Puderperle
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Briefe einer ungestümen Seele
Lieber Hubert,
ich schreibe dir meine Gedanken nieder, während ich dem Knistern des Kamins lausche. Gewiss ist es ungebührlich für eine Dame, einem vornehmen Herrn ihre innigsten Empfindungen zu offenbaren. Jegliche Form von Emotionalität scheint einzig Begräbnissen vorbehalten zu sein. Doch wie überdrüssig bin ich dieses schwarzen Kleides. Genug der Trauer! Die liebe Großtante hat mit 98 Jahren das Leben aus Gottes Gnaden genossen und wohl kaum gewünscht, dass ich mein Dasein nun in fortwährender Schwermut vergeude. Jeder weitere Monat gespielter Trübsal beraubt mich jener Stunden, die ich lieber dem Duft der Frühlingsknospen und süßen Launen der Inspiration widmen würde. Oh möge doch die frische Luft all den Staub hinfortwehen und mit ihm die letzten Schatten meiner auferlegten Trauer…
Lieber Hubert,
ich habe Unvorstellbares gewagt. Ergriffen vom inbrünstigen Verlangen, dem Erwachen der Erde nach ihrem Winterschlaf Einlass zu gewähren, öffnete ich alle Fenster des Anwesens, um sie willkommen zu heißen. Vielleicht geschah dies in allzu überschwänglicher Manier, was man mir als Rebellion ausgelegte. Doch wie hätte ich meine Euphorie verbergen sollen? Unschicklich, ja ungestüm für eine Dame meines Standes.
Das unsägliche Kleid legte ich zuvor ab und nahm ein Bad. Es fühlte sich an, als löse die französische Seife irdische Bürden sanft von meiner Haut. Wie wohlig die Umarmung von Irispuder auf meinem Porzellanteint. Bislang verweilte er in dem Zustand des ungeküsst seins. Doch ich konnte der Sonne kaum verdenken, dass sie‘s versuchen wollte.
Den weißen Spitzenkragen sorgfältig unter dem Kinn verschlossen, Maiglöckchen in den romantisch hochsteckten Locken, zierte eine Rose das Knopfloch meines grünen Kleides. Die Beine trugen mich flink wie ein Reh durch den Garten, in das erwachende Leben. Durch die offenen Fenster tanzten Eloises Töne auf dem Pianoforte heraus, hell und fröhlich, als flögen sie auf Schwingen der Erleichterung. Ja, auch die Musik darf sich wieder der Freude hingeben, in pulsierender Erwartung das Trennende zu verbinden…
Liebster Hubert,
der März ist noch erfüllt von kühler Luft, begleitet vom Zwitschern unserer gefiederten Freunde. Lass mich ein Täubchen senden, welches dir ein seifiges Sträußlein als Einladung für einen Besuch überbringt. Deine Strähne trage ich noch immer im goldenen Medaillon an meiner Brust. Jeder Herzschlag vereint uns, obgleich die Meilen mit der Kutsche unendlich scheinen.
Erlaube mir noch deine womöglich aufkeimenden Bedenken zu zerstreuen: Die Fassung einer Dame bleibt mir eigen. Jedoch beseelt von Entzückung, schwebend zwischen Sehnsucht und Seligkeit, dir die Blütenpracht meines Zaubergartens zu zeigen. Noch liegt der Morgentau darauf, aber ich erahne, dass ein Hauch deines Atems genügt, um es zum Schmelzen zu bringen…
In freudiger Hoffnung verbleibend,
deine liebste L. Arpège
Glückskind Hubert wird sich freuen, seiner eigenwilligen Herzdame mit rosigen Wangen die Aufwartung machen zu dürfen. Schwarz steht ihr nicht. Wie gut, dass sie rechtzeitig vor seinem Eintreffen ein passendes Kleid gewählt hat, das ihren anmutig kraftvollen Charakter widerspiegelt.
Ich erwartete einen Vintageduft, der bereits aus der Zeit gefallen war. Den Aldehyden in der Kopfnote geschuldet, war dem nur kurz so. Er erinnert vom Stil her an Chanels No 5, aber von Beginn an für mein Empfinden unkomplizierter und tragbarer. Auch weniger pudrig. Wer mit Chanel nicht so gut kann, sollte Arpège testen. Arpège ist klassisch, kennt aber keine Zurückhaltung. Zu Beginn sehr laut. Ein blumiger Chypre mit erwachsener Würzigkeit. Ylang Ylang und Maiglöckchen zeigen sich deutlich, Iris und Rose etwas verdeckter. Der Rest ist gut verblendet. Maiglöckchen bleibt präsent. Die Früchte in der Kopfnote nehme ich nicht wahr. Erfrischend unsüß, nur leicht pudrig im Verlauf. Die Seifigkeit nimmt zu, er wird sauber und gepflegt, edel und qualitativ.
Ein etwas kühlerer Wind, der den Duft der kräftigen Frühlingsblumen in das Badezimmer bis zur Gewürzseife trägt und sich erst durch Huberts Amberhauch langsam erwärmt wie die Sonnenstrahlen der Frühlingssonne. Naturverbunden. Unbeschreiblich schön, aber hochgeschlossen und dennoch zum Ende hin patchouli-harzige Sehnsüchte der weiblichen Seele offenbarend. Der schwarze Flakon mit goldenem Deckel ist ganz hübsch, verrät aber nichts von der eigentlichen Persönlichkeit.
Eine 20-Jährige hatte ihn an mir gerochen, für ihre Mutter bestellt und dann doch selbst behalten. Ich freute mich über ihre herrliche Sillage, denn der Duft stand ihr fabelhaft. Wie ein wohlerzogenes Mädel im Internat, das aber voller Leidenschaft brennt. Keiner der Gleichaltrigen kam auf die Idee, dass es sich um diesen Vintageklassiker handeln könnte. Wir ließen sie zwinkernd im Ungewissen. Man muss nicht alles entzaubern. Er duftet einfach wohlhabend und vornehm, den Kaschmirpullover um die Schultern geworfen, passend zu geerbten Goldohrringen. Haltbarkeit und Sillage sind stark und lang anhaltend, der Preis ein himmlisches Geschenk für alle die ihn nahe am Herzen tragen möchten.
ich schreibe dir meine Gedanken nieder, während ich dem Knistern des Kamins lausche. Gewiss ist es ungebührlich für eine Dame, einem vornehmen Herrn ihre innigsten Empfindungen zu offenbaren. Jegliche Form von Emotionalität scheint einzig Begräbnissen vorbehalten zu sein. Doch wie überdrüssig bin ich dieses schwarzen Kleides. Genug der Trauer! Die liebe Großtante hat mit 98 Jahren das Leben aus Gottes Gnaden genossen und wohl kaum gewünscht, dass ich mein Dasein nun in fortwährender Schwermut vergeude. Jeder weitere Monat gespielter Trübsal beraubt mich jener Stunden, die ich lieber dem Duft der Frühlingsknospen und süßen Launen der Inspiration widmen würde. Oh möge doch die frische Luft all den Staub hinfortwehen und mit ihm die letzten Schatten meiner auferlegten Trauer…
Lieber Hubert,
ich habe Unvorstellbares gewagt. Ergriffen vom inbrünstigen Verlangen, dem Erwachen der Erde nach ihrem Winterschlaf Einlass zu gewähren, öffnete ich alle Fenster des Anwesens, um sie willkommen zu heißen. Vielleicht geschah dies in allzu überschwänglicher Manier, was man mir als Rebellion ausgelegte. Doch wie hätte ich meine Euphorie verbergen sollen? Unschicklich, ja ungestüm für eine Dame meines Standes.
