28.11.2020 - 18:57 Uhr
FvSpee
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FvSpee
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26
Neukölln 14: Türme
1265 ist ein stark floral und vegetabil geprägter, weicher Duft. Es ist von colognetypisch moderater Haltbarkeit und Sillage, seiner Textur nach aber eher als Parfüm anzusprechen.
Eine starke Duftentwicklung vermag ich innerhalb der zwei bis drei Stunden Haltbarkeit (auch bei großzügiger Dosierung nicht mehr) nicht auszumachen. Die Kopf-, Herz- und Basisnoten sind für mich eher als synchrone Schichtung denn als zeitliche Sukzession wahrzunehmen.
Zu spüren ist eine fein austarierte Zitrik, bei der - anders als bei vielen Colognes - Bergamotte und Zitrone nicht im Vordergrund stehen. Die Zitrik ist nicht sauer, nicht herb, nicht zestig-bitter, allenfalls ganz fein süß (das eigentlich auch nicht), am ehesten sacht neroli-orange, leicht und blütig.
Etwa gleich stark tritt zur Zitrik ein Blumenbukett, in dem ich - anders als andere hier - die Rose ziemlich präponderant wahrnehme, was mich in Colognes (und wie ich zugebe oft auch sonst) meist stört. Die starken floralen Akzente, die taktil wie feuchte, junge Blütenblätter in Erscheinung treten, verleihen 1265 insgesamt einen samtigen, weichen Charakter.
Aber auch die grünen Noten, hier in der Pyramide interessanterweise alle nach unten in die Basis gerutscht, kommen bei mir eher chlorophyllig-blättrig-wiesenfeucht rüber denn als kernig küchenkräutrig, wie ich es bei einem klassischen Cologne erwarte, wofür möglicherweise auch der Moschus mit seinem Fluffeffekt verantwortlich zeichnet. Das angeblich vorhandene Rosmarin (unverzichtbarer Bestandteil des traditionellen Farina-Schemas) spüre ich hier gar nicht heraus.
Insgesamt somit ein sanfter, samtigfeiner, mir etwas zu verfeinerter, Colognegenuss: frisch zwar, aber die Frische mir persönlich zu pastellig und zu wenig hart und konturiert gehalten. Nehmen wir als Gegenbeispiel EdC Impériale von Guerlain: auch ein unendliche verfeinerter, hyper-raffinierter Duft, aber kristallin wie eine Schneeflocke; 1265 ist eher das impressionistische Gemälde einer Sommerlandschaft im Morgendunst.
Mich begeistert der Duft nicht so wie Yatagan, Mörderbiene und andere, schön ist er aber gewiss. Für ein Cologne ist er mir persönlich zu parfümig, das sehe ich wie Lafleur, nur bewerte ich es anders. Ich sehe 1265 in der Tendenz eher an einer Dame, und weil es gerade nicht die utilitaristische Splash-Frische eines typischen Colognes ausstrahlt, ist es ganzjährig einsatzfähig.
Profumi del Forte (in etwa: Parfüms von der Festung) ist eine 2007 gegründete Eigenmarke des italienischen Parfumeur-Unternehmers Enzo Torre. Sitz der Firma ist Forte dei Marmi an der toskanischen Küste. Der Name der Marke bezieht sich auf den des Ortes (in dem eine namensgebende Festung steht). Die Zinnen auf den Flakons interpretiere ich als doppelte Anspielung, nämlich auf den Namen des Ortes und auf den Familiennamen des Parfumeurs ("Torre" bedeutet "Turm").
Der kleine Ort scheint ausgesprochen mondän zu sein, hier hatten und haben einige Superreiche ihre Residenz und Thomas Mann hat ihn in seine Novelle "Mario und der Zauberer" eingebaut. Ich selbst war nie in Forte dei Marmi, wohl aber im nur etwa 30 km entfernten Lucca, das für mich von allen toskanischen Städten zugleich die untypischste und - bei aller Hochachtung für die vielen großen und kleinen Prachtstädte dieser Region - die charmanteste ist.
Die Jahreszahl 1265 steht für das Geburtsjahr des italienischen Dichters Dante, dem dieser Duft gewidmet ist, ohne dass ich den inneren Bezug recht nachvollziehen kann, die Internetseite Torres erschöpft sich hierzu in Platitüden. Die zwei anderen Colognes des Hauses (derzeit werden alle drei als "nicht lieferbar" im Onlineshop geführt) heißen 1452 und 1475, nach den Geburtsjahren von Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti, was immerhin von einem intakten Selbstbewusstsein des Firmengründers zeugt.
Der Preis für das Cologne, wenn es denn lieferbar wäre, läge bei 98 Euro für den 120-ml-Flakon, was ich persönlich zu viel finde. Paola, Königin von Belgien, würde das sicher anders sehen, wenn sie den Ort Forte dei Marmi, in dem sie geboren ist, mal wieder besucht. Außer den drei Colognes sind im Programm des Hauses noch elf Eau de Parfums vertreten.
