BlueskyFresh

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1 - 5 von 11
BlueskyFresh vor 12 Monaten 7 3
8.5
Duft
Sold out Klassenprimus - Incense as Incense can!…
…oder auch: „Der bessere "Copal Azur | Aedes de Venustas" ?“ Dies war jedenfalls die spontane Überschrift meiner Parfumo-Notiz zu diesem Duft nach erstem Testerlebnis.

Ob er tatsächlich „besser“ ist, muss jede/r selbst beurteilen, jedenfalls sind sich beide Parfums in Anmutung & Stil & Richtung sehr ähnlich.

Zum Duft:
Ausgesprochen spannender, ungewöhnlicher Weihrauchduft. Kein Crowdpleaser - muss man unbedingt testen (sofern man noch kann), dieser wird nicht jede/r/m gefallen. Mortel Noir ist ein eher frischer, zitrischer Weihrauch mit starker, ausgeprägter Pfeffernote im Start, deren Schärfe durch den Ingwer noch betont und unterstützt wird. Pyramide - what you see is exactly what you get!

Trotz der Frische, die den Duft absolut sommertauglich macht, hat er eine ausgesprochene Tiefe, erscheint bedeutungs- und geheimnisvoll, fast etwas morbid. Ich sehe mittelalterlich anmutende Game-of-Thrones-Szenerien, ein altes Kirchenschiff, kaltes, uraltes Gemäuer, das schon x Male mit balsamischen Harzen durchgeräuchert wurde, durch die Zeit gehärtetes, altes Holz, mit Bergamottenöl abgewischt. Die steinerne, geheimnisvolle Kuppelkathedrale, in der Jaqen H‘ghar residiert und in der nachts unheimliche Dinge geschehen - so riecht es dort.

Später erscheint er mir fast etwas aquatisch - siehe der azurfarbene Neffe - behält aber stets seinen sakralen Tiefgang. Definitiv kein harm- und belangloses Nebenbei-Düftchen für „on the job“ - dieser will gerochen werden! Er tippt Dir mit kalten Fingern von hinten auf die Schultern und schlängelt sich räuchlings in Deine Nase. Er erinnert Dich - da war noch was! Ich bin da, Dein Mortel Noir! Dabei bleibt er jedoch stets fein, ätherisch, ohne anstrengende Süße oder rammsteinige Nervnoten, und ist niemals schwer.

Im Drydown wird Mortel Noir weicher, gefälliger, versöhnlicher, behält aber die angenehme, prickelnde frische Schärfe bei. Der Verlauf ist insgesamt nur mittelstark ausgeprägt - wer den ersten Eindruck nicht mag, muss nicht weiter testen, eine völlige Wandlung oder Überraschung stellt sich nicht ein. Wo der sich deutlich stärker entwickelnde "Copal Azur | Aedes de Venustas" , den ich mag und besitze, mir im Mittelteil mit seiner ausgepägteren Aquatik zwischendurch manchmal leicht auf den Nerv gehen kann, bevor sein pudriger Drydown mich wieder versöhnt, bleibt der Trudon seiner Sache eher treu, zieht sein Ding durch und hat das gefühlt „Aquatische“ harmonischer und weniger pointiert eingebaut.

Das „Leider“ daran: Limitiert auf 80 Flakons, dem aktuellen Anschein nach bereits verkauft. Vielleicht aber auch nur vorübergehend out of stock? Weihrauchlover: Testen und zugreifen, falls noch ein schwarzes Gruftfläschchen aus den unterirdischen Katakomben geschoben wird.

Haltbarkeit: ja.

Danke an Guszi für die großzügige Testmöglichkeit.
Das Haus Trudon hat für mich mit der Rauchbombe "Révolution | Trudon" sowie dem herb-krautiggrünen "II | Trudon" noch mindestens zwei weitere Treffer im Programm. "Médie | Trudon" ist als Probe im Anflug, ich bin gespannt. Man kann definitiv mehr als nur Kerzen.