Das unsägliche Kleid legte ich zuvor ab und nahm ein Bad. Es fühlte sich an, als löse die französische Seife irdische Bürden sanft von meiner Haut. Wie wohlig die Umarmung von Irispuder auf meinem Porzellanteint. Bislang verweilte er in dem Zustand des ungeküsst seins. Doch ich konnte der Sonne kaum verdenken, dass sie‘s versuchen wollte.
Den weißen Spitzenkragen sorgfältig unter dem Kinn verschlossen, Maiglöckchen in den romantisch hochsteckten Locken, zierte eine Rose das Knopfloch meines grünen Kleides. Die Beine trugen mich flink wie ein Reh durch den Garten, in das erwachende Leben. Durch die offenen Fenster tanzten Eloises Töne auf dem Pianoforte heraus, hell und fröhlich, als flögen sie auf Schwingen der Erleichterung. Ja, auch die Musik darf sich wieder der Freude hingeben, in pulsierender Erwartung das Trennende zu verbinden…
Liebster Hubert,
der März ist noch erfüllt von kühler Luft, begleitet vom Zwitschern unserer gefiederten Freunde. Lass mich ein Täubchen senden, welches dir ein seifiges Sträußlein als Einladung für einen Besuch überbringt. Deine Strähne trage ich noch immer im goldenen Medaillon an meiner Brust. Jeder Herzschlag vereint uns, obgleich die Meilen mit der Kutsche unendlich scheinen.
Erlaube mir noch deine womöglich aufkeimenden Bedenken zu zerstreuen: Die Fassung einer Dame bleibt mir eigen. Jedoch beseelt von Entzückung, schwebend zwischen Sehnsucht und Seligkeit, dir die Blütenpracht meines Zaubergartens zu zeigen. Noch liegt der Morgentau darauf, aber ich erahne, dass ein Hauch deines Atems genügt, um es zum Schmelzen zu bringen…
In freudiger Hoffnung verbleibend,
deine liebste L. Arpège
Glückskind Hubert wird sich freuen, seiner eigenwilligen Herzdame mit rosigen Wangen die Aufwartung machen zu dürfen. Schwarz steht ihr nicht. Wie gut, dass sie rechtzeitig vor seinem Eintreffen ein passendes Kleid gewählt hat, das ihren anmutig kraftvollen Charakter widerspiegelt.
Ich erwartete einen Vintageduft, der bereits aus der Zeit gefallen war. Den Aldehyden in der Kopfnote geschuldet, war dem nur kurz so. Er erinnert vom Stil her an Chanels No 5, aber von Beginn an für mein Empfinden unkomplizierter und tragbarer. Auch weniger pudrig. Wer mit Chanel nicht so gut kann, sollte Arpège testen. Arpège ist klassisch, kennt aber keine Zurückhaltung. Zu Beginn sehr laut. Ein blumiger Chypre mit erwachsener Würzigkeit. Ylang Ylang und Maiglöckchen zeigen sich deutlich, Iris und Rose etwas verdeckter. Der Rest ist gut verblendet. Maiglöckchen bleibt präsent. Die Früchte in der Kopfnote nehme ich nicht wahr. Erfrischend unsüß, nur leicht pudrig im Verlauf. Die Seifigkeit nimmt zu, er wird sauber und gepflegt, edel und qualitativ.
Ein etwas kühlerer Wind, der den Duft der kräftigen Frühlingsblumen in das Badezimmer bis zur Gewürzseife trägt und sich erst durch Huberts Amberhauch langsam erwärmt wie die Sonnenstrahlen der Frühlingssonne. Naturverbunden. Unbeschreiblich schön, aber hochgeschlossen und dennoch zum Ende hin patchouli-harzige Sehnsüchte der weiblichen Seele offenbarend. Der schwarze Flakon mit goldenem Deckel ist ganz hübsch, verrät aber nichts von der eigentlichen Persönlichkeit.
Eine 20-Jährige hatte ihn an mir gerochen, für ihre Mutter bestellt und dann doch selbst behalten. Ich freute mich über ihre herrliche Sillage, denn der Duft stand ihr fabelhaft. Wie ein wohlerzogenes Mädel im Internat, das aber voller Leidenschaft brennt. Keiner der Gleichaltrigen kam auf die Idee, dass es sich um diesen Vintageklassiker handeln könnte. Wir ließen sie zwinkernd im Ungewissen. Man muss nicht alles entzaubern. Er duftet einfach wohlhabend und vornehm, den Kaschmirpullover um die Schultern geworfen, passend zu geerbten Goldohrringen. Haltbarkeit und Sillage sind stark und lang anhaltend, der Preis ein himmlisches Geschenk für alle die ihn nahe am Herzen tragen möchten.
20 Antworten
Liebe auf Umwegen
Der Titel klingt wie ein schlechter Kitschroman.
Manchmal ist das Leben aber genau so:
„Boa was ist das?“ Ich blieb stehen und versuchte mit meiner Nase die Spur in der warmen Sommerluft zu finden. Eine süße, blumige Duftwolke, die schon strahlend sexy war, dass es mich fast verrückt machte. Aber ich konnte sie nicht zuordnen. Mein damaliger Begleiter interessierte sich nicht besonders für meine Fährte, er habe „nühüx“ gerochen.
Er zog mich mit dem unbefriedigenden Gefühl weiter, nicht zu wissen was das für eine angenehme Geruchsquelle war. Sie war etwas vertraut, aber doch besonders und feminin. Irgendetwas in meinem Duftgedächtnis arbeitete, aber es war noch zu flüchtig um es verknüpfen zu können.
Abgelenkt durch die Abende am Hotelbuffet vergaß ich den Moment schnell wieder. Wir genoßen das gute türkische Essen, die Abendlichter reflektierten in unseren Weingläsern, die Hüften der Bauchtänzerin bewegten sich zu orientalischen Klängen.
Da! Plötzlich wieder diese Wolke! Wie von der Tarantel gestochen richtete ich mich auf, um dieses mal schneller ermitteln zu können woher der schöne Duft kam. Und dieses mal sogar noch viel intensiver, mit einer leichten Frische. War eine Bubblegum Note dabei? Wie gut dieser anziehende Duft zur Stimmung und der schönen Location am Meer passte!
