N°19 Poudré 2011

Turandot
09.08.2011 - 16:41 Uhr
58
Top Rezension
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft

Ich freu mich drauf.

Ein herzliches Dankeschön an Snoopy, denn im wirklichen Leben konnte ich No. 19 Poudré immer noch nicht testen. Ja inzwischen bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob wir den Duft überhaupt im Sortiment haben werden, denn bisher wurde er uns noch gar nicht vorgestellt. Nun kann ich also endlich testen, ob Poudré meiner Vorstellung eines Chanel-Duftes gerecht wird.

Bei Chanel gibt es ja – anders als z.B. bei Guerlain mehrere, deutlich unterschiedliche Strömungen. Da ist das legendäre, elegante, aber etwas sperrige No.5, das es mit seiner deutlichen Aldehyd-Note manchen Damen etwas schwer macht, es zu lieben. Die große Robe mit Pomp und Brokat kommt uns in schwarz-gold und ist natürlich Coco. Das verspielte Mädchen, frech und sexy ist Coco Mademoiselle. Chance ist unbefangen, fröhlich und modern. Cristalle, der Unisex-Duft, der Klarheit, Frische und Energie verkörpert und No. 19, bisher mein Lieblingsduft unter den „normalen“ Chanel-Parfums ist eher der Duft für die Unnahbare, die sich im Hosenanzug wohler fühlt als im Blümchenkleid. Ich war natürlich gespannt, ob Poudré sich als Anhängsel oder Ergänzung zu No.19 entpuppen wird.

Der Beginn hat mich schon verblüfft. Keine Chanel-typische synthetisch-aldehydige Kopfnote will erst verdaut werden, bevor sich der Duft offenbart, sondern der Auftakt ist hellgrün, zart und fein. Er macht es uns leicht, ihn weiter schnuppern zu wollen. Das manchmal schwierige Galbanum verhält sich zurückhaltend und so gleitet dieses gefällige, harmonische Entree mit nur ganz zarten zitrischen Anklängen in das Herz von Poudré über. Iris und Jasmin sind deutlich zu erkennen, aber auch in sehr dezenter Manier. Und hier sind durchaus Parallelen zu Infusion d`Iris bemerken, allerdings längst nicht so ausgeprägt. Und bedeutend subtiler als beim Prada-Duft, den ich zwar auch schön finde, der mir aber bei häufigem Gebrauch auf die Nerven geht.
Während das Original No.19 bis in den Ausklang herbblumig und mitunter ein bisschen kratzbürstig wirkt, klingt Poudré seinem Namen gerecht werdend weich, pudrig und schmeichelnd aus. Hier glättet die Tonkabohne die Rauhheit des Vetiver. Ein Hauch Iris ist auch immer noch zu erkennen. Für eine eingefleischte No.19-Liebhaberin ist das alles vielleicht etwas zu brav. Aber die wird sowieso nicht umsteigen, höchstens ergänzen an Tagen, an denen sie weicher gestimmt ist, und trotzdem einen unsüssen, „sauberen“ Duft möchte.

Warum nun wurde gerade No.19 als Nahmensgeber verwendet? Haben die beiden Düfte überhaupt etwas gemeinsam? Ich finde ja. Wer unsüsse, helle Eleganz liebt, auf Fruchtiges gut und gerne verzichten kann, nicht schon wieder einen rosenlastigen Duft mag und lieber kühle Klarheit als Orientalischen Glamour bevorzugt, wird sich mit No.19 Poudre sicher wohl fühlen. Und ich kann mir vorstellen, dass manche Dame, der No. 19 doch zu schwierig ist, dem gefälligeren neuen Duft eine Chance geben wird.
Poudré ist weicher als No.19, eleganter als Cristalle, damenhafter als Chance, ruhiger als Mademoiselle, alltagstauglicher und zurückhaltender als Coco und dezenter als No. 5. So gesehen, hat Chanel mit dem neuen Duft durchaus eine neue Zielgruppe erfasst.

Einen kleinen Wehrmutstropfen habe ich auch entdeckt. Die Haltbarkeit von No.19 Poudre´ ist leider auch dezent. Eine Überdosierung ist kaum möglich und man sollte den Taschenzerstäuber nicht zu Hause lassen. Aber vielleicht wird der Duft damit jenen Kundinnen gerecht, die leise Düfte bevorzugen und lieber ab und zu nachlegen, um die Dosierung selbst in der Hand zu haben.
Nun hoffe ich sehr, dass ich No.19 Poudré auch im Original kennen lernen kann. Mein Eau Premiere geht langsam zu Ende. Das war mein „Dienstduft“ im Geschäft. Poudre könnte ihn gerne ablösen.
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