Precious
Precious’ Blog
vor 10 Jahren - 10.08.2015
14 28

Vom Zauber der Düfte

Vielleicht ist es diese Sommerhitze, vielleicht ist es auch die Vielfalt der Dufteindrücke der letzten Jahre: Ich fühl mich derzeit etwas überfordert, Düfte zu analysieren und zu beschreiben. Es strengt mich an und ermüdet mich. Das ist ja auch kein Wunder, denn ich bin kein Parfumeur. Kann also dementsprechend nur laienhaft Zutaten herausriechen und mich nur ebenso laienhaft formulieren. Sicher haben wir Duftverrückten alle ein recht gutes Näschen und auch Erfahrung im Riechen, aber Parfumeure sind wir deshalb noch keine.

Wie einfach die Zeiten, als ich nur dachte: "Mein Gott, was für ein wunderbarer, betörender Duft." Wo es mich nicht interessierte, welche herrlichen, berauschenden Zutaten mich so schwärmen ließen, sondern ich den Duft als ein traumhaftes, geheimnisvolles Ganzes wahrnahm...

* * * * *

Bei Nahéma war es in früher Jugend die Maracuja, die ich herausroch. Maracuja mit der berühmten Guerlinade... So wunderschön und verführerisch für meine noch unschuldige Nase. Damals gab es kaum fruchtige Düfte und Nahéma war etwas ganz Besonderes. Exotisch u. sinnlich-warm. Extravagant und selten.

Heute gibt es unzählige Fruchtbomben bzw. "Obstsalatdüfte" und Nahéma übt auf mich leider nicht mehr denselben Reiz aus wie damals. Dass Nahéma auch ein Rosenparfum ist, das wurde mir erst viel später bewusst, als ich anfing, auf die Zutaten zu achten und alle möglichen Kommentare im Netz dazu las. Auch half mir der großartige Haarmann & Reimer Atlas dabei, mir die Kopf- Herz- und Basisnoten genau anzuschauen. So erlangte ich ein bisschen Wissen über die schönen Düfte, die ich so liebte. Ob das nun von Vorteil ist, sei mal dahingestellt. Wir lassen uns ja auch gern verzaubern und wollen den Trick dabei nicht wissen, weil sonst der Zauber auffliegt...

Zur Zeit lese ich Duft-Kommentare nicht mehr ganz so begeistert, wer da mit welcher Blüte ein Tänzchen auf feuchtem Moos aufführt... Ich will einfach nur einen Duft schön finden, mein Gehirn dabei ausschalten und mich nur dem sinnlichen Vergnügen hingeben. Nicht denken müssen, nichts zerlegen müssen - nicht beeinflusst werden - nur genießen.

Vor einigen Jahren wusste ich gar nicht, dass ich ein Rosenduftfan bin. Ich stellte es eigentlich mehr durch Zufall fest, dass viele meiner Duftlieblinge die Rose zum Thema hatten. Ich wusste nur um meine Vorlieben Vanille und Amber, Zimt und Gewürznelke. Ich konnte einen Duft als harmonisch und füllig wahrnehmen. Oder als flach und unbedeutend. Als süß und lieblich oder frisch-grün und aromatisch. Konnte riechen, dass er ausgefallen duftete, markant und unverkennbar.

Ich schnupperte unbekümmert, kindlich - naiv - meiner Nase völlig vertrauend.

Heute, mit dem Halbwissen, das ich nun besitze, stelle ich meine Duftempfindungen häufig in Frage, weil andere Verwender manche Düfte so ganz anders wahrnehmen als ich. Manchmal macht mich das durcheinander. Was mir gar nicht gefällt, ist, wenn Düfte abfällig beurteilt werden. Alles ist relativ, was der einen Nase gefällt, missfällt der anderen. Hier ist Toleranz gefragt. So konnte ich z.B. mit Ma Griffe und Climat nie etwas anfangen. Auch nicht mit dem von anderen vielgeliebten Arpège. Empfand sie für mich nicht einmal als Wohlgeruch, weiß aber, dass sie von unzähligen Damen heißgeliebt wurden und werden.

An manchen Düften scheiden sich eben die Geister; ganz besonders an den eigenwilligen, polarisierenden und mutigen Kreationen. Man sollte den eigenen Geschmack nicht für den allein seligmachenden halten. Das gilt für mich nicht nur für Parfums, sondern für alle Bereiche des Lebens.


