Tabac Original 1959 After Shave Lotion

Tabac Original (After Shave Lotion) von Mäurer & Wirtz
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8.1 / 10 174 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Mäurer & Wirtz für Herren, erschienen im Jahr 1959. Der Duft ist würzig-holzig. Es wird noch produziert.
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Frisch
Ledrig
Blumig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
AldehydeAldehyde LavendelLavendel NeroliNeroli BergamotteBergamotte ZitroneZitrone
Herznote Herznote
GartennelkeGartennelke IriswurzelIriswurzel JasminJasmin SandelholzSandelholz
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos MoschusMoschus TabakTabak AmberAmber TonkabohneTonkabohne VanilleVanille
Bewertungen
Duft
8.1174 Bewertungen
Haltbarkeit
7.1148 Bewertungen
Sillage
6.7150 Bewertungen
Flakon
7.2161 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
9.276 Bewertungen
Eingetragen von DonVanVliet, letzte Aktualisierung am 11.03.2025.

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Rezensionen

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10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Yatagan

410 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 54  
Ein Nachkriegsmärchen
Es war einmal eine Zeit in Deutschland, als das Wünschen auch nicht mehr viel half. Da meinten Männer, richtige Männer, dass es unstatthaft für einen Kerl sei, sich zu parfümieren, dass es gar unstatthaft sei, ein Rasierwasser zu verwenden.

In der europäischen Nachbarschaft war man da schon längst weiter: In Frankreich galt spätestens seit der Lancierung von Caron pour un homme (1934), dass auch Männer gut zu riechen hatten - und in England war die gute alte Tradition, dass gerade Düfte Männlichkeit gut zu unterstreichen vermögen, fast bruchlos bis ins 20. Jahrhundert gerettet worden. Dort wählte man Colognes aus Dufthäusern wie Trumper, Harris und Floris, die in der Regel mindestens seit dem 19. Jahrhundert bekannt waren.

Nicht aber in Deutschland: Dort duftete zwar Gretel, nicht aber Hänsel und so kam es, wie es kommen musste. Erst nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und dem allmählich dämmernden Bewusstsein von Schuld und notwendiger Sühne geschah etwas Merkwürdiges: Die Soldaten des fremden Königs, der sich amerikanischer Präsident nannte, dufteten nach jeder Rasur stets gut nach ihren Rasierwässern amerikanischer Produktion. Die deutsche Gretel fand das gar nicht unattraktiv und so besann sich der deutsche Hänsel, es auch einmal zu versuchen. Wenn schon die Soldaten des fremden Königs durch den Gebrauch von Duft nicht unmännlicher wurden, sondern sogar eine Völkerschlacht gewinnen konnten, so würde es wohl den deutschen Männern auch nicht schaden (Quelle: Handelsblatt - im Gegensatz zur Darstellung in Wikipedia. Verlässlicher ist hier das Handelsblatt, da die amerikanischen Düfte alle älter sind: Williams, Mennen etc.).

Doch woher nehmen und den Fremden nicht stehlen? So besann sich ein wackerer Produzent aus heimischen Landen darauf, ab 1951 eine wohlriechende Seife herzustellen, die schon bald reißenden Absatz fand. Diese Seife hörte auf den Namen Tabac und roch vermutlich so ähnlich wie das heute noch bekannte und berühmte Cologne gleichen Namens. Schon ein Jahr später sah man sich aufgrund des großen Erfolgs gezwungen, den Produktnamen um das Wort „original“ zu ergänzen, um sich von Nachahmern abzugrenzen, die auch einige goldene Hellerlein vom Schatz abhaben wollten.

Noch immer jedoch waren die deutschen Männer nicht reif für eine ganze Produktpalette, ergänzt um After Shave, Pre Shave oder sogar ein Cologne, die dann erst gegen Ende der 50er Jahre folgte. Und so stimmt es auch eigentlich nicht, dass dieser Duft bereits seit dem Jahre 1951/52 existiere, wie auf der Parfumo-Seite zum Eau de Toilette dieses Duftes zu lesen ist. Das trifft im engeren Sinn nur auf den Duftstoff der o.g. Seife zu. Als After Shave kam er 1959 in den Handel, wie hier beim After Shave korrekt vermerkt und auf der Homepage von Mäurer & Wirtz nachzulesen.

