Der kleine Leder-Guide inkl. Hommage an Splitters Memo`s

Die Suche nach DEM Lederduft.

Hört sich hochtrabend an, gerade im Anbetracht der Subjektivität des Geschmacks. Doch wollte ich für mich selber eine Lederduft finden, der einen Platz in meiner Sammlung verdient. Lange Zeit war mir mein geliebter Bottega Veneta pour Homme Parfum ausreichend. Hier gibt es Allerdings zwei Probleme. Zum einen ist der Duft nicht mehr auffindbar, da vor einiger Zeit der Duft mal als discontinued propagiert wurde und damit aktuell auch nicht mehr Kaufbereitschaft ist. Zum anderen, ist es halt auch kein Duft, der sein Hauptaugenmerk auf das Leder richtet. So war dann doch das Gefühl in mir etwas zu finden, was den Bottega vergessen lässt, trotzdem die gewisse Eleganz des Duftes bietet.

I. Teil - Die bisherigen Schnupperlinge

Es ist nicht so, dass ich bisher keine Lederdüfte unter der Nase hatte. Einiges hat sich in den letzten drei Jahres an Erfahrungen gesammelt, doch ich konnte bis jetzt nie sagen, dass ich komplett zufrieden war. Das lag nicht zuletzt daran, dass erst in den letzten 1,5 Jahren mein Geschmack hin zu dunkleren Düften entwickelt hat. Davor waren eher die Gourmands meine Freunde in denen ich mich ausgiebig suhlte.

Einer der Düfte, der mich eine ganze Weile begleitete, war der Ombre Nomade . Eigentlich als DIE Alternative für Tuscan Leather Eau de Parfum oftmals propagiert. Im Nachhinein muss ich hier vom Ledergedanken abwinken. Auch wenn extreme Haltbarkeit und Sillage hier vorhanden sind, so war die Suche nach Leder auf meiner Nase auch eher weniger erfolgreich. Ombre Nomade ist eher ein sehr rauchiger Holzduft mit leichter Fruchtnote. Leder ? Tatsächlich eher Fehlanzeige. Da mein Umfeld auch eher den Fluchttrieb bekommen hat, konnte ich eine längere Verweildauer nicht rechtfertigen.

Erst vor kurzem landete dann "Falcon Leather | Matière Première" auf meiner Haut und als Miniflakon in meiner Hand. Hier habe ich leider ein Problem, dass auch andere Düfte begleitet, die Safran-Note ist mir einfach mittlerweile zu gehyped und zu ausgelutscht. Viel zu viel Safran, viel zu wenig Leder. Wenn da wirklich irgendwo Leder drin war, dann hat´s sich wohl hinter dem Falken versteckt.

Kommen wir zum Saubeutel unter den getesteten. Leather Oud war mir ein paar Stufen zu viel auf der Skala der erträglichen Düfte. Wenn man riechen möchte wie ein Bondage-SM-Schuppen, der seine Riemen direkt vom Pferd schnallt, dann kann man hier den „Ritt“ (höhöhö) wagen.

In gewissen Zügen würde ich sogar Monsieur. dazu zählen, der im Hintergrund durch seine intensive Patchouli-Note gewisse Lederakkorde erzeugt. Eher nicht 100%ig dazu passend, aber eine Erwähnung wert, da ich den Duft generell mag.

II. Teil - Auf den Spuren von neuen Proben und Chizza`s Lederüberblick

Als erstes Griff ich mir eine Probe, die mir schon immer in Chizza`s Sammlung auffiel, Oro 1920 . Ich hatte mich zwar nie überwunden ihn tatsächlich mal zu bestellen, aber ich wurde dann doch schwach. Was soll ich sagen ? Man wird’s dann auch später in meiner Rezension lesen, aber der Duft hats mir echt angetan. Zart, elegant und schön fruchtig-ledrig ohne zu dunkel zu sein. Vermutlich muss ich den einfach in meiner Sammlung haben.

Danach folgte noch die Kombination aus Ombré Leather (2018) Eau de Parfum und Ombré Leather Parfum . Von beiden habe ich viel gehört und beide haben auch anfangs Ledernoten, die dann aber zusehends verschwinden und in anderen Noten enden. Das Eau de Parfum gleitet in Jasmin-Noten ab und wirkt süßlicher auf der Haut. Das Parfum ist hingegen leicht blumig-grünlich und meiner Nase nicht so entgegengekommen wie ich es mir erhofft hätte. Wer aber mal einen Lederduft mit etwas intensiveren Lederbeginn schnuppern möchte, kann gerne mal das Eau de Parfum testen.

Außerdem kam ich ihn den Genuss vom Ursa . Der geht in die Richtung vom Leather Oud von Dior, aber ohne zu Hardcore zu sein. Etwas mehr Wärme, etwas mehr Erdigkeit. Dazu noch etwas fermentierendes Obst und eine gewisse Heu-Note. Nicht ganz ohne gefühlte Animalik, trotzdem deutlich freundlicher.

III. Teil - Die Hommage an Splitter´s Memo Blog

Ich kam nicht drum herum nach Splitter´s großartiger Memo-Reise und der entsprechenden Sammlung auch mal einige Düfte zu testen. Da sich durch meine Leder-Reise die Cuirs Nomades Linie anbot, musste ich hier Ausschau nach Proben halten.

Es hatten sich folgende Düfte eingefunden:

"Cuirs Nomades - African Leather (Eau de Parfum) | Memo Paris"

"Cuirs Nomades - Moroccan Leather | Memo Paris"

"Cuirs Nomades - Irish Leather (Eau de Parfum) | Memo Paris"

"Cuirs Nomades - Sicilian Leather | Memo Paris"

"Cuirs Nomades - Iberian Leather | Memo Paris"

Diese waren meine Testsubjekte, die mir von den Noten gefallen haben und auch von den Statements her meiner Vorliebe am nächsten kamen.

Fazit ist leider, dass alle fünf Memos weniger mit Leder zu tun haben als der Name der Duftserie suggeriert. Alles gut gemachte Düfte, aber das Thema geht völlig ab und kaum einer davon hat mich richtig überzeugt. Während "Cuirs Nomades - Iberian Leather | Memo Paris" für mich im Drydown ein reiner Rosenduft war und alle Synapsen blockiert hat, so war mir beim "Cuirs Nomades - African Leather (Eau de Parfum) | Memo Paris" die Kopfnote mit Kardamom und Kreuzkümmel zu stechend. "Cuirs Nomades - Sicilian Leather | Memo Paris" und "Cuirs Nomades - Irish Leather (Eau de Parfum) | Memo Paris" waren mir persönlich zu langweilig und im Drydown zu mainstreamig. Ersterer ist dann holzig-frisch, der zweite eher fougere-artig mit starken Assoziationen nach Rasierwasser. Einzig "Cuirs Nomades - Moroccan Leather | Memo Paris" könnte ich selten mal tragen, aber der Duft könnte auch ohne Probleme ein Produkt von Acqua di Parma sein.

Letztlich hat mich von allen getesteten der Oro 1920 am meisten überzeugt. Ich vermute, dass dieser über kurz oder lang in meiner Sammlung landen wird.

Aber an dieser Stelle nochmal Dankeschön an Splitter und Chizza für die Blogs und Empfehlungen.