Ergreifend
14.08.2016 - 07:35 Uhr
32
Top Rezension
6
Preis
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
5.5
Duft

Blut lecken

und Blut spucken ist nicht dasselbe.
Wenn auch der Bestand der Gleiche ist.

Bei diesem Duft ist es so, dass er an und ab törnt. Nicht jedermanns Sache. Dies ist gewiss. Etwas, was eigenartig rüberkommt. Skurril. Schattig. Aasig. Nicht von dieser Welt. Aber auch nicht vom Mars, vom Jupiter.. oder sonst wo. Der Duft hängt wie eine Matte im Universum. Dort gehört er auch hin. Nicht auf die Haut oder auf die feine Kleidung. Mal riechen - vollkommen ok. Interessant, was sich da alles auftut. Ein schwarzes Loch, das alles mitreißt. Mit einem ätzenden, "pissigen" Nachgeschmack. Lecker ist was anderes! Aber da schwingt etwas morsches, etwas knarzig, durchaus wildes und intrigantes mit - was anzieht. Auch wenn dies nur für einen kurzen Moment ist. Also, wer noch keine Leichen im Keller hat, der sollte auf dieses Mittel zurückgreifen.

Der Duft an sich ist erschlagen von Blumen, die vom Friedhof daher getragen wurden. Leblos und matt. Ein Hauch von schimmliger Abstinenz. Übergreifend darüber eine drückende, feuchte Luft, die mir die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Auch der Puls rastet nicht und mein Gehirn läuft auch Hochtouren um die ganzen Sinnens Einbrüche einzuordnen. Konservieren will und kann ich ihn nicht. Dafür ist er mir einfach zu dreckig, zu animalisch, zu "nicht von dieser Welt".

Zugegeben, es ist schwer etwas genau herauszuriechen. Die Sinne werden überflutet und er besteht für meine Nase nur aus feucht, dreckigen Blumen, die sich über ein Gebiet ausbreiten, das nur noch aus wilden Gras und Sümpfen besteht. Und dann immer wieder diese animalische Kluft, die sich im Duft auftut. Urin kommt auch mir bald in den Sinn, der sich in an alles hartnäckig, festmacht. Doch diese Note wird immer wieder von einem starken Wind weggetrieben. Dicke, graue Mauern ziehen sich auf. Der Himmel bedeckt mit schwarzen Wolken. So setzt sich der Duft in meinen Kopf ab. Unerreicht. Kahl. Nicht mal ein bisschen mit Graffitis besprüht.

Die herannahende Wucht, die anfangs noch so brutal über meine Sinne fegte, legt sich nach einer Stunde nur minimal. Die animalischen Hiebe sind leiser geworden und schwingen sachte mit dem Wind dahin. Zugegeben, dort hat er eine Phase, wo er etwas aufblüht. Er bringt mir knarzige Würze herbei, die diesen sachten animalischen Unterton in sich hat. Ich ertappte mich bei den Gedanken und musste mich fast schämen :D

Der Urin Beigeschmack kam aber dann wieder zurück und so wusch ich ihn ab. Blut lecken kann man mit ihm, aber umso mehr Blut spucken!

Die Haltbarkeit ist gnadenlos und er umrandet mich wie ein heißer Luftballon, der von allen Seiten zudrückt. Eine krasse Erfahrung, die ich nicht missen will. Aber endlos geil extrem "hardcore" oder abgrundtief abstoßend finde ich den Duft nicht. Sonst hätte ich da vielmehr dreckige Spucke und Metall ins Blut reingemischt.
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