Zeitreisenden sei die Homepage schon allein deshalb ans Herz gelegt, weil es dort eine Sammlung alter Werbeplakate von Tabac original zu bewundern gibt, beginnend mit der ersten Werbekampagne aus dem Jahr 1959, über die Swinging Sixties zu den schrillen Siebzigern, von den coolen Achtzigern und Neunzigern bis in die Post-Postmoderne unserer Tage. Trotz des sich wandelnden Zeitgeistes: Tabac original blieb sich dabei auch im Bild immer treu, nie so ganz konservativ, nie ganz progressiv, ein bisschen kernig, aber auch charmant, klassisch und ein ganz klein wenig verspielt (im Duft angedeutet durch die blumigen Akzente).

Warum veröffentliche ich meinen Kommentar auf der Seite des After Shaves? Das After Shave ist weitgehend identisch mit dem Cologne, nicht aber das Eau de Toilette, das vom Originalduft abweicht, wie auch gelegentlich in Kommentaren zu diesem Duft korrekt zu lesen. Ich persönlich bevorzuge ganz klar den Geruch des Colognes und kann nur empfehlen, dieses zu kaufen, beim Kauf also die Augen aufzuhalten, da das Cologne in Drogerien oftmals direkt neben dem Eau de Toilette steht und dies zumeist auch noch leicht verwechselbar verpackt in der gleichen Flasche (Schüttflakon im Opalglas im klassischen Amphorendesign oder Sprayflakon in der länglichen Zylinderflasche).
Dennoch: Auch das Eau de Toilette gefällt mir gut und von Zeit zu Zeit nutze ich auch dieses recht gern.

Wir schreiben das Jahr 2013. Die Zeit, in denen das Wünschen noch half, ist lang vorbei. Der Duftmarkt ist indessen größer und größer, unüberschaubarer und unüberschaubarer geworden. Wer meint, das wäre schön, der verkennt die kapitalistische Produktionslogik, die auf ein Immer-mehr-und-mehr setzt und dabei den Verbraucher, uns, überrumpelt. Tiefer und tiefer führt uns der Wolf in den dunklen Tann und dabei merken wir gar nicht mehr, wie sehr wir die Übersicht verlieren und schließlich bereit sind, alles zu kaufen, nur um wieder schneller aus dem finsteren Wald der Sehnsüchte heraus zu finden. Die Qualität bleibt dabei schon lange auf der Strecke. Immer schwieriger wird es, in der Masse der gleichförmigen Düfte, die sich kaum noch von banalen Deos unterscheiden, herausragende Klassiker zu entdecken. Nischenmarken, die angeblich höhere Qualität zu exorbitanten Preisen verkaufen, helfen da nicht wirklich weiter, zumal gerade sie der kapitalistischen Spirale der Teuerung unterliegen. Wer außer uns Duftliebhabern ist noch in der Lage zu unterscheiden? Da hilft es manchmal, sich auf das Gute und Bewährte zu besinnen. Das meine ich nicht im Sinne einer konservativen Logik, denn Weiterentwicklung ist immer gut und richtig, so lange sie nicht auf Kosten der Menschen vonstatten geht, so lange sie dem Menschen dient.

Gut und bewährt aber ist Tabac original allemal, das ich darum jedem (männlichen) Duftliebhaber empfehlen möchte. Es ist ein Duft, der vor allem auch deshalb überrascht, weil der Name ein wenig irreführend ist. Tabakgeruch ist es nicht, den wir hier riechen (auch wenn man sich das einbilden mag), sondern aldehydische Noten, florale Noten (in den 50ern m.E. in einem Herrenduft sehr mutig) und holzig-würzige Akzente. Auch die Kartonage mit ihrem dunkelbraunen, klassisch gewordenen „Warenkistendesign“ führt in die Irre: Der Auftakt wird nämlich nicht durch dunkle, warme Ledernoten geprägt, sondern durch zitrische Komponenten und Lavendel. Abgerundet wird das ganze neben dem Blumenakkord durch Vanille und Tonkabohne. Ob das auch 1959 schon so war, vermag ich nicht sicher zu sagen (ich bin Jahrgang 1967), weiß aber noch dunkel, dass mein Vater neben „Russisch Leder“ (zu dem ein Kommentar folgt) immer wieder auch Tabac verwendete und damals am Frühstückstisch nach der Rasur wohl schon so roch wie ich heute, wenn ich es benutze. Tabac original ist darum für fast alle Männer auch ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit, als die Männer noch Jungs waren und die Väter noch junge Männer.