Fast schon hysterisch rief ich dem plötzlich geruchserblindeten Begleiter zu, ob er es denn jetzt riechen würde? Es war unmöglich, diese Sillage nicht bemerkt zu haben. Man konnte sie fast mit den Händen greifen. Es musste frisch aufgesprüht worden sein. Ich weiß nicht, ob er mir nur ein gutes Gefühl geben wollte, indem er jegliche Signale anderer weiblicher Wesen leugnete oder ihm der Duft einfach nicht gefiel. Jedenfalls war er keine große Hilfe, sein Interesse galt den Schalentieren.
In der Nähe unseres Tisches nahmen zwei junge Frauen Platz. Eine davon war die Hotelanimateurin.
Ich probierte mein Glück und fragte die beiden nach ihren Düften. Die Animateurin trug einen Duft aus einem türkischen Geschäft, das sie in Manavgat gekauft habe. Den Namen wisse sie nicht, sie würde mir ein Foto davon schicken.
Am nächsten Tag erhielt ich tatsächlich das Bild eines 0815 Glasflakons mit einer Nummer auf dem Deckel. Immerhin war das Logo dieser kleinen Parfumerie zu erkennen.
Es ist unschwer zu erraten, welches Opfer der Begleiter am nächsten Tag auf sich nehmen musste. Klar- eine Tagesreise mit dem Dolmus in die Stadt, um diesen Duft zu finden.
Dort endlich angekommen zeigte ich das Foto und die Verkäuferin erklärte mir mit Hand, Fuß und einem elektronischen Translator die Duftnoten. Neroli, Tiaré und Palisanderholz. Eine schnelle Recherche ergab, dass es sich um einen fast identischen Duft zum
Just Cavalli Her (2013) handelte.
Jetzt fiel der Groschen! DER Duft ist das?
Ich musste lachen, denn das originale Parfum hatte ich doch schon ewig in OvP zuhause im Regal schlummern. Warum hatte ich ihn nie getragen? Keine Ahnung. Vermutlich stand er neben dem auch gerne vergessenen
Hugo Deep Red …
Der Urlaub neigte sich dem Ende zu, aber ich hatte eine riesige Vorfreude auf meine „alte“ Neuentdeckung.
Kaum den Koffer abgestellt, riss ich den Schrank auf. „Komm an mein Herz du wunderschöner Schatz du!“ Wir lagen uns mit geröteten Augen in den Armen und er belohnte mich mit der schönsten Kaugummi-Tiaré, gehüllt in Frische und fröhlicher Sexyness, ganz ohne Schwülstigkeit oder Sonnencreme- und Kokosvibes. Er war natürlich noch feiner und schöner verblendet als die Kopie. Das Original ist immer am Besten. Vor allem preislich so erschwinglich, dass es keinen Dupe braucht. Nichts stört, nichts sticht, keine Synthetik, einfach nur ein herrlicher Sommerduft mit Wiedererkennung. (Höhö jetzt schon)
Mit einem Nischenduft wird man ihn nicht verwechseln, dafür ist er zu gefällig, zu unkompliziert. Haltbarkeit ist okay, Sillage angenehm ohne zu nerven. Neroli fängt die Süße gut auf, es ist weder Sirup noch Zuckerwürfel sondern eine blumige Süße. Holz hält sich sehr dezent im Hintergrund.
Ich entschuldigte mich, dass ich ihn vergessen hatte. Ein Glück war er nicht nachtragend. Ich tauschte den geruchsblinden Begleiter gegen den tropischen Bubblegum aus, der mir seitdem sehr nahe sein darf.
Zu seinem Designeroutfit möchte ich am liebsten kein Wort verlieren, denn es sind die inneren Werte, die zählen. Manche Trends kommen aus der Mode, pinke Schlangenmuster aus 2013 gehören eben nicht unbedingt der Zeitlosigkeit an. Dennoch alles andere als langweilig. Nostalgie und Metalldeckel bekommen immer Pluspunkte.
Um ihn zu finden musste ich fast um die halbe Welt reisen, dabei war er immer in Reichweite gewesen. Selbst wenn er nicht in meinem Regal auf meine Gnade gewartet hätte, wäre er in jeder Drogerie im Umkreis zu lachhaften Preisen zu haben gewesen.
Aber was ich daraus gelernt habe: Manchmal werden Düfte noch attraktiver, wenn man sie an anderen Personen auf eine neue Art und Weise wahrnimmt, ohne die Verknüpfung zum bekannten Parfum herstellen zu können.
Manchmal ist das Leben aber genau so:
„Boa was ist das?“ Ich blieb stehen und versuchte mit meiner Nase die Spur in der warmen Sommerluft zu finden. Eine süße, blumige Duftwolke, die schon strahlend sexy war, dass es mich fast verrückt machte. Aber ich konnte sie nicht zuordnen. Mein damaliger Begleiter interessierte sich nicht besonders für meine Fährte, er habe „nühüx“ gerochen.
Er zog mich mit dem unbefriedigenden Gefühl weiter, nicht zu wissen was das für eine angenehme Geruchsquelle war. Sie war etwas vertraut, aber doch besonders und feminin. Irgendetwas in meinem Duftgedächtnis arbeitete, aber es war noch zu flüchtig um es verknüpfen zu können.
Abgelenkt durch die Abende am Hotelbuffet vergaß ich den Moment schnell wieder. Wir genoßen das gute türkische Essen, die Abendlichter reflektierten in unseren Weingläsern, die Hüften der Bauchtänzerin bewegten sich zu orientalischen Klängen.
Da! Plötzlich wieder diese Wolke! Wie von der Tarantel gestochen richtete ich mich auf, um dieses mal schneller ermitteln zu können woher der schöne Duft kam. Und dieses mal sogar noch viel intensiver, mit einer leichten Frische. War eine Bubblegum Note dabei? Wie gut dieser anziehende Duft zur Stimmung und der schönen Location am Meer passte!
Fast schon hysterisch rief ich dem plötzlich geruchserblindeten Begleiter zu, ob er es denn jetzt riechen würde? Es war unmöglich, diese Sillage nicht bemerkt zu haben. Man konnte sie fast mit den Händen greifen. Es musste frisch aufgesprüht worden sein. Ich weiß nicht, ob er mir nur ein gutes Gefühl geben wollte, indem er jegliche Signale anderer weiblicher Wesen leugnete oder ihm der Duft einfach nicht gefiel. Jedenfalls war er keine große Hilfe, sein Interesse galt den Schalentieren.
In der Nähe unseres Tisches nahmen zwei junge Frauen Platz. Eine davon war die Hotelanimateurin.
Ich probierte mein Glück und fragte die beiden nach ihren Düften. Die Animateurin trug einen Duft aus einem türkischen Geschäft, das sie in Manavgat gekauft habe. Den Namen wisse sie nicht, sie würde mir ein Foto davon schicken.
Am nächsten Tag erhielt ich tatsächlich das Bild eines 0815 Glasflakons mit einer Nummer auf dem Deckel. Immerhin war das Logo dieser kleinen Parfumerie zu erkennen.
Es ist unschwer zu erraten, welches Opfer der Begleiter am nächsten Tag auf sich nehmen musste. Klar- eine Tagesreise mit dem Dolmus in die Stadt, um diesen Duft zu finden.