14 Antworten
IriniIrini vor 10 Jahren
Tolle Artikel! Danke! Ich finde oft interessante Beobachtungen bei dir, die ich genau so empfinde. Ich teste einige neue Dufte....und muss zugestehen, das die meine die ich habe doch besser sind. So kann es man auch das Testen ruhen lassen....Zwinker LG+scjönes WE!
HaraellaHaraella vor 10 Jahren
Ich habe nicht die feine Nase um einzelne Duftkomponenten heraus zu erkennen. Für mich ist entscheidend, ob mir ein Parfüm im Ganzen gefällt, die Entwicklung, wie stark es ist, also ob das passt und wie lange es hält. Da sind mir die einzelnen Inhaltsstoffe relativ egal. Ich schaue mir zwar die Duftpyramiden hier an, daran kann ich im groben schonmal selektieren, ob der Duft eventuell was ist, allerdings habe ich auch schon die eine oder andere Überraschung erlebt, nämlich das hochgepriesene Düfte mir überhaupt nicht zusagten und andere, die eher beschreidene Bewertungen bekommen haben, mir doch recht gut gefallen. Aber wie schon geschrieben, jeder hat seine eigene Nase und jeder nimmt einen Duft anders war und auf jeder Haut entwickelt er sich ganz unterschiedlich. Das macht das Ganze aber auch hochinteressant.
Momentan ist meine Lust Düfte zu testen auch eher gering, da sich bei den jetztigen Temperaturen die etwas schwereren Parfüms zum Teil sehr heftig entwickeln und man sie dann eventuell zu schnell als Stinker abstempelt und ihnen damit unrecht tut. Da warte ich mit dem Testen lieber bis es wieder kühler ist.
KleopatraKleopatra vor 10 Jahren
Manchmal hilft tatsächlich eine kleine Pause. Ich hatte auch gerade eine fast zweimonatige Auszeit, und das hat mir gut getan und rückt vieles wieder zurecht. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Parfum, Pyramiden, das Geteste und Gekommentiere mich überfordern. Jetzt bin ich wieder ganz entspannt und habe Spaß. Ich mag auch negative Kommentare, wenn sie fair sind. Sie helfen mir oft eher weiter als die sich überschlagenden. Und wie oft wird auf meinem geliebten Hypnotic Poison herumgehackt! ;) Aber ich sehe das ganz gelassen. So. Und jetzt setz ich mich zu Dir und Hexana. Wir süffeln Schampus und denken an Ägypten... :D
PlutoPluto vor 10 Jahren
Ich kann deine Gedanken sehr gut verstehen. Manchmal denke ich, man braucht einmal eine Pause von Düften und Parfumo. Ach ja, und Ma Griffe und Arpege habe ich mal blind gekauft vor einigen Jahren (vor meiner Zeit hier) und sie wollten mir auch nicht recht gefallen.
SorayaSoraya vor 10 Jahren
Wenn ich sehe, das manche Düfte unter 40% liegen..finde ich das auch komisch. Hat das was mit Qualität zu tuen? Oder ist es einfach überhaupt kein Empfindungstreffer? An das erwartete vorbei geschossen?
ScheeheratzeScheeheratze vor 10 Jahren
Ich finde, daß für mich mein eigener Geschmack der einzig wirklich glückseeligmachende ist - und der Rest ist mir egal, denn ich beherrsche die Kunst, ein Egoist zu sein :-))) und KOmmentare schreibe ich schon lange keine mehr und lese so gut wie keine mehr und pausenlos neue Düfte testen, das war noch nie mein Ding und wird es auch nie werden. Und das wird sich auch nicht ändern, wenn es 50 Grad Minus haben wird und Maikäfer und Engerlinge regnet. Und Kopf- Herz- und Basisnoten, interessieren mich eigentlich nur bei Ätherischen Ölen, denn da zählt einzig die Wirkung :-) diese neuen Chemobomben gehen mir als A-Bomben am selbigen vorbei. Grüße an das süße Lieschen, V.
HexanaHexana vor 10 Jahren
Ich stelle dir mal einen Sektkühler mit 'ner guten eisgekühlten Flasche Schampus für deinen Blogartikel ab. Und den süffeln wir jetzt mit Genuss und ohne Verstand, kichern dabei und denken bei "Pyramide" höchstens an Ägypten.
