14.12.2016 - 06:18 Uhr
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Die Faszination eines Beutetiers
Hatte ich geschrieben, ich hätte mit Lipstick On meinen Lippenstift-Duft schon gefunden? Ich dachte ich hätte es. Aber dann bekam ich von Simetra einen Flakon Ambre et Vanille. Vielen, vielen Dank! Schon als ich den Deckel vom Sprühkopf nehme, denke ich: Lippenstift! Cremiger Vintage-Lippenstift! Ich liebe Vintage-Lippenstift-Duft, auch wenn ich schon ahne, dass mein Mann den altbacken finden wird. Und natürlich musste ich dann auch sofort sprühen: Aber, holla, die Waldfee - uiii, das war Lippenstift mit Bergamotte auf Heliotrop! Intensiv, sehr speziell. Plötzlich kommen dahinter noch enorm viele andere Noten zum Vorschein und schon in Minute zwei erinnert der Duft mich an Ligea von Carthusia, was aber in Minute 5 schon wieder abklingt. Dafür frage ich mich nun, ob ich es mit einem versteckten Chypre zu tun habe, was aber in Minute 7 schon wieder abklingt. Also, Achtung: Der Duft in diesem zarten Schafspelz-Fläschchen überrollt die ahnungslose Parfuma mit der Intensität eines Wolfsrudels.
Ich habe nichts gegen Wölfe, ich bin ja kein kein Beutetier - oder doch?
Wenn ich versuche, diese ersten sieben Minuten des Duftes zu entzerren, dann kann ich es folgendermaßen beschreiben: es beginnt mit der Lippenstiftnote, die ich auf Iris, Heliotrop und einen Hauch Tonka zurückführe, wobei Heliotrop für mich deutlich herauszuriechen ist. Gleichzeitig gibt es etwas zitrisch Frisches, das auch ein wenig herb ist und für mich am meisten nach Bergamotte duftet. Unmittelbar darauf kommen sehr viele Noten gleichzeitig dazu und der Duft gewinnt enorm an Komplexität. Hier sind die Orangen dabei, Ylang -Ylang habe ich so nicht herausgerochen, Zimt auch nicht, aber die Komponenten vermischen sich auf eine lebendige Weise miteinander und verleihen dem Duft eine innere Bewegung, die mich fast überfordert. Nun scheint durch die Zitrusfrüchte, Iris und den ersten, nur unterschwellig spürbaren Hauch Patchouli, bei mir eine Assoziation von Chypre zu entstehen.
Nach diesen furiosen etwa sieben ersten Minuten verlangsamt sich die Entwicklung zum Glück.
Aber ein anderes Phänomen taucht auf: Direkt auf der Haut riecht Ambre et Vanille nun recht herb und etwas stechend. Ich führe das auf die Bitterorange zurück. In etwa 25 Zentimetern Abstand erscheint warm-süßlicher Vintage-Lippenstift, ganz und gar weich und ohne jegliche Bissigkeit.
Als sei der Duft nun zweigeteilt.
Ich bin völlig gebannt: Auf der Haut denke ich immernoch ein wenig an Chypre und irgendwie ist mir das zu unbequem herb, dennoch ein wenig wie die Faszination, die von gruseligen Dingen ausgeht. Im Abstand gerochen ist es genau umgekehrt: Da ist mir das zu plüschig-warm-süß bequem und dennoch, auch hier eine Faszination: die von ungehemmter Schwülstigkeit. Einerseits so plüschig und lippenstiftig alt anmutend, aber durch die Süße auch wieder irgendwie bonbonmäßig mädchenhaft. Verrückt! So viele Gegensätze, die jeder für sich in mir eine intensive Ambivalenz zwischen Begeisterung und Ablehnung hervorrufen.
Diese Zweiteilung von auf der Haut und in 25 cm Abstand, bleibt etwa zwei Stunden bestehen, in denen sich immer mehr Vanille in beide Abteilungen hinzugesellt. Von nun an nimmt Ambre et Vanille einen normaleren Verlauf.
Es kommt eine schöne Vanille/Heliotrop/Tonka-Phase mit Iris, wobei es recht viel Tonka ist und das erst Mal fällt mir auf, dass Tonka, wenn es intensiv ist, auch etwas scharf riechen kann.
Im Verlauf der vielen folgenden Stunden entwickelt sich der Duft immer mehr in Richtung Vanille.
Er hält insgesamt weit über 15 Stunden. Am Ende bleibt er lange Zeit einfach als weiche, warme Tonka und Vanillebasis mit Resten von Iris erhalten. Amber, auch wenn im Namen aufgeführt, rieche ich zu keinem Zeitpunkt heraus.
Ich habe jetzt zwei Lippenstift-Düfte. Einen Immergeher und diesen hier, Ambre et Vanille.