3 Antworten
BlueskyFresh vor 1 Jahr 6 4
4.5
Duft
Künstlicher Bratapfel mit Zahnfleischbluten
Normalerweise schreibe ich keine Rezension, wenn ein Duft mir nicht gefällt, aber hier muss ich mal… Da ich meine Eindrücke hier bislang gar nicht wiederfinde, und vielleicht nochmal des Vorschreibers Empfehlung nachdrücklich unterstreichen kann: Sample before you buy!

Vorab, ich habe Loewes Esencia und schätze diesen *sehr*! Zur näheren Erkundung von Loewe7 ermunterten mich die angegebenen Noten (Ich *liebe* Weihrauch! Daneben auch Pfeffer, Zeder, Vetiver. Moschus ist auch gerne genommen. Jeder mag einen frischen Apfel. What could possibly go wrong?) sowie die Verwendung so schöner Worte wie „Thuriferar“, siehe weiter unten.

Aufsprühen: Sofort beißt eine sehr stark metallische Note in die arglose Nase. Es folgt ein sehr(!) künstlicher Bratapfel. Fast schon grotesk artifiziell. Weihnachtlicher Apfel mit vielen Nelken gespickt. In dem schon die Gabel steckt.

Die metallische Note riecht für mich eindeutig blutig. Dieser Duft erzeugt in mir sehr unmittelbar den Geschmack von Zahnfleischbluten.
„Abwaschdrang“ kannte ich bislang nicht, ich habe gleichmütig alles an mir verdunsten lassen und tapfer durchgetestet, traf es auch mal nicht ganz meinen Geschmack. Doch hier - grenzwertig!

Eine Entwicklung kann ich kaum feststellen, das Ganze wird zwar sanfter, pudriger, insgesamt etwas milder, aber behält seine Charakteristik und zieht die Blutspur unverdrossen bis zum Ende durch.

Abgesehen davon ist die leuchtend blaue Flasche der für mich bislang zum Inhalt unpassendste Flakon überhaupt (roter, weihnachtlicher Bratapfel!). Metallisches Silber hätte ich noch verstanden - so sah er ja mal aus. (Und what the hell hat der Torero damit zu tun? Am Ende doch ein blutiges Spiel?)

Zusammengefasst:

Wie gut, dass ich getestet habe!
(Vielen und ehrlich gemeinten Dank an den Versouker der Abfüllung! ;) )

Für Fans von OP-Besteck in Fleisch und so natürlicher Apfelnoten wie in PdM „Greenley“ (nur hier in Rot, wie passend). Entschuldigen Sie die wenig appetitanregende Darstellung.
Aber einer muss das jetzt mal sagen.
4 Antworten
BlueskyFresh vor 2 Jahren 17 8
9
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Zitrisch-animalische Atombombe aus der Trickkiste des Ziegenbocks
„Das ist auf jeden Fall etwas besonderes!“ antwortete ich dem sehr netten Versouker einer großzügigen Abfüllung auf seine Nachfrage, wie ich den Bergamask den nun fände. Diese spontane Zusammenfassung trifft es, weshalb ich auch hier damit starten möchte.

Was gibt es hier, neben der schrill-lauten Zitrik, um die ja mittlerweile jeder weiß, noch zu riechen?

Das Aller- Allererste, was mir beim Abpulen des Klebebandes um den Testvapo entgegensillierte, und das schon in Form von 3 Molekülen nicht leise, war - puh, Urin! Sehr originalgetreu. Hat sich da jemand einen Scherz erlaubt?
Nein, hat er (ganz sicher! ;) ) nicht.

Diese Note kann sich ja gerne mal aus dem Zusammenspiel von säuerlicher Zitrik und Honig ergeben - insbesondere, wenn viel Synthetik mitgemischt hat. Ob darüberhinaus das Zibettier am Flacon sein Bein gehoben hat, wissen wir dank der Gualtieri’schen Pyramidengeheimnisse nicht. Möglich wär‘s.