Eine starke Duftentwicklung vermag ich innerhalb der zwei bis drei Stunden Haltbarkeit (auch bei großzügiger Dosierung nicht mehr) nicht auszumachen. Die Kopf-, Herz- und Basisnoten sind für mich eher als synchrone Schichtung denn als zeitliche Sukzession wahrzunehmen.
Zu spüren ist eine fein austarierte Zitrik, bei der - anders als bei vielen Colognes - Bergamotte und Zitrone nicht im Vordergrund stehen. Die Zitrik ist nicht sauer, nicht herb, nicht zestig-bitter, allenfalls ganz fein süß (das eigentlich auch nicht), am ehesten sacht neroli-orange, leicht und blütig.
Etwa gleich stark tritt zur Zitrik ein Blumenbukett, in dem ich - anders als andere hier - die Rose ziemlich präponderant wahrnehme, was mich in Colognes (und wie ich zugebe oft auch sonst) meist stört. Die starken floralen Akzente, die taktil wie feuchte, junge Blütenblätter in Erscheinung treten, verleihen 1265 insgesamt einen samtigen, weichen Charakter.
Aber auch die grünen Noten, hier in der Pyramide interessanterweise alle nach unten in die Basis gerutscht, kommen bei mir eher chlorophyllig-blättrig-wiesenfeucht rüber denn als kernig küchenkräutrig, wie ich es bei einem klassischen Cologne erwarte, wofür möglicherweise auch der Moschus mit seinem Fluffeffekt verantwortlich zeichnet. Das angeblich vorhandene Rosmarin (unverzichtbarer Bestandteil des traditionellen Farina-Schemas) spüre ich hier gar nicht heraus.
Insgesamt somit ein sanfter, samtigfeiner, mir etwas zu verfeinerter, Colognegenuss: frisch zwar, aber die Frische mir persönlich zu pastellig und zu wenig hart und konturiert gehalten. Nehmen wir als Gegenbeispiel EdC Impériale von Guerlain: auch ein unendliche verfeinerter, hyper-raffinierter Duft, aber kristallin wie eine Schneeflocke; 1265 ist eher das impressionistische Gemälde einer Sommerlandschaft im Morgendunst.
Mich begeistert der Duft nicht so wie Yatagan, Mörderbiene und andere, schön ist er aber gewiss. Für ein Cologne ist er mir persönlich zu parfümig, das sehe ich wie Lafleur, nur bewerte ich es anders. Ich sehe 1265 in der Tendenz eher an einer Dame, und weil es gerade nicht die utilitaristische Splash-Frische eines typischen Colognes ausstrahlt, ist es ganzjährig einsatzfähig.
Profumi del Forte (in etwa: Parfüms von der Festung) ist eine 2007 gegründete Eigenmarke des italienischen Parfumeur-Unternehmers Enzo Torre. Sitz der Firma ist Forte dei Marmi an der toskanischen Küste. Der Name der Marke bezieht sich auf den des Ortes (in dem eine namensgebende Festung steht). Die Zinnen auf den Flakons interpretiere ich als doppelte Anspielung, nämlich auf den Namen des Ortes und auf den Familiennamen des Parfumeurs ("Torre" bedeutet "Turm").
Der kleine Ort scheint ausgesprochen mondän zu sein, hier hatten und haben einige Superreiche ihre Residenz und Thomas Mann hat ihn in seine Novelle "Mario und der Zauberer" eingebaut. Ich selbst war nie in Forte dei Marmi, wohl aber im nur etwa 30 km entfernten Lucca, das für mich von allen toskanischen Städten zugleich die untypischste und - bei aller Hochachtung für die vielen großen und kleinen Prachtstädte dieser Region - die charmanteste ist.
Die Jahreszahl 1265 steht für das Geburtsjahr des italienischen Dichters Dante, dem dieser Duft gewidmet ist, ohne dass ich den inneren Bezug recht nachvollziehen kann, die Internetseite Torres erschöpft sich hierzu in Platitüden. Die zwei anderen Colognes des Hauses (derzeit werden alle drei als "nicht lieferbar" im Onlineshop geführt) heißen 1452 und 1475, nach den Geburtsjahren von Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti, was immerhin von einem intakten Selbstbewusstsein des Firmengründers zeugt.
Der Preis für das Cologne, wenn es denn lieferbar wäre, läge bei 98 Euro für den 120-ml-Flakon, was ich persönlich zu viel finde. Paola, Königin von Belgien, würde das sicher anders sehen, wenn sie den Ort Forte dei Marmi, in dem sie geboren ist, mal wieder besucht. Außer den drei Colognes sind im Programm des Hauses noch elf Eau de Parfums vertreten.
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