Der geht nicht immer. Mit Sicherheit wird er das Umfeld spalten mit seiner Fähigkeit, sowohl Begeisterung als auch Ablehnung hervorzurufen und das auch noch gleichzeitig. Dabei sind Tages- und Jahreszeiten zweitrangig.
Ich bin fasziniert von diesem Duft und kann, seit ich ihn habe, nicht von ihm lassen.
Aber in der Öffentlichkeit: Achtung! Kann altbacken und plüschig wirken! Kann Mitmenschen verschrecken! Aber, kann sicherlich auch dazu führen, dass Menschen es nicht mehr schaffen, sich aus der unmittelbaren Duftaura wieder zu lösen. Diese Leute hätte man dann 12-15 Stunden an den Hacken....
Ich habe nichts gegen Wölfe, ich bin ja kein kein Beutetier - oder doch?
Wenn ich versuche, diese ersten sieben Minuten des Duftes zu entzerren, dann kann ich es folgendermaßen beschreiben: es beginnt mit der Lippenstiftnote, die ich auf Iris, Heliotrop und einen Hauch Tonka zurückführe, wobei Heliotrop für mich deutlich herauszuriechen ist. Gleichzeitig gibt es etwas zitrisch Frisches, das auch ein wenig herb ist und für mich am meisten nach Bergamotte duftet. Unmittelbar darauf kommen sehr viele Noten gleichzeitig dazu und der Duft gewinnt enorm an Komplexität. Hier sind die Orangen dabei, Ylang -Ylang habe ich so nicht herausgerochen, Zimt auch nicht, aber die Komponenten vermischen sich auf eine lebendige Weise miteinander und verleihen dem Duft eine innere Bewegung, die mich fast überfordert. Nun scheint durch die Zitrusfrüchte, Iris und den ersten, nur unterschwellig spürbaren Hauch Patchouli, bei mir eine Assoziation von Chypre zu entstehen.
Nach diesen furiosen etwa sieben ersten Minuten verlangsamt sich die Entwicklung zum Glück.
Aber ein anderes Phänomen taucht auf: Direkt auf der Haut riecht Ambre et Vanille nun recht herb und etwas stechend. Ich führe das auf die Bitterorange zurück. In etwa 25 Zentimetern Abstand erscheint warm-süßlicher Vintage-Lippenstift, ganz und gar weich und ohne jegliche Bissigkeit.
Als sei der Duft nun zweigeteilt.
Ich bin völlig gebannt: Auf der Haut denke ich immernoch ein wenig an Chypre und irgendwie ist mir das zu unbequem herb, dennoch ein wenig wie die Faszination, die von gruseligen Dingen ausgeht. Im Abstand gerochen ist es genau umgekehrt: Da ist mir das zu plüschig-warm-süß bequem und dennoch, auch hier eine Faszination: die von ungehemmter Schwülstigkeit. Einerseits so plüschig und lippenstiftig alt anmutend, aber durch die Süße auch wieder irgendwie bonbonmäßig mädchenhaft. Verrückt! So viele Gegensätze, die jeder für sich in mir eine intensive Ambivalenz zwischen Begeisterung und Ablehnung hervorrufen.
Diese Zweiteilung von auf der Haut und in 25 cm Abstand, bleibt etwa zwei Stunden bestehen, in denen sich immer mehr Vanille in beide Abteilungen hinzugesellt. Von nun an nimmt Ambre et Vanille einen normaleren Verlauf.
Es kommt eine schöne Vanille/Heliotrop/Tonka-Phase mit Iris, wobei es recht viel Tonka ist und das erst Mal fällt mir auf, dass Tonka, wenn es intensiv ist, auch etwas scharf riechen kann.
Im Verlauf der vielen folgenden Stunden entwickelt sich der Duft immer mehr in Richtung Vanille.
Er hält insgesamt weit über 15 Stunden. Am Ende bleibt er lange Zeit einfach als weiche, warme Tonka und Vanillebasis mit Resten von Iris erhalten. Amber, auch wenn im Namen aufgeführt, rieche ich zu keinem Zeitpunkt heraus.
Ich habe jetzt zwei Lippenstift-Düfte. Einen Immergeher und diesen hier, Ambre et Vanille.
Der geht nicht immer. Mit Sicherheit wird er das Umfeld spalten mit seiner Fähigkeit, sowohl Begeisterung als auch Ablehnung hervorzurufen und das auch noch gleichzeitig. Dabei sind Tages- und Jahreszeiten zweitrangig.
Ich bin fasziniert von diesem Duft und kann, seit ich ihn habe, nicht von ihm lassen.
Aber in der Öffentlichkeit: Achtung! Kann altbacken und plüschig wirken! Kann Mitmenschen verschrecken! Aber, kann sicherlich auch dazu führen, dass Menschen es nicht mehr schaffen, sich aus der unmittelbaren Duftaura wieder zu lösen. Diese Leute hätte man dann 12-15 Stunden an den Hacken....
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