Turbobean
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vor 1 Jahr - 20.01.2023
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Blindkäufe – Ein kleiner Scherz mit ernstem Hintergrund.

Als gestern der Blindkauf-Blog der lieben Kollegin Silvana262 an prominenter Stelle platziert wurde, dachte ich mir „Oha! Statt von Blindkäufen abzuraten, wird dafür geworben.“ Und mit einem Schmunzeln: „Da kommt parfumo.de seiner Fürsorgepflicht ja in keinster Weise nach.“

So lautete dann auch meine Antwort unter diesem Blog.

Da meine humorvoll gemeinte Anmerkung auch als Kritik an Silvana262 und ihrem Blog missverstanden werden konnte (und missverstanden wurde), hat die Moderation meinen Beitrag gelöscht. Einverstanden.

Die Sache könnte nun von mir mit dem Hinweis „Ich hab‘s doch nicht böse gemeint.“ abgeschlossen werden. Dies soll hiermit auch geschehen, aber meine Gedanken zum Thema „Blindkäufe“ möchte ich bei dieser Gelegenheit noch anfügen.

Schließlich ist parfumo.de ja keine Propagandaseite der Parfum-Industrie, sondern ein Treffpunkt für erfahrene und unerfahrene Parfumliebhaber*innen. Parfumkäufe, die durch dieses Forum verursacht wurden, sollen doch Menschen Freude machen, und nicht die Parfumhersteller noch reicher werden lassen, weil alle kaufen, kaufen, kaufen.

Ich selbst weiß genau wie es ist, wenn man sich für eine Sache begeistert und nicht mehr aufhören mag, Artikel zu kaufen. Als ich vor etwa 20 Jahren meine Liebe für hochwertige Weine entdeckte, war ich vor Begeisterung kaum noch zu halten. Diese neue Genusswelt faszinierte mich und ich saß jeden Abend vor dem Computer und machte neue Entdeckungen, die schnurstracks in meinem Einkaufswagen landeten. (Zum Leidwesen meines Packetboten, denn so ein 12er-Karton hat schon ein Gewicht.)

Ich brauchte einige Zeit, um aus dieser Trance zu erwachen und zu realisieren, dass ich es ein wenig übertrieb. Daraus zog ich dann meine Lehren, was mir bei meiner Begeisterung für Düfte nun zugute kommt. (Mein Motto heute: „No Filler, just Killer“.)

Und wenn ich so manche Blogs und Posts hier lese, dann sehe ich förmlich die Kontoauszüge mit den dicken Minusbeträgen vor mir. Es wird gekauft, was das Zeug hält, oftmals auch blind, aufgrund von Empfehlungen, Youtube-Videos oder Duftpyramiden.

Ich bin keine Spaßbremse und auch kein Ritter der Vernunft. Aber Blindkäufe machen oft wirklich wenig Sinn. Sie kosten Geld und verwässern die Parfumsammlung. Es ist schon ein Unterschied, ob man einen Duft erwirbt, weil er einem gefällt, oder ob man zugreift, weil er einem gefallen könnte.

Und machen wir uns nichts vor: Viele Käufe, egal ob Kleidungsstücke, Schuhe, Handtaschen oder eben Parfums, sind Lustkäufe oder gar Frustkäufe. Und für viele Leute gilt es zu lernen, sich solche Käufe zu verkneifen, wenn sie ihren Dispo nicht massiv in‘s Minus bringen möchten.

Die Liebe zu Düften kann das Leben so sehr bereichern. Aber sie kann auch dazu führen, dass man sein Geld zum Fenster herauswirft für Produkte, die man letztendlich gar nicht haben will.

Dagegen ist eine kompakte Sammlung, ausschließlich mit Düften, die man wirklich schätzt, eine der bereicherndsten Anschaffungen, die ich mir vorstellen kann. Wie Freunde, die einen begleiten und ermutigen.

Und ich weiß natürlich auch, dass nicht jede große Sammlung das Ergebnis von unkontrollierter Kaufsucht ist, sondern die Folge einer jahrzehntelangen Liebe zu Düften, und der bewussten Entscheidung, dass man eine große Menge Flakons um sich haben möchte. Aber es gibt eben auch eine dunkle Seite, die schon viele Menschen viel zu viel Geld gekostet hat.

Sowohl die spannende Lust an Blindkäufen, als auch die Freude an einer ausgesuchten Sammlung sind Facetten der wunderbaren Parfumo-Welt. Aber beide Vergnügen gehen selten Hand in Hand.

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