Wo wir schon im heiklen Bereich uns aufhalten, möchte ich das Element „weibliches Genital“ noch beisteuern, welches ich hier ebenfalls vernehme. Nicht ganz anlasslos in manch lyrischer Beschreibung auch „Honigtöpfchen“ genannt. Nein, Bergamask ist kein fröhlich-harmloses Zitrik-Hüpfewasser, welches einen des Sommers keusch erfrischt, es ist hinterlistige und völlig schamlose „Animalik“ voll auf die Zwölf. Nichtmal halbmotiviert hinter einem Orangenblatt verborgen.

Bei der „Bergamasca“ handelt es sich wohl auch weniger um brave, mittelalterliche Kirchentänze, sondern ein ziemlich wildes Lustgetaumel, geeignet, sich physisch unmittelbar näherzukommen.
Ich bin übrigens gar nicht auf die Idee gekommen, dass es sich bei dem Namen um ein Wortspiel zu Bergamotte und Moschus handeln könnte, es scheint mir auch eher nicht wahrscheinlich, da es sich ja um eine italienische Unternehmung handelt. Dem rassekundigen Hundemenschen ist der „Bergamasker“ und mit ihm die namensgebende Region in den Alpen spontan ein Begriff.

Ich schreibe jetzt mal etwas ganz Persönliches hin, wonach dieses Furiosum infernale für mich riecht: Die Verwundbarkeit nach dem Sex. Die Gerüche und Körpersäfte wabern noch in der Luft, Schweiß (!) inklusive, und man ist sich nicht ganz sicher, ob man nicht gerade etwas viel a) gegeben oder b) zugelassen hat. Dieser Moment des Stillstandes danach. In dem kurz keiner was tut. Keiner den anderen anschaut. Nackt an Körper und Seele. Das unsichere Herz wie rohes Fleisch.

Die schamlos entblössten Noten, was assoziiert meine Nase:

- diverse Zitrusfrüchte
- Moschus
- …ole und …xane in Variationen und Sorten
- Honig
- Orangensaft
- Urin, Schweiß
- Weibliches Genital
- der Geruch von (neutralem) Öl, ohne aber „ölig“ (in der Konsistenz) zu sein

Ambivalente Hassliebe, „Weiß irgendwie nicht“-Kandidat - ja, kann ich total nachvollziehen. So sehr mir Bergamask einerseits gefällt (?) und mich fasziniert, gibt er mir doch gleichzeitig das Gefühl, mit gespreizten Beinen in der Strassenbahn zu sitzen. Ich bin unsicher darüber, wie er auf andere wirkt, für andere riecht.
Der geht definitiv nicht immer.
Kann der auch mal nerven? Ja.
Krass synthetisch? Auch das.
Vorstellungsgespräch? NOPE!

Als „Immer-wieder-Wackelposition“ wurde daraus (über „Poah, ne, lieber doch nicht“ ) nun dennoch ein Platz auf der Wunschliste, er fesselt mich einfach. Bergamask ist wie ein Unfall - man will nicht hinschauen, aber muss es irgendwie doch.
Er ist neonfarben, grell, er gleißt, er schreit, er fällt mit der Tür ins Haus, reißt Dir das Steuer aus der Hand bei 180 Sachen, er nimmt kein Blatt vor den Mund, er polarisiert, er ist Twitter in Großbuchstaben, er ist ein hochgegürtetes und herausquellendes Doppel-D in your face, Oktoberfest mit Pegel-am-Anschlag-Wummtata, einfach in allen Teilen „drüber“, er ist irgendwie trumpesk.

Bergamask ist der „cringe“ Verwandte, der auf Familienfeiern stets als erster ein Gläschen zuviel intus hat und breitbeinig grinsend sexistische und minderheitenfeindliche Flachzoten reißt, in Überlautstärke. Man will ihn nicht mögen, aber manchmal muss man doch lachen, heimlich, hinter vorgehaltener Hand.