Natürlich ist Tabac original bei einem Parfümliebhaber nicht das Produkt der ersten Wahl. Es gehört aber m.E. in den gut sortierten Parfumschrank eines jeden Mannes, sei er progressiv oder konservativ, zu welchem Milieu auch immer er gehören mag, wie alt er auch sein möge. Der Preis jedenfalls liefert keine Ausrede, diesen Duft nicht zu besitzen, zumal er für mich zur positiven Geschichte deutscher Parfumkunst (von Farina bis zur Gegenwart) gehört. Tabac gab es (zumindest für die meisten Generationen) irgendwie schon immer, gibt es noch und wird es vermutlich noch lange geben, denn die Firma scheint wirtschaftlich gesund. Und das ist dann wirklich ein bisschen wie im Märchen: Die gehen auch immer gut aus.
31 Antworten
10
Preis
10
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Axiomatic

133 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 46  
Für liebenswürdige Haustyrannen
Da steht es, das geschichtsträchtige Rasierwasser. Es sollte den Wendepunkt der Pflegekultur in Deutschland schaffen, welche karg und recht übersichtlich damals 1959 erschien.

Ein schöner ambrierter Duft, warm holzig, liebkosend blumig und pudrig.
Ja, Mäurer & Wirtz reichte die Hand, nicht die geballte Faust, nach der Rasur.

Der Schüttflakon ist der ursprünglichen Linie treu geblieben, minimale Änderungen waren vonnöten. Wenn man den Deckel abschraubt, lugt eine merkwürdige Plastikkappe hervor. In deren Mitte befindet sich eine kleine Öffnung, welche behutsam die pflegende Flüssigkeit tropfenweise beim Schütten freigibt.
Eine rührende Erinnerung an enthaltsame Zeiten kargen wirtschaftlichen Aufbruchs. Auch wenn es heute vielen nicht so erscheinen mag, die D-Mark für Rasierprodukte wurde in jener Zeit doppelt umgedreht vor dem Ausgeben.

Haptisch ist die Amphore ein Genuss. Das Glas fühlt sich gut an, der Deckel angenehm schwer und bestens verarbeitet. Ein Kleinod des Schlichten.

Und wie fühlt sich das auf der Haut an?

Schütt und klatsch!

Die Aldehyde eröffnen kräftig, nehmen die Hesperiden an die Hand und befreien die Lungen.
Die gereizte Haut brennt nicht nach dem Auftragen, na ja, vielleicht ein klitzekleines bisschen. So ein mini mini Aua für Zartbesaitete.
Aber dann setzt sofort die beruhigende Eigenschaft des Wässerchens ein, als hätte man einen Mikrofilm an Aloe Vera aufgetragen.

Der Duft wird blumig und etwas später pudrig. Der Lavendel begleitet perfekt die Gartennelke und Iriswurzel in ihrem Talkum-Gehabe. Der Jasmin ist sehr angenehm, kein lautes Raubtier, eher ein Schmusekater. Schonmal echten Jasmin abends gerochen? Bitte sehr!

Das Sandelholz verdient hier Applaus, recht natürlich und abgerundet weich schafft es die Einleitung des Ambrierten. Denn der Duft färbt sich in meiner Vorstellung bernsteinfarbig.
Überhaupt ist die Basis stabil und prima austariert bis zum Schluss.
Das Moos verleiht dem Ganzen eine gewisse Nähe zu einem Chypre, zögerlicher Moschus übt sich noch in vor 1968er Sittsamkeit.
Naschkatzen werden hier leider mit leerem Magen ins Bett gehen, Vanille und Tonkabohne unterstützen nur den Amber, einen quietschgelben Pudding rühren sie nicht um. (Zum Glück!)

