der einen tiefen Zug nahm und ein Loblied sang. Wir passten einfach toll zusammen, der Harem und ich. Und so verbrachten wir viele Jahre in Einklang und Harmonie, nichts konnte uns trennen. Natürlich gab es auch andere (Parfums), aber eine Pulle Harem stand immer in meinem Parfumschrank und sobald das Ende in Sicht war, wusste ich ja, wie ich an Nachschub kam, man konnte ja irgendwann sogar als Endkunde bei LR bestellen.
Es muss im Jahre 2010 gewesen sein, mein Harem ging zur Neige und ich bestellte wie gewohnt ein neues. Ich war zwar verwundert ob des neuen Outfits, die Flasche war vorher quadratisch (siehe das schöne Foto von Sonjoschka unten), nun war sie rund, auch die Verpackung war verändert, aber ich dachte mir noch nichts Böses. Dann traf mein neues Harem ein und mit ihm eine böse Überraschung. Ich wollte zunächst meiner Nase nicht trauen, aber der erste Sprüher zeitigte nicht das gewohnte warm-wohlige Harem-Einhüllen, sondern etwas anderes. Ich wollte es nicht wahrhaben – unter Schock reagiert das Gehirn eben nicht so gut bzw. schottet sich nach schlimmen traumatischen Erlebnissen ab – und so habe ich dieses Parfum tapfer benutzt, aber immer mit dem unguten Gefühl, hier stimmt was nicht! Bis ich den Mut hatte, der Wahrheit ins böse Aug zu sehen, verging sicherlich ein Jahr, aber irgendwann begann ich, im Internet zu forschen. Nichts. Nirgendwo stand etwas geschrieben, dass Harem nun anders riechen sollte. Ach, war ich damals naiv … und Parfumforen kannte ich noch nicht.
Bis ich in meiner Verzweiflung eine E-Mail an LR schrieb. Diese Mail habe ich aufgehoben. Wirklich. Hier der Originaltext:
„Hilfe!
Liebe LRler,
ich habe jahrelang begeistert und leidenschaftlich Euer Parfum Harem benutzt, es war mein absolutes Lieblingsparfum! Irgendwann (ich glaube, es war in 2010) wurde es in einem neuen Flakon verkauft - und hatte einen anderen Duft! Ich stöbere seitdem das Internet nach dem alten Duft ab und was mich völlig irritiert - bin ich denn die einzige, die merkt, dass das neue Harem ein anderer Duft ist??? Nirgendwo ist etwas darüber vermerkt!
Könnt Ihr mir etwas darüber sagen bzw. ob es irgendwo noch Restbestände des alten Harem gibt?
Verzweifelte Grüße,
Meine Unterschrift“
Heute muss ich schmunzeln, wenn ich diesen Text lese, aber ich war wirklich verzweifelt. Und ob man’s glaubt oder nicht – LR hat geantwortet:
„Hallo Frau (mein Name),
der Duft wurde 2009 leicht geändert. Die meisten Leute erkennen den leichten unterschied nicht. Sie haben bestimmt eine Gute Nase ! Wenn Sie den Duft auf ein Duftstreife sprühen wurde und eine Moment liegen lassen, dann merken Sie auch kein großen unterschied.
Vermutlich weil es Ihre Lieblingsduft ist merken Sie das.
Wir haben auch keine Restbestand.
Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift des LR-Mitarbeiters)“
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – „kein großen Unterschied“ … Und ob das ein Unterschied ist. Aber dazu komme ich noch.
Dies war der Zeitpunkt, dass ich so böse Worte wie „Reformulierung“ kennenlernte – ich hatte all die Jahre ja keine Ahnung, was in der Parfumindustrie vor sich ging.
Heute sage ich aus dem Brustton der Überzeugung: mir mein Harem wegzunehmen, war Körperverletzung. Einen Duft verschwinden zu lassen, ist schon grob und brutal, aber einen Duft zu verändern und ihn unter demselben Namen weiterzuverkaufen, ist perfide und gemein.
Wer bis jetzt durchgehalten hat, möge auch noch etwas zum Duft erfahren. Harem war göttlich! Ein Schmeichler, ein Verführer, ein immergehender treuer Begleiter zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich wusste damals nichts von Thierrys Angels, erst Jahre später ist Angel mir an einer Freundin begegnet und ich nahm sofort die Ähnlichkeit wahr. Dennoch konnte ich, die ich quasi mit Harem „gelebt“ habe, den Unterschied deutlich wahrnehmen. Harem hatte nicht den bitter-süßen Auftakt wie Angel, sondern war sofort warm-süß-sanft-betörend-sinnlich-verführerisch. Eine Duftentwicklung gab es nicht, was ich sehr begrüßt habe, dieser Duft kam so aus der Flasche, wie er Stunden später noch roch. Er war vollmundig, präsent und authentisch, aber nie aufdringlich. Mit einzelnen Duftnoten habe ich mich bei Harem nicht beschäftigt, denn dieser Duft war für mich eine wunderschöne, harmonische Komposition, die durch ihre Gesamtheit bestochen hat. Die Haltbarkeit war traumhaft, Sillage - wie schon beschrieben - einnehmend.
Nach langem Zaudern habe ich mich irgendwann Angel zugewandt und es schließlich auch lieben gelernt. Aber wie es so ist mit der großen Liebe, es können andere kommen, aber es wird nie mehr so sein, wie mit ihr. Daher dürfte ich eigentlich nicht Angellover, sondern müsste Haremlover heißen, aber wie sieht denn das aus!
Und hier kommt endlich die Auflösung des Rätsels: das neue Harem riecht wie Wish! Duffdä!
Wer mir jetzt weismachen will, dass Angel und Wish doch sehr ähnlich riechen … sagt doch mal zu einem L’Heure Bleue-Fan: „Das riecht ja wie Bogner Woman, das ist doch auch würzig und hat so eine schöne pudrige Note …“
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