Du bist mir ein bisschen unangenehm, und doch habe ich Lust, Dich (manchmal) zu tragen. Just for the fun of it!
Er beflügelt mich in merkwürdiger Weise, und ich möchte mein zufälliges Gegenüber angrinsen, als teilten wir in dieser Duftschwade das Wissen um ein undezentes, frivoles Geheimnis - und mich gleichzeitig entschuldigen, dass ich dieses Zeug trage.

Haltbarkeit: Atombombe. Habe meinen Flurteppich vor der Parfumkommode nachhaltig kontaminiert, hier brauche ich nie wieder Raumspray. Der Leihwagen, den ich an einem Bergamask-Tag fuhr, hatte sicher auch noch länger etwas davon.
Sillage: Laut. Aber schon noch (etwas!) steuerbar durch die Menge.
(Nimm‘ hier niemals mehr als zwee, denn es tut den Menschen weh!)
Selberriechen: deutlich (!) über den ganzen Tag, was ich persönlich einfach liebe. Dafür trage ich Parfum! (Gleichzeitig wundert es mich, dass man von dem brutalen Stoff nicht noseblind wird)

Abschliessend - Wie kommt man auf die Idee, sich freiwillig mit etwas einzudieseln, von dem man selber findet, dass es nach Urin und einer Prise Geschlechtsteil riecht? Keine Ahnung. Fragt den Ziegenbock. Er harnt und ejakuliert auf sich selbst, wenn nach einer Trennung wieder zu seinen Damen gelassen, um für diese besonders anziehend zu riechen.
Er weiß Bescheid.

8 Antworten
BlueskyFresh vor 2 Jahren 14 9
8
Duft
Blondinen-Anlock-Megaphon aus dem Morgenland!
Das ist in Sachen „Wirkung“ tatsächlich das Faszinierendste, was ich bislang gerochen habe. Pheromon-Alarm!!

Riecht für mich 100% nach für mich sexuell anziehendem Mann, nach KERL, und zwar die nicht frisch geduschte Handwerker-Sorte - *nach* der Arbeit, in schon ein paar Mal getragenen Klamotten. Ich habe mal gelesen, dass Oud deshalb auf viele Menschen anziehend wirkt - mehr noch, erotisierend -, da es uns symbolisiert, das so riechende Gegenüber sei genetisch sehr verschieden zu uns. Das ist biologisch günstig und zieht deshalb unseren Trigger. Nicht von ungefähr kommt es, dass dunkelhaarige Südländer so häufig auf helle Blondinen abfahren und umgekehrt, ein Boris Becker von Exotik träumt. Wir wollen unsere schadhaften Erbanlagen (die jede/r in sich trägt) herausmendeln, oder die Wahrscheinlichkeit optimieren, dass sie jedenfalls nicht im anderen Gengut auf sich selbst treffen und so reinerbig zur Geltung kommen. Dazu drängt uns unsere Natur, weil es evolutionsbiologisch vorteilhaft ist.

Genau DAS ist es, was ich hier rieche - den zu mir genetisch maximal unterschiedlichen, dunklen Kerl! In all‘ seinen Ausdünstungen und seiner ganzen Natur. Nur ein ganz bisschen schwitzig - einfach Körpergeruch. Animalisch, männlich, herb, wild, rau.
Behaarter Nacken und etwas fettige, dunkle Locken. Dunkler Bart oder sein Schatten.
Das könnte auch ein Osmane sein, Araber, maximal fremd. Aber spannend fremd.
Die Blondine sortiert schonmal ihre Gene.

(Update: Jetzt hab‘ ich‘s: Einer aus Khal Drogos Beschützertruppe ist das! Ein wilder Dothraki, mit dieser fremden Sprache. Selbst Drogo himself ist hierfür noch zu grünäugig.)

Dazu: LEDER, großgeschrieben und mit Ausrufezeichen! Auch eher von der gebrauchten, speckigen Sorte.