Die Haut fühlt sich gepflegt an, nicht trocken und schon gar nicht angespannt. Das passiert nicht häufig bei zu hohem Alkoholgehalt in After Shaves.

Haltbarkeit? Lange, sehr lange!
Sillage? Erste Stunde kräftig, danach hautnah.
Schnupperfaktor? Hoch, sehr hoch! (Grins…)

Ach ja, da fällt mir doch glatt der inoffizielle Film zum Duft ein:
Der Haustyrann von 1959 in schwarzweiß gedreht.

Die Geschichte um zwei Streithälse spielt sich in München ab, genauer Bogenhausen.
Paul Perlacher (Heinz Erhardt), ein Kaffeehausbesitzer, ist nicht gerade für seine charmante Art bekannt.
Kein Wunder, denn am Anfang des Streifens sehen wir ihn und seine Mieterin Amalie Hartung (Grethe Weiser) aus dem Gerichtssaal wutentbrannt rausgehen.
Der Grund der juristischen Auseinandersetzung ist die wiederholte Ruhestörung der frechen Klavierlehrerin in deren Mietwohnung oberhalb der Perlachers. Es treibt Papa Perlacher an den Rand des Wahnsinns.
Sogar sein kleiner Sohn nennt ihn schon Blindarm, weil er immer gereizt ist.
In dieser entzückenden (Fachjargon der damaligen Zeit) und turbulenten Komödie erleben wir so Einiges: den besagten juristischen Streit, das Kaffeehaus in wirtschaftlich schwerer Lage, ein sich heimlich liebendes Paar beider antagonistischen Familien und jede Menge Tanzeinlagen zu den Liedern von Willy Hagara.

Was das Ganze mit dem After Shave zu tun hat?

Trommelwirbel…

In der Mitte des Films erwartet Herr Perlacher eine wichtige Mitteilung des Gerichts.
Als der Postbote klingelt, ist unser Väterchen schön eingeseift beim Rasieren.
Und hier hätte man das perfekte Product-Placement schaffen können!

„Herr Perlacher,
wir von der Firma Mäurer & Wirtz möchten Ihnen heute ein kleines Wunderwasser vorstellen.
Unser Pflege nach der Rasur wird im Handumdrehen Ihre Gemütslage verbessern!
Lassen Sie sich von den Aldehyden befreien!
Sehen Sie hier, der Lavendel wird Ihre cholerischen Ausbrüche zügeln!
Das Blütenpuder zaubert Ihnen eine Friedensaura ins Gesicht!
Und die ambrierte Holzbasis rückt Ihnen das Herz wieder an die richtige Stelle!

Denn ob jung oder alt
reich oder arm
Ob es blitzt oder knallt
Mit Tabac Original
wird es rasch wieder warm!“

Und so endet die Rasur wie der Film, ein schnuckeliges Happy End mit Friedenstauben.

30 Antworten
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Taurus

1113 Rezensionen
Taurus
Taurus
Top Rezension 22  
Schrottwichteln
Kurz vor Weihnachten passiert es in unseren Gefilden immer wieder: einige Kollegen bringen als kleine besinnliche Ablenkung des Arbeitsalltags das so genannte Schrottwichteln ins Spiel.

Für alle, denen das nichts sagt: Schrottwichteln gibt es in mehr oder weniger zwei Versionen, wobei die Basis gleich ist. Eine davon ist, dass jeder von zu Hause einen möglichst schrottigen, unliebsamen Gegenstand mitbringt, den man im Prinzip schon immer auf galante Art loswerden wollte, halt auch irgendwie zu schade wäre, ihn direkt in die Mülltonne zu katapultieren. Dieser wird dann in Zeitungspapier uzur fröhlichen Runde mitgebracht und dann unter den Anwesenden verlost und ausgepackt. Als Verschenker bleibt man natürlich so weit es geht anonym.

Bei der zweiten Variante werden die Namen der zu Beschenkenden vorab gelost, so dass man sich daheim überlegen kann, wie arg es den anderen treffen könnte. Zumindest prangt der Name am Geschenk und man darf sich fragen, ob es die andere Person an einem selbst persönlich oder vielleicht doch allgemein meinte.