Dort endlich angekommen zeigte ich das Foto und die Verkäuferin erklärte mir mit Hand, Fuß und einem elektronischen Translator die Duftnoten. Neroli, Tiaré und Palisanderholz. Eine schnelle Recherche ergab, dass es sich um einen fast identischen Duft zum
Just Cavalli Her (2013) handelte. Jetzt fiel der Groschen! DER Duft ist das?
Ich musste lachen, denn das originale Parfum hatte ich doch schon ewig in OvP zuhause im Regal schlummern. Warum hatte ich ihn nie getragen? Keine Ahnung. Vermutlich stand er neben dem auch gerne vergessenen
Hugo Deep Red …Der Urlaub neigte sich dem Ende zu, aber ich hatte eine riesige Vorfreude auf meine „alte“ Neuentdeckung.
Kaum den Koffer abgestellt, riss ich den Schrank auf. „Komm an mein Herz du wunderschöner Schatz du!“ Wir lagen uns mit geröteten Augen in den Armen und er belohnte mich mit der schönsten Kaugummi-Tiaré, gehüllt in Frische und fröhlicher Sexyness, ganz ohne Schwülstigkeit oder Sonnencreme- und Kokosvibes. Er war natürlich noch feiner und schöner verblendet als die Kopie. Das Original ist immer am Besten. Vor allem preislich so erschwinglich, dass es keinen Dupe braucht. Nichts stört, nichts sticht, keine Synthetik, einfach nur ein herrlicher Sommerduft mit Wiedererkennung. (Höhö jetzt schon)
Mit einem Nischenduft wird man ihn nicht verwechseln, dafür ist er zu gefällig, zu unkompliziert. Haltbarkeit ist okay, Sillage angenehm ohne zu nerven. Neroli fängt die Süße gut auf, es ist weder Sirup noch Zuckerwürfel sondern eine blumige Süße. Holz hält sich sehr dezent im Hintergrund.
Ich entschuldigte mich, dass ich ihn vergessen hatte. Ein Glück war er nicht nachtragend. Ich tauschte den geruchsblinden Begleiter gegen den tropischen Bubblegum aus, der mir seitdem sehr nahe sein darf.
Zu seinem Designeroutfit möchte ich am liebsten kein Wort verlieren, denn es sind die inneren Werte, die zählen. Manche Trends kommen aus der Mode, pinke Schlangenmuster aus 2013 gehören eben nicht unbedingt der Zeitlosigkeit an. Dennoch alles andere als langweilig. Nostalgie und Metalldeckel bekommen immer Pluspunkte.
Um ihn zu finden musste ich fast um die halbe Welt reisen, dabei war er immer in Reichweite gewesen. Selbst wenn er nicht in meinem Regal auf meine Gnade gewartet hätte, wäre er in jeder Drogerie im Umkreis zu lachhaften Preisen zu haben gewesen.
Aber was ich daraus gelernt habe: Manchmal werden Düfte noch attraktiver, wenn man sie an anderen Personen auf eine neue Art und Weise wahrnimmt, ohne die Verknüpfung zum bekannten Parfum herstellen zu können.
19 Antworten
Lieb gekorbt.
„Doch, du bist schön.“
„Aber was ist es dann?“ fragte sie mit weit aufgerissenen Augen und einem Hauch von Verzweiflung. Wir drehten uns im Kreis und ehrlich gesagt tat es mir weh, zu direkt zu sein. Mein Verantwortungsgefühl ließ es nicht zu, so ein junges Seelchen begleitet von scharfen Worten wie Messerspitzen in die Tiefe der indischen Gruft abstürzen zu sehen.
Mit tränenerstickter Stimme versuchte sie es ein letztes mal „Bitte sag es mir.“
Ich zog die Luft geräuschvoll durch meine Zähne. Sie versprach, nicht gekränkt zu sein, aber was hieß das schon. Sie wusste ja nicht was sie erwartete.
„Du weißt, dass ich dich grundsätzlich mag“, setzte ich an.
Sie nickte ein wenig zu eifrig. Ihre Augen flehten mich an, das zu sagen was sie zu hören hoffte.
„Wenn du den Raum betrittst, bist du ab Sekunde eins in der Lage, die Köpfe der Menschen zu verdrehen. Frauen bewundern deine Schönheit und Männer fühlen sich von dir angezogen. Jedenfalls nur die Menschen die sich in unmittelbarer Nähe befinden. Deine Ausstrahlung ist nicht die stärkste…“
Sie hörte immer noch aufmerksam zu, ihr Ausdruck war unverändert.
„… und jeder weiß, dass du vor der Tür geraucht hast.“
Röte kroch ihre Wangen hoch, verschämt senkte sie den Blick. „Erzähls nicht meinen Eltern“ flüsterte sie.
Nein, das würde ich nicht tun. Sie kam aus einer Raucherfamilie, da war es nur eine Frage der Zeit, bis sie es selbst ausprobieren würde. Und ehrlich gesagt verlieh es ihr etwas Geheimnisvolles. Es stand ihr.
Sie hatte sich so bemüht, mir zu gefallen. Ich lobte den Haarkranz aus Bergamotten und dass ihre zarte Haut von Kopf bis Fuß den Duft eines weichen Körperpuders trug.
Kopf- das war mein Stichpunkt. Hierfür hatte ich nichts als Bewunderung übrig. Nun kam das große Aber.
„Du kannst nichts dafür...“
„Wofür?“ Sie wirkte angespannt, die Finger zitterten.
Ich räusperte mich ausgiebig bis ich nicht mehr davonlaufen konnte. „Weißt du, es ist ein Schönheitsideal, lange Schoten zu haben. Die Nachfrage nach kilometerlangen Vanillebeinen ist enorm. Nur leider überragen sie mein körperliches Wohlbefinden und ich fühle mich erdrückt. Deine sind länger als der Rest des Körpers und …“ ich stockte kurz „deshalb befinden wir uns nicht auf Augenhöhe. Du wächst mir über den Kopf.“
Enttäuschung legte sich um ihre hängenden Schultern. Ich meinte ein subtiles Nicken wahrgenommen zu haben.
Jetzt aber war der Moment gekommen, vor dem ich mich am meisten fürchtete. Behutsam drückte ich ihre Hand. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Sag es einfach. Sag es!
„Ich bin in deine Mutter verliebt.“ Jetzt war es raus.
Verdutzt schaute sie mich an, bis sich ein warmes Lächeln über ihr Gesicht legte. Das überraschte sie nicht, denn ihr Bauchgefühl hatte bereits verraten, dass die etwas herbere Mama besser zu mir passe. Schließlich sei sie erwachsener, charakterstärker und würde mir nicht so schnell von der Seite weichen wie sie selbst. Denn als Tochter besaß sie immer noch eine jugendliche Flüchtigkeit. Probleme mit der Augenhöhe würden auch nicht auftreten. Auch wenn die Ähnlichkeit der Beiden nicht von der Hand zu weisen war.
