Turbobean
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vor 3 Jahren - 30.10.2022
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Der perfektionistische Parfumo

Ist Perfektionismus eigentlich positiv oder negativ? Beides ist möglich. Perfektionismus hat sowohl positive, als auch negative Seiten. Grundsätzlich ist es ja nichts Schlechtes, wenn man versucht, die Dinge ordentlich zu erledigen.

In meinem Freundeskreis gibt es allerdings eine Dame, die sich mit ihrem Perfektionismus das Leben sehr viel schwerer macht, als es eigentlich sein müsste. Alles wird bis ins kleinste Detail perfekt abgeliefert. Wenn sie mir beispielsweise zwanzig Euro in den Briefkasten wirft, dann steht auf dem Briefumschlag nicht einfach „An Turbo, von Hanna“, sondern es muss die komplette Anschrift der Absenderin und des Adressaten aufgeführt werden. Im Innern findet sich noch eine ellenlange Erklärung, wofür das Geld ist (anstatt „wie besprochen, schöne Grüße“). Sie kann halt nicht anders.

Ich sage mal so: Der Mittelweg ist meistens eine gute Lösung. Man kann sich ja Mühe geben, sollte aber auch nichts übertreiben.

Aber warum schreibe ich das hier?

Was meine persönliche Parfumsammlung angeht, hege ich nämlich ebenfalls einen leichten Perfektionismus-Verdacht. Es gibt so viele hervorragende Düfte. Aber warum selektiere ich so stark, dass es am Ende weniger als zehn Flakons in meine Sammlung geschafft haben?

Ich bin leicht zu begeistern (für gute Sachen). Somit wäre eine Sammlung im unteren dreistelligen Bereich durchaus nicht unrealistisch. Gleichzeitig denke ich aber auch sehr rational. Als ich über meine Entscheidungsgrundlage für den Kauf eines Duftes nachgedacht habe, bin ich zu einem Ergebnis gekommen, das sich leicht grafisch darstellen lässt:


Düfte, die ich außerordentlich schätze gibt es etwa 150 oder mehr.

Düfte, die ich außerordentlich schätze UND die ich tragen möchte gibt es nur etwa 15.

Düfte, die ich außerordentlich schätze und die ich tragen möchte, UND deren Preis ich akzeptieren kann, gibt es derzeit genau 8: Meine Sammlung.

In diesem Fall sehe ich einen gewissen Perfektionismus bei der Parfum-Auswahl als etwas sehr Positives. Ich verzettele mich nicht und habe außerdem eine Signatur-Duftsammlung, da Andere meine Düfte wiedererkennen, weil immer so ziemlich die gleichen trage. Ich find‘s gut.