Jedenfalls bekam ich in besagter Runde ... ihr könnt es Euch schon denken, besagtes Tabac Original als After Shave Lotion als Schrottwichtelgeschenk, wobei ich überrascht, aber keineswegs verärgert war. Im Gegenteil – ich war froh, denn damit konnte ich eher was anfangen, als mit irgendwelchen fiesen geschmacklosen Staubfängern. Insgeheim fragte ich mich, ob meine Parfumobsession dem Schenker bekannt war und man es einigermaßen gut mit mir meinte oder man mir einen fiesen Streich spielen wollte.

Egal, das After Shave wirkte zwar gebraucht aber noch so gut wie randvoll und absolut in Ordnung, womit die Legitimation erbracht war in meine kleine Sammlung einzuziehen. Das ist immer noch weitaus besser, als zum Beispiel jene beigefarbene gehäkelte Bettwurst, die mal vor vielen Jahren bei einer anderen Schrottwichtelrunde in einem anderen Unternehmen den Besitzer wechselte. Zum Glück war ich nicht betroffen, doch ich glaube, dass war der tiefste Tiefpunkt aller Schrottwichtelgeschenke – und aller die noch kommen werden!

Ein Grund meiner Freude war auch, dass ich mich endlich mal intensiv mit Tabac Original auseinender setzen konnte, denn dieses Urgestein deutscher Nachkriegsherrenduftgeschichte wurde von mir bisher recht erfolgreich ignoriert. Zum einen gab es weder männliche Vorfahren in der Familie die es nutzten, noch gab es ausreichend Neugier ihn zu testen. Galt er bei mir trotz mangelnder Assoziationen doch als Ausgeburt der Piefigkeit, auch wenn Tabac Original mittlerweile fast schon wieder Kultcharakter hat.

Letzten Sonntag habe ich ihn dann nach ausgiebigem Stutzen meine Bartes aufgetragen und einwirken lassen. Angenehmerweise kommt die After Shave Lotion so weich und ohne Brennen, wie man es sich von anderen Rasierwässerchen wünschen würde. Das hat eher was von einer balsamischen Creme, vor allem geruchstechnisch, denn neben einer gehörigen Portion Moschus vernehme ich gleichzeitig einen Hauch Zitrone sowie eine aldehydige und leicht lavendelige Präsenz. Selbstverständlich fehlt weder die tabakartige Süße, welche hier sehr dezent ausfällt noch das im Hintergrund schwellende Eichenmoos. Von Würze oder Holzigkeit merke ich da weniger.

In dieser Zusammenstellung vermittelt mir Tabac Original das Gefühl, dass alles ok ist, also eher diesen beruhigenden Ansatz fährt, vielleicht dabei auch die Sexyness eines Komissbrots ausstrahlt.

Somit bleibt der Tabac Original erstmal in meiner Sammlung, wird aber wohl eher von mir an Tagen aufgetragen, an dem ich weniger unter Leuten bin – also bei Sonntagsspaziergängen an schmuddeligen Herbst- oder Wintertagen.
9 Antworten
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 27  
Wo war Deine Chance?
Ende der achtziger Jahre, als ich pubertierend die Fühler in Richtung aushäusigen, abendlichen Unterhaltungsprogramms ausstreckte, wurde ein schicker Flakon in Papas Badezimmerschrank immer verlockender. Der stand dort bereits einige Jahre, weil mein alter Herr derlei allenfalls im Nanoliter-Bereich einsetzte. Und nach der einen oder anderen vorsichtigen (gewiss bemerkten und taktvoll unkommentierten) Entnahme meinerseits lag irgendwann die Frage nahe, ob ich nicht ebenfalls mal sowas Schönes bekommen könne. Merkwürdigerweise bin ich nicht auf die Idee gekommen, mir einfach was zu kaufen. Obwohl ich als Fahrschüler jeden Tag in der Stadt unterwegs war.

Wenig später brachte mir meine Mutter (sic!) Tabac mit. An der EdT/EdC-Verwirrung muss ich mich übrigens nicht beteiligen. Ich bin ganz sicher, welche Flasche ich hatte - es war die mit rot, nicht die mit blau. Doch was soll ich sagen: Ich war enttäuscht, maßlos enttäuscht. Mein Vater nannte das schicke, moderne (und viel teurere!) After Shave Giorgio for Men von Giorgio Beverly Hills sein Eigen und ich hatte bloß das ubiquitäre Tabac.