Sie gab mir ihren Segen mit
Shalimar Eau de Parfum glücklich zu werden, nachdem ich für ihr Verständnis dankte.
Wie süss sie war. Viel süßer als sie eigentlich sein sollte, dachte ich.
Ein Glück hatte ich die für mein Empfinden unpassende, goldene Druckschrift auf ihrem hübschen Glaskleid nicht erwähnt. Denn nachher erfuhr ich, dass die Art Déco Schrift symbolisch ihrem Geburtsjahr zuzuordnen war. Eine Personalisierung sozusagen, die ihren inneren Werten nicht im Wege steht.
Danke liebes @Guerlinchen, dass du mir das Glasdruck Geheimnis anvertraut hast.
Liebe @NurPixie danke für die Testmöglichkeit durch dein Sharing.
„Aber was ist es dann?“ fragte sie mit weit aufgerissenen Augen und einem Hauch von Verzweiflung. Wir drehten uns im Kreis und ehrlich gesagt tat es mir weh, zu direkt zu sein. Mein Verantwortungsgefühl ließ es nicht zu, so ein junges Seelchen begleitet von scharfen Worten wie Messerspitzen in die Tiefe der indischen Gruft abstürzen zu sehen.
Mit tränenerstickter Stimme versuchte sie es ein letztes mal „Bitte sag es mir.“
Ich zog die Luft geräuschvoll durch meine Zähne. Sie versprach, nicht gekränkt zu sein, aber was hieß das schon. Sie wusste ja nicht was sie erwartete.
„Du weißt, dass ich dich grundsätzlich mag“, setzte ich an.
Sie nickte ein wenig zu eifrig. Ihre Augen flehten mich an, das zu sagen was sie zu hören hoffte.
„Wenn du den Raum betrittst, bist du ab Sekunde eins in der Lage, die Köpfe der Menschen zu verdrehen. Frauen bewundern deine Schönheit und Männer fühlen sich von dir angezogen. Jedenfalls nur die Menschen die sich in unmittelbarer Nähe befinden. Deine Ausstrahlung ist nicht die stärkste…“
Sie hörte immer noch aufmerksam zu, ihr Ausdruck war unverändert.
„… und jeder weiß, dass du vor der Tür geraucht hast.“
Röte kroch ihre Wangen hoch, verschämt senkte sie den Blick. „Erzähls nicht meinen Eltern“ flüsterte sie.
Nein, das würde ich nicht tun. Sie kam aus einer Raucherfamilie, da war es nur eine Frage der Zeit, bis sie es selbst ausprobieren würde. Und ehrlich gesagt verlieh es ihr etwas Geheimnisvolles. Es stand ihr.
Sie hatte sich so bemüht, mir zu gefallen. Ich lobte den Haarkranz aus Bergamotten und dass ihre zarte Haut von Kopf bis Fuß den Duft eines weichen Körperpuders trug.
Kopf- das war mein Stichpunkt. Hierfür hatte ich nichts als Bewunderung übrig. Nun kam das große Aber.
„Du kannst nichts dafür...“
„Wofür?“ Sie wirkte angespannt, die Finger zitterten.
Ich räusperte mich ausgiebig bis ich nicht mehr davonlaufen konnte. „Weißt du, es ist ein Schönheitsideal, lange Schoten zu haben. Die Nachfrage nach kilometerlangen Vanillebeinen ist enorm. Nur leider überragen sie mein körperliches Wohlbefinden und ich fühle mich erdrückt. Deine sind länger als der Rest des Körpers und …“ ich stockte kurz „deshalb befinden wir uns nicht auf Augenhöhe. Du wächst mir über den Kopf.“
Enttäuschung legte sich um ihre hängenden Schultern. Ich meinte ein subtiles Nicken wahrgenommen zu haben.
Jetzt aber war der Moment gekommen, vor dem ich mich am meisten fürchtete. Behutsam drückte ich ihre Hand. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Sag es einfach. Sag es!
„Ich bin in deine Mutter verliebt.“ Jetzt war es raus.
Verdutzt schaute sie mich an, bis sich ein warmes Lächeln über ihr Gesicht legte. Das überraschte sie nicht, denn ihr Bauchgefühl hatte bereits verraten, dass die etwas herbere Mama besser zu mir passe. Schließlich sei sie erwachsener, charakterstärker und würde mir nicht so schnell von der Seite weichen wie sie selbst. Denn als Tochter besaß sie immer noch eine jugendliche Flüchtigkeit. Probleme mit der Augenhöhe würden auch nicht auftreten. Auch wenn die Ähnlichkeit der Beiden nicht von der Hand zu weisen war.
Sie gab mir ihren Segen mit
Shalimar Eau de Parfum glücklich zu werden, nachdem ich für ihr Verständnis dankte. Wie süss sie war. Viel süßer als sie eigentlich sein sollte, dachte ich.
Ein Glück hatte ich die für mein Empfinden unpassende, goldene Druckschrift auf ihrem hübschen Glaskleid nicht erwähnt. Denn nachher erfuhr ich, dass die Art Déco Schrift symbolisch ihrem Geburtsjahr zuzuordnen war. Eine Personalisierung sozusagen, die ihren inneren Werten nicht im Wege steht.
Danke liebes @Guerlinchen, dass du mir das Glasdruck Geheimnis anvertraut hast.
Liebe @NurPixie danke für die Testmöglichkeit durch dein Sharing.
51 Antworten
Zuhause
Ich hatte es nicht kommen sehen. Vielleicht wollte ich es auch nicht sehen. Die Wunschvorstellung war manchmal schöner als die nackte Realität. Nackt und verletzlich. So fühlte ich mich gerade. Die Tränen schmeckten salzig, als ich in meine Einfahrt bog. Minuten verstrichen, bis sich meine Beine in Bewegung setzten und aus dem Autositz hievten. Wie Bleiklumpen.
Teile meines Herzens betäubt, durcheinander, in alle Himmelsrichtungen verstreut. Die bunt gemalte Zukunft löste sich plötzlich auf, wie ein gewaltiger Sandsturm. Nichts ließ sich mehr greifen. Nichts wirklich erkennen, orientierungslos.
Wie ein angeschossenes Reh sank ich in die Wanne. Den emotionalen Schmutz der Seele abspülen. Alles, was nicht zu mir gehörte. Im heißen Dampf beruhigte sich der innere Strom ein wenig.
Der Körper bitzelte und mechanisch verstrichen die Fingerkuppen eine dicke, weiche Creme auf der durstigen Haut. Ich stellte mir vor, helle Tauben würden mich mit ihrem Flügelschlag streicheln. Im Hintergrund sang die sanfte Stimme meiner Babuschka ein Wiegenlied. Wie sehr waren die Erinnerungen an sie bereits verblasst, aber jetzt schienen sie klar wie nie zuvor. Sie hatte mich wirklich geliebt. Ich war immer ihr Mädchen gewesen.
Auf nackten Füßen wanderte ich ins Bett. Nur bekleidet mit zarter Creme. Der sanfte Duft der weißen Baumwolllaken umarmte mich. So sauber, so rein. Kein Schmutz und kein Lärm. Einfach die müden Glieder fallen lassen und getragen werden.