22 Antworten
MichokoMichoko vor 3 Jahren
1
Cooler Beitrag, bin ganz bei dir
YataganYatagan vor 3 Jahren
1
Ah, hier hast Du ja deinen Ansatz dargelegt. Interessant!
StulleStulle vor 3 Jahren
2
Ach, Perfektionismus..... der kommt mir mehr als bekannt vor, aber nicht in Bezug auf Düfte. Da denke ich eher an Haben oder Sein. Eine große Duftsammlung verbessert ja nicht automatisch mein Leben bzw. die Dinge, die mir wirklich wichtig sind.
Und gleichzeitig verstehe ich jeden, der sich dem hingibt, weil es einfach RIESIGEN Spaß macht :)
MonsieurTestMonsieurTest vor 3 Jahren
1
Bewundernswert abgezirkelte Herangehensweise und überschaubare Sammlung. Vielleicht lande ich da irgendwann (müssten aber wohl irgendwelche äußere Verkleinerungszwänge dazukommen).
Bis dahin liebe ich den Archivgedanken des Bewahrens selten werdender Schättchen und des jederzeit auf Abwechslungsreiches Zugreifenkönnen :-)).
TurbobeanTurbobean vor 3 Jahren
Aber ja! Jedem das Seine, jedem Tierchen sein Pläsierchen und jeder Jeck ist anders 😊
SchatzSucherSchatzSucher vor 3 Jahren
1
Och, ich bin da auch ganz pragmatisch. Ich mochte schon immer die Abwechslung ;-)
Aber ich weiß auch, wann was nicht mehr geht und daß Wünsche nicht um jeden Preis erfüllt werden müssen.
ExUserExUser vor 3 Jahren
3
Den letzten Satz mag ich....... nicht alles was mir gefällt muss ich auch zwangsläufig haben.
Fresh21Fresh21 vor 3 Jahren
2
Du kennst >150 Düfte, die du außerordentlich schätzt, aber nicht unbedingt tragen möchtest, sodass es zu keinem Kauf kommt. Das aber geht bei mir nicht zusammen. Sobald ich einen solchen Duft entdecke (Note 8,5-10), kaufe ich ihn auch (offensichtlich teste ich nicht so gründlich wie du und schlage schneller zu, so dass ein Großteil doch irgendwann wieder rausfliegt 😜). Aber es läuft auf dasselbe hinaus: eine kleine feine Sammlung von vielleicht 10-12 Düften, die ich über viele Jahre immer wieder gerne trage, ohne mich zu langweilen. DIE zu finden, scheint eine hohe Kunst zu sein;)
TurbobeanTurbobean vor 3 Jahren
Absolut, Kollege Freshi, DIE zu finden, ist die hohe Kunst.
Fresh21Fresh21 vor 3 Jahren
1
Schöner Artikel, lieber Kollege... und ich bin mittlerweile ähnlich minimalistisch unterwegs. Meine Hauptparameter, die die Auswahl sehr einschränken: viele mag-nicht-Duftrichtungen und -Noten, und ich bin Nutzer, kein Sammler (was ich zu selten trage wird wieder verkauft). Ergebnis: von bisher ca. 850 erschnüffelten Parfums vergebe ich nur zehn die Noten 8,5-10, von meinen derzeitig 16 Düften wandern 3 bald auf die Verkaufsliste, und ohne die ich nicht mehr will, sind aktuell nur 8 Parfums 😉 Eines aber unterscheidet uns:
AxiomaticAxiomatic vor 3 Jahren
1
Grins, ich bewundere Deine Reduktion auf 8 Düfte. Deine Sammlung hat einen roten Faden, gefällt mir.
Vielleicht werde ich eines Tages Deinen Ansatz folgen, aber bis dahin möchte ich auf der einen Seite in Erinnerungen schwelgen und und auf der anderen Spaß mit zum Teil lauten Düften haben.
Sehr netter Blogbeitrag!
PollitaPollita vor 3 Jahren
2
Wie machst Du das? Ich will auch weniger als 30 haben 😂
ExUserExUser vor 3 Jahren
2
Düfte,die ihr Geld irgendwie wie wert sind. Creed? Sehr,sehr subjektiv!
TurbobeanTurbobean vor 3 Jahren
3
Absolut. Meine vier liebsten Düfte sind alle von Creed. Ich bin sehr glücklich, dass es sie gibt. Und ich bin außerdem sehr froh, dass das nicht jeder so sieht (riecht).
ExUserExUser vor 3 Jahren
2
Ich find's auch gut!
Und ich handhabe es ähnlich, deshalb ist meine Sammlung nie aus dem Ruder gelaufen u. inzwischen da wo sie jetzt ist.
ExUserExUser vor 3 Jahren
1
Hui! Ich bewundere Dich!
ExUserExUser vor 3 Jahren
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Finde ich gut und erstrebenswert... entspricht aber nicht meinem Wesen. Das muss ich, nicht ohne Bedauern, feststellen. Also heißt das in meinem Fall, immer wieder mal aussortieren/ neu ordnen und überdenken. Bei zuviel an Materie, verliere ich nämlich zusätzlich schnell den Überblick. Trotzdem lese ich mir immer wieder mal Düfte schön und ordere Abfüllungen. Der ein oder andere Blindkauf kommt auch hin und wieder vor.... und das Hamsterrad dreht sich von neuem ^^
ApplejackApplejack vor 3 Jahren
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Bin gerade - wieder einmal - am Aussortieren und überdenken. Du sprichst mir aus der Seele!
Bisschen frustriert bin ich ja schon, weil ich so vieles gar nicht tragen kann 🤯 Will auf 50 Düfte runter, habe vor Parfumo 32 gehabt 🙈
Helena1411Helena1411 vor 3 Jahren
1
Ich wünschte, ich besäße Deinen Pragmatismus sowie Rationalismus, dann stünde ich nicht vor meiner eigenen viel (!!!) zu großen Sammlung… aber ich besitze beides scheinbar nicht oder ich verfalle zu sehr den Verlockungen der Duftwelt. Wie auch immer, Deine Sammlungsgröße zu erreichen scheint mir unerreichbar; für Dich in mehrerlei Hinsicht aber gut: Überschaubar, tragbar, finanzierbar. Inklusive Wiedererkennungwert. So gesehen alles richtig gemacht.
Helena1411Helena1411 vor 3 Jahren
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Und mir ist Deine diplomatische Art, eine Monster-Sammlung als ein kleines bisschen aus dem Ruder gelaufen zu bezeichnen, grundsympathisch 😉 Das hört sich gleich viel angenehmer an 🙈😆
TurbobeanTurbobean vor 3 Jahren
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Ja, liebe Kollegin, bei Dir scheint die Sache ein ganz kleines bisschen aus dem Ruder gelaufen zu sein 😄
Aber ich finde Begeisterungsfähigkeit grundsympathisch 😊
ChocomazapanChocomazapan vor 3 Jahren
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Hi. Mega Statement, ich habe es nie so rational betrachtet. Bin eher der Typ "OMG, riecht das toll! Haben wollen 🤤" Und erst danach kommt die Ernüchterung "ach nee, doch nicht, werde ich nie tragen, das bin ich doch nicht.." und habe aber dann die Bescherung, in Form von vieeele wunderschöne Düfte, die ich nie tragen werde. Ich werde definitiv dein Ansatz testen. Vielen Dank für den Denkanstoß! 🏆 VG

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