Von Düften & Co. hatte ich seinerzeit keinerlei Ahnung, weiß nicht einmal mehr, ob es das After Shave oder das Cologne war; ich habe auch kaum alte, geruchliche Erinnerungen, außer der einen, dass Tabac mir im Vergleich zu Giorgio insgesamt dunkler, zurückgenommener – und langweiliger vorkam. Und als ich ihn nun neulich mit etwas mehr Erfahrung in einem Drogeriemarkt nach all den Jahren kurzerhand mal wieder aufgesprüht habe, dachte ich: „Wo war Deine Chance? Du hattest keine.“ Gemein von mir. Denn er ist natürlich keineswegs schlecht mit seinem maskulin-understatementigen Auftritt nach dem frischen Start. Ob er für mich damals das Richtige war, bezweifele ich. Ich bin nicht so der männliche Typ und als dürrer, pickeliger Jugendlicher war ich’s schon gar nicht. Schließt sich angesichts von Giorgio for Men als Objekt der Begierde die Frage an, was von den typischen Achtziger-Dingern überhaupt zu mir gepasst hätte. Bei der Benutzung von Santos frage ich mich ja selbst heute gelegentlich, wer da jetzt eigentlich wen trägt.

Tabac und ich, wir werden in diesem Leben vermutlich keine Busenfreunde mehr. Aber es ist ein bisschen wie beim Abi-Treffen. Jahrzehnte des Abstands rücken einstige Unverträglichkeiten und Animositäten ins rechte Maß und ermöglichen plötzlich entspannten Umgang miteinander. Man (hier: ich) ist halt erwachsen geworden und hat seinen Platz gefunden. In diesem Sinne: Ich reiche Dir die Hand, Tabac!
18 Antworten
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Prokion

96 Rezensionen
Prokion
Prokion
Sehr hilfreiche Rezension 14  
So roch Opi
Wir wohnten alle in einem Haus. Wenn ich als kleiner Stepke morgens aus meinem Zimmer kam lief ich am Badezimmer meiner Großeltern vorbei. Folgende Szene hat sich bei mir eingebrannt, ist sozusagen Teil meiner Kindheit. Opi seht vor dem Waschbecken. Graue Strümpfe, Cordhose mit grau-roten Hosenträgern die seitlich herabhängen, und Schiesser-Feinripp-Unterhemd. Er nimmt den Palmolive Rasierstift ( mit dem grünen eckigen Plasikfuß ) entfernt etwas die Silberfolie und beginnt dann mit seinem nassen Dachshaarpinsel den Schaum aufzuschlagen. Gründlich eingeseift ( das allein dauerte gut 3 Minuten ) nimmt er seinen silbernen Rasierhobel von Wilkinson und beginnt sich von links nach rechts mit der Wuchsrichtung zu rasieren. Danach der komplette zweite Durchgang, diesmal gegen die Wuchsrichtung. Danach einmal mit warmem Wasser und zuletzt mit kaltem Wasser das Gesicht saubergespült. Nach dem Abtrocknen kam Tabac Original After Shave drauf. Der warme aufsteigende Wasserdampf, das grünlich-seifige und dann das absolut unverwechselbare scharf-würzig-tabakartig-floral-trocken-herbe.
Auf Opis Badregal standen von links nach rechts: ein Kamm, eine Tube Brisk, Glas mit Zahnbürste und Pasta, eine Dose Nivea, Kernseife, besagte Rasierseife, Rasierer, Pinsel und After Shave. Das war alles. Und der ist auch klargekommen.

Tabac Original After Shave ist seit 57 Jahren ! auf dem Markt. Hätte es eine Bewustsein, ich glaube es würde manchmal über uns Parfumos nur müde lächeln.

Wenn ich manchmal im Drogerieregal einen Tester sehe, rieche ich daran und denke an Opi.

... auf die guten alten Zeiten. Schön war´s.
6 Antworten
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Duft
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