Mit geschlossenen Augen vergrub ich das Gesicht im weichen Nest, zwischen leise knisternden Daunenfedern.
„Hier bist du sicher.
Hier darfst du sein.
Hier bist du zuhause“,
flüsterten sie mir zu. Zuhause! Hier war ich wirklich zuhause. Das Glück was ich im Außen gesucht hatte, lag doch so nah. Ein Pflaster aus Spitze legte sich um mein trauriges Herz.
„Zeit heilt alle Wunden. Trust the Process“ stand auf einem kleinen Zettel, den ich unter dem Kopfkissen fand. Getröstet konnte ich wieder lächeln, während sich meine Seele in den Schlaf wiegte.
————————————————-
Takhail heißt aus dem arabischen übersetzt „Vorstellungskraft“.
Der Duft lässt jedoch nur einen begrenzten Rahmen für innere Bilder zu, da die Assoziation zur reichhaltigen Dove oder Nivea Körpercreme bereits vorgegeben zu sein scheint. Frisch geduscht, Sauberkeit und weiße Bettwäsche schenken das Gefühl von Geborgenheit und Angekommen sein. Einfach wohlfühlen. Eine liebevolle Person, die es aufrichtig gut meint und gestärkte Laken bis zur Nasenspitze hochzieht, um sicher zu gehen, dass die Kälte keinen Schlupfwinkel findet.
Im „sauberen“ Cotton-Rahmen sind der Vorstellungskraft dann keine Grenzen mehr gesetzt.
Takhail ist nicht altmodisch, auch wenn die Babushka Erwähnung fand. Eher vertraut. Trotz leicht süßer Anklänge könnten auch Herren an ihm Gefallen finden. Nichts sticht, nichts stört. Keine synthetischen Nadeln, wie sie zur Zeit öfters in arabischen Parfums zu finden sind. Dem Statement von Smellnice zu urteilen, soll der Duft alkoholfrei sein, weshalb die Dosierung auf Textilien eher zu bedenken ist.
Takhail würde ich nicht als Waschmittelduft bezeichnen, eher als eingecremter Hautduft ohne Vanille und anderen überflüssigen Blüten.
Der Flakon lässt weiterträumen, wenn man es sich bereits gemütlich gemacht hat. Gefrostetes, durchsichtiges Glas mit hübschem, orientalischen Muster. Das Schleifchen verleiht eine romantische Note. Auch die milchig weiße Flüssigkeit ist im Gesamtbild stimmig. Insgesamt eine Veredelung für jeden Schminktisch, schön drapiert neben Perlenketten und Puderdosen.
Als Büroduft oder im Kunden-/ Patientenkontakt kann ich mir Takhail durchaus auch vorstellen.
Die Haltbarkeit bewegt sich im moderaten Bereich, die Sillage ist erstaunlich dicht für einen sauberen Cremeduft. Ein bis zwei Sprüher reichen, um ihn sehr gut wahrzunehmen. Nivea hingegen verhält sich wie ein wässriges Schlückchen.
Der erste Test löste eine Schockliebe aus, die mich alle Sandstürme vergessen ließen.
Danke Duftwolke77, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, Takhail kennenzulernen. Seit dem ist er bei mir eingezogen. Manchmal weiß man es sofort, wenn man sein zuhause gefunden hat. Er ist unfassbar schön.
Teile meines Herzens betäubt, durcheinander, in alle Himmelsrichtungen verstreut. Die bunt gemalte Zukunft löste sich plötzlich auf, wie ein gewaltiger Sandsturm. Nichts ließ sich mehr greifen. Nichts wirklich erkennen, orientierungslos.
Wie ein angeschossenes Reh sank ich in die Wanne. Den emotionalen Schmutz der Seele abspülen. Alles, was nicht zu mir gehörte. Im heißen Dampf beruhigte sich der innere Strom ein wenig.
Der Körper bitzelte und mechanisch verstrichen die Fingerkuppen eine dicke, weiche Creme auf der durstigen Haut. Ich stellte mir vor, helle Tauben würden mich mit ihrem Flügelschlag streicheln. Im Hintergrund sang die sanfte Stimme meiner Babuschka ein Wiegenlied. Wie sehr waren die Erinnerungen an sie bereits verblasst, aber jetzt schienen sie klar wie nie zuvor. Sie hatte mich wirklich geliebt. Ich war immer ihr Mädchen gewesen.
Auf nackten Füßen wanderte ich ins Bett. Nur bekleidet mit zarter Creme. Der sanfte Duft der weißen Baumwolllaken umarmte mich. So sauber, so rein. Kein Schmutz und kein Lärm. Einfach die müden Glieder fallen lassen und getragen werden.
Mit geschlossenen Augen vergrub ich das Gesicht im weichen Nest, zwischen leise knisternden Daunenfedern.
„Hier bist du sicher.
Hier darfst du sein.
Hier bist du zuhause“,
flüsterten sie mir zu. Zuhause! Hier war ich wirklich zuhause. Das Glück was ich im Außen gesucht hatte, lag doch so nah. Ein Pflaster aus Spitze legte sich um mein trauriges Herz.
„Zeit heilt alle Wunden. Trust the Process“ stand auf einem kleinen Zettel, den ich unter dem Kopfkissen fand. Getröstet konnte ich wieder lächeln, während sich meine Seele in den Schlaf wiegte.
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Takhail heißt aus dem arabischen übersetzt „Vorstellungskraft“.
Der Duft lässt jedoch nur einen begrenzten Rahmen für innere Bilder zu, da die Assoziation zur reichhaltigen Dove oder Nivea Körpercreme bereits vorgegeben zu sein scheint. Frisch geduscht, Sauberkeit und weiße Bettwäsche schenken das Gefühl von Geborgenheit und Angekommen sein. Einfach wohlfühlen. Eine liebevolle Person, die es aufrichtig gut meint und gestärkte Laken bis zur Nasenspitze hochzieht, um sicher zu gehen, dass die Kälte keinen Schlupfwinkel findet.
Im „sauberen“ Cotton-Rahmen sind der Vorstellungskraft dann keine Grenzen mehr gesetzt.
Takhail ist nicht altmodisch, auch wenn die Babushka Erwähnung fand. Eher vertraut. Trotz leicht süßer Anklänge könnten auch Herren an ihm Gefallen finden. Nichts sticht, nichts stört. Keine synthetischen Nadeln, wie sie zur Zeit öfters in arabischen Parfums zu finden sind. Dem Statement von Smellnice zu urteilen, soll der Duft alkoholfrei sein, weshalb die Dosierung auf Textilien eher zu bedenken ist.
Takhail würde ich nicht als Waschmittelduft bezeichnen, eher als eingecremter Hautduft ohne Vanille und anderen überflüssigen Blüten.