Dreckig, das Ganze. Sexy, wild, gefährlich. Anlockend. Stark.
Das Oud spendiert auch etwas Stall, aber für mich in der angenehmen Variation. Pferd, wie das Tier im Ganzen riecht. Nicht speziell oder ausschliesslich sein Dung. Edles Pferd, keine Kuh.

Ganz ehrlich, wenn einer so riecht, könnte auch ich als gezügelte, keusche, sittsame Maid für nichts garantieren. Ich liesse mich für ein paar Kamele verscherbeln.

~ Will ich selber so riechen? Nein, das wäre irgendwie verwirrend. Obwohl die Noten total mein Ding sind. Außerdem müsste ich permanent an mir selber schnüffeln.
Für Männer? Waffenscheinpflichtig. Allerdings von der hintergründigen, listigen Art. Der wickelt die Ladies schon ein, bevor sie überhaupt bewusst etwas gerochen haben.

Nun nochmal etwas nüchterner, für alle, denen das Ding nicht sofort auf den Fortpflanzungsknopf drückt:

Im ersten Sprüh durchaus frisch. Dann kommt der „Kerl“, angenehm männlich-schwitzig, und zeigt seine Bauarbeiter-Ritze, in die ein Streifen dunkle Körperbehaarung verläuft. Es stallt, ledert und pferdelt. Dann wird es zunächst sanfter, balsamischer, auch - leider! (Oder hab ich‘s alles weggesnifft?) etwas leiser, mehr understatement.
Es verbleibt zur Hälfte „Körpergeruch“ und zur Hälfte „Parfum-Auflage“. Diese ist ledrig, holzig, weihrauchartig-harzig-balsamisch (Elemiharz!). Eine gewisse Frische bleibt (Pfeffer, Bergamotte) - ich liebe dieses Pendeln zwischen Frische und Balsamik! Hier ausgesprochen gut abgewogen. Der Gesamteindruck ist aber eindeutig eher „warm“. Kerlig-warm, trocken-gegerbte, warme Männerpranke, nicht dieses asexuell-kirschig-süß-kantenlos-pudrige Sofa-Warm, was derzeit (für meinen Geschmack „leider“) so für Männer trendet.
Es könnte auch etwas Tabak drin sein, jedenfalls bekomme ich die Anmutung.

Der Drydown ist damit etwas generischer, hat man im Prinzip thematisch schonmal gerochen und habe ich hier auch schon in ein paar Ausführungen stehen (im Drydown zunächst etwas dem #malachitgrau ähnlich, hier allerdings plus Oud).* Gefällt mir bis hierhin aber. Dazu kommt nun leider eine leicht stechende Synthetik-Note. Es ist, als hole der Duft mit der Keule nochmals aus. Hier Punktabzug. Im letzten Tragedrittel wird er mir zu säuerlich-„Bergamask“.
Aber irgendwo im Hintergrund lauert er immer noch, der Kerl…

Sillage, Haltbarkeit, Flakon, Dings, keine Ahnung, ich kann mich nicht konzentrieren, frag mich später nochmal. Den muss man getestet haben, kein Blindbuy. Ich bin sicher, dass der polarisiert wie ein individueller Körpergeruch - zieht einen an oder stößt einen ab. Das ist, was „Oud“ kann, eines harmlosen Baumes Harz (oder dessen Nachbildung), plus ein paar Chemikalien aus dem Labor - faszinierend.

Boah, geiles Zeug.
Teufelszeug!

Ich ergebe mich.
Hier, bittesehr, 1x Blondinengene. Säuberlich vorsortiert.

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* Wer generell von den Noten her die „Grautöne“ mag - hier mal testen! Ist wie eine Mischung aus "Quarzgrau | Grauton Parfums" und "Malachitgrau | Grauton Parfums" plus Leder plus (noch europäisch-verdauliches) Oud plus Orto-Parisi-Synthetik für die Lautstärke.
9 Antworten
BlueskyFresh vor 2 Jahren 5
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Inkognito-Oudie mit beschwipstem, aufgezäumtem Pferd
Der riecht für mich total nach Oud! Von Anfang an, ab erstem Sprüher. Ich kann kaum glauben, dass hier kein Oud (-„Akkord“) enthalten sein soll.