SeeroseSeerose vor 10 Jahren
Mir ist es immer noch zu heiß, ich mag grad gar keinen Duft, aber ich zeichne einfach mal Deinen Blog aus, wenigstens das.
ZoraZora vor 10 Jahren
So ist es:). Geht mir bei dieser Hitze und der schwülen Luft genau so. Bin aber trotzdem froh gibt es noch Schnuppernasen die fleissig weiter testen und Kommentare schreiben. Dabei liebe ich die Positiven genau so wie die Negativen. Ist für mich eine gute Orientierungshilfe in der unendlichen Welt der schönen Düfte.
0815abc0815abc vor 10 Jahren
Genau!man wird doch mal ganz in Ruhe keine Lust haben dürfen!!!!!
Wenn ich könnte,würde ich einen gehtmirgenausopokal hier abstellen!
ZewanaZewana vor 10 Jahren
Es ist doch spannend... Gleicher Duft für mich und meine Busenfreundin, beide riechen völlig, aber auch völlig verschieden, das ist sehr fazinierend. Oud, ich kanns nicht ab, andere schmelzen dahin. Alles völlig normal und gut so. Ich selbst teste erst mal ohne zu analysieren, eben der Gesamteindruck zählt für mich. Erst bei weiteren Tests gehe ich in die Tiefe und ich finde es immer wieder spannend wie daneben ich doch liege. Wenn ich Muskat rieche muß das noch lange nix heißen. Mach mal Pause! :)
MeinereinerMeinereiner vor 10 Jahren
Als wir noch Kinder waren, ließen wir uns von der Schönheit eines Regenbogens verzaubern. Wir verstanden nicht - und brauchten auch nicht zu verstehen -, was es mit den unterschiedlichen Wellenlängen des Lichtes auf sich hat. Man kann einen Regenbogen physikalisch nüchtern erklären, aber das erklärt nicht die Freude, die z.B. ich immer noch empfinde, wenn ich mal wieder einen sehe. Die Mischung aus buntem "Kitsch", etwas Physik, seiner Vergänglichkeit und der Gewissheit, dass er eines Tages wieder auftauchen wird. Wir sollten viel mehr den Gesamteindruck genießen, als alle Einzelteile ergründen zu wollen. Zum Glück habe ich selber nie einen größeren Drang verspürt, olfaktorisch auf Notensuche in den unendlichen Weiten von Pyramiden gehen zu wollen ...
SarungalSarungal vor 10 Jahren
Danke, dass du uns an deinen Empfindungen teilhaben lässt - auch auf die Gefahr hin, dass nicht jeder deine Überzeugungen teilt. Ich finde es beispielsweise hochspannend, divergierende Meinungen zur Kenntnis nehmen zu dürfen - auch und gerade zu Düften, die mir entweder überhaupt nicht oder besonders gut gefallen. Ich habe deshalb aber nicht das Gefühl, persönlich angegriffen zu werden - und will mit eigenen Stellungnahmen meinerseits niemandem zu nahe treten, sondern ausschließlich Eindrücke wiedergeben. Grundsätzlich mag es da allerdings hilfreich sein, eine gewisse Distanz zum Gegenstand zu bewahren - und zu diesem Forum möglicherweise auch: In Einzelfällen mögen sich da schräge Animositäten und Dufteinschätzungen zu einer unerfreulichen Gemengenlage verquirlen ... - - - Zuletzt: Ich denke, beide Herangehensweise haben ihre Berechtigung: Der Wunsch, hinter das Geheimnis eines Dufts zu kommen, ist ebenso legitim wie das Bedürfnis, einfach nur schwelgen zu wollen. Was scheinbar widersprüchlich klingt, kann durchaus parallel funktionieren - und am Ende möglicherweise den nächsten "Schwelger" bescheren, weil man eigene Vorlieben zunehmend besser erfassen, beschreiben und dann auch in eine Kaufabsicht übersetzen kann. - Pokal fürs Erzählen; das allein find ich hier schon großartig; jenseits dessen dürften wir alle phasenweise deine Empfindungen kennen....
BlauemausBlauemaus vor 10 Jahren
Bei der momentanen hitze hab ich auch keine lust auf neue dufteindrücke. Vllt.geht es dir ähnlich..

Weitere Artikel von Precious