Der Flakon lässt weiterträumen, wenn man es sich bereits gemütlich gemacht hat. Gefrostetes, durchsichtiges Glas mit hübschem, orientalischen Muster. Das Schleifchen verleiht eine romantische Note. Auch die milchig weiße Flüssigkeit ist im Gesamtbild stimmig. Insgesamt eine Veredelung für jeden Schminktisch, schön drapiert neben Perlenketten und Puderdosen.
Als Büroduft oder im Kunden-/ Patientenkontakt kann ich mir Takhail durchaus auch vorstellen.
Die Haltbarkeit bewegt sich im moderaten Bereich, die Sillage ist erstaunlich dicht für einen sauberen Cremeduft. Ein bis zwei Sprüher reichen, um ihn sehr gut wahrzunehmen. Nivea hingegen verhält sich wie ein wässriges Schlückchen.
Der erste Test löste eine Schockliebe aus, die mich alle Sandstürme vergessen ließen.
Danke Duftwolke77, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast, Takhail kennenzulernen. Seit dem ist er bei mir eingezogen. Manchmal weiß man es sofort, wenn man sein zuhause gefunden hat. Er ist unfassbar schön.
19 Antworten
Man sieht sich immer zweimal
Der Verriss soll keinem Liebhaber des Dufts zu Nahe treten, es sollte eher mit einem Zwinkern zu lesen sein.
Was gibt es schöneres, als an einem Montag Morgen im Sommer mit der Bahn auf die Arbeit zu fahren? Der einzige Trost sind die vertrauten Gesichter am Gleis, die mir aufmunternd zum Gruße zunickten. Wir teilten also das gleiche Schicksal und saßen auch gewohnheitsmäßig auf den gleichen Plätzen.
Ein neuer Fahrgast kam in unser Abteil und pflanzte sich mit einem riesigen Rollkasten mit Lenkstange raumeinnehmend dazu. Was sich wohl in diesem mobilen Sarg befand? Ich ahnte noch nicht, dass ich meine Neugier in wenigen Stunden bereuen würde.
Ich bemerkte, dass alle Augenpaare entsetzt auf ihn gerichtet waren, während er eine Dose mit Warnzeichen auf hochgiftige Inhaltsstoffe aus seinem Rucksack herausholte. Pfeifend kippte er den Inhalt über ein kleines Schälchen Fruchtsalat und vermatschte alles mit einem Plastiklöffel zu einem Kompott. „Kacke“ sagte er, während er mit Spucke auf dem Daumen versuchte, gespritzte Matschflecken von seinem türkisen Samtanzug zu entfernen. Ging natürlich nicht. Das Zeug hielt wie Pattex. Eine ungeschickte Handbewegung und der Fruchtsalat klatschte gegen die Decke und regnete auf uns herab. Undankbar wie wir waren, rissen wir durch den Mund atmend die quietschenden Klappfenster auf. Was für eine chemische Geruchswolke! Das Sommerthermometer stieg und der Gärungsprozess nahm zu. Als der Fahrkartenkontrolleur kam, schmiss er den Herrn bei der nächsten Station raus. Aha. Dosenobst, aber kein Ticket haben. Die Menge applaudierte und winkte ihm durch die Scheibe zu. Seinen Kasten ziehend, winkte er fröhlich mit der freien Hand zurück. Vielleicht würden wir irgendwann wieder aufatmen können.
Fragt mich nicht wie ich es mit tränenden Augen und zerrütteter Hochsteckfrisur ins Büro geschafft habe. Melli erschrak, als sie mich sah. Ich muss wohl wie ein Waschbär ausgesehen haben mit der verlaufenen Mascara.
„Was ist denn mit dir passiert? Mach dich etwas frisch, gleich wird der Neue vorgestellt. Er verspätet sich etwas.“
Ach stimmt, der neue Kollege hatte heute seinen Einstand. Regina, unsere gute Seele flüsterte uns zu „Wir müssen nett zu ihm sein, ich hab gehört er ist der Erbe!“
„Der Erbe? Von was? Der Firma?“ Mein Puls beschleunigte sich als ich mich im Spiegel durch eine Papiertüte atmen sah. Das Zugtrauma saß noch tief. Wie sollte man in dem Aufzug einen guten Eindruck hinterlassen?
Eine Stunde später fand sich die ganze Belegschaft erwartungsvoll im Konferenzsaal zusammen. Ich verdrängte den Gedanken an ein Déjà-vu, aber weshalb bekam ich diesen stechenden Geruch immer noch nicht aus der Nase? Mein Kopf schmerzte entsetzlich.
„Ja hallo, ich bin der Erba Pura“, hörte ich eine laute, euphorische Stimme. Ich traute meinen Augen kaum, denn da stand der junge Mann aus dem Zug in seinem türkis farbenen Samtanzug mit Matschfleck am Revers. Zweifellos sah er gut aus. Er rieb seine Handinnenflächen aneinander, sodass das Hemd über seiner ausgeprägten Muskulatur unter dem Jackett gut spannte.
„Regina, das is nich der Erbe, der heißt nur so“, flüsterte Melli. Regina glotzte wie ein Fragezeichen und schaltete ihr Hörgerät wieder ein.
„Ja was soll ich sagen? Ich bin der Neue und hab was zum Einstand mitgebracht. 70 Kilo stabilen Fruchtsalat. Selbstgemacht.“ Ist ja nett, aber meine Güte weshalb schrie er so ins Mikrophon bis es eine Rückkopplung gab?
Er grinste stolz und lud mit einer Handbewegung zu dem Rollkasten ein, sich daraus zu bedienen. Aha. Das Rätsel war gelüftet.
In dem Moment als Inge den Deckel vom Bottich im Kasten nahm, ging ein Raunen durch den Saal und sie kippte rückwärts um. Ricardo war nicht mehr in der Lage sie aufzufangen, weil die hohe Konzentration auch ihn umwarf. Die Dämpfe erschlugen die Mitarbeiter wie Dominosteine.
„Was um alles in der Welt machen denn Nadeln im Salat?“ fragte der Geschäftsführer japsend, während er seine Krawatte vom Hals riss.
Nun ja es waren keine Nadeln, sondern Ambroxenid. Das was Erba als stabil empfand, stach den Kollegen wortwörtlich die Gehirne aus den Buchsen. Ambroxenid ist nach meinen Recherchen ein synthetischer Stoff, der als Duftverstärker dient.
Erba Pura ist mein persönlicher Endgegner. Meine Nase riecht einen chemisch, stechenden Fruchtsalat. Süß, laut, nach Aufmerksamkeit brüllend. Genau- durchs Mikrophon. Nicht mehr und nicht weniger. Nichts ist hier filigran oder dezent. Haltbarkeit: Ich sag’s in Erbas Worten: „Perfekter Beastmode!“ Sillage holt längst dahin Geschiedene aus ihren Gräbern. Shaghaf Oud ist ein Hosenscheißer dagegen.
