Tabac Original Mäurer & Wirtz 1959 After Shave Lotion
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Top Rezension
Wo war Deine Chance?
Ende der achtziger Jahre, als ich pubertierend die Fühler in Richtung aushäusigen, abendlichen Unterhaltungsprogramms ausstreckte, wurde ein schicker Flakon in Papas Badezimmerschrank immer verlockender. Der stand dort bereits einige Jahre, weil mein alter Herr derlei allenfalls im Nanoliter-Bereich einsetzte. Und nach der einen oder anderen vorsichtigen (gewiss bemerkten und taktvoll unkommentierten) Entnahme meinerseits lag irgendwann die Frage nahe, ob ich nicht ebenfalls mal sowas Schönes bekommen könne. Merkwürdigerweise bin ich nicht auf die Idee gekommen, mir einfach was zu kaufen. Obwohl ich als Fahrschüler jeden Tag in der Stadt unterwegs war.
Wenig später brachte mir meine Mutter (sic!) Tabac mit. An der EdT/EdC-Verwirrung muss ich mich übrigens nicht beteiligen. Ich bin ganz sicher, welche Flasche ich hatte - es war die mit rot, nicht die mit blau. Doch was soll ich sagen: Ich war enttäuscht, maßlos enttäuscht. Mein Vater nannte das schicke, moderne (und viel teurere!) After Shave Giorgio for Men von Giorgio Beverly Hills sein Eigen und ich hatte bloß das ubiquitäre Tabac.
Von Düften & Co. hatte ich seinerzeit keinerlei Ahnung, weiß nicht einmal mehr, ob es das After Shave oder das Cologne war; ich habe auch kaum alte, geruchliche Erinnerungen, außer der einen, dass Tabac mir im Vergleich zu Giorgio insgesamt dunkler, zurückgenommener – und langweiliger vorkam. Und als ich ihn nun neulich mit etwas mehr Erfahrung in einem Drogeriemarkt nach all den Jahren kurzerhand mal wieder aufgesprüht habe, dachte ich: „Wo war Deine Chance? Du hattest keine.“ Gemein von mir. Denn er ist natürlich keineswegs schlecht mit seinem maskulin-understatementigen Auftritt nach dem frischen Start. Ob er für mich damals das Richtige war, bezweifele ich. Ich bin nicht so der männliche Typ und als dürrer, pickeliger Jugendlicher war ich’s schon gar nicht. Schließt sich angesichts von Giorgio for Men als Objekt der Begierde die Frage an, was von den typischen Achtziger-Dingern überhaupt zu mir gepasst hätte. Bei der Benutzung von Santos frage ich mich ja selbst heute gelegentlich, wer da jetzt eigentlich wen trägt.
Tabac und ich, wir werden in diesem Leben vermutlich keine Busenfreunde mehr. Aber es ist ein bisschen wie beim Abi-Treffen. Jahrzehnte des Abstands rücken einstige Unverträglichkeiten und Animositäten ins rechte Maß und ermöglichen plötzlich entspannten Umgang miteinander. Man (hier: ich) ist halt erwachsen geworden und hat seinen Platz gefunden. In diesem Sinne: Ich reiche Dir die Hand, Tabac!
Wenig später brachte mir meine Mutter (sic!) Tabac mit. An der EdT/EdC-Verwirrung muss ich mich übrigens nicht beteiligen. Ich bin ganz sicher, welche Flasche ich hatte - es war die mit rot, nicht die mit blau. Doch was soll ich sagen: Ich war enttäuscht, maßlos enttäuscht. Mein Vater nannte das schicke, moderne (und viel teurere!) After Shave Giorgio for Men von Giorgio Beverly Hills sein Eigen und ich hatte bloß das ubiquitäre Tabac.
Von Düften & Co. hatte ich seinerzeit keinerlei Ahnung, weiß nicht einmal mehr, ob es das After Shave oder das Cologne war; ich habe auch kaum alte, geruchliche Erinnerungen, außer der einen, dass Tabac mir im Vergleich zu Giorgio insgesamt dunkler, zurückgenommener – und langweiliger vorkam. Und als ich ihn nun neulich mit etwas mehr Erfahrung in einem Drogeriemarkt nach all den Jahren kurzerhand mal wieder aufgesprüht habe, dachte ich: „Wo war Deine Chance? Du hattest keine.“ Gemein von mir. Denn er ist natürlich keineswegs schlecht mit seinem maskulin-understatementigen Auftritt nach dem frischen Start. Ob er für mich damals das Richtige war, bezweifele ich. Ich bin nicht so der männliche Typ und als dürrer, pickeliger Jugendlicher war ich’s schon gar nicht. Schließt sich angesichts von Giorgio for Men als Objekt der Begierde die Frage an, was von den typischen Achtziger-Dingern überhaupt zu mir gepasst hätte. Bei der Benutzung von Santos frage ich mich ja selbst heute gelegentlich, wer da jetzt eigentlich wen trägt.
Tabac und ich, wir werden in diesem Leben vermutlich keine Busenfreunde mehr. Aber es ist ein bisschen wie beim Abi-Treffen. Jahrzehnte des Abstands rücken einstige Unverträglichkeiten und Animositäten ins rechte Maß und ermöglichen plötzlich entspannten Umgang miteinander. Man (hier: ich) ist halt erwachsen geworden und hat seinen Platz gefunden. In diesem Sinne: Ich reiche Dir die Hand, Tabac!
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Darauf einen Persicopokal.