Byzantine Amber 2023

Mourant
09.03.2023 - 11:48 Uhr
30
Top Rezension
9
Duft

Amber Wein in neuen Schläuchen

Ja, im Hause Bianchi füllt man mal wieder alten Wein in neue Schläuche, aber es ist zumindest ein guter Wein. ;)

BYZANTINE AMBER zeigt sich für mich bereits im Auftakt von seiner besten Seite: Goldene Ambra, leicht rauchig, schmierig und süffig, zitrisch in Form gehalten. Ich mag den (stechenden) Geruch von Bergamotte isoliert und zu dominant eingesetzt nicht, hier erfüllt sie dezent und geschickt einen wichtigen Zweck, verleiht eine Klarheit schaffende Glasur, was den Duft (zumindest zunächst) nicht in die in sich zusammenfallende Schwammigkeit abdriften lässt (etwas, das mich an bisher getesteten Bianchis mit Ausnahme vom wunderbar harten, klar konturierten The Black Knight störte). Da mir vor allem der Auftakt zusagt, empfiehlt sich in einem solchen Fall wohl vorwiegend das Sprühen auf Haar/Kleidung.
Und ich könnte schwören, da ist schon wieder Bianchis obligatorische Irisbutter drin. ;) Vielleicht ist das aber auch eine cremige Ledernote oder die zimtige Pudrigkeit in Kombination mit der Rosengeranie oder es liegt an der (Gesamt-) Zusammenstellung (der Harze). Wie dem auch sei, man wird an andere Düfte erinnert:
Statements erwähnten bereits die Ähnlichkeit zu Düften wie The Lover's Tale , The Dark Side , Under My Skin . Alle Genannten konnten mich nicht gänzlich abholen. Die Amber/Ambra-Note verleiht BYZANTINE AMBER jedoch trotz Ähnlichkeit zum Bekannten das mir bisher fehlende I-Tüpfelchen, weshalb er mir deutlicher zusagt.

Ich hätte mir nach dem (für meinen Geschmack mit genau den richtigen Schlagwörtern ausgestatteten) Pressetext noch etwas mehr von der Gesamtwirkung des Duftes jenseits des wunderbaren Auftakts erhofft und bin mir noch nicht sicher, ob ich die Note noch ändern werde und ob er Ambra Aurea für mich „vom Thron stoßen“ kann (und ob er das überhaupt muss, fraglich in beiden Fällen): Ich finde BA im bisherigen Vergleich nicht ganz so opulent, dekadent und archaisch wie AA und wie erwartet, was allerdings auch ein Vorteil sein kann, je nach Anlass und Geschmack.
Wenn ich BA etwas vorwerfen würde, dann dass er als geballte Harz-Balsam-Bombe im Verlauf eine Spur zu süß und monoton wird und dass das Leder (zumindest an mir) nicht wirklich spürbar zum Tragen kommt.

Ich empfand Bianchi-Düfte bisher nie als sonderlich komplex und raffiniert, sondern eher fragmentarisch, rau, grob. Ohne Wertung zu verstehen. Manchmal sucht man und manche suchen ja genau so etwas. BA reiht sich für mich in diesen Stil ein. Ein solider, schöner Duft, man sollte jedoch nichts bahnbrechend Neues erwarten bzw. kann genau das erwarten, was man von Bianchi gewohnt ist.

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Von der Sillage und Haltbarkeit werde ich bei normaler Dosierung nicht erschlagen, obwohl Bianchis Düfte berüchtigt für ihre Intensität sind. Hier liegt meiner Meinung nach zum einen Wahrheit, zum anderen Missverständnis/Misseinschätzung [/Missbrauch? ;)] vor: Bianchis Düfte sind ja tatsächlich Extraits (daher intensiv), sollten aber genau deswegen sehr sparsam dosiert werden, hierzu wird sogar auf offizieller Seite explizit in den Begleittexten geraten. Weniger ist hier deutlich mehr (weshalb ich die kleinen 30 ml-Flakons begrüße). Erschlagen zu werden oder nicht, hat man hier also meiner Meinung nach selber in der Hand/den Fingern. ;)
Für wen die Parfums dennoch zu heftig, aber nach wie vor interessant sind: Zu manchen Düften der Marke gibt es übrigens auch Sublime Oil-Versionen, die geringere Konzentrationen aufweisen als die Parfums. Sehr kulant. ;)
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