Im Freien, aus weiter Ferne oder durch eine Glasscheibe getrennt, ist Erba Pura in Ordnung. Auch in homöopathischer Dosierung, wie zB durch den Duftnebel zu schreiten, noch vertretbar. In geschlossenen Räumen und in unmittelbarer Nähe kann es in schlimmsten Fällen in höherer Dosierung von Kopfschmerzen und Übelkeit, zur Atemnot bis zum Herzstillstand von Unbeteiligten führen. Ok Herzstillstand war übertrieben, aber fühlt sich so an. Demnach kann diese Rezension auch als Triggerwarnung betrachtet werden.
Wer jedoch unvorbereitet mit dem Duft konfrontiert wird, zB in einem Getränkemarkt, möchte ich mit dem Gedanken trösten, dass jeder Trend mal vorbei geht. Und auch jeder das Recht hat, zu tragen was gefällt.
Was gibt es schöneres, als an einem Montag Morgen im Sommer mit der Bahn auf die Arbeit zu fahren? Der einzige Trost sind die vertrauten Gesichter am Gleis, die mir aufmunternd zum Gruße zunickten. Wir teilten also das gleiche Schicksal und saßen auch gewohnheitsmäßig auf den gleichen Plätzen.
Ein neuer Fahrgast kam in unser Abteil und pflanzte sich mit einem riesigen Rollkasten mit Lenkstange raumeinnehmend dazu. Was sich wohl in diesem mobilen Sarg befand? Ich ahnte noch nicht, dass ich meine Neugier in wenigen Stunden bereuen würde.
Ich bemerkte, dass alle Augenpaare entsetzt auf ihn gerichtet waren, während er eine Dose mit Warnzeichen auf hochgiftige Inhaltsstoffe aus seinem Rucksack herausholte. Pfeifend kippte er den Inhalt über ein kleines Schälchen Fruchtsalat und vermatschte alles mit einem Plastiklöffel zu einem Kompott. „Kacke“ sagte er, während er mit Spucke auf dem Daumen versuchte, gespritzte Matschflecken von seinem türkisen Samtanzug zu entfernen. Ging natürlich nicht. Das Zeug hielt wie Pattex. Eine ungeschickte Handbewegung und der Fruchtsalat klatschte gegen die Decke und regnete auf uns herab. Undankbar wie wir waren, rissen wir durch den Mund atmend die quietschenden Klappfenster auf. Was für eine chemische Geruchswolke! Das Sommerthermometer stieg und der Gärungsprozess nahm zu. Als der Fahrkartenkontrolleur kam, schmiss er den Herrn bei der nächsten Station raus. Aha. Dosenobst, aber kein Ticket haben. Die Menge applaudierte und winkte ihm durch die Scheibe zu. Seinen Kasten ziehend, winkte er fröhlich mit der freien Hand zurück. Vielleicht würden wir irgendwann wieder aufatmen können.
Fragt mich nicht wie ich es mit tränenden Augen und zerrütteter Hochsteckfrisur ins Büro geschafft habe. Melli erschrak, als sie mich sah. Ich muss wohl wie ein Waschbär ausgesehen haben mit der verlaufenen Mascara.
„Was ist denn mit dir passiert? Mach dich etwas frisch, gleich wird der Neue vorgestellt. Er verspätet sich etwas.“
Ach stimmt, der neue Kollege hatte heute seinen Einstand. Regina, unsere gute Seele flüsterte uns zu „Wir müssen nett zu ihm sein, ich hab gehört er ist der Erbe!“
„Der Erbe? Von was? Der Firma?“ Mein Puls beschleunigte sich als ich mich im Spiegel durch eine Papiertüte atmen sah. Das Zugtrauma saß noch tief. Wie sollte man in dem Aufzug einen guten Eindruck hinterlassen?
Eine Stunde später fand sich die ganze Belegschaft erwartungsvoll im Konferenzsaal zusammen. Ich verdrängte den Gedanken an ein Déjà-vu, aber weshalb bekam ich diesen stechenden Geruch immer noch nicht aus der Nase? Mein Kopf schmerzte entsetzlich.
„Ja hallo, ich bin der Erba Pura“, hörte ich eine laute, euphorische Stimme. Ich traute meinen Augen kaum, denn da stand der junge Mann aus dem Zug in seinem türkis farbenen Samtanzug mit Matschfleck am Revers. Zweifellos sah er gut aus. Er rieb seine Handinnenflächen aneinander, sodass das Hemd über seiner ausgeprägten Muskulatur unter dem Jackett gut spannte.
„Regina, das is nich der Erbe, der heißt nur so“, flüsterte Melli. Regina glotzte wie ein Fragezeichen und schaltete ihr Hörgerät wieder ein.
„Ja was soll ich sagen? Ich bin der Neue und hab was zum Einstand mitgebracht. 70 Kilo stabilen Fruchtsalat. Selbstgemacht.“ Ist ja nett, aber meine Güte weshalb schrie er so ins Mikrophon bis es eine Rückkopplung gab?
Er grinste stolz und lud mit einer Handbewegung zu dem Rollkasten ein, sich daraus zu bedienen. Aha. Das Rätsel war gelüftet.
In dem Moment als Inge den Deckel vom Bottich im Kasten nahm, ging ein Raunen durch den Saal und sie kippte rückwärts um. Ricardo war nicht mehr in der Lage sie aufzufangen, weil die hohe Konzentration auch ihn umwarf. Die Dämpfe erschlugen die Mitarbeiter wie Dominosteine.
„Was um alles in der Welt machen denn Nadeln im Salat?“ fragte der Geschäftsführer japsend, während er seine Krawatte vom Hals riss.
Nun ja es waren keine Nadeln, sondern Ambroxenid. Das was Erba als stabil empfand, stach den Kollegen wortwörtlich die Gehirne aus den Buchsen. Ambroxenid ist nach meinen Recherchen ein synthetischer Stoff, der als Duftverstärker dient.
Erba Pura ist mein persönlicher Endgegner. Meine Nase riecht einen chemisch, stechenden Fruchtsalat. Süß, laut, nach Aufmerksamkeit brüllend. Genau- durchs Mikrophon. Nicht mehr und nicht weniger. Nichts ist hier filigran oder dezent. Haltbarkeit: Ich sag’s in Erbas Worten: „Perfekter Beastmode!“ Sillage holt längst dahin Geschiedene aus ihren Gräbern. Shaghaf Oud ist ein Hosenscheißer dagegen.
Im Freien, aus weiter Ferne oder durch eine Glasscheibe getrennt, ist Erba Pura in Ordnung. Auch in homöopathischer Dosierung, wie zB durch den Duftnebel zu schreiten, noch vertretbar. In geschlossenen Räumen und in unmittelbarer Nähe kann es in schlimmsten Fällen in höherer Dosierung von Kopfschmerzen und Übelkeit, zur Atemnot bis zum Herzstillstand von Unbeteiligten führen. Ok Herzstillstand war übertrieben, aber fühlt sich so an. Demnach kann diese Rezension auch als Triggerwarnung betrachtet werden.
Wer jedoch unvorbereitet mit dem Duft konfrontiert wird, zB in einem Getränkemarkt, möchte ich mit dem Gedanken trösten, dass jeder Trend mal vorbei geht. Und auch jeder das Recht hat, zu tragen was gefällt.
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