Kein Kaufkandidat für mich, mir fehlt die Frische und etwas Grünes. Aber zweifellos ein sehr gut gemachter Duft! Woody Mood ist balsamisch-harzig durch und durch. In den ersten Minuten hat er für mich eine Störnote, die Richtung Klebstoff gehen könnte, sich bei genauerem Hinriechen aber aus den Harzen zusammensetzt (Terpene sind ja gerne auch mal in Klebern zu finden). Diese verfliegt dann aber bald.

Die für die Präsentation des Parfums gewählte Farbe passt total - holzig, trocken, warm. Keine Süße, keine Frische (Bergamotte muss ich mit der Nasenlupe suchen), einfach nur warmbraune, holzige Balsamik.

Das, was hier offenbar kein Oud ist, wäre, wenn es denn Oud wäre, nicht von der *gänzlich* harmlosen Sorte. Ich bekomme hier ledrig gesatteltes Pferd samt dezenter „Sillage de Stall“. Leder dabei voll auf die Zwölf.

Mit Zurücktreten des (nicht wirklich strengen oder gar penetranten, eher als Akzent reizvollen) Stalles wird es dann etwas gourmandig, ziemlich cremig, dabei herb und beinahe ganz unsüß bleibend, mit einer Ahnung von Boozyness. Kakao deutlich riechbar. Patch als „Unterlage“ auch, aber sehr harmonisch eingebunden.
Im fortgeschrittenen Drydown & Ausklang dann sehr deutlicher Weihrauch.

Jahreszeit: Herbst/Winter. Passt für gemütliche Abende vor dem knisternden Kamin beim Feuerchen! Mit einem Glühwein oder einer heißen Schokolade mit Schuss.

Mein Bild im Kopf: Weihnachtsfeier im Reitstall, bei der mehrere Aussteller an hölzernen Ständen ihre Lederwaren präsentieren. Es gibt Lumumba (im Osten: „Tote Tante“).

Wie auch bei meinem Olfactive-Studio-Favoriten "Panorama | Olfactive Studio" gefallen mir hier die Komplexität und die supergute, harmonische Abstimmung der einzelnen Ingredienzien. Nichts „kickt“ heraus, alles ist ein nach sicherem Rezept geführtes und miteinander verwobenes Ganzes. Ungeachtet dessen, dass das „Duftbild“ (mangels belebend-frischgrüner Spritzigkeit, und ein bisschen zu „lecker“ für mich) nicht ganz meine favorisierte Richtung ergibt, handwerklich einwandfrei. Empfehlens- und testenswert.

Anno 2022 müsste der eigentlich total „trenden“, er trifft gerade hochgradig den Zeitgeist und aktuellen Geschmack.

Für mich eher auf der maskulinen Seite, Marke „herbes Pferd“, das zu sanfter, würzig-schokoladiger Balsamik wird. Ich denke, dass viele Frauen den sehr viel lieber an (ihren) Männern riechen mögen als an sich selbst - but anything goes.

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UPDATE von Mitte 11/´22: Beim ersten wirklich kühlen, eisigfrisch-klaren Herbstwetter in diesem Jahr nach schier ewig währendem „Altweibersommer“ und Ernte von Tomaten & Erdbeeren bis in den November hinein hatte ich nun spontane Lust, die Probe „aufzutragen“. Hui!! Bei diesem Wetter spielt der Duft seine Trümpfe aus und ist richtig platziert. Er hat mich nun, zu meiner eigenen Überraschung, so „geflashed“, dass ich mir den „kein Kaufkandidat“ - als Flakon gekauft habe. Haltbarkeit & „Selberriech-Wölkchen“ sind auch wirklich toll. Noten-upgrade für den Duft von 8 auf 8,5. Achtung, er ist wirklich saisonal, analog zu den